Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 14.1914/​1915

DOI Heft:
Heft 5
DOI Artikel:
Redaktioneller Teil
DOI Artikel:
Hodler
DOI Artikel:
Vermischter Nachrichtenteil
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.55564#0061

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
XIV, Heft 5.

Die Werkstatt der Kunst.

53

land zurzeit am allermeisten über den Vorwurf der Bar-
barei gegen Werke der Kunst und Kultur; und Hodler
hätte nicht in ihn einstimmen dürfen; er hat es auch
sicherlich nur im Affekt und als Schlechtunterrichteter getan.
Aber einen Wunsch möchte man doch auch nicht unter-
drücken: nämlich, daß gerade die, welche mit Kunst aufs
innigste verkehren, alles tun möchten, um dem ungerechten
Vorwurf auch nicht die kleinste Handhabe zu bieten, wie
nun aber, wenn im Gktoberheft der vornehmsten Berliner
Kunstzeitschriften „Kunst und Künstler" ein Mann vom
Fach, Emil Schäffer, unter dem Titel „Kriegsentschädigung
in Kunstwerken" klixx und klar schreibt: „Die kostbarsten
Schätze belgischer Kunstleute sollten in den Besitz deutscher
Museen übergehen", und wenn er dann auf der Grund-
lage dieses Postulates gleich auch das ganze Programm
dieser „Beute"-Verteilung entwirft, fogar mit den Abbil-
dungen einiger der nach Deutschland überzuführenden Bil-
der und mit dem Schlußtrumpf, daß das Berliner Museum
in Gent und Brüssel sich die fehlenden Teile des van Eyck-
schen Genter Altars holen müffel „viele Monumente
wird Deutschland dem Jahre lstlH weihen, aber keines
wird edler, keines ehrfurchtsgebietender sein als das im
Kaiser Friedrich-Museum errichtete" (eben des wieder voll-
ständig gewordenen Genter Altars), wie soll man nun
solche Gesinnung nennen? Lin wahres Glück, daß Wilh.
Bode, der Generalgewaltige der preußischen Museen, erst
kürzlich, wie wir meldeten, allen solchen Kunftbeutezügen
im voraus das Tor verrammelt hat: allen Kulturländern
sollen nach seiner Ueberzeugung „Die Erzeugnisse ihrer
Kunst und ihr rechtmäßiger Besitz an Kunstwerken erhal-
ten werden", und den Denkmälerschutz hat Deutschland „wie
im eigenen Land, so auch im Feindesland" auszuüben.
Das ist echte Kulturhöhe, und ein Mann wie wilh. Bode
ist uns Bürge dafür, daß sie behauptet wird. Das sollten
sich auch Hodler und alle die Unterzeichneten des Genfer
Protestes gesagt sein lassen, wo aber diesem vornehmen
Grundsatz zuwidergehandelt wird, da darf man sich ver-
sichert halten, daß es nie und nimmer aus barbarischer
Zerstörungslust geschieht, sondern unter dem furchtbar
harten Zwang des Krieges, dessen Notwendigkeiten leider,
leider so weit abliegen von allen wünschbarkeiten der
Kultur.
Französische Mordbuben.
Der „Süddeutschen Konservativen Korrespondenz" wird
aus Basel geschrieben: „Der Vertreter der ,Tribuna'-Rom
in Bordeaux hatte eine Unterredung mit einem Abgeord-
neten der äußersten Linken, der eben vom Kriegsschauplatz
zurückgekommen war. Die Senegalschützen, sagt er, sind
nur mit äußerster Vorsicht zu gebrauchen. Sie machten
einen ihnen zum Transport übergebenen Zug gefangener
Deutscher nieder. Lin verwundetenzug, in dem getrennt
Deutsche und Senegal-Neger-Schützen verwundet lagen,
wurde an jeder Station von Sanitätsleuten besucht und
die verwundeten nach ihren Wünschen gefragt. Auf einer
Station antworteten die Deutschen nicht mehrl Sie waren
alle aufs roheste und scheußlichste gemordet worden II
wenn die Deutschen ein wenig eine französische Kathedrale
ankratzen, so wird von den interessierten Regierungen eine
Welthetze gegen Deutschland veranstaltet! Ich lese nirgends

einen Einspruch in einer deutschen Zeitung gegen das feige
und bestialische Hinmorden deutscher Gefangener und ver-
wundeter durch Neger! Kathedralen kann man wieder
bauen, Menschen nie wieder! Michel, wache auf!"
Der L. Vorsitzende des Vereins Berliner Künstler,
Professor Rudolf Schulte im Hofe
erläßt in der presse folgenden beachtenswerten
Hinweis: „In anbetracht dessen, daß sehr viele Familien
den Wunsch haben, ein Bild eines auf dem Felde der Ehre
gefallenen Angehörigen zu besitzen, und ihnen andererseits
selten ein Künstler bekannt ist, den sie mit dieser Aufgabe
betrauen könnten, weisen wir darauf hin, daß der Verein
Berliner Künstler in seinem Künstlerhause, Bellevuestraße s,
seit einigen Jahren eine Vermittlungsstelle von Kunstwerken
eingerichtet hat. Der Verein hat sich hierin die Aufgabe
gestellt, den Kunstliebhabern für jede künstlerische Aufgabe
denjenigen Künstler nachzuweisen, der gemäß seiner be-
sonderen Veranlagung die bestimmte Aufgabe am besten
zu lösen geeignet, und der bereit ist, sie zu einem Preise
zu übernehmen, der mit den verfügbaren Mitteln im Ein-
klang steht.
Die Vermittlungsstelle hat sich auch in den Dienst der
Kriegshilfe der vereinigten Berliner Künstlerschaft (Aka-
demische Kriegshilfskaffe) gestellt. Diese sagt in ihrem
Aufruf:
.Besonders hart sind durch den Krieg die bildenden
Künstler und Musiker betroffen. Hier gilt es zu helfen,
nicht bloß aus Mitleid oder Dankbarkeit, sondern vor allem,
weil es für die fernere Wohltat des Reiches von größter
Wichtigkeit ist, daß die deutsche Kunst in ihrem unersetz-
lichen wert für den Lharakter, für die Frische und den
Schwung der Nation die Zeit der Prüfung heil und un-
versehrt übersteht. Aus diesem Grunde richten wir an alle
dazu fähigen Kunstfreunde die Bitte, nach wie vor Kunst-
werke anzukaufen, künstlerische Unternehmungen ernster
Natur weiter zu unterstützen, an Unterricht und alten Auf-
trägen festzuhalten und neue zu erteilen?
Bei der großen Mannigfaltigkeit der einzelnen künst-
lerischen Veranlagungen, wie sie gerade das deutsche Volk
aufweist, liegt es auf der Hand, daß es nicht nur für den
Auftraggeber, sondern auch für die Gesundung des künst-
lerischen Schaffens bedeutungsvoll, ja ausschlaggebend ist,
daß jede, auch die kleinste Aufgabe in die richtigen Hände
gelegt, und nicht gar aufdringlichen Pfuschern oderDilettanten
übertragen wird. Man gebe also den deutschen Künstlern
Aufgaben, damit sie das vertrauen zu sich selbst wieder-
gewinnen. Die Auslandsseuche wird dann von selbst ver-
schwinden."
Dieser Hinweis wird sicher viel dazu beitragen, das
Publikum vor den Fallen, die ihm geschäftskundige und
gewiffenloseUnternehmerstellen, zu warnen und zu bewahren.

UlMkk tisuW ökilM, m MelM? IlllliMckin. MM Kk. 3
Kat toIZeucken lukalt: 2vvei ^ussprüoke Dirians und
ikre rm seiner Nal^veise. Von ü? L.
Illnstrationsverkakren. Von ^okann Nai. (Kort-
set^nnA statt Leklnss.) — Kivveiss als Linclernittel.
Von K. Kbelin, — Lekellaclrseike.

Vermischter Qackricbtentett.

- Geplante Ausstellungen -
Düffeldorf. (Absage der Ausstellung Düsseldorf 5.)
In der gestrigen Sitzung der Düsseldorfer Stadtverordneten
teilte der (Oberbürgermeister mit, das es unmöglich sein
werde, die geplante große Ausstellung „Düsseldorf l9l5"
durchzuführen. Auch den Gedanken einer Verschiebung auf
(9^6 oder tdl? habe man aufgeben müssen, weil sich nicht
übersehen lasse, wann der Frieden wiederhergestellt sein
werde. Die begonnenen Bauten im Hofgarten und im

Kaiser-Wilhelms-Park sollen abgebrochen werden. Zur
Deckung der erheblichen Kosten, deren Höhe noch nicht ge-
nannt werden könne, sollen die Garantiezeichner nicht
herangezogen werden; es sei beabsichtigt, die Kosten auf
die Stadtkaffe zu übernehmen.

Eröffnete Ausstellungen

Berlin. (Künstlerhaus. Ausstellung, Bellevuestraße z).
Auf vielfach geäußerten Wunsch wird die Kriegsbilder-
 
Annotationen