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Die Gartenkunst — 3.1901

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Nr. 3
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Olbrich, Stephan: Gartenbauliche Plauderei von der Pariser Weltausstellung über Gebiete, welche noch wenig erörtert wurden
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https://doi.org/10.11588/diglit.22265#0063

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III, 3

DIE GARTENKUNST

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nebst mehreren „Grands prix“ erhalten zu haben. Ist doch
zu diesem Zwecke speziell noch kurz vor der Ausstellung
der Orden „merite agricole“ um eine Stufe höher, mit dem
Grad eines Commandeurs gegriindet worden, damit nur ge-
niigend Auswahl zum abstufenden Verteüen vorhanden war.

Man mufs auch ferner wissen, dafs Paris und Um-
gebung überhaupt das ganze grofse Frankreich verkörpert
und der Brennpunkt des ganzen Landes ist, und dafs auch
alle Einrichtungen stets darauf hin getroffen wurden. Man
wird sich dann auch nichtwundern, wenn beiderpermanenten
Ausstellung von lebenden Pflanzen sich. mit wenigen Aus-
nahmen nur Pariser Firmen beteiligten und nur bei den
vielen temporären Aussteilungen, welche immer 3—4 Tage
dauerten, sich auch entfernter wohnende Franzosen und hier
und da ein Ausländer beteiligten. Was dieses Gebiet be-
trifft, ist von einer Weltausstellung überhaupt nicht zu reden.
Aufser den bekannten Pariser Etablissements hatte sich von
andern Ländern nur Deutschland, Luxemburg, Holland und
Japan mit lebenden Pflanzen beteiligt, das deutsche Reich im
Verhältnis zu seiner GröfseunddemStande seinesGartenbaues
aber auch nur sehr bescheiden. Im ganzen 200 qm Obst-
formbäume und kaurn die Hälfte soviel an immergrünen
Pflanzen; während allein 7324 qm mit Obstformbäumen und
mehr wie 20000 qrn mit anderen Ausstellungspflanzen in
der permanenten Abteilung bedeckt waren. — Es hätte auch
gar keinen Erfolg gehabt, wenn sich speziell klimatisch
ungünstiger gelegene Länder mit den Meistern der Baum-
zucht, den Franzosen, hätten rnessen wolien. Diese werden
bei ihren günstigen Verhältnissen doch niemals in die Lage
kommen, Bäume und Sträucher importieren zu müssen, das
Gegenteil wird aber imrner der Fall sein.

Eine auffallende Erscheinung zeigte sich bei allen den
beteiligten grofsen gärtnerischen Firmen, nämlich die, dafs
alle stets und ständig in den gleichen Artikeln beteiiigt
waren, wiewohl sie selbige gar nicht als ihren Kulturzweig
betreiben. Keiner wollte dem andern in irgend einer An-
meldung nachstehen, ebenso war es bei den gleichen Aus-
stellern in den temporären Konkurrenzen. Schon seit Jahren
waren die Vorbereitungen zum Wettkampf getroffen und
Angestellte der Geschäfte hatten haib Europa bereist, um
passende Pflanzen für die Ausstellung zusannnen zu kaufen;
denn welclies Etablissement hätte auch alles selbst kultiviert,
was es ausstellte? Es erklärt sich daraus auch, dafs ver-
schiedene Aussteller beimSchlufs des grofsen Weltjahrmarkts
auf eine Ausgabe von 80 bis 100000 Franken zurück-
blicken können. Es mufste ja auch Platzmiete bezahlt
werden. Z. B. das Recht zum Aussteilen in der permanenten
Abteilung kostete je nach Gruppe 25 bis 50 Frs. und jeder
Quadratmeter im Freien 15 — 20 Cts. Bei den temporären
Ausstellungen mufste jeder Aussteller Frs. 5 für Anmeldung
und 10—20 Cts. für den Quadratmeter bei der jedesmaligen
Anmeldung zahlen, dabei selbstverständlich alle Kosten der
Aufstellung und Unterhaltung iibernehmen, die teilweise
sehr enonn waren. Die Aussteller in Materialien und
Hilfsmitteln für den Gartenbau hatten 50 Frs. Amneldungs-
gebühr und aufserdem 10 Frs. für deu Quadratmeter Raum
unter Dach zu zahlen.

Auf dem Aussteliungsfelde in Vincennes war die Sache

ziemlich billiger, aber die dort ausgestellten Bäume wären
besser zu Hause gelassen worden; selten verirrte sich ein-
mal ein Besucher an diese langen Reihen und nur dann,
wenn er in dem immensen Terrain sich bei Besichtigung
von allerlei Verkehrsmitteln verlaufen hatte.

Aufser der sehr grofsen Anzahl Formobstbäumen, von
welchen mancher Aussteller 3 — 400 Stück in den erdenk-
lichsten, tadellosesten Formen plaziert hatte, bildeten die
Coniferen und immergrünen Gehölze in der permanenten Ab-
teilung die Hauptsache und zwar in enormen Exemplaren,

Mit dem 4. Preise ausgezeichneter Entwurf zu einem Villengarten.
Verfasser: Eduard May, Gartentechniker. Frankfurt a. M.

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