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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 14.1914/​1915

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Heft 10
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https://doi.org/10.11588/diglit.55564#0124

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U6

vorbei. Ich schreibe dieses auf der Feldwache auf der
Straße nach Lille, beim Gesang der wache: „Sei gegrüßt
in weiter Ferne, teure Heimat, sei gegrüßt!" An einsamer
Bahnstrecke in der Nacht denkt man an die Heimat, und
all die alten Volkslieder bekommen neue Bedeutung für
einen.
Berlin-Wilmersdorf. Die „Kunsthalle Wilmersdorf" er-
öffnet Montag, den 9. November, in ihren Räumen pa-
riser Straße 45, t- Stock, für die Dauer des Krieges
Lese- und Unterhaltungszimmer, zu denen Künstler und
Künstlerinnen sowie Schriftsteller und Schriftstellerinnen
werktäglich von tv Uhr vormittags bis 9 Uhr abends
freien Zutrittt haben. Karten dafür werden unentgeltlich
verabfolgt durch: die Geschäftsstelle der Kunsthalle, Pariser
Straße H5, Stock, durch die Geschäftsstelle des „wirt-
schaftlichen Verbandes bildender Künstler", Lharlottenburg,
Lutherstraße H6 und durch Herrn Bildhauer Dannhäuser
in Berlin-Wilmersdorf, Lietzenburger Straße HO.
Budapest. In Budapest hat das Verhalten des Malers
Phillipp Laszlo, der bei Kriegsausbruch die ungarische
Staatsbürgerschaft ablegte und die englische erwarb, leb-
hafte Mißbilligung erregt. Als Ausdruck davon wurden!
der Künstlergenossenschaft Nemzeti Salon der Antrag ge-
stellt, daß sein Name aus der Liste der Ehrenmitglieder
gestrichen werde. Die im Museum der Schönen Künste
befindlichen Porträts Laszlos wurden herabgenommen.
Erinnerungen an Leibl. Leibls Jugendfreund Ru-
dolph du Frenes hat köstliche Erinnerungen an seinen
Jugendfreund Wilhelm Leibl niedergeschrieben, die das
erste Heft des Jubiläumsjahrganges der Zeitschrift für
bildende Kunst veröffentlicht. Sie waren mit dem ganzen
Leiblkreise von j86H ab an der Münchener Akademie zu-
sammen. „Zu den interessantesten Ereignissen", so er-
zählt Hirth, „gehörte da Leibls Auftreten als Halbakt mit
dem Römerhelm auf dem Kopfe und einem Schwert in
der Faust. Er hatte auf n Tage als Modell zu dienen;
wie ein Läsar saß er auf dem Modellxodium, seine her-
kulische Gestalt, seine vollendete Körxerschönheit, seine
Jugendfrische rissen piloty bei feinen Besuchen zur Be-

XIV, Heft sO.

wunderung hin. Niemals hatte die Akademie ein solches
Modell gesehen. Aber dieses Modell hatte immer einen
großen Durst, und so mußte aus dem naheliegenden
Augustinerbräu eine Maß nach der anderen geholt werden.
Leibl und Hirth bestiegen gemeinsam die Zugspitze, wobei
es drollig zu sehen war, wie Leibl an den steilen Stellen,
des Bergsteigens ungeübt, mit dem Bergstock sich zeitweise
zu halten suchte und dabei doch seinen schweren Körper
vorwärtsbrachte. Der Nebel um die Zugspitze teilte sich
bald und ließ uns die Unendlichkeit der Ferne tief unter
uns schauen. Ueber dem steilen Grat schwebte ein mäch-
tiger Adler, hoch seine Schwingen erhebend. Nie werde
ich den letzten Blick vergessen, den Leibl auf den Grat
zurückwarf, seine Augen und die letzten Worte: „Das ist
der deutsche Adler in der deutschen Gebirgswelt". Für
die „Kritiker" stand Hirt nebst dem Maler Haider Modell
und opferte dafür seinen neuen Sommeranzug, der nicht
mehr zu gebrauchen war, nachdem er öfter auf der Glieder-
puppe gesessen hatte. ^869 war Lourbet auf den Erfolg
feiner Ausstellung hin in München und knüpfte sehr bald
eine innige Freundschaft mit Leibl an. „Es waren denk-
würdige Kneipabende mit einer nicht zu beschreibenden
Fröhlichkeit Lourbets, wie er den deutschen Maßkrug in
der Hand schwang und französische Lieder sang. Am
Starnberger See malte er uns bei ^0 Grad Kälte ein
Landschaftsbild vor, oder vielmehr, er spachtelte es mit
seinem Lourbetmeffer. Leibl, Trübner, Alt, Landschafts-
maler Ebert, ich, wir standen herum, pusteten vor Kälte
in die Fäuste, Lourbet, korpulent und kräftig, saß ruhig
da, um gar nichts bekümmert, nur malend. Lourbet war
ein Tueckfilber voll sprudelnden Lebens. Er liebte Mün-
chen und noch mehr das bairische Bier. — Ein Bad mit
Leibl in der Isar bei Großbefselöhe, wobei wir die Isar
überschwammen, wäre mir beinahe schlecht bekommen.
Im letzten Augenblick rettete mich eine Sandbank vor dem
Ertrinken, und Leibl holte einen Kahn, um mich wieder
ans Ufer zu bringen. Es war ein unvergeßliches Bild,
wie er mit einem Balken als Ruder mit herkulischer
Kraft den Kahn durch das reißende Wasser stieß, ein mo-
numentaler nackter Lharon der Unterwelt, der mich mit
einem Juchzer, den man bis nach Grünwald hören mußte,
in Sicherheit brachte. Mit dem Kopf auf dem Fell unserer
Doggen schliefen wir dann wie die Ratzen."

Die Werkstatt der Kunst.

Inkrlt. s«it.
Amtlicher Teil.l09
Mitteilungen der Allg. Deutschen Kunstgenossenschaft ^09
Auskunft in Rechtsangelegenheiten.^09
Aufruf.lv9
Deutsche Künstler im Felde.no
Arbeitskalender.^0
Redaktioneller Teil.no
Nationale und internationale Kunst. Deutschland
und Frankreich.no
Zeitungsschau.. . . . . N2

Sette

vermischter Nachrichtenteil.N3
Eröffnete Ausstellungen.- N3
Stipendien und Stiftungen ........ N3
Laufende Preisausschreiben.NH
Denkmäler.. . . - N4
Staatliche und Städtische Kunstpfiege ..... NH
Aus Akademien und Kunstschulen.NH
persönliches . . . ,.N5
Auszeichnungen.- N5
Todesfälle.N5
vermischtes.N5

Schriftieitung:
Vaul Mavncke
Ulein-Ltteniclte
bet potsclani
Rurkürklenslv. io.
sernspr.: potsaani 1848.

Jährlich 48 Hefte rnit Haibnionatsbeilags „Münchener kunlt-
technilche Slätter". Vie Leitschrift erscheint wöchentlich. In cien
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Lulenüung W. r.bo — Nr. a.ro — fres. L.50. Sei Postbezug
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spaitene petitzeiie so Pf.
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Von jeäeni Serliner VollanschluS gebührenfrei zu erreichen.)

Vertag r
6. A. Seemann
Leipzig, holpitaMr. 11s
an cien atie clas Anzeigen-
welen sowie aieSxpeüition
betreffenden Mitteilungen
zu richten linü.
 
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