Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 14.1914/1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.55564#0160
DOI issue:
Heft 13
DOI article:Vermischter Nachrichtenteil
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§52 Die Werkstatt der Runst. XIV, Heft §5.
gestorben ist, hat nun auch den Verlust seines zweiten
Sohnes (Hans) zu beklagen. Dieser stand als aktiver
Leutnant im H2. Regiment Prinz Moritz von Anhalt-Dessau.
Er erhielt schon im September das Eiserne Kreuz II. Klasse,
Anfang Dezember wurde er zum Eisernen Kreuz der
I. Klaffe vorgeschlagen und fand am Dezember bei einem
Sturmangriff bei Lodz, die Fahne des Regiments in der
Hand, an der Spitze seiner Kameraden den Heldentod.
Lhürlottenburg. Der Studierende der Kgl. Hochschule für
die bildenden Künste Wilhelm Hoffarth, Sohn des Bild-
hauers Joh. Hoffarth, ist gefallen.
Rom. ar. (Zum Tode von Hans Everding.) Der
Bildhauer Hans Everding, dessen Tod soeben aus Rom
gemeldet wird, hat ein Alter von 38 Jahren erreicht. In
Rom hat der Künstler, der aus Gelsenkirchen stammte,
vorzugsweise gelebt, er hatte sein Atelier draußen in der
Villa Strohlfern vor der Porta del Popolo, die so vielen
deutschen Künstlern Unterkunft gewährt hat. Everding
war ein Schüler der Eaffeler Akademie und später von
Earl Begas in Berlin. Seine besten Werke stehen in
Lasse!. Für das neue kgl. Theater dort schuf er die
Hermen von Goethe und Schiller, in Laffel steht auch sein
Denkmal Philipps des Großmütigen, sein Papinbrunnen.
Für Bonn arbeitete Everding das Denkmal des Chemikers
Kekulö. von Auszeichnungen waren ihm der große Staats-
preis von I899 und in einem der letzten Jahre die kleine
goldene Medaille in Berlinzuteil geworden.
Mien. In den letzten Tagen des November l. I. starb
im Llisabethspitale in Nyergyhasza in Ungarn an den
Folgen einer Verwundung am südlichen Kriegsschauplätze
der k. u. k. Hauptmann und durch Kunstausstellungen sehr
bekannte Maler Josef Baselk. Als Künstler gehörte er
der modernen Landschaftsrichtung an, ohne ins Extreme
der heutigen Zeit zu verfallen.
Vermilckles-
Max Beckmanns Verhaftung als Spion. Max
Beckmann, der hervorragende Berliner Maler, Vorstands-
mitglied der Freien Sezession, ist als sreiwilliger Kranken-
pfleger nach dem Osten gegangen, was er da erlebt hat,
schildern seine jetzt in „Kunst und Künstler" veröffentlichten
Feldpostbriefe. „Nun habe ich", erzählt er, „den Schlachten-
donner gehört und bin als Spion verhaftet worden. Mehr
ist fürs erste nicht zu verlangen. Die Verhaftung war
nicht ohne Reiz. Lin kleines Hotel. Personen: ein be-
trunkener renommistischer Bäckermeister, ein dicker, ziemlich
dumm aussehender Bürger, ein Krankenpfleger in Uniform,
der Herr Wirt. Ich wollte in Ruhe etwas lesen und
meinen Kaffee trinken, erregte jedoch bald die Aufmerk-
samkeit des würdigen Kleeblattes. Ich unterhalte mich ja
sehr gern mit diesen Leuten, und im Gefühl meiner blüten-
weißen Unschuld ging ich auch ruhig auf ihre Gespräche
ein. Dem Bäckermeister konnte ich meine Antipathie schlecht
verhehlen. Lr war von der unangenehmsten Sorte. Liner
der ersten, die geflohen waren bei Ankunft der Ruffen,
und einer der größten Helden. »Ich fürchte mich doch nicht,
ich habe meine zwei Gewehre da hinten versteckt, die sollen
mir nur kommen, die Bande', lallte er. Trotzdem sein
Gehirn schon ziemlich umnebelt war, bemerkte seine schein-
bar sehr stark entwickelte Eitelkeit doch, daß ich ihn in dem
weisen Gespräch, welches ich mit den anderen führte, mit
ziemlichem Prinzip immer schnitt. Und seine Erregung
schwoll. Ich bemerkte das, und als die anderen gingen,
wollte ich auch zahlen. Ich will meinen Mantel nehmen.
Da stürzt sich der Bäckermeister auf mich, merkwürdiger-
weise auf den Mantel, nicht auf mich, und schreit: ,Der
Mantel bleibt hier, Sie haben sich verdächtig gemacht, der
Krankenpfleger hat mich beauftragt, der Mantel bleibt hier/
Als er mich auf meine ruhige Aufforderung, sofort den
Mantel zu geben, wieder anbrüllt, packe ich den Mann und
werfe ihn an die wand. Aber nun nahmen plötzlich auch
die anderen gegen mich Partei, und ich sah mich dem Mob
gegenüber. Ich will an die Tür, sie ist bereits abge-
schlossen. Ich muß sagen, daß dieser Moment für mich
ebenso unangenehm wie reizvoll war. Ich wurde auf ein-
mal wieder ganz ruhig. »Ich verlange jetzt von Ihnen,
daß sie mich sofort in mein Absteigequartier begleiten, der
Wirt dort wird mich legitimieren' sagte ich zum Wirt.
Lr hatte sich schon zweimal geweigert, dies zu tun, aber
nachdem ich ihn noch einmal durch furchtbare Drohungen
eingeschüchtert hatte, entschloß er sich denn, mitzugehen,
während die beiden anderen Helden meinen Hut, Mantel
und Buch bewachten. Auch hier im Hotel erwachte sofort
bei allen freundlichen und wohlwollenden Leuten das
äußerste Mißtrauen — alles stand gegen mich — die Po-
lizei erschien, — bis schließlich mein Militärpaß alles
auflöste.
UliLökk tieilligs ökilLgö, liie Mvim? limtteclin. ölsNei' Hk. 7
Kat lol^onclen Inkalt: Oer Karberckunck von Herne-
8t. Nndert.Vom Heran8Zeber. —OelZrunclierunA
ocler I.eimAruncliernn^? Von L. HebinA. (8clllnss.)
— Lr8Lt2 lür LN8län6i80Ü6 Kadrikute. — koiniZen
von kin8eln.
Inhalt. Sei-
Amtlicher Teil.^5
Mitteilungen der Allg.Dentschen Kunstgenoffenschaft i^s
Arbeitskalender. ..i-is
Deutsche Künstler im Felde.i^s
Redaktioneller Teil. ^6
An die deutschen Künstler.i^s
Zuschriften an die Schriftleitung.j5O
Seite
vermischter Nachrichtenteil.150
Eröffnete Ausstellungen ......... 150
Laufende Preisausschreiben.151
Stipendien und Stiftungen ... . 151
persönliches.151
Auszeichnungen.151
Todesfälle.151
vermischtes...152
Scbriftteitung:
Vaul Marncke
«lein-Llieniclke
bei potsclani
Kurfürllenslr. io.
ferntpr.: potsclan, ,848.
ILKrticb 48 yefte mit yatbnionLlsbeitag« „wüncbener kuntt-
tecbnitcbe Stätter". Oie Leittcbrifl «rtcbeint «Scbentticb, in cten
Sommermonaten zekntägig. pro Viertetjakr tll.r.rs, bei ctirekter
Lutenüung lll. r.So Sr. L.ro — frcs. s.Ao. Sei Postbezug
nur ganzjäkrig. Einzetkefte 40 Pf. Anzeigen: «tie 4M»t ge-
fpstten« petitzeit« so Pf.
Fernsprecher äer Schrittlettung: Umt Potsdam 1848.
Von jetten, Sertiner VottantcbtuS gebührenfrei zu erreicken.)
Vertag:
S. 71. Seemann
Leipzig, Hospital ttr. 11s
an cten atte ctas Anzeigen-
veten totvie ctieSxpectltton
betreffenden lllitteitungen
zu ricbten finct.
gestorben ist, hat nun auch den Verlust seines zweiten
Sohnes (Hans) zu beklagen. Dieser stand als aktiver
Leutnant im H2. Regiment Prinz Moritz von Anhalt-Dessau.
Er erhielt schon im September das Eiserne Kreuz II. Klasse,
Anfang Dezember wurde er zum Eisernen Kreuz der
I. Klaffe vorgeschlagen und fand am Dezember bei einem
Sturmangriff bei Lodz, die Fahne des Regiments in der
Hand, an der Spitze seiner Kameraden den Heldentod.
Lhürlottenburg. Der Studierende der Kgl. Hochschule für
die bildenden Künste Wilhelm Hoffarth, Sohn des Bild-
hauers Joh. Hoffarth, ist gefallen.
Rom. ar. (Zum Tode von Hans Everding.) Der
Bildhauer Hans Everding, dessen Tod soeben aus Rom
gemeldet wird, hat ein Alter von 38 Jahren erreicht. In
Rom hat der Künstler, der aus Gelsenkirchen stammte,
vorzugsweise gelebt, er hatte sein Atelier draußen in der
Villa Strohlfern vor der Porta del Popolo, die so vielen
deutschen Künstlern Unterkunft gewährt hat. Everding
war ein Schüler der Eaffeler Akademie und später von
Earl Begas in Berlin. Seine besten Werke stehen in
Lasse!. Für das neue kgl. Theater dort schuf er die
Hermen von Goethe und Schiller, in Laffel steht auch sein
Denkmal Philipps des Großmütigen, sein Papinbrunnen.
Für Bonn arbeitete Everding das Denkmal des Chemikers
Kekulö. von Auszeichnungen waren ihm der große Staats-
preis von I899 und in einem der letzten Jahre die kleine
goldene Medaille in Berlinzuteil geworden.
Mien. In den letzten Tagen des November l. I. starb
im Llisabethspitale in Nyergyhasza in Ungarn an den
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bekannte Maler Josef Baselk. Als Künstler gehörte er
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Vermilckles-
Max Beckmanns Verhaftung als Spion. Max
Beckmann, der hervorragende Berliner Maler, Vorstands-
mitglied der Freien Sezession, ist als sreiwilliger Kranken-
pfleger nach dem Osten gegangen, was er da erlebt hat,
schildern seine jetzt in „Kunst und Künstler" veröffentlichten
Feldpostbriefe. „Nun habe ich", erzählt er, „den Schlachten-
donner gehört und bin als Spion verhaftet worden. Mehr
ist fürs erste nicht zu verlangen. Die Verhaftung war
nicht ohne Reiz. Lin kleines Hotel. Personen: ein be-
trunkener renommistischer Bäckermeister, ein dicker, ziemlich
dumm aussehender Bürger, ein Krankenpfleger in Uniform,
der Herr Wirt. Ich wollte in Ruhe etwas lesen und
meinen Kaffee trinken, erregte jedoch bald die Aufmerk-
samkeit des würdigen Kleeblattes. Ich unterhalte mich ja
sehr gern mit diesen Leuten, und im Gefühl meiner blüten-
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während die beiden anderen Helden meinen Hut, Mantel
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