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Die Gartenkunst — 3.1901

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Vereinsberichte
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288

DIE GARTENKUNST

IU, 12

gestellt. Die dortigen Uferbefestigungen erheischen besonders
an der steil abfallenden Babelsberger Seite und infolge der
höheren Bodenwertc bedeutendere Kostenaufwendungen. In
einem Abstande von 13,3 m von der Kanalmitte ist eine
Spnndwand von 6 cm Stärke rnit davorstehender durch einen
Holm verbundener Pfahlreihe angebracht. Oberhalb der Spund-
wand werden die mit l'/g-facher Neigung angelegten Bösclrungs-
flächen mit 8 cm starken Cementbetonplatten auf einer 10 cm
starken Lage von Kalksteingrutz bis 60 cm über dem Normal-
wasserstand befestigt, woran sich eine zweifache Böschung
scliliefst (vergl. Profil 2).

Innerhalb bebauter Gebiete, wo also der Grunderwerb sich
am teuersten stellt, erhält der Kanal eine Sohlenbreite von
22 m. Bis zu einer Höhe von 20 cm unter dem Normalwasser-
stand befindet sich ein Betonkörper zwischen Spundwänden,
deren vordere Neigung 1 : J/5 beträgt. Von 0,2 unter dem
Normalwasserspiegel bis 2,5 iiber demselben folgt eine iin
Verhältnis 1 : 1 /^ verlegte Abdeckung mit 25 cm starken Granit-
platten, worüber der Böschungseinschnitt mit 2-facher Anlage
folgt (vergl. Profil 3).

Von der Krone wurde für den Kanalbau ein 46 ar urn-
fassender Streifen des Parkes von Babelsberg abgetreten. Das
dort in grofsen Mengen gewonnene Material wird zur An-
schüttung feuchter, an der Havel nach Neuendorf zu gelegener
Wiesenflächen des Babolsberger Schlofsparkes verwendet und
dorthin auf Feldbahnen befördert. Ein grofser Dampfbagger
ist am Ausflufs des Kanales in die Havelbucht fortgesetzt in
Thätigkeit.

Aui'ser der bereits erwähnten Kanalerweiterung zwischen
dem östlichen Ufer des Griebnitzseees und der Wannseebahn
zu einem Hafen sind noch Hafenanlagen mit anliegenden
Lösch- und Ladeplätzen vorgesehen östlich der Berlin-Potsdam-
Magdeburger Eisenbahnlinie, vor der Schleuse bei Klein-Mach-
now, sowie für alfe vom Kanal bertihrten Ortschaften, als
Teltow, Lichterfelde, Steglitz, Lankwitz, Tempelhof, Marien-
dorf, Britz, Rixdorf.

Nach kurzer Rast im Restaurant an der Havelbucht zu
Klein-Glienicke verabschiedete man sich vom Herrn Bauführer
Kunert mit dem Ausdruck des Dankes für die freundliche
Führung und die eingehende Erläuterung der Kanalarbeiten.
Zurück gings darauf mit dem Dampfboot nach der Station
Neubabelsberg und von dort naeh Berlin zur Oktobersitzung
des Vereins Deutscher Gartenkünstler.

Niederschrift der Sitzung der „Gruppe Rheinland-
Westfalen“ vom 13. Oktober 1901 in Essen.

Herr Gartendirektor Stefen eröffnete an Stelle des ver-
hinderten I. Vorsitzenden, Herrn Gartendirektors Kowallek,
die von 22 Mitgliedern besuchte Versammlung mit herzlichen
Begrüfsungsworten.

Hierauf berichtete Herr Beitz-Köln zu Punkt 1 der Tages-
ordnung in sehr eingehender Weise über den Verlauf der
Hauptversammlung in Elberfeld. Seine objektiv-kritischen Aus-
ührungen klangen in einen Hymnus auf das harmonische Zu-
sammenarbeiten, das dort allseitig sich bethätigt hat, aus. Zu
Punkt 2 der Tagesordnung betr. „Ein spru clisverf ahren
der Gruppe bei Aufnahme neuer Vereinsmitglieder“
bemerkt der Schriftführer, dafs, nachdem der Vereinsvorstand
sich bereit erklärt liat, die Namen neu nngemeldeter Mitglieder
vor deren Veröffentlichung den in Betracht kommenden Grup-
pen zur Begutachtung mitzuteilen, es nicht gut angängig sep
gegebenenfalls die Entscheidung bis zur nächsten Sitzung
zurückzustellen; er stellt daher den Antrag, den Vorstand zu
ermächtigen, hinsichtlich der Aufnahjpefähigkeit eines Neu

angemeldeten, ev. unter Hinzuziehung eines am Wohnorte des-
selben ansässigen älteren Vereinsmitgliedes, im Auftrage der
Gruppe die Entscheidung zu treffen. Herr Hoemann stellte
den Gegenantrag, es bei dem bisherigen Verfahren zu lassen,
zog denselben aber nach den aufklärenden Bemerkungen des
Herrn Beitz zurück, worauf der erstgenannte Antrag ein-
stimmige Annahme fand.

Punkt 3 der Tagesordnung betraf „Taxationen vom
gartenkünstlerischen Standpunkt“. Der Referent zu
diesem Thema war nicht anwesend, doch nahmen die Herren
Ho eman n-Düsseldorf, Schmidt-Dortmund und Beitz-Köln
behufs Bekanntgabe von praktischen Fällen das Wort. Aus
allen Ausführungen ging hervor, dafs es zur Zeit bei Beur-
teilung derartiger Fragen an jedem Mafsstabe mangele und
dafs es eine dankenswerte Aufgabe sei, hier Klarheit zu schaffen.
Das Thema soll daher immer wieder auf der Tagesordnung
erscheinen. Anschliefsend bemerkt Herr Beitz, dafs zur Be-
urteilungvon solchen Streitfällen in erster Linie unsere Vereins-
mitglieder kompetent sein, und dafs es dalier notwendig sei,
die Mitgliedschaft auch nach aufsen besser zu betonen. Redner
schlägt vor, analog den Architekten, in den Adrefsbüchern und
auf den Briefbogen immer hinzuzufügen: „Mitglied des Vereins
deutscher Gartenkünstler.“ Die Anwesenden begrüfsten diesen
Vorschlag mit Beifall und ersuchen den Vorstand, mit dem
llauptvorstand in dieser Sache eine Verständigung herbeizu-
führen.

Zu Punkt 4 der Tagesordnung „Welche immergrünen
Gehölze eignen sich für Industriestädte“, führt zu-
nächst Herr Gartendirektor Stefen die bekannten Gattungen
Ilex, Aucuba, Buxus, Laurus, Liguster und Rhododendron an
und hebt besonders Chamaecyparis Lawsoniana nivea und
glauca hervor. Herr Hoemann bittet um Auskunft über dic
von den Holländern neuerdings in den Handel gebrachten
sogenannten amerikanischen Rhododendron, die absolut winter-
hart sein sollen. Herr Beterams-Geldern führt aus, dafs
dieselben von Rhododendron catawbiense stammen und that-
sächlicli sehr hart seien, dafs sie aber unsere Hybriden in
Farbe und Leuchtkraft einstweilen noch nicht erreichen;
letzere seien, wenn man von „Vesuvius“, „Camille de Rohan“
und „Wagner“ absehe, fast ebenso widerstandsfähig wie die
erstgenannten. Hinsichtlich des Deckens derselben sind die
Herren Hoemann, Jensen und Balkenholl der Ansicht
dafs eine gute Bodendecke mit Dünger genüge, während Herr
Beterams der Ansicht ist, dafs eine leichte Decke von oben
in Rücksicht auf die Spätfröste immer gut sei. Herr Beitz
meint, dafs bei trockenen Frühjahrswinden und ^ gefrorenem
Boden infolge der mangelhaften Wasseraufnahme wohl häufiger
ein Vertrocknen als Erfrieren das Zugrundegehen verursache.
Herr IToemann und Herr Balkenholl bedauern das seltene
Anpflanzen von Wellingtonien, die doch, wie dies viele alte
Pflanzen bei Remscheid, Düsseldorf und Köln zeigen, in späterem
Alter unsere strengsten Winter iiberdauert hätten. Die Herren
Beterams und Steimayer-Leer bezeichnen die Anzucht
winterhartei' junger Pflanzen als schwierig und halten eine
Decke in den ersten Jahren für notwendig. Herr Hoemann
hält Pflanzen aus Gebirgsgegenden für widerstandsfähiger.

Nach Schlufs der Debatte über diesen Punkt der Tages-
ordnung und nachdem für die nächste Gruppensitzung im
Januar Bonn gewählt war, ergriff Herr Gartendirektor Stefen
das Wort, um an den ausliegenden Plänen die Garten- und
Friedhofsanlagen der Stadt Essen des näheren zu erläutern.
Aus den Worten des Redners ging hervor, dafs sich die gärt-
nerische Entwickelung der Stadt in aufsteigender Linie be-
wegt, was nicht zuletzt dem thatkräftigen Arbeiten des Herrn
 
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