Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 14.1914/1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.55564#0344
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Heft 29
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336
Die Werkstatt der Kunst.
XIV, Lseft 29.
nur eine Nacht zum wohligen Schlafe verhilft, nur einen
Pferderücken vor Druck bewahrt, dann hat er bessere Dienste
geleistet als je zuvor. Gibt es einen stärkeren Beweis für
die Irrigkeit unserer Wertungen?
Die Zeitschrift „Runst und Dekoration" ruft uns
in dankenswerter weise folgende Worte Michelangelos ins
Gedächtnis:
wer ein Kunstwerk gleich auf den ersten Blick zu
verstehen meint, mit allem was darum und daran und
dahinter ist, der sollte etwas mißtrauisch sein und sich vor-
sehen. Wird es ihm aber bei dem Anschauen eines andern
wohl und freudig zu Mute, ohne daß er weiß warum,
dann möge er ruhig stehenbleiben. Ls wird wohl etwas
Gutes sein.
In der „Täglichen Rundschau" wendet sich eine
„deutsche Frau" an die Leser mit folgenden Worten:
Den toten „Helden" keine prunkenden Denkmäler. Die
schlichten Gedenktafeln in Erz und Stein in den Gottes«
Häusern nach alter deutscher Sitte sind die weihevollsten
Gedenkorte.
Aber dafür Fürsorge den noch lebenden Helden —
unseren „Kriegern".
Und Fürsorge für das ungeheure Heer der Witwen
und Waisen!
Auf fünfzig Jahre hinaus muß das deutsche Volk
hinaussorgen, um nur einigermaßen diesem Llend steuern
zu können.
Bis zu 18 Jahren hinaus bedarf es einer riesenhaften
Unterstützung, um auch die jüngsten Waisen dieses Krieges
bis zum 18. Lebensjahr mit waisengeldzuschuß zu unter-
stützen.
Dann beginnt aber auch für die meisten Witwen das
Alter, wo sie eine Altersunterstützung wieder benötigen zu
ihrer kleinen Witwenpenfion.
Und fünfzig Jahre ist die Zeit, die wir vielen unserer
ganzinvalid gewordenen Krieger als Lebensmaß noch
zurechnen dürfen.
So laßt alle unsere Denkmalsbrdürfnifse untergehen
in einer einzigartigen Nationalstiftung für Kriegsinvaliden
und Witwen- und Waisenversorgung.
Laßt unsere toten Helden zu uns reden: „Gebt uns
keinen Stein, gebt unseren Kindern das nötige Brot!"
Das sei unser Volksdank.
Und die Denkmäler? —
In fünfzig Jahren, wenn ein neues Geschlecht in voller
Manneskraft in deutschen Landen blüht, dann ist es den
Menschen überhaupt erst möglich, das Riesenwerk zu über-
sehen, das unser Volk in diesem Kriegsjahreskreis geleistet hat.
Dann aber laßt die Nachwelt die Pflicht erfüllen,
die erfüllt werden muß, und dann werden die Steine reden
von einer Vaterlandsliebe, die über die Zukunft nicht die
Gegenwart vergaß mit ihrer erschütternden Riesennot.
Dann kann man auch getrost von „Helden" reden!
wir sind gewiß keine Freunde eines übertriebenen
Heldenkultus, aber diese Worte der „deutschen Frau"
zeigen die beliebte einseitige Warnung in neuen Ge-
danken. Natürlich ist es für die Invaliden wichtiger,
zu leben, als Denkmäler zu bestaunen, aber die Bild-
hauer wollen auch essen! Drum soll man das eine tun
und das andere nicht lassen! Schon zeigt sich der Erfolg
jener Worte, wie wir erfahren haben. L.
Auch Innsbruck erhält jetzt einen „Mann im
Eisen", und zwar in der Gestalt eines Soldaten, der mit
seinem Gewehr wuchtig zum Schlage ausholt. Die Skizzen
stellte Prof. Egger-Lienz zur Verfügung, die Soldaten-
figur führt der Unterjäger Johann Lnrich aus, ein Grödner
Schnitzer, der augenblicklich Militärdienst tut. Die Figur
soll die Bezeichnung „Der Eiserne Blumenteufel" er-
halten, entsprechend der ehrenvollen Bezeichnung, welche
die Ruffen den mit Edelweiß geschmückten Soldaten des
1-1. Korps wegen ihres tapferen Verhaltens beilegten.
Gegen diese Holzriesen ist kürzlich mobilgemacht
worden, warum, ist uns nicht recht erfindlich, wenn
sie gut gemacht find, und das scheint nach den bisher
gezeigten Abbildungen, haben sie genau die gleiche Be-
rechtigung wie ein anderes Wahrzeichen.
Die Schriftleitung.
Vermischter Dachrichtentell.
- Seplentr -
Große Berliner Kunstausstellung 1915.
Aus dem Programm.
8 1. Die Große Berliner Kunstausstellung
1915 sindet in der Königlichen Akademie der
Künste zu Berlin ^V, pariser Platz H, in zwei Ab-
teilungen vom 22. Mai bis 31. Oktober 1915 statt.
Die erste Abteilung voraussichtlich vom 22. Mai
bis 1. August, die zweite Abteilung voraussicht-
lich vom iq> August bis 31. Oktober.
8 3. Zugelassen zur Ausstellung werden Werke leben-
der Künstler aus dem Gebiete der Malerei und Bild-
hauerei, sowie der zeichnenden und vervielfältigenden
Künste, die der Aufnahmeprüfung unterliegen. Sämtliche
Werke müssen von den Urhebern selbst oder mit deren aus-
drücklicher schriftlicher Erlaubnis eingesandt werden.
ß Jeder Künstler darf 2 Werke einsenden, zyklische
Darstellungen gelten als ein Werk. Die Anordnungskom-
mission verteilt die angenommenen Werke auf die beiden
Abteilungen der Ausstellung.
8 5. Ueber die Aufnahme und Anordnung der Kunst-
werke entscheiden die dafür gewählten Kommissionen, vgl.
Satzungen 8 2, Absatz -1. Maßgebend für die Auf-
nahme ist außer dem künstlerischen wert der
Werke die Rücksicht auf den vorhandenen Raum.
ß io. Die Anmeldung ist bis zum 15. April in
zwei gleichlautenden Formularen für jede Art
von Kunstwerken (siehe 8 4), vorschriftsmäßig ausge-
füllt und mit der Unterschrift des Einsenders versehen,
(vgl. 8 3), an die Große Berliner Kunstausstellung,
Berlin RVV -10, zu richten, durch welche auch Programm
und Anmeldeformulare zu beziehen sind.
Jedes einzelne der eingesandten Kunstwerke ist mit
dem Namen und Vornamen (bzw. Titel) des Künstlers,
dessen Wohnort und der Angabe des Gegenstandes der
Darstellung deutlich zu bezeichnen.
Sämtliche auszustellenden Kunstwerke sind
zwischen dem 17. und 23. April an der Linliefe-
rungsstelle, Berlin I^VV, Invalidenstr. 63/78, abzu-
liefern.
Jeder Linsender hat eine Einschreibgebühr
Die Werkstatt der Kunst.
XIV, Lseft 29.
nur eine Nacht zum wohligen Schlafe verhilft, nur einen
Pferderücken vor Druck bewahrt, dann hat er bessere Dienste
geleistet als je zuvor. Gibt es einen stärkeren Beweis für
die Irrigkeit unserer Wertungen?
Die Zeitschrift „Runst und Dekoration" ruft uns
in dankenswerter weise folgende Worte Michelangelos ins
Gedächtnis:
wer ein Kunstwerk gleich auf den ersten Blick zu
verstehen meint, mit allem was darum und daran und
dahinter ist, der sollte etwas mißtrauisch sein und sich vor-
sehen. Wird es ihm aber bei dem Anschauen eines andern
wohl und freudig zu Mute, ohne daß er weiß warum,
dann möge er ruhig stehenbleiben. Ls wird wohl etwas
Gutes sein.
In der „Täglichen Rundschau" wendet sich eine
„deutsche Frau" an die Leser mit folgenden Worten:
Den toten „Helden" keine prunkenden Denkmäler. Die
schlichten Gedenktafeln in Erz und Stein in den Gottes«
Häusern nach alter deutscher Sitte sind die weihevollsten
Gedenkorte.
Aber dafür Fürsorge den noch lebenden Helden —
unseren „Kriegern".
Und Fürsorge für das ungeheure Heer der Witwen
und Waisen!
Auf fünfzig Jahre hinaus muß das deutsche Volk
hinaussorgen, um nur einigermaßen diesem Llend steuern
zu können.
Bis zu 18 Jahren hinaus bedarf es einer riesenhaften
Unterstützung, um auch die jüngsten Waisen dieses Krieges
bis zum 18. Lebensjahr mit waisengeldzuschuß zu unter-
stützen.
Dann beginnt aber auch für die meisten Witwen das
Alter, wo sie eine Altersunterstützung wieder benötigen zu
ihrer kleinen Witwenpenfion.
Und fünfzig Jahre ist die Zeit, die wir vielen unserer
ganzinvalid gewordenen Krieger als Lebensmaß noch
zurechnen dürfen.
So laßt alle unsere Denkmalsbrdürfnifse untergehen
in einer einzigartigen Nationalstiftung für Kriegsinvaliden
und Witwen- und Waisenversorgung.
Laßt unsere toten Helden zu uns reden: „Gebt uns
keinen Stein, gebt unseren Kindern das nötige Brot!"
Das sei unser Volksdank.
Und die Denkmäler? —
In fünfzig Jahren, wenn ein neues Geschlecht in voller
Manneskraft in deutschen Landen blüht, dann ist es den
Menschen überhaupt erst möglich, das Riesenwerk zu über-
sehen, das unser Volk in diesem Kriegsjahreskreis geleistet hat.
Dann aber laßt die Nachwelt die Pflicht erfüllen,
die erfüllt werden muß, und dann werden die Steine reden
von einer Vaterlandsliebe, die über die Zukunft nicht die
Gegenwart vergaß mit ihrer erschütternden Riesennot.
Dann kann man auch getrost von „Helden" reden!
wir sind gewiß keine Freunde eines übertriebenen
Heldenkultus, aber diese Worte der „deutschen Frau"
zeigen die beliebte einseitige Warnung in neuen Ge-
danken. Natürlich ist es für die Invaliden wichtiger,
zu leben, als Denkmäler zu bestaunen, aber die Bild-
hauer wollen auch essen! Drum soll man das eine tun
und das andere nicht lassen! Schon zeigt sich der Erfolg
jener Worte, wie wir erfahren haben. L.
Auch Innsbruck erhält jetzt einen „Mann im
Eisen", und zwar in der Gestalt eines Soldaten, der mit
seinem Gewehr wuchtig zum Schlage ausholt. Die Skizzen
stellte Prof. Egger-Lienz zur Verfügung, die Soldaten-
figur führt der Unterjäger Johann Lnrich aus, ein Grödner
Schnitzer, der augenblicklich Militärdienst tut. Die Figur
soll die Bezeichnung „Der Eiserne Blumenteufel" er-
halten, entsprechend der ehrenvollen Bezeichnung, welche
die Ruffen den mit Edelweiß geschmückten Soldaten des
1-1. Korps wegen ihres tapferen Verhaltens beilegten.
Gegen diese Holzriesen ist kürzlich mobilgemacht
worden, warum, ist uns nicht recht erfindlich, wenn
sie gut gemacht find, und das scheint nach den bisher
gezeigten Abbildungen, haben sie genau die gleiche Be-
rechtigung wie ein anderes Wahrzeichen.
Die Schriftleitung.
Vermischter Dachrichtentell.
- Seplentr -
Große Berliner Kunstausstellung 1915.
Aus dem Programm.
8 1. Die Große Berliner Kunstausstellung
1915 sindet in der Königlichen Akademie der
Künste zu Berlin ^V, pariser Platz H, in zwei Ab-
teilungen vom 22. Mai bis 31. Oktober 1915 statt.
Die erste Abteilung voraussichtlich vom 22. Mai
bis 1. August, die zweite Abteilung voraussicht-
lich vom iq> August bis 31. Oktober.
8 3. Zugelassen zur Ausstellung werden Werke leben-
der Künstler aus dem Gebiete der Malerei und Bild-
hauerei, sowie der zeichnenden und vervielfältigenden
Künste, die der Aufnahmeprüfung unterliegen. Sämtliche
Werke müssen von den Urhebern selbst oder mit deren aus-
drücklicher schriftlicher Erlaubnis eingesandt werden.
ß Jeder Künstler darf 2 Werke einsenden, zyklische
Darstellungen gelten als ein Werk. Die Anordnungskom-
mission verteilt die angenommenen Werke auf die beiden
Abteilungen der Ausstellung.
8 5. Ueber die Aufnahme und Anordnung der Kunst-
werke entscheiden die dafür gewählten Kommissionen, vgl.
Satzungen 8 2, Absatz -1. Maßgebend für die Auf-
nahme ist außer dem künstlerischen wert der
Werke die Rücksicht auf den vorhandenen Raum.
ß io. Die Anmeldung ist bis zum 15. April in
zwei gleichlautenden Formularen für jede Art
von Kunstwerken (siehe 8 4), vorschriftsmäßig ausge-
füllt und mit der Unterschrift des Einsenders versehen,
(vgl. 8 3), an die Große Berliner Kunstausstellung,
Berlin RVV -10, zu richten, durch welche auch Programm
und Anmeldeformulare zu beziehen sind.
Jedes einzelne der eingesandten Kunstwerke ist mit
dem Namen und Vornamen (bzw. Titel) des Künstlers,
dessen Wohnort und der Angabe des Gegenstandes der
Darstellung deutlich zu bezeichnen.
Sämtliche auszustellenden Kunstwerke sind
zwischen dem 17. und 23. April an der Linliefe-
rungsstelle, Berlin I^VV, Invalidenstr. 63/78, abzu-
liefern.
Jeder Linsender hat eine Einschreibgebühr