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Die Gartenkunst — 3.1901

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170

DIE GARTENKÜNSf

III, 8

reicheFülle gartenkünstlerischenSchaffens fördert. Wirkönnten
nns auch darin wie in so vielem anderen ein Beispiel in der
Regsamkeit der Architekten nehmen, deren zahlreiche Ver-
einigungen sich keine Gelegenheit entgehen lassen, jeden irgend
wie hervoiTagenden Neubau sogar schon in den einzelnen
wichtigen Stadien der Entwickelung seinen Mitgliedern vorzu-
führen. Hätte ich doch selbst durch freundliche Fürsorge das
muskelstärkende Vergntigen, in dem Eisengestänge der frisch-
aufgerüsteten Berliner Domkuppel bis zum hochragenden
Laternenbalkon hinaufzuklettern und dem Einfiigen der Schluls-
krone in der Gewölbevierung der Charlottenburger Kirche aus
nächster Nähe zuschauen zu dürfen. Zugegeben selbst, dafs
dadurch mein gartenktinstlerisches Wissen um keinen Gran
schwerer wurde, so bleibt es doch nicht ohne Nutzen, zu sehen,
wie es die andern treiben. Warum sind unsere Grofsen in der
Gartenkunst so zurückhaltend mit ihren Schöpfungen? Doch
nicht aus Furcht vor kleiniichem Konkurrenzhader? Gott sei
Dank herrscht auch unter uns Berliner Gartenkünstlern durch-
schnittlich ein vornehm kollegialisches Einvernehmen und die
wenigen Fälle allerdings recht unlauteren Wettbewerbes, wie
sie in letzter Zeit bekannt wurden und immer weiter bekannt
werden mögen, werden hoffentlich nicht ansteckend weiter-
greifen und den guten Geist vernichten, der sich in dem
Schaffen der Berliner Gartenkunst zum Nutzen aller bis dahin
erkennen liefs.

Einer der wenigen, die ihre Arbeiten gern einem gröfseren
Koilegenkreise freimütig vor Augen ftihren, ist HerrLandschafts-
gärtner Wendt-Berlin. Er hatte uns am 10. Juni abermals zu-
sammengerufen, um seine Ilotelgärten zu besichtigen. Eine
reiche Schar wissensdurstiger Mitglieder strömte durch die im
Kreise rotierenden Giasthiirendes Hotel BristolUnter den Linden,
dessen reichgegiiederte Sandsteinfassade, iiberragt von der
goldgleifsenden maurisehen Kuppel, sich wie ein orientalischer
Fürstenpalast an der Berliner Prachtpromenade erhebt. Und
was das Äufsere versprach, wurde auch im Inneren gehalten.
Zwei langgestreckte, fast rechteckige Höfe, die die Berliner
Baupolizei den schaffenden Architekten abgerungen, hat man
mit richtigem Yerständnis ftir die Anforderungen eines vor-
nehmen Hotellebens dem Gartenkünstler tiberliefert. Und er
hat verstanden, die reichen Mittel würdig zu verwenden, die
man mit Opulenz ihm zur Verfügung stellte. Nicht in klein-
lichen Spielereien hat sich der Künstler hier verioren, nein, in
grofsen ruhigen Linien ist hier die gesamte zur Benutzung
frei gebliebene Fläche mit einem einzigen, durch keinen Weg
gebroehenen grünen Rasenteppich belegt, an dessen Rand man
kleine Silbertannen, Dianellen, Palmen zu zierlichen Arrange-
ments vereinigt und durch eingestreute bltihende Hortensien,
Geranien, Crassula cocciirea u. s. w. belebt hat. Einen kühnen
Tric hat man sich in Gestalt eines schmalen, bandartigen Zier-
weges geleistet, der mit kleingeschlagenen, dunkelrosa Ziegel-
steinen belegt eine frischgewagte kecke Farbenlinie bildet, die
sich parallel der Grundform des Terrains anschmiegt. Gerade
gegen diese Idee erhoben sich unter den Mitgliedern einzelne
Opponenten, man wollte das rosa Ziegelmehl lieber durch
Alternanthera amoena oder eine ähnliche Pflanze wtirdiger er-
setzt sehen, doeh möchte ich persönlich unter keinen Umständen
gerade in diesem Falle den Künstler korrigieren. So altmodisch
das Ziegelmehl auch erscheinen mag, an dieser Stelle wird man
es durch nichts auch nur annähernd in seiner Wirkung ersetzenj
können. Warum sollen wir nicht auch einmal altmodiscli sein
wenn man in allen anderen Künsten heute so liebevoll mit
der Biedermeierzeit kokettiert.

Zeigte sich in diesem Garten die gesamte Dekoration in
einer gleichmäfsig niedrigen Höhenlinie, die auf Wunsch des

Architekten kaum über die Höhe eines Meters emporragen
sollte, so bildete der andere Garten hierzu einen reizvollen
Gegensatz gerade in der Verschiedenheit der dekorativen Linien.
Eine langgestreckte Rasenfläche, deren anmutige Konturen
kräftige Epheubänder sauber umgrenzen, breitet sich vor der
eleganten, sommerlichen Speiseterrasse aus, zu welcher statt-
liche Palmengruppen einen wirksamen Anschluls geben. Kleine,
graziös eingestreute Blumöntrupps beleben die dunklen Blatt-
massen, während zierlich aü den Ilauswänden emporkletternde
Spaliergitter, von dunklen Epheuranken durchflochten, den
ganzen Garten umschliefsen und ihm den Charakter eines
idyllischen Laubenhofes geben, in den kein Ton des wenige
Meter voriiberbrausenden Strafsenlärms dringt; nur ein leicht
plätschernder Springstrahl mischt sich in die Laute der vor-
nehmen Hotelgäste, die hier mit begreiflicher Vorliebe ihre
Plauderstunde halten.

Ein ähnliches Arrangement finden wir in dem weiter nörd-
lich in der Friedrichsträfse gelegenen Savoyhotel, so dafs sich
weitere Details erübrigen. Auch im Hötel de Rome hat Herr
Wendt seit einiger Zeit seine gartenkiinstlerischen Zelte auf-
schlagen und einen ehemals öden Hof in einen allei'liebsten
Wintergarten umwandeln diirfen. Mit grofsem Geschick ist
der nicht sehr helle Kreisraum durch rote Fliesenwege und
weifse Ziegelkanten belebt, welche die kleinen Rasenflächen
umgrenzen und einen prächtigen Farbenton in die dunklen
Palmenmassen bringen.

Schätzen wir uns glttcklich, dafs unsere vornehmsten
Berliner Hotels der deutschen Gartenkunst Gelegenheit geben,
sich dem reichen Fremdenstrom von der vorteilhaftesten Seite
zu zeigen. Paris hat uns im vorigen Sommer den Beweis ge-
liefert, dafs man im Rufe der elegantesten und schönsten Stadt
der Welt stehen kann, ohne auch nur einen Schimmer dieses
feinempfundenen Gartengeschmackes aufzuweisen, wie er sich
in den oben genannten Berliner Hotels und weiterhin in seinen
zahlreichen Plätzen und Parks auf Scliritt und Tritt erkennen
läfst. Dort will man mit grofsen, verschwenderischen Blumen-
massen die Gunst des Publikums erobern, hier in der fein
kilnstlerischen Verwendung des zur Verfügung stehenden
Materials. Non multa, sed multum.

Sitzungsbericht der Gruppe Hamburg
vom 13. Juni 1901.

Der liebenswürdigen Einladung unseres Mitgliedes, des
Herrn G. Frahm, i. F. Timm & Co., Elmshorn, zur Besich-
tigung seiner Baumschulen und Abhaltung der diesmonatlichen
Sitzung in seinem Hause waren 14 Mitglieder unserer Gruppe
gefolgt. Gleich nach der Ankunft daselbst wurden wir zu-
nächst in dankenswerter Weise durch einen Imbifs gestärkt,
urn dann unter der Führung des Besitzers die ca. 70 ha grofse
Baumschule zu besichtigen. Wir bewundern die tadellos ge-
zogenen Alleebäume von Linden, Ulmen, Ahorn etc., ferner
prächtige Coniferen, unter denen namentlich ausgedehnte
Quartiere von Picea pungens argentea, P. pungens Kosteriana
und Abies concolor violacea in herrlichen Exemplaren sich
auszeichneten. Die vorgeschrittene Zeit mahnte an die Ab-
haltung unserer Sitzung und eröffnete der erste Vorsitzende,
Herr Chr. Koopmann, mit einer freundlichen Begrüfsung
die Versammlung um 6 Uhr.

Um Punkt 1 der Tagesordnung „Gärtnerischer Unterricht
in der hiesigen Fortbildungssehule“ entspann sich eine längere
Debatte. Nachdem Herr Hoff als Berichterstatter der dies-
bezüglichen Kommission nochmals seinen Antrag, nämlich
„den in hiesiger Gewerbeschule durch ihn seit Jahren ge-
 
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