Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 14.1914/​1915

DOI Heft:
Heft 4
DOI Artikel:
Vermischter Nachrichtenteil
DOI Artikel:
Inhalt
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55564#0052

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Die Werkstatt der Kunst.

XIV, Heft

werde. wer Tyrannen bekämpft, tut Gottes Dienst. Laßt
uns vergehen für unser Land und unsere Freiheit, auf
daß unsere Kinder ein freies Land bewohnen. Das ist
der rechte Soldat, der in Schlachten wie ein verzehrendes
Feuer brennt und wie ein schwellendes Wasser niederliegt,
der aber in friedlichen Häusern mild ist wie die Abend-
sonne. — Zu Hause gilt: wer zu Hause keine Not tragen
will, schäme sich vor unseren Helden der Schlacht (Arndt).
— Allen gilt: Fürchte Dich nicht, liebes Land, sondern sei
fröhlich und getrost, denn der Herr kann große Dinge tun.
ar Der Krieg in -er alten Malerei. Kampf als
elementarer Ausbruch menschlicher Leidenschaft ist eines der
ältesten Themen künstlerischer Arbeit. In den Anfängen
der europäischen Kunst, in Kreta erscheint der Krieger, der
in den Kampf zieht, ebenso früh wie in Mesopotanien die
kämpfenden Könige auf den Reliefs, und im Nillande hat
schon im zweiten vorchristlichen Jahrtausend die Reliefkunst
ganze Kamxfszenen in der strengen Art des altägyptischen
Stils gestaltet. Das Gleichmaß der Bewegung ausziehen-
der Krieger ist damals besonders gern dargestellt worden.
Kampf und Krieg, feit alters der Gegenstand der griechi-
schen Dichtung, hat zwar in deren Vorzeit die Künstler-
phantasie beschäftigt. Doch aus der Blüte der griechischen
Kunst sind nicht eben viele große Schlachtendarstellungen
erhalten. Am Parthenon meißelten die Werkleute des
Phidias die Kämpfe heroischer Jünglinge mit Centauren,
am Mausoleum in Halikarnaß bildeten die Klassiker des
vierten Jahrhunderts Kämpfe mit Amazonen. Lin großes
Schlachtenbild gibt es dennoch erst in der spätgriechischen
Kunst: das Mosaik der Alexanderschlacht, jetzt im Museum
von Neapel. Alexander, der in der Schlacht am Granikos
gegen den Perserkönig vorstößt, ist da mit all dem Zauber
umkleidet, mit dem die belletristische Kunst ihren Heroen
umgab. Mehr als in den feingeistigen Künstlerwerkstätten
Athens war in Rom der Kampf Thema der Kunst. Dort
sehen wir die ersten Darstellungen von Kämpfen der Ger-
manen, an der Mark Aure-Säule — unser Kaiser ließ sie
vor einiger Zeit abformen.
Italien hat dann die ersten großen Schlachtenmaler
gesehen. Kaum daß die Renaissance die Bewegung sim
Raume wieder darzustellen gelernt hatte, unternahm es ein
Florentiner, Reiterkämpfe zu malen: Paolo Uccello. Seine
drei Bilder, um t45O entstanden, von hinreißender Schön-
heit der Farbe und imposanter Energie der Bewegung,
mögen den Hauxtmeistern der italienischen Malerei vor-
geschwebt haben, als jeder von ihnen sein Schlachtenbild
unternahm: Leonardo und Michelangelo in Konkurrenz für
das Rathaus von Florenz, der eine den Kampf um die
Fahne, der andere die im Bade überraschten Soldaten,
Raphael die Konstantinschlacht, Tizian die Schlacht von

Ladore. Leonardos Komposition, ein Gemengsel wild in-
einander verbissener Pferde mit der hoch in der Mitte em-
porgeworfenen Standarte, ist heute nur noch in einem Stich
erhalten. Aehnlich erging es dem Karton Michelangelos,
den ihm ein neidischer Kollege zerschnitt. Raphaels Schlach-
tenbild mit dem sieghaft daherreitenden Konstantin unter
dem Kreuze schmückt noch heute den Vatikan. Aber auch
Tizians Venezianerschlacht, die eine Brücke umtobte, ist
untergegangen. Tizian war wohl das Vorbild der Ama-
zonenschlacht des Rubens. Rubens aber darf als der gran-
dioseste Schilderer der entfesselten Leidenschaften des Krieges
gelten. Im Palazzo Pitti hängt seine Allegorie des Krie-
ges, die wahrste Ausgeburt der Zeit des dreißigjährigen
Ringens: in der Mitte Mars mit Venus, die den Fort-
stürmenden zurückhalten will, gegen ihn eine Furie mit
Pest und Hungersnot, hingestreckt ein Weib mit zerbroche-
ner Laute, eine angstvoll flüchtende Mutter mit dem Kinde,
und hinter dem Mars stürzt aus dem offenen Ianustempel
eine Frau in schwarzem Gewände mit zerrißenem Schleier,
das unglückliche Europa, das damals schon so viele Jahre
lang — so schreibt Rubens — Raub, Schmach und Elend
erlitt. Rubens hat Heinrich IV. von Frankreich in der
Schlacht von Ivry gemalt, ein Bild voll Kampfdunst und
höchster Wildheit. Und er malte Karl V., wie er als
Türkensieger in Tunis einzieht. Die vlämischen Maler
entwickelten damals in Kriegsbildern eine besondere Spe-
zialität, der Röchling von damals hieß Snayers.
Die deutsche Kunst hat ihre erste größere Kriegsmalerei
im Auftrage eines Bayernherzoges geleistet, der sich die
berühmtesten Schlachten des Altertums von den Malern
seines Landes darstellen ließ. Die Krone ist Altdorfers
Alexanderschlacht, ein buntes Gewimmel phantastischer
Trachten und Fahnen, über dem hinten als Schaustück von
feiner Lichtmalerei die Sonne blutig mit Hellen Garben
einen dicken Wolkenballen durchbricht und das ganze Feld
mit rotem Licht übergießt. Die prächtigen Landsknechts-
gestalten der Schweiz stellte Holbein in Federzeichnungen
kämpfend auf. Dann aber hat die versiegende deutsche
Kunst jahrhundertelang sich nicht an das große Thema des
Krieges gewagt, das bezeichnenderweise auch bei dem bür-
gerlichsten unserer alten Maler, bei Dürer, fehlt. Die
Franzosen hatten zur Zeit Ludwigs XIV. einen Schlachten-
bilderspezialisten von nicht eben hohem Ruf, Bourguignon.
Das Jahrhundert des Rokoko liebte den Krieg wenigstens
im Bilde nicht, Friedrichs des Großen Taten fanden kei-
nen zeitgenössischen Schilderer von würde. In napoleoni-
scher Zeit aber hat Goya, der Spanier, in seiner Radier-
folge der OesLstres cle la Ouerra die Schauder und Un-
taten der Spanien heimsuchenden Franzosen mit unerbitt-
licher Grausamkeit gestaltet, ein erschütterndes Dokument.

Inkalt. s^t,
Amtlicher Teil. 37
Mitteilungen der Allg. Deutschen Kunstgenossenschaft z?
Mitteilungen der Bildhauer-Vereinigung von
Mitgliedern des Vereins Berliner Künstler und
der Ortsvereine der A. D. K. G. 37
Redaktioneller Teil.37
Zeitungsschau.37
Arbeitskalender.38
Aufruf.3g
Deutsche Künstler im Felde ........ Zg

Sette

vermischter Nachrichtenteil ......... 40
Eröffnete Ausstellungen ..40
Laufende Preisausschreiben.4l
Aus Galerien und Museen. 4 t
Aus Akademien und Kunstschulen.4 t
Aus Künstler und Kunstvereinen.4 t
Stipendien und Stiftungen. 42
Staatliche und Städtische Kunstpflege ..... 42
Auszeichnungen, Todesfälle ........ 42
vermischtes.43

Sdtriftleitung:
Vaul Marncke
ülein-LIienicke
bei Potsdam
klurfürslentlr. 10.
fernspr.: Potsdam,848.
Iäbrlid, 48 yefte mit yslbrnonatsbeilage „Müncksner kunkt-
tscbnisd,« SläHer". vis Lsitsdirift «rsdieint tvödrsntlid), in den
Sommermonaten zekntLgig. pro Vierteljakr M.r.SZ, bei direkter
Luisndung M. r.bo — Ur. s.ro — yrcs. s.Zo. 8si Postbezug
nur ganzjskrig. Sinzelkefte 40 Pt. Anzeigen: dis 4 mai ge-
spaltene petitzeile so Pf.
fernsprecher der SchiMeitimg: Mt Potsdam 1848.
Von jedem Rerliner VollansdttuS gebükrenfrei zu srreidten.)
Verlag:
6. A. Seemann
Leipzig, Hospitsittr. 11s
an den alle das Anzsigen-
ueelen sotvie disSxpedition
betreffenden Mitteilungen
zu ridttsn sind.
 
Annotationen