378 Die Werkstatt der Kunst.XIV, Heft 52.
stehen, deutsche wie außerdeutsche. Manche davon Kunstwerke nicht nur gegen soche, sondern auch gegen
betrieben selbst, natürlich in ganz legaler Weise und klingende Münze aus. Daß hierbei naturgemäß der
zugunsten des von ihnen verwalteten Museums, eingebildete Raritätswert vor allem mitspricht, muß
einen schwunghaften Kunsthandel und tauschten immer wiederholt werden. v.L.
Vie Austanderkrage an den Akademien und die deutschen Künstlerinnen.
Es ist bekannt, daß nur wenige deutsche Kunst-
akademien — Breslau, Kassel, Weimar — Zrauen
ohne Beschränkungen unter gleichen Bedingungen
wie männliche Schüler aufnehmen, — die großen
Akademien zu Berlin, München, Dresden sind ihnen
völlig verschlossen. Geöffnet sind sie oder waren sie
doch den Ausländern, und von diesem Umstand machten
vor allem die Russen Gebrauch. Der Grundsatz, den
man vor einigen Jahren für den Besuch der Univer-
sitätskliniken aufstellte, daß beim Unterricht dort
zunächst den deutschen Studierenden, männlichen und
weiblichen, die verfügbaren Plätze zuständen, die Aus-
länder erst in zweiter Reihe zu berücksichtigen seien,
hat für die Kunstakademien nicht Geltung erlangt.
Auch auf den Universitäten hat speziell die Über-
flutung durch russische Medizinstudierende zu den
die Ausländer beschränkenden Bestimmungen geführt,
denn diese russischen Studierenden stellen auf Uni-
versitäten wie auf Akademien häufig ein wenig er-
freuliches Element in den Vorlesungen und Klassen dar.
Eine Statistik über den Besuch der deutschen
Kunstakademien im Wintersemester 1912/13 ergab
für die Münchner Akademie, daß sich unter 444 Schü-
lern 129 Nichtreichsdeutsche befanden, also mehr als
1/4 der Gesamtzahl, darunter eine große Anzahl
Russen. Zür diese Ausländer kostete das Studium
an der Akademie in München für das Studienjahr
140 Mark. Auf der staatlich subventionierten Münch-
ner Oamenakademie kostet das Studium für Mit-
glieder bei bescheidenster Berechnung des Lehrplans
400 Mark jährlich, für Nichtmitglieder 500 bis 600 Mark.
Auf der Schule des Berliner Künstlerinnenvereins
wie auf der Karlsruher Malerinnenschule sind die
Kosten die gleichen oder höhere, und naturgemäß
Wir entnehmen Nachstehendes einem Artikel von
Zr. henni Lehmann, der in der „Zrauenftage" (Verlag
Teubner, Leipzig) demnächst erscheinen wird.
können diese Schulen, so sehr ihre Leistungen anzu-
erkennen sind, nicht so umfassenden Lehrplan, nicht
so reiche Lehrmittel haben, wie die großen staatlichen
Akademien. Die Einzelstaaten haben für jeden
Schüler, der die Akademie besucht, einen nicht uner-
heblichen Zuschuß zu zahlen. Viesen ließ man den
Ausländern gern zugute kommen, nicht den deut-
schen Künstlerinnen. Das Gefühl, bezüglich der
Ausbildung nicht volle Möglichkeiten ausschöpfen zu
können, wie der männliche Kollege, dazu in vielen
Zöllen die absolute Ungebundenheit, oft Unge-
ordnetheit des Studiengangs in privaten Ateliers
und der Umstand, daß die Kosten der Ausbildung
im Auslande nicht wesentlich höher waren als in
Deutschland, hat eine verhältnismäßig große Zahl
weiblicher Kunststudierender oft schon in frühen
Semestern nach Paris geführt.
Wie wird sich nun das Studium der deutschen
Künstlerin nach dem Kriege gestalten? Daß es in
absehbarer Zeit als Annehmlichkeit, ja nur als Mög-
lichkeit für eine Deutsche erscheint, in Paris zu studie-
ren, ist wohl ausgeschlossen. Wird man ihr nun in
Deutschland einen Ausgleich geben? — Oer Besuch
der Akademien ist naturgemäß jetzt erheblich zurück-
gegangen. Zn München beträgt er nach einer Statistik,
die ich kürzlich sah, 50°/o der sonstigen Schülerzahl.
Wird man diese freien Plätze geduldig offenhalten,
bis es den Russen oder Serben vielleicht wieder ein-
fällt, uns zu beehren? — Dder denkt man doch mög-
licherweise daran, sie den weiblichen Kunststudie-
renden zu öffnen? — Ich glaube das ja nicht, —
aber könnte man sich dazu entschließen, so bin ich
überzeugt, daß es der deutschen Kunst nicht zum
Schaden gereichen würde. henni Lehmann.
Adolf Arutt
'zu seinem 60. Geburtstag am 10. Mai.
von G. Koldemanz.
Seit Brüggemanns Zeiten hat Schleswig-Holstein
sich auf dem Zelde der Plastik mit Glück betätigt,
die Holzbildner des 16. und 17. Jahrhunderts sind
neuerdings wieder der Vergessenheit entrissen worden
und auch das 19. Jahrhundert hat dem meerum-
schlungenen Lande einen hervorragenden Bildner
beschert. Adolf Brütt, als Sohn der Stadt Husum
am 10. Mai 1855 geboren, steht heute als Sechzig-
jähriger in der vordersten Reihe der deutschen Bild-
hauerzunft. Er ist ein Muster geworden, weil er
eine gründliche handwerkliche Vorbildung hatte. Beim
Meister Müllenhof in Kiel wurde er Steinmetzlehrling
und als er dann 1875 Schüler der Berliner Akademie
wurde, war er mehrfach gezwungen, wieder zur
Steinbildhauerei zurückzukehren. Doch diese Tage
der praktischen Tätigkeit in der er das flüchtig Er-
lernte verarbeitete und eine Vorliebe für Marmor-
arbeiten bekam, waren ihm später von großem Vorteil,
stehen, deutsche wie außerdeutsche. Manche davon Kunstwerke nicht nur gegen soche, sondern auch gegen
betrieben selbst, natürlich in ganz legaler Weise und klingende Münze aus. Daß hierbei naturgemäß der
zugunsten des von ihnen verwalteten Museums, eingebildete Raritätswert vor allem mitspricht, muß
einen schwunghaften Kunsthandel und tauschten immer wiederholt werden. v.L.
Vie Austanderkrage an den Akademien und die deutschen Künstlerinnen.
Es ist bekannt, daß nur wenige deutsche Kunst-
akademien — Breslau, Kassel, Weimar — Zrauen
ohne Beschränkungen unter gleichen Bedingungen
wie männliche Schüler aufnehmen, — die großen
Akademien zu Berlin, München, Dresden sind ihnen
völlig verschlossen. Geöffnet sind sie oder waren sie
doch den Ausländern, und von diesem Umstand machten
vor allem die Russen Gebrauch. Der Grundsatz, den
man vor einigen Jahren für den Besuch der Univer-
sitätskliniken aufstellte, daß beim Unterricht dort
zunächst den deutschen Studierenden, männlichen und
weiblichen, die verfügbaren Plätze zuständen, die Aus-
länder erst in zweiter Reihe zu berücksichtigen seien,
hat für die Kunstakademien nicht Geltung erlangt.
Auch auf den Universitäten hat speziell die Über-
flutung durch russische Medizinstudierende zu den
die Ausländer beschränkenden Bestimmungen geführt,
denn diese russischen Studierenden stellen auf Uni-
versitäten wie auf Akademien häufig ein wenig er-
freuliches Element in den Vorlesungen und Klassen dar.
Eine Statistik über den Besuch der deutschen
Kunstakademien im Wintersemester 1912/13 ergab
für die Münchner Akademie, daß sich unter 444 Schü-
lern 129 Nichtreichsdeutsche befanden, also mehr als
1/4 der Gesamtzahl, darunter eine große Anzahl
Russen. Zür diese Ausländer kostete das Studium
an der Akademie in München für das Studienjahr
140 Mark. Auf der staatlich subventionierten Münch-
ner Oamenakademie kostet das Studium für Mit-
glieder bei bescheidenster Berechnung des Lehrplans
400 Mark jährlich, für Nichtmitglieder 500 bis 600 Mark.
Auf der Schule des Berliner Künstlerinnenvereins
wie auf der Karlsruher Malerinnenschule sind die
Kosten die gleichen oder höhere, und naturgemäß
Wir entnehmen Nachstehendes einem Artikel von
Zr. henni Lehmann, der in der „Zrauenftage" (Verlag
Teubner, Leipzig) demnächst erscheinen wird.
können diese Schulen, so sehr ihre Leistungen anzu-
erkennen sind, nicht so umfassenden Lehrplan, nicht
so reiche Lehrmittel haben, wie die großen staatlichen
Akademien. Die Einzelstaaten haben für jeden
Schüler, der die Akademie besucht, einen nicht uner-
heblichen Zuschuß zu zahlen. Viesen ließ man den
Ausländern gern zugute kommen, nicht den deut-
schen Künstlerinnen. Das Gefühl, bezüglich der
Ausbildung nicht volle Möglichkeiten ausschöpfen zu
können, wie der männliche Kollege, dazu in vielen
Zöllen die absolute Ungebundenheit, oft Unge-
ordnetheit des Studiengangs in privaten Ateliers
und der Umstand, daß die Kosten der Ausbildung
im Auslande nicht wesentlich höher waren als in
Deutschland, hat eine verhältnismäßig große Zahl
weiblicher Kunststudierender oft schon in frühen
Semestern nach Paris geführt.
Wie wird sich nun das Studium der deutschen
Künstlerin nach dem Kriege gestalten? Daß es in
absehbarer Zeit als Annehmlichkeit, ja nur als Mög-
lichkeit für eine Deutsche erscheint, in Paris zu studie-
ren, ist wohl ausgeschlossen. Wird man ihr nun in
Deutschland einen Ausgleich geben? — Oer Besuch
der Akademien ist naturgemäß jetzt erheblich zurück-
gegangen. Zn München beträgt er nach einer Statistik,
die ich kürzlich sah, 50°/o der sonstigen Schülerzahl.
Wird man diese freien Plätze geduldig offenhalten,
bis es den Russen oder Serben vielleicht wieder ein-
fällt, uns zu beehren? — Dder denkt man doch mög-
licherweise daran, sie den weiblichen Kunststudie-
renden zu öffnen? — Ich glaube das ja nicht, —
aber könnte man sich dazu entschließen, so bin ich
überzeugt, daß es der deutschen Kunst nicht zum
Schaden gereichen würde. henni Lehmann.
Adolf Arutt
'zu seinem 60. Geburtstag am 10. Mai.
von G. Koldemanz.
Seit Brüggemanns Zeiten hat Schleswig-Holstein
sich auf dem Zelde der Plastik mit Glück betätigt,
die Holzbildner des 16. und 17. Jahrhunderts sind
neuerdings wieder der Vergessenheit entrissen worden
und auch das 19. Jahrhundert hat dem meerum-
schlungenen Lande einen hervorragenden Bildner
beschert. Adolf Brütt, als Sohn der Stadt Husum
am 10. Mai 1855 geboren, steht heute als Sechzig-
jähriger in der vordersten Reihe der deutschen Bild-
hauerzunft. Er ist ein Muster geworden, weil er
eine gründliche handwerkliche Vorbildung hatte. Beim
Meister Müllenhof in Kiel wurde er Steinmetzlehrling
und als er dann 1875 Schüler der Berliner Akademie
wurde, war er mehrfach gezwungen, wieder zur
Steinbildhauerei zurückzukehren. Doch diese Tage
der praktischen Tätigkeit in der er das flüchtig Er-
lernte verarbeitete und eine Vorliebe für Marmor-
arbeiten bekam, waren ihm später von großem Vorteil,