Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 14.1914/1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.55564#0229
DOI Heft:
Heft 19
DOI Artikel:Redaktioneller Teil
DOI Artikel:Frobenius, Hermann: Weltkrieg, Weltempfinden und nationaler Stil
DOI Artikel:Vermischter Nachrichtenteil
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XIV, Heft 19.
Häuser, die uns freilich sehr behaglich anmuten,
aber ebenso wie die Möbel englischen Einschlag stark
verraten. Und dann haben wir eine Architektur,
die teils gotische Elemente frei weiterbildet, teils
Motive des Barockstils mit deutsch-tiroler und ober-
italienischen Zierstücken an ihren Fassaden bunt durch-
einander verweben möchte, eine Richtung, die freilich
jetzt absterben dürfte.
Es fehlt also hier bis jetzt eine starke durch-
schlagende Kraft, .die allen diesen Bemühungen die
Einheit verleihen könnte. Jedoch dürfte das, was
uns am modernsten anmutet, immerhin in dem
Liniensystem, in der einfachen, großzügigen Auffassung
gewisser Bauten und im Kunstgewerbe beschlossen
liegen. Diese Künste muten uns im großen und
ganzen bedeutend moderner an als die Malerei,
der etwas Abgestandenes anzuhaften beginnt. Sie
scheint stehengeblieben zu sein bei einem Naturalismus,
dessen ehemals so ansprechende Frische etwas ver-
weht ist und den Zusammenhang verloren hat mit
den Stilbestrebungen, welche sich überall regen, auch
in der Literatur. Ich brauche nur an Thomas
Mann zu erinnern.
Historisch betrachtet, ist ja die Architektur stets
224
die Pfadfinderin für die anderen Künste gewesen.
Vielleicht greift die Vermutung nicht fehl, die an-
nimmt, dos großzügige und einfache Liniensystem
der Architektur und ihr Sinn für farbige, mehr de-
korative als konstruktive Innenausschmückung be-
gegne dem modernen Gefühl so stark, daß eine Über-
tragung ähnlicher Gedankengänge, besonders auf die
Malerei, derselben neuen Wege eröffnen dürfte.
Hat in vieler Beziehung doch schon Marees Ähn-
liches geplant, dessen kaltblaue Lüfte und smaragd-
grüne wiesen uns so überaus sympatisch anmuten.
Nicht als ob hier ein System einfach übernommen
werden könnte. Denn tot ist in der Kunst alles,
was Nachahmung heißt, und lebendig bleibt nur das
ewig Zeugende, die Kraft der originalen Persön-
lichkeit.^
wir brauchen eine Kunst, die unsere Disziplin
ausdrückt, jene organisatorische Kraft, welche ge-
waltige Funktionen in ungeheuren tausendköpfigen
Verbänden lebendig macht, wir verlangen keine
Kunst der Zufälligkeiten, sondern eine Kunst des
straffen Willens, der Kultur des Willens, eine Kunst
des modernen eisernen Temperaments, empfunden
durch die Sensibilität einer hochkultivierten Persön-
lichkeit. Und das ist eben „der Stil"!
Die Werkstatt der Kunst.
Vermisster Dachrichtentett.
Geplant« Ausstellungen
Berlin. (Die diesjährige Berliner Kunstaus-
stellung und der Verein Berliner Künstler.) Der
Verein Berliner Künstler hat dieser Tage in einer stark
besuchten Versammlung nochmals die Notwendigkeit der
Veranstaltung einer Großen Berliner Kunstausstellung
betont. In schwerer Zeit, so wurde in dieser Versamm-
lung von vielen Seiten ausgeführt, ist eine Ausstellung
für die Künstler die vielleicht einzige Möglichkeit des Ver-
kaufes, für das Publikum eine Slätte edler Erholung und
Pflege vaterländischer Gesinnung, im Kriegsjahre besonders
ein Zeichen wirtschaftlicher und kultureller Stärke. Nun
wird zurzeit das Landesausstellungsgebäude am Lehrter
Bahnhof von der Militärverwaltung für die Lagerung von
Vorräten benutzt, große Massen von Konserven sind da
aufgestaxelt. Doch wird nach einem Schreiben des Kultus-
ministeriums das Gebäude vom s5. Februar ab der
Künstlerschaft zur Verfügung gestellt. Das Zustandekommen
der großen Ausstellung kann deshalb von dieser Seite
her als gesichert gelten.
München. Die Frühjahrs-Ausstellung der Neuen
Münchener Secession findet vom 20. Februar bis
Ende März in den Räumen des Münchener Kunstvereins
(Galeriestr. to) statt. Zugelassen sind Griginal-Werke
der Malerei, Plastik und Graphik.
Eröffnete Ausstellungen -
Berlin. Im Künstlerhaus, Bellevuestraße 3, wurde die
Februar-Ausstellung am Sonntag, den 3t> Januar, eröffnet.
Es gelangte u. a. zur Ausstellung das große Bild Walter
Miehes: „Rückzug aus Rußland f8l2", eine Kollektion
von Kurt Leyde, Madrid, und eine Porträt-Kollektion des
verstorbenen Ismael Gentz. Ferner Werke von Hans
Looschen, Hans Hartig, Karl Wendel u. a. m.
Frankfurt a. M. Die Altheim-Ausstellung im Kunstverein,
Junghofstraße 8, wird am fo. Februar geschloffen. Line
weitere Verlängerung der Ausstellung, wie sie vielfach ge-
wünscht wird, hat sich leider in Rücksicht auf die Leihgaben
aus Privatbesitz nicht ermöglichen lassen. Dagegen wird
in der Ausstellung Sonntag, den 7. Februar, nachmittags
t —6 Uhr ein Volkstag mit auf 20 pfg. ermäßigtem
Eintrittspreis stattfinden, der weitesten Kreisen unserer
Bevölkerung Gelegenheit bieten soll, einen Ueberblick über
das Schaffen eines unserer beliebtesten heimischen Künstler
zu gewinnen, wie er in dieser Vollständigkeit wohl kaum
wieder geboten werden kann.
Hannover. Auf der vorjährigen Kolonial-Ausstellung in
Semarang (Nieder!. Indien) wurde der Erzeugnissen der
Firma Günther Wagner, Hannover und Wien, den „pe-
Iikan"-Künstlerfarben, flüssigen Tuschen, Radiergummi so-
wie „pelikan">Tinten, Schreibbändern und Kohlenpapieren,
die höchste Auszeichnung, das Lhrendiplom, zuerkannt. —
Auf der Baltischen Ausstellung in Malmö auf der
die Firma in der deutschen Abteilung vertreten war, er-
warb sie sich die Königliche Medaille. — Auf der Bugra,
der Internationalen Ausstellung für Buchgewerbe und
Graphik, Leipzig, hatte die Firma „außer Wettbewerb"
ausgestellt.
Karlsruhe. (Aus st ellung de sFr^auenkun st Verbandes.)
Der Frauenkunstverband, die vor zwei Jahren gegründete
Organisation der Künstlerinnen, will trotz des Krieges mit
einer Ausstellung hervortreten. Ls soll eine graphische
Ausstellung werden, die im Frühjahr im Kunstverein zu
Karlsruhe stattfinden wird.
Weimar. In der „Ausstellung zur Unterstützung Weimarer
Künstler im Kriegsjahr wurden ferner verkauft:
Walter Einbeck, „Thüringer Land" (Gelg.) und Gertrud
Korn „weiden im Saaltal" (Rad.) 3 mal. — Das Gesamt-
ergebnis an erzielten Verkäufen, Einnahmen an Eintritts-
geldern usw. betrug 9700 Mk.
Häuser, die uns freilich sehr behaglich anmuten,
aber ebenso wie die Möbel englischen Einschlag stark
verraten. Und dann haben wir eine Architektur,
die teils gotische Elemente frei weiterbildet, teils
Motive des Barockstils mit deutsch-tiroler und ober-
italienischen Zierstücken an ihren Fassaden bunt durch-
einander verweben möchte, eine Richtung, die freilich
jetzt absterben dürfte.
Es fehlt also hier bis jetzt eine starke durch-
schlagende Kraft, .die allen diesen Bemühungen die
Einheit verleihen könnte. Jedoch dürfte das, was
uns am modernsten anmutet, immerhin in dem
Liniensystem, in der einfachen, großzügigen Auffassung
gewisser Bauten und im Kunstgewerbe beschlossen
liegen. Diese Künste muten uns im großen und
ganzen bedeutend moderner an als die Malerei,
der etwas Abgestandenes anzuhaften beginnt. Sie
scheint stehengeblieben zu sein bei einem Naturalismus,
dessen ehemals so ansprechende Frische etwas ver-
weht ist und den Zusammenhang verloren hat mit
den Stilbestrebungen, welche sich überall regen, auch
in der Literatur. Ich brauche nur an Thomas
Mann zu erinnern.
Historisch betrachtet, ist ja die Architektur stets
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die Pfadfinderin für die anderen Künste gewesen.
Vielleicht greift die Vermutung nicht fehl, die an-
nimmt, dos großzügige und einfache Liniensystem
der Architektur und ihr Sinn für farbige, mehr de-
korative als konstruktive Innenausschmückung be-
gegne dem modernen Gefühl so stark, daß eine Über-
tragung ähnlicher Gedankengänge, besonders auf die
Malerei, derselben neuen Wege eröffnen dürfte.
Hat in vieler Beziehung doch schon Marees Ähn-
liches geplant, dessen kaltblaue Lüfte und smaragd-
grüne wiesen uns so überaus sympatisch anmuten.
Nicht als ob hier ein System einfach übernommen
werden könnte. Denn tot ist in der Kunst alles,
was Nachahmung heißt, und lebendig bleibt nur das
ewig Zeugende, die Kraft der originalen Persön-
lichkeit.^
wir brauchen eine Kunst, die unsere Disziplin
ausdrückt, jene organisatorische Kraft, welche ge-
waltige Funktionen in ungeheuren tausendköpfigen
Verbänden lebendig macht, wir verlangen keine
Kunst der Zufälligkeiten, sondern eine Kunst des
straffen Willens, der Kultur des Willens, eine Kunst
des modernen eisernen Temperaments, empfunden
durch die Sensibilität einer hochkultivierten Persön-
lichkeit. Und das ist eben „der Stil"!
Die Werkstatt der Kunst.
Vermisster Dachrichtentett.
Geplant« Ausstellungen
Berlin. (Die diesjährige Berliner Kunstaus-
stellung und der Verein Berliner Künstler.) Der
Verein Berliner Künstler hat dieser Tage in einer stark
besuchten Versammlung nochmals die Notwendigkeit der
Veranstaltung einer Großen Berliner Kunstausstellung
betont. In schwerer Zeit, so wurde in dieser Versamm-
lung von vielen Seiten ausgeführt, ist eine Ausstellung
für die Künstler die vielleicht einzige Möglichkeit des Ver-
kaufes, für das Publikum eine Slätte edler Erholung und
Pflege vaterländischer Gesinnung, im Kriegsjahre besonders
ein Zeichen wirtschaftlicher und kultureller Stärke. Nun
wird zurzeit das Landesausstellungsgebäude am Lehrter
Bahnhof von der Militärverwaltung für die Lagerung von
Vorräten benutzt, große Massen von Konserven sind da
aufgestaxelt. Doch wird nach einem Schreiben des Kultus-
ministeriums das Gebäude vom s5. Februar ab der
Künstlerschaft zur Verfügung gestellt. Das Zustandekommen
der großen Ausstellung kann deshalb von dieser Seite
her als gesichert gelten.
München. Die Frühjahrs-Ausstellung der Neuen
Münchener Secession findet vom 20. Februar bis
Ende März in den Räumen des Münchener Kunstvereins
(Galeriestr. to) statt. Zugelassen sind Griginal-Werke
der Malerei, Plastik und Graphik.
Eröffnete Ausstellungen -
Berlin. Im Künstlerhaus, Bellevuestraße 3, wurde die
Februar-Ausstellung am Sonntag, den 3t> Januar, eröffnet.
Es gelangte u. a. zur Ausstellung das große Bild Walter
Miehes: „Rückzug aus Rußland f8l2", eine Kollektion
von Kurt Leyde, Madrid, und eine Porträt-Kollektion des
verstorbenen Ismael Gentz. Ferner Werke von Hans
Looschen, Hans Hartig, Karl Wendel u. a. m.
Frankfurt a. M. Die Altheim-Ausstellung im Kunstverein,
Junghofstraße 8, wird am fo. Februar geschloffen. Line
weitere Verlängerung der Ausstellung, wie sie vielfach ge-
wünscht wird, hat sich leider in Rücksicht auf die Leihgaben
aus Privatbesitz nicht ermöglichen lassen. Dagegen wird
in der Ausstellung Sonntag, den 7. Februar, nachmittags
t —6 Uhr ein Volkstag mit auf 20 pfg. ermäßigtem
Eintrittspreis stattfinden, der weitesten Kreisen unserer
Bevölkerung Gelegenheit bieten soll, einen Ueberblick über
das Schaffen eines unserer beliebtesten heimischen Künstler
zu gewinnen, wie er in dieser Vollständigkeit wohl kaum
wieder geboten werden kann.
Hannover. Auf der vorjährigen Kolonial-Ausstellung in
Semarang (Nieder!. Indien) wurde der Erzeugnissen der
Firma Günther Wagner, Hannover und Wien, den „pe-
Iikan"-Künstlerfarben, flüssigen Tuschen, Radiergummi so-
wie „pelikan">Tinten, Schreibbändern und Kohlenpapieren,
die höchste Auszeichnung, das Lhrendiplom, zuerkannt. —
Auf der Baltischen Ausstellung in Malmö auf der
die Firma in der deutschen Abteilung vertreten war, er-
warb sie sich die Königliche Medaille. — Auf der Bugra,
der Internationalen Ausstellung für Buchgewerbe und
Graphik, Leipzig, hatte die Firma „außer Wettbewerb"
ausgestellt.
Karlsruhe. (Aus st ellung de sFr^auenkun st Verbandes.)
Der Frauenkunstverband, die vor zwei Jahren gegründete
Organisation der Künstlerinnen, will trotz des Krieges mit
einer Ausstellung hervortreten. Ls soll eine graphische
Ausstellung werden, die im Frühjahr im Kunstverein zu
Karlsruhe stattfinden wird.
Weimar. In der „Ausstellung zur Unterstützung Weimarer
Künstler im Kriegsjahr wurden ferner verkauft:
Walter Einbeck, „Thüringer Land" (Gelg.) und Gertrud
Korn „weiden im Saaltal" (Rad.) 3 mal. — Das Gesamt-
ergebnis an erzielten Verkäufen, Einnahmen an Eintritts-
geldern usw. betrug 9700 Mk.