Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 14.1914/1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.55564#0550
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Heft 44
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DOI article:Adrian, Karl: Die Zukunftsaufgaben der Kunst und der Kritik
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5H2 Die Werkstatt der Kunst. XIV, Heft
Mitteilungen äer Ullgemelneo Deutsche»
kunltgeaokkenschsft.
Ovtsverein Berlin -er B. D. U. G.
Die Kommission der Großen Berliner Kunstausstel-
lung 19^5, gewährt den Mitgliedern des Grtsvereins
Berlin der A. D. K. G. freien Eintritt für den Besuch der
Ausstellung unter der Bedingung, daß jedes Mitglied sich
eine Freikarte unter Vorzeigung seiner Mitgliedskarte im
Büro der Ausstellung selbst abholt.
Der Vorstand des Ortsvereins Berlin -er A. D A. G.
Otto Ollrttüor-ALUludurg, s. Vorsitzender.
NNtteNllngev «les Vereins äer «ünMekSnnen unä
«unittreunilinnen ru kerün.
Eintrittskarten für die Große Berliner Kunst-
ausstellung zum ermäßigten Preise von 25 pfg. für
ausübende Mitglieder bei Kastellan Melzer, Schöneberger
Ufer 58, erhältlich.
I. A. : WollcenliLUsr,
Schriftführerin.
Deutsche Rünstler im Felde
Liste 25.
von den im Felde stehenden deutschen Künstlern sind uns weiter folgende namhaft gemacht worden:
Helberger, Alfred, Berlin, als Kriegsmaler auf dem
westlichen Kriegsschauplatz.
Licht, Hans, Landschaftsmaler, Berlin-Lharlottenburg,
2. Landwehr-Lrf.-Inf.-Reg. Nr. ^2, Guben.
potz sch, Kunstmaler, Schöningen-Dresden, zurzeit Vize-
feldwebel im 78.Ref.-Inf.-Reg., ist mit dem Eisernen
Kreuz ausgezeichnet worden.
«Vuante, Dtto, Or. meck., Maler, München. Fährt
als Abteilungsarzt im Vereinslazarettzug D. l-
Struck, Hermann, Lharlottenburg, Kriegsfreiwilliger,
Lrs.-Bat., Reg. „Königin Elisabeth" (Garde-Gren.-
Reg. Nr. 3), 2. Komp., Korp.
wimmer, Fritz, Kunstmaler, München, zurzeit Vize-
feldwebel im bayr. Inf.-Reg. „König", verwundet
am 8. Februar bei peronne.
DicbtLMtlicber Teil.
Vie Lukunllsaufgaben äei» klunsl unä äei» Urilik.
von dem kürzlich verstorbenen Dresdener Kunstgeschichtler Or. Karl Adrian.
Im letzten Jahrzehnt haben sich innerhalb des
künstlerischen Schaffens zwei Arten des Erlebens immer
deutlicher voneinander gesondert. Schärfer und be-
stimmter tritt dem Artistentum mit seinem Ideal
„Kunst um der Kunst willen" der dem Leben zu-
gewandte Künstler entgegen, der nicht schafft, bloß
um die Zachlogik der ästhetischen Form zu erfüllen,
sondern der gestaltet, um die Möglichkeiten unseres
inneren Erlebens zu vertiefen und weiter auszubauen,
von vornherein ist seine Art kräftiger, wesenhafter
als die des Artisten. Sein Begriff vom Leben ist
blutvoller, ursprünglicher. Sein Blick ist auf die
wesentlichste unserer Aufgaben gerichtet: unsere Per-
sönlichkeit zu gestalten und dem Leben hierdurch
Einheit zu verschaffen.
Die Aufgaben, die er zu lösen hat, sind dadurch
bestimmt. In ihrer immer glücklicheren Bewältigung
liegt sein Zukunftswert.
Folgerichtig verwurzelt er das Erlebnis im Tat-
sächlichen. Es ist falsch, deshalb von einer Verarmung
des Lrfindungsgeistes zu sprechen. Er verneint nur
seine unfruchtbare Seite: jenes schwächliche Phantasie-
leben wie das Sichberauschen an Wunschvorstellungen,
deren Inhalt infolge der Vorwegnahme durch die
Vorstellung in der Tatsächlichkeit bloß geschwächt oder
überhaupt nicht mehr gelebt wird. Er geißelt das
verbrauchen von Kraft für seelische Möglichkeiten,
die, weil es unser Wesen oder der Grad unserer
Entwicklung nicht zuläßt, noch nicht Wirklichkeitswerte
geworden sind. Die Phantasie arbeitet lediglich
daraufhin, das für den einzelnen Menschen Erfüllbare
bis zum Grund in seiner ganzen Breite auszuschöpfen.
Vie Kunstwerke beginnen, die organische Geschlossen-
heit unseres Wesens als das heutige persönlichkeits-
ideal zu deuten. Der Schaffende ist darum wie ein
überlegener Arzt. Seine Werke ersparen nichts von
dem Zwiespältigen, sie unterdrücken nichts von dem
Krankhaften und Bruchstückhaften des wirklichen. Vie
Ehrlichkeit seiner Untersuchung ist dadurch bedingt,
daß er die innersten Vorgänge unseres Erlebens er-
kennt und enthüllt. Er zeigt, wie die eine Persön-
lichkeit von ihren Voraussetzungen aus mit ihren
Unvollkommenheiten und den Widersprüchen der Welt
fertig wird, wie sie restlos zu einem geschlossenen
Organismus auswächst. Er legt klar, warum eine
andere von ihren Wesensbedingungen aus an Stelle
einer Lösung den Kompromiß setzt, warum sie in
Halbheit und Gebrochenheit stecken bleibt. Je reifer
der aufbauende Künstler wird, desto unbarmherziger
tritt er den Schaffenden gegenüber, die mit ihren
Werkgestaltungen, mit der Art, wie sie die Probleme
anfassen und lösen, höchstens unsere Phantasie zu be-
freien imstande sind, ohne dem Erleben irgendeinen
weiteren Wertzuwachs zu vermitteln: deren Kunst
nur ein Aufatmen vom Leben ist. Er aber
meißelt durch die künstlerische Organisierung an seinem
eigenen Lebenskörper. Das Kunstwerk ermöglicht den
Nacherlebenden, durch die Erfassung und Verarbeitung
Mitteilungen äer Ullgemelneo Deutsche»
kunltgeaokkenschsft.
Ovtsverein Berlin -er B. D. U. G.
Die Kommission der Großen Berliner Kunstausstel-
lung 19^5, gewährt den Mitgliedern des Grtsvereins
Berlin der A. D. K. G. freien Eintritt für den Besuch der
Ausstellung unter der Bedingung, daß jedes Mitglied sich
eine Freikarte unter Vorzeigung seiner Mitgliedskarte im
Büro der Ausstellung selbst abholt.
Der Vorstand des Ortsvereins Berlin -er A. D A. G.
Otto Ollrttüor-ALUludurg, s. Vorsitzender.
NNtteNllngev «les Vereins äer «ünMekSnnen unä
«unittreunilinnen ru kerün.
Eintrittskarten für die Große Berliner Kunst-
ausstellung zum ermäßigten Preise von 25 pfg. für
ausübende Mitglieder bei Kastellan Melzer, Schöneberger
Ufer 58, erhältlich.
I. A. : WollcenliLUsr,
Schriftführerin.
Deutsche Rünstler im Felde
Liste 25.
von den im Felde stehenden deutschen Künstlern sind uns weiter folgende namhaft gemacht worden:
Helberger, Alfred, Berlin, als Kriegsmaler auf dem
westlichen Kriegsschauplatz.
Licht, Hans, Landschaftsmaler, Berlin-Lharlottenburg,
2. Landwehr-Lrf.-Inf.-Reg. Nr. ^2, Guben.
potz sch, Kunstmaler, Schöningen-Dresden, zurzeit Vize-
feldwebel im 78.Ref.-Inf.-Reg., ist mit dem Eisernen
Kreuz ausgezeichnet worden.
«Vuante, Dtto, Or. meck., Maler, München. Fährt
als Abteilungsarzt im Vereinslazarettzug D. l-
Struck, Hermann, Lharlottenburg, Kriegsfreiwilliger,
Lrs.-Bat., Reg. „Königin Elisabeth" (Garde-Gren.-
Reg. Nr. 3), 2. Komp., Korp.
wimmer, Fritz, Kunstmaler, München, zurzeit Vize-
feldwebel im bayr. Inf.-Reg. „König", verwundet
am 8. Februar bei peronne.
DicbtLMtlicber Teil.
Vie Lukunllsaufgaben äei» klunsl unä äei» Urilik.
von dem kürzlich verstorbenen Dresdener Kunstgeschichtler Or. Karl Adrian.
Im letzten Jahrzehnt haben sich innerhalb des
künstlerischen Schaffens zwei Arten des Erlebens immer
deutlicher voneinander gesondert. Schärfer und be-
stimmter tritt dem Artistentum mit seinem Ideal
„Kunst um der Kunst willen" der dem Leben zu-
gewandte Künstler entgegen, der nicht schafft, bloß
um die Zachlogik der ästhetischen Form zu erfüllen,
sondern der gestaltet, um die Möglichkeiten unseres
inneren Erlebens zu vertiefen und weiter auszubauen,
von vornherein ist seine Art kräftiger, wesenhafter
als die des Artisten. Sein Begriff vom Leben ist
blutvoller, ursprünglicher. Sein Blick ist auf die
wesentlichste unserer Aufgaben gerichtet: unsere Per-
sönlichkeit zu gestalten und dem Leben hierdurch
Einheit zu verschaffen.
Die Aufgaben, die er zu lösen hat, sind dadurch
bestimmt. In ihrer immer glücklicheren Bewältigung
liegt sein Zukunftswert.
Folgerichtig verwurzelt er das Erlebnis im Tat-
sächlichen. Es ist falsch, deshalb von einer Verarmung
des Lrfindungsgeistes zu sprechen. Er verneint nur
seine unfruchtbare Seite: jenes schwächliche Phantasie-
leben wie das Sichberauschen an Wunschvorstellungen,
deren Inhalt infolge der Vorwegnahme durch die
Vorstellung in der Tatsächlichkeit bloß geschwächt oder
überhaupt nicht mehr gelebt wird. Er geißelt das
verbrauchen von Kraft für seelische Möglichkeiten,
die, weil es unser Wesen oder der Grad unserer
Entwicklung nicht zuläßt, noch nicht Wirklichkeitswerte
geworden sind. Die Phantasie arbeitet lediglich
daraufhin, das für den einzelnen Menschen Erfüllbare
bis zum Grund in seiner ganzen Breite auszuschöpfen.
Vie Kunstwerke beginnen, die organische Geschlossen-
heit unseres Wesens als das heutige persönlichkeits-
ideal zu deuten. Der Schaffende ist darum wie ein
überlegener Arzt. Seine Werke ersparen nichts von
dem Zwiespältigen, sie unterdrücken nichts von dem
Krankhaften und Bruchstückhaften des wirklichen. Vie
Ehrlichkeit seiner Untersuchung ist dadurch bedingt,
daß er die innersten Vorgänge unseres Erlebens er-
kennt und enthüllt. Er zeigt, wie die eine Persön-
lichkeit von ihren Voraussetzungen aus mit ihren
Unvollkommenheiten und den Widersprüchen der Welt
fertig wird, wie sie restlos zu einem geschlossenen
Organismus auswächst. Er legt klar, warum eine
andere von ihren Wesensbedingungen aus an Stelle
einer Lösung den Kompromiß setzt, warum sie in
Halbheit und Gebrochenheit stecken bleibt. Je reifer
der aufbauende Künstler wird, desto unbarmherziger
tritt er den Schaffenden gegenüber, die mit ihren
Werkgestaltungen, mit der Art, wie sie die Probleme
anfassen und lösen, höchstens unsere Phantasie zu be-
freien imstande sind, ohne dem Erleben irgendeinen
weiteren Wertzuwachs zu vermitteln: deren Kunst
nur ein Aufatmen vom Leben ist. Er aber
meißelt durch die künstlerische Organisierung an seinem
eigenen Lebenskörper. Das Kunstwerk ermöglicht den
Nacherlebenden, durch die Erfassung und Verarbeitung