Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1869

DOI Kapitel:
No. 150
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29848#0606

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Aießen und auch im Umgänge nicht von einander
abgeschlossen werden sollen!
Und die Letztern werden wohl Recht behalten
und bei der Abstimmung über diesen Punkt ohne
Zweifel auch siegreich dnrchdringen.
Es handelt sich ja nicht darum, die Kinder
der wohlhabenden Bewohner auf die Bildung der
s. g. Volksschule herabzudrücken, sondern die Spröß-
linge der Unbemittelteren auf die Bildungsstufe
der wohlhabenderen Elasten emporzuheben und ihnen
so das werthvollste Capital auf den einstigen Le-
bensweg mitzugeben.
Im preuß. Abgeordnetenhaus kam jüngst eine
Petition um Aufhebung des Verbots der Ankün-
digung von s. g. Geheimmittelu ein. Die Com-
mission hat sich einfach dahin ausgesprochen, daß
derartige Ankündigungen wieder freigegeben und
alle einengendeu Gesetze aufgehoben werden möchten.
Die kölnische Ztg. rathet dringend zur Annahme
dieser Vorlage und auch die Red. des Schw. Mkr.
wünscht diesen Gegenstand in ähnlichem Sinn in
Württemberg erledigt zu sehen.
Wäre freilich gar nicht so übel für die Tages-
blätter, sowie für die Geheimmittelkrämer, wenn
die betr. Verordnungen aufgehoben würden,denn trotz
unserer aufgeklärten Zeiten spuckt der Aberglaube
noch in gar vielen Köpfen und — die Welt will
bekanntlich betrogen sein!
In Oesterreich wankt das Ministerium und
es scheint fast als sollte das Staatsschiff wieder
einmal in ein anderes Fahrwasser einlenken. Ein
Wunder ist es, daß das ganzs künstliche Staats-
gebüude nicht schon längst aus allen Fugen ge-
gangen. Eifersucht und Haß der verschiedenen
Nationalitäten, wovon jede das Schooßkind der
Monarchie sein möchte, lassen ein einmüthiges Zu-
sammenwirken und Handeln nun und nimmer zu
Stande kommen. Bald sind es die Czechen, bald
die Ungarn, und jetzt die Dalmatier, die der Re-
gierung schwere Sorgenmachen.
Das österr. Ministerium arbeitet jetzt ein
Programm aus, welches es dem Kaiser zur Billigung
vorlegen wird, und ist der damit nicht einverstan-
den, nun gut, dann tritt das Bürgerministerium
zurück und liefert eben neuerdings den Beweis,
daß, wie man es in Oesterreich auch anpacke, nie
zu einem gedeihlichen Ende kommen kann, weil man
mit Bigotterie, mit Vorurlheil und veralteten An-
schauungen nach allen Seiten hin zu kämpfen hat
und daher nie zum Ziele gelangt.
Vom ökum. Conzil lauten die Nachrichten sehr
verschieden, je nach der Farbe, welche die Blätter
tragen.
Ein Beispiel von der oft gerühmten, wahren
Gewissensfreiheit, die der Ultramontanismus
wo er herrscht, übt, gibt der Landamann des
schweizerischen Cantons Appenzell, welcher verordnet,
daß uiährend der Dauer des Concils (es können

Jahrzehnte darüber vergehen) alle weltlichen Lust-
barkeiten bei Strafe verboten sind!
Da handelt es sich also darum, die guten
Leute mit Gewalt fromm und selig zu machen!
Das wäre etwas für den Pfälz. Boten, so möchte
er seine Leute haben!
Österreichische Monarchie.
Cattaro, 18. Decbr. Die friedliche Unter-
werfung des größten Theils des Insurgenten Ge-
bietes ist nunmehr gesichert. Die Insurgenten von
Braic werden am 19. ihre Waffen im Fort Cos-
mac abliefern.
Triest, 18. Dec. Bezüglich des vom hiesigen
Stadtrathe beschlossenen und vom Präsidium dem
Kaiser bei seiner Anwesenheit Hierselbst überreichten
Begnadigungsgesuches hat Se. Majestät geäußert,
daß kein Herrscher so viele Amnestiecn erlassen,
wie er, und dafür mit solchem Undanke belohnt
worden sei, indem viele der Begnadigten sich gleich
wieder den früheren Umtrieben bingegeben ; indessen
wolle er den Bittstellern keineswegs die Hoffnung
benehmen und wie es seine Pflicht als konstitutio-
neller Monarch erheische, den Justizminister mit
einem genaueil lind ausführlichen Berichte beauf-
tragen, worauf die weiteren Entschließungen bekannt
gegeben würden.
Neueste Hspfemrachrrchten.
** Nürnberg, 19. Dec. Unter Bestätigung
meines Ergebenen vom 11. dss. bringe ich heute
zur Kenntniß, daß unser Markt in abgelaufenre
Woche abermals eine Verschlimmerung erfahren hat.
Den Anstoß dazu gaben die am letzten Diens-
tag, 14. dss., bedeutenden Zufuhren von ca. 250
Ballen, wovon bei gänzlichem Mangel an Käufern
kaum ein viertel umgesetzt werden konnte und wo-
bei die Preise neuerdings durchschnittlich um fl.
6—8 znrückgeworfen wurden; am darauffolgenden
Donnerstag waren zwar die Zufuhren klein, (nur
ca. 60—70 Ballen), allein bei dem Umstand der
auffallend geringen Kauflust, ist fast jede Zufuhr,
selbst die kleinste zu viel, weil die Lager an sich
noch sehr überfüllt sind. In besseren Branersortsn
erhält sich müßige Nachfrage noch aufrecht; doch
müssen auch diese Sorten entsprechend billiger ab-
gelassen werden, wenn sie Absatz haben sollen.
Im Allgemeinen befinden wir uns in einer
Stagnation und wenn im neuen Jahre der Con-
tinentalbedarf nicht stärker hervortritt, als bisher
und resp. der Export fortwährend todt bleibt, so
ist für das Geschäft noch das Schlimmste zu be-
furchten, trotz der geringen Erndten, die das Jahr
1869 für Süddeutschland und Böhmen rc. rc. nach-
weist. Zuwarten ist das Einzige, was sich dabei
thun läßt!
Von Preisen, welche vielfach nominell, kann
man folgende notiren:

allen mußte. Selbst seine düstere Laune, sein schwermüthi- > nur athiuete sie nach mehr in Kindlichkeit. Sie äußerte
zes Wesen gab ihm etwas Anziehendes; gab seinem Lächeln, s dabei von Zeit zu Zeit weit mehr Innigkeit in ihren Ge-
' fühlen. als sranchon. Ich möchte sagen, sie war von der

wozu er sich so selten bringen ließ, doppelten Werth. Wäh-
rend ihm Alles in der Welt nicht recht war, that er doch
Allen recht; und während er beständig etwas zu murren
hatte, war er die gutherzigste Seele von der Welt. Ich
trai einmal ins Zimmer, als Fanchon, inzwischen er mit
verschränkten Armen da saß und sie nicht ansehen mochte,
ihm das Haar von der Stirn strich und mit der Hand die
Falten seiner Stirn wcgzuglätten suchte. Ich gestehe, der
Anblick dieser Traulichkeit jagte meinein eifersüchtigen Ge-
müts) wahres Entsetzen ein. Sie dachte aber so wenig Ar-
ges dabei, daß sie, auch da ihre Aeltern zugleich mit mir
eintraten, ihre Stellung nicht im mindesten änderte, sondern
die Possen weiter trieb, über die wir Alle lachen mußten.
Da von ferner Abreise Rede ward, blieb sie so gleichgültig,
daß sie ganz in ihrer Art mit recht kölnischem Ernst ihm
den Rath gab : „Gehen Sic mit dem Herrn Hauptmann
nach Spanien. Da ist das wahre Paradies der Menschen-
feinde. Man tödtet sich, wo man einander begegnet, und
Sie, Herr von Orny, werden da der Menschen gewiß auf
die eine oder die andere Art los."
- Ähre Schwester Annette hatte denselben unzerstörlichen
'bmuth, Reseibe Lebhaftigkeit und Feinheit des Geistes-,

Natur mit einem der Empfindung alles Guten und Scho-
nen aufgeschlossenern Herzen begabt gewesen, als jene. Dies
schien auch in ihrem Gesicht, im Spiel ihrer Mienen aus-
gedrückt zu sein. Es ist mir unmöglich, das Geistige zu
sagen, was in allen ihren Zügen schwebte und, ich möchte
beinahe sagen, ihr ganzes Wesen vergeistigte. Sie hatte
im Aeußern ungemein viel Aehnliches mit ihrer Schwester,
in Gestalt, Bewegung, Stimme und Antlitz. Bei ihr aber
schien mir Alles edler zu sein, ohne daß ich den Grund da-
von anzngcben fähig wäre. Es lag in dieser Unschuld eine
wunderbare Hoheit. Ihre Gcsichtszüge waren regelmäßiger.
Man konnte sagen , sie war schöner, als Fauchonaber
unmöglich, welche von Beiden liebenswürdiger war.
Es machte mir nicht selten großes Vergnügen, die Uebcr-
einstimmungen, Verschiedenheiten und Vorzüge dieser beiden
herrlichen Wesen zu beobachten. Annette war mir anhäng-
licher. Herr von Orny gefiel ihr wegen seines düstcrn, zu-
weilen bizarren Wesens weniger. „So etwas widersteht
mir," sagte sie; „ich liebe den Himmel blau und rein."
Mit kindischer Vertraulichkeit thcilie sie mir alle ihre kleinen
Gcheimnisse^mil, forderte sie zu Allem, was- sie Vorhalte,

Hochprima ft. 100—105—110.
Pnma „ 88— 92— 96.
Secunda „ 72— 77— 85.
Tertia „ 55— 60— 66.
Die Eröffnung des SuezkanalsW
(Fortsetzung.)
Im klebrigen sehen wir daß die Befürchtungen
vor Sandwehen nur auf wenige Kilometer Er-
streckung im Engpaß von Toussum einigen Grund
haben.
Das Werk ist somit im Großen fertig und
wird Bestand haben; ob die Besitzer der Aktien
dabei verloren oder gewonnen haben darnach fragt
die Geschichte nicht, und nach Jahrzehnten werden
die Verluste verschmerzt und vergessen sein. In
runder ^umme hat der Kanal 300 Milk. Frcs.
gekostet, 200 Mill. betragen die 400,000 Aktien
ä 500 Frs., 100 Mill. die Anlehen auf den Kanal.
(Frankreich ist am Anlehen betheiligt mit 207,009,
Egypten mit 96,000, Oestreich mit 51,000, Ruß-
land mit 24,000, England, Amerika, Spanien je
mit 4—5000, die Schweiz mit 400, der Zoll-
verein mit 15 Aktien rc.)
Es bleibt zum Schluß noch ein Blick auf die
merkantile Bedeutung des Kanals übrig. Selbst-
verständlich ist, daß von der Benützung des Kanals
dessen Rentabilität abhängt. Die Presse von Frank-
l reich hofft eine-vollständige Umwälzung in den Ver-
hältnissen des europäischen Handels.
Die Wasserstraße von Suez sollte den Zugang
zum orientalischen Markte bilden und dessen Aus-
fuhr nach Europa in Zukunft den Weg über Mar-
seille und die Rhone heraus ins Innere von Frank-
reich bis ins Elsaß und am Rhein hin finden.
Neben solchen sanguinischen Hoffnungen, als ob
es Marseille gelingen könnte, dem näher an Port
Said gelegenen Triest, dem Thor zu dem östlichen
Centraleuropa, den Rang abzulaufen, macht sich
die Compagnie durch höchst unmotivirte Annahmen
Hoffnung aus Gewinn in Folge des Kanalzolls.
Die Kompagnie rechnet auf Schiffe von 2
Millionen Tonnen, die hin und zurück den, Kanal
benützen werden. Bei dem vorläufig sixirten Ka-
nalzoll von k0 Fr. per Tonne berechnet sie 40
Millionen jährlicher Einkünfte. Nach Abzug von
2 Mill. für Unterhaltung und den Zinsen aus
300 Mill. Anlagekapital bliebe dabei inaner noch
ein recht hübscher Gewinn für die Aktionäre.
Gegen diese leichtfertige, ungenaue Rechnungs-
weise ist seit Jahren die Mehrzahl der deutschen
Presse, namentlich Allg. Zeitung und Ausland
ausgetreten. Ihr wird es wesemlich zuznschreiben
sein, daß sich das deutsche Kapital so gut wie gar
nicht am Unternehmen betheiligt hat
—_(Schluß folgt.)_
B r i efj a st e rr.
Hr. H. Br. in S. Der Ordnung wegen müssen wir
erst um Berichtigung der cingesandtsn Rechnung ersuchen,
bevor wir einen neuen Änsertionsauftrag acceptiren können !

, meinen Rath. Selbst über ihren Anzug, und was sie wohl
kleide, mußte ich sprechen, und meine Meinung über den
Anzug Anderer geben. Mein Wort schien bei ihr viel zu
gelten.
Ich gestehe, das Kind fesselte mich sehr. Auch wußte
Annette so schön und beweglich zu bitten, da ich endlich am
achten Tage meines Aufenthalts zu Cransac den unveränder-
lichen Entschluß meiner Abreise an zeigte, daß ich mich
gezwungen sah, ihr nachzugeben, wenn der Herr von Orny,
der die Reise bis Perpignan mit mir zu machen entschlossen
war, und inehr als ich auf's Abreisen drang, noch ein paar
Tage zugeben würde. Denn es war mir lieb, den Herrn
von Orny zum Reisegefährten zu haben.
Ich erstaunte, da Orny kam und sellbst noch um einigt
Tage Aufschub bat. „Haben Sie sich von Annetten bereden
lassen?" fragte ich: „Das hätte ich gar nicht von Ihrem
eisernen Sinn erwartet."
„Ah!" sagte er, und fuhr sich mit der Hand über das
Gesicht, als wenn er eine Art Beschämung oder ein mattes
Lächeln, das ihn beschlich, wegwischen wollte:'-„Ich konnte
eOdem armen Kinde zuletzt nicht abschlagen, da ihm meine
Weigerung Thränen auspreßte.
(Fortsetzung folgt.)
 
Annotationen