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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 14.1914/​1915

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Heft 8
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https://doi.org/10.11588/diglit.55564#0100

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Die Werkstatt der Kunst.

XIV, Lieft 8.

92
Gruppe aus emailliertem Golde, die Karl der Kühne zur
Sühne hierher stiftete, nachdem er die Stadt niedergebrannt
hatte. Der schönste alte Bau Lüttichs aber ist der Justiz-
xalast, früher die Residenz des Fürstbischofs, von einem
Deutschen in der Frührenaiffance gebaut. Das riesige Ge-
bäude enthält Höfe, deren Bogenhallen in der Energie
ihrer kurzen Säulen und den breiten Rippengewölben so
originell sind wie selten ein Bau jener Zeitenwende, die
von der Gotik zur neuerschlossenen Antike zurückleitete.
Und eine besondere Kostbarkeit birgt fast jede Lütticher
Kirche in den temperamentvollen Bildwerken eines Barock-
Plastikers, des Jean Delcour, der in Rom an der «Duelle
Schüler Berninis gewesen war. Sein Christus in der
Kathedrale ist ein Wunderwerk des Erzgusses. Auf dem
Markte, wo eine alte Kuxpelkirche jetzt als Börse dient,
steht das Wahrzeichen der Stadt, Delcours Fontaine du
Perron, auf den beiden anderen Marktbrunnen erscheint
über dem Wappen „der Bürgermeister der edlen Stadt
Lüttich" das Wappen von Pfalzbayern. Man geht zur
Universität mit ihrer Riesenbibliothek, an der einst Ste.
Beuve, der große französische Kritiker, lehrte, zur Oper,
vor der das Denkmal eines berühmten Lüttichers steht,
des Komponisten Grstry. Die Museen Lüttichs werden
auch gewerbsmäßige Museenbesucher nicht allzulange
fesseln. In dem einen findet man wenigstens eine hübsche
Lorot-Sammlung, während die alte Lütticher Malerschule
nie Hervorragendes geleistet hat. Aber ein Nachmittag in
dem herrlichen Park ist ein einziger Genuß. Nach der
Zitadelle fährt man mit der Elektrischen hinauf, von
oben geht ein herrlicher Blick ins Maastal, auf der einen
Seite bis zu den Ardennen, auf der anderen bis ins stäche
Limburger Land. Ueberall Schlote. Man fährt mit dem
Maasdampfboot nach Seraing, wo ein Engländer, Gocke-
rill, die großartige Entwicklung der belgischen Lisen-
und Maschinenindustrie begonnen hat. Die Werke haben
einst die erste Lokomotive auf dem Kontinent hergestellt.
Der Generaldirektor der Aktiengesellschaft Gockerill wohnt
heute in dem alten Rokoko-Sommer-Palais des Fürst-
bischofs von Lüttich, und die große Lockerillsche Glasfabrik,
eine der größten Europas, liegt in einer alten Listercien-
serabtei. Tritt man aus dem großen Lütticher Vorort hinaus,
so ist man sofort im Reiche der Steinkohlengruben und
Hochöfen der Esperance.
Kriegs Verluste der Dresdner Künstlerschaft. Zwei
Dresdner Künstler sind gefallen, der Bildhauer Gskar Döll
und der Maler Kurt Nesel. Döll, der 28 Jahre alt ge-
worden ist, der Sohn eines Suhler Graveurs und Stein-
schneiders, kam von JgnazTaschner i9O7 zu Georg wrbanach
Dresden, zu dessen befähigtesten Schülern er gehörte. Selb-

ständig schuf er u. a. die vier köstlichen, reizvoll bewegten
Kinder auf der Balustrade des neuen Schauspielhauses in
Dresden und einen Brunnen für den Marktplatz zu Dip-
poldiswalde, außerdem aber eine Reihe von vorzüglichen
Medaillen, die er bemerkenswerterweise eigenhändig in Erz
schnitt, so die Medaille zur Einweihung des Dresdner Rat-
hauses i9lo und die für die Dresdner Tagung für Denk-
malpflege und Heimatschutz i9l3- Noch wenige Tage vor
seinem Tode hatte er das Eiserne Kreuz erhalten. — Kurt
Nestel, der im Alter von SH Jahren starb, war, wie die
„Kunstchronik" schreibt, ursprünglich Lithograph und ging
dann zur Malerei über als Schüler von Zwintscher und
Kühl in Dresden. Er hat namentlich als Bildnismaler
Anerkennung gefunden, so durch ein Selbstbildnis mit der
Gitarre, das vermöge der fröhlichen Auffassung an Frans
Hals erinnerte. Für die Aula des Magdeburger Kaiser-
Wilhelm-Gymnasiums malte er ein Wandbild, das Kaiser
Wilhelm mit Bismarck und Moltke inmitten seiner Solda-
ten auf dem Marsche nach Paris darstellt.
Berlin. (Lin neuer Vorsteher für das Berliner
Rauch-Muse um.) Zum Vorsteher des Rauch-Museums
in Berlin ist, wie schon mitgeteilt, der Bildhauer August
Kraus ernannt worden, als Nachfolger des Kunsthistorikers
Prof. Vr. Hans Mackowsky, der zum Direktorialassistenten
an der Nationalgalerie ernannt worden ist. Schon früher,
vor der Berufung Mackowskys, hatte die Leitung der
Sammlung ein Künstler, der ^905 verstorbene Prof. Ru-
dolf Siemering, gehabt. Kraus' Wahl lehrt, daß auch auf
dem Gebiete der Kunst es keine Parteien mehr gibt: der
Bildhauer ist ja Vorsitzender der Freien Sezession. Er
steht im H7. Lebensjahr, war ein Schüler von Begas und
dessen Mitarbeiter am Bismarck-Denkmal und am National-
denkmal für Kaiser Wilhelm. Sein Werk ist das „Jltis"-
Denkmal in Schanghai. Sehr geschätzt sind seine Jüng-
lings- und Kinderfiguren. Seinen Bocciaspieler besitzt die
Nationalgalerie. Kraus wird die Aufgabe zufallen, die
von Mackowsky neugeordnete Sammlung an anderer Stelle
neu aufzustellen, da sie nur noch kurze Zeit in den Räu-
men an der Klosterstraße, der ehemaligen Werkstatt Rauchs,
verbleibt.

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Amtlicher Teil.
85
vermischter Nachrrchtenteil.
... 90
Mitteilungender Allg. Deutschen Kunstgenosssnschaft
85
Geplante Ausstellungen.
... 90
Arbeitskalender.
85
Eröffnete Ausstellungen ......
... 90
Redaktioneller Teil..
86
Laufende Preisausschreiben .....
- - . 9l
Die Bedeutung Ferdinand Hodlers und Jaques-
Aus Künstler- und Kunstvereinen . . .
. . . 9l
Dalcrozes für das deutsche Volk und seine Kunst
86
Auszeichnungen.
. . . 9l
Wohltätigkeit und Kunstlotterien..
88
Todesfälle.
. . . 9l
Hodler..
89
vermischtes...
. . . 9l

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Vaul Marncke
M§in-6!ieniclre
bei potsciarn
Rurfüpfienslr. 10.
fernspr.: potsclani,848.
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tschnischs Liätter". Vie Leitschrift erscheint wöchentlich, in cten
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