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Die Gartenkunst — 3.1901

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Nr. 12
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Vereinsberichte
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III, 12

DIE GARTENKUNST

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Kanalprofiles und durch Ausbaggerung der vorhandenen
Schlammahlagemngen die Fahrrinne gesichert. Der halb-
versumpfte Schönowsee bei Teltow wird durch den dort zu einem
Hafen erweiterten Kanal trocken gelegt. Ob der Kanal auch
durch den Teltowsee oder daran vorbei geführt werden wird,
ist noch unentschieden, weil die Yerhandlungen bezüglich der
Entschädigungen derlnteressenten nochnichtabgeschlossen sind.

Um einen Einblick in die umfangreichen und interessanten
Arbeiten für diesen Kanalbau zu erhalten, hatten sich am
14. Oktober, nachmittags um 3 Uhr, etwa 30 Mitglieder des
Vereins deutscher Gartenkünstler aus Berlin und dessen Um-
gebung auf der Station Neubabelsberg bei Potsdam einge-
funden. Unter der Führung der Herreu Hofgärtner Nietner-
Babelsberg und Bauführer Kunert, welcher an der Hand von
Spezialplänen die Arbeiten eingehend erläuterte, wurden zu-
nächst bei Kohlhasenbrück die provisorischen Verlegungen der
daselbst vom Kanal durchkreuzten Eisenbahnlinien und die
damit verbundenen ebenso schwierigen wie den Kanalbau
verteuernden Erdarbeiten besichtigt. In nur geringen Ent-
fernungen von einander werden dort drei Eisenbahnbrüeken
notwendig für die Ueberführungen der Berlin-Potsdam-Magde-
burger, der Wetzlarer und der Wannsee-Bahn. Zwischen den
ersteren beiden Bahnstrecken ist aufserdem noch eine Brücke
erforderlich für die gemeinsam über den Kanal geführten
Chausseen nach Stolpe und Zehlendorf, den sogenannten
Königsweg.

Die Erdarbeiten (Aushub, Abfuhr und Planierungen) sind
Unternehmern iibergeben, welche das Material auf Feldbahnen
mit Lokomotivbetrieb befördern. Der kleinere Teil des Aus-
hubes wird zur Aufhöhung niedriger und zur Zuschüttung
sumpfiger Flächen in der Nähe des Kanales, sowie zur Her-
stellung seitlicher Dämme und Böschungen benutzt, während
der weitaus gröfsere Teil auf be-
sonders zu pachtenden, teilweise
anzukaufenden Terrains abzulagern
ist. Der Boden besteht zumeist
aus Sand, in den tieferen Schichten
aus iehmigem Sand und sandigem
Lehm. Das Bekethal enthält Moor-
erde, welche zur Verbesserung des
Sandbodens für die Rasenböschun-
gen benutzt wird. Im oberen Teile
des Bekethales 'hat die Moorerde-
schicht eine Mächtigkeit bis zu 7 m;
es läfst sich daher annehmen, dafs
bei event. Förderung von gröfseren
Mengen Moorerde daselbst ein Teil
später für gärtnerische Kulturen
billig abgegeben wex'den düi'fte. Bei
der Herstellung der provisorischen
Dämme ftir die Wetzlarer und
Wannsee-Bahn wurde durch die
Last des Anschüttungsmatei'ials der
Moorboden dcs Bekethales zu bei-
den Seiten der Bahndämme hei-aus-
getrieben, so dafs der infolgedessen
sich senkende Bahnkörper nach
probeweiser Belastung mehi-mals
nachgeschüttet werden mufs.

Von der Höhe des Dammes
der Berlin - Potsdam- Magdeburger
Eisenbahn aus konnte man den
Querschnitt des Kanales durch das
Bekethal überblicken. Daselbst weist

der Kanal, welcher in einer Sohlenbreite vou 20 m und bei
Noi'malwasserstand in einer Tiefe von 2 m am Böscliungsansatz
und 2l/a m in der Mitte durchgeführt wird, diejenigen Böschun-
gen auf, welche für Strecken angewendet werden, in welchen
der Grund und Boden am billigsten ist (vergl. Profil 1). Bis zu
einer H.öhe von 20 cm unter dem Normalwasserstand ist die
Böschung eine dreifache, danebeix befindet sich ein 1 m bi'eites
mit Schilf bepflanztes Bankett, und hiei'über folgt eine zwei-
fache Böschung. Zur Verhütung der Absptilung der unter
Wasser befindlichen Böschung ist 80 cm vom Schilfbankett
entfernt eine etwa 2 m tiefe Pfahlreihe angeordnet, welche
durch einen Holm verbunden und durch eine Packung von
Kalksteingrutz geschützt ist. Der oberhalb dieser Befestigung
bis zum Schilfbankett übrigbieibende Böschungsteil wird durch
die Schilfbestockung gehalten.

Von der Wannseebahn-Ueberführung an wird der dort zu
einem Hafen mit anliegendem Lösch- und Ladeplatz erweitei'te
Kanal in einem Radius von 500 m in die Fahrrinne des
Griebnitzseees geleitet.

Auf dem bereit stelienden Dampfboot g'ing darauf die Fahrt
von der Station Neubabelsberg nach Klein-Glienicke durch
den Gi'iebnitzsee, an dessen bald schroffer, bald sanfter ab-
l'allenden Ufem sich einerseits Waldungen, der königliche
Potsdamer Forst, hinziehen, andrerseits anmutige, von sauber
unterhaltenen Gärten umgebene Villen. Von Klein-Glienicke
aus wurden nun die dort schon weit vorgeschrittenen Durch-
stichsax'beiten des Kanales zwischen dem Griebnitzsee und der
Glienicker Lake, einer zwischen den Schlofsparks von Babels-
berg und Glienicke gelegenen Havelbucht, in Augenscheiix
genommen.

Die eiserixe Brücke der den Kanal kreuzenden Chaussee
von Neuendorf-Nowawes nach Klein-Glienicke ist bereits fertig-
 
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