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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 14.1914/​1915

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Heft 33
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Nichtamtlicher Teil
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Ganske, Willy: Leopold Graf von Kalckreuth: zu seinem 60. Geburtstag (geb. 15. Mai 1855)
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Vermischter Nachrichtenteil
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https://doi.org/10.11588/diglit.55564#0401

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XIV, Heft 33.

Die Werkstatt der Kunst.

3Z3

neue Stücke zu vermehren. Er malte ein „Hafen-
bild der Elbe beim Grasbrook", dann eine „Sonn-
tagsstimmung an den Landungsbrücken". Daneben
schuf er Hamburger Bildnisse. Justus Brinckmann
malte er, umgeben von den japanischen Kostbar-
keiten seines Museums, und Lrgsander, den Heraus-

geber Händels, in seiner Werkstatt im Schlafrock mit
einem händelmanuskript in der Hand. Oie Werke
Höngen in der Hamburger Kunsthalle, die nicht
weniger als fünfzehn Arbeiten des Künstlers besitzt.
kalckreuth ist der Präsident des deutschen Künstler-
bundes seit dessen Gründung im Jahre 1903.

Umschau.

Schutz der kunstwerkeLim kriege.
In der „Rheinisch-Westfälischen Zeitung'
lesen wir folgendes:
Der Bildhauer Bartholome, der Urheber des Toten-
denkmals auf dem Psre La-Lhaise, gehörte wohl zu den
friedlichsten Künstlern Frankreichs, hat es aber jetzt auch
für nötig befunden, das Schweigen mit einem offenen
Briefe an ProfessorpaulLlemen in Bonn zu brechen.
Er hat den Bericht gelesen, den Professor Llemen namens
der deutschen Regierung über den „Schutz der Kunstwerke
im Kriege" nach seinen Feststellungen in Belgien und
Nordfrankreich geschrieben hat. „Ls bestand für mich kein
Zweifel, daß Ihre Stimme inmitten des allgemeinen Ge-
metzels wenigstens dem der Kunstwerke Einhalt gebieten
werde, wie enttäuscht war ich. Sie schienen vor allem
eine Diskussion über das militärische Recht eröffnen zu wollen,
wonach jede verteidigte Stadt sich darauf gefaßt machen
muß, ihre Denkmäler vernichtet zu sehen . . . Es
gibt Länder, Herr, wo jede Stadt Kunstwerks enthält, das
wissen Sie von Ihren Reisen durch Italien und Frankreich
besser als wie irgendwer. Sie geben zu verstehen, daß
unsere Städte ihre Tore weit vor den deutschen Heeren hätten
erschließen müssen." Das will Bartholoms nicht einsehen.
Aber er sagt auch nicht, wie man dann noch gegen solche
Länder Krieg führen kann, zumal wenn sie an diesem Krieg
selbst die Schuld tragen.
Llemen schrieb: „Soll die Achtung vor dem, was tot
ist, wirklich die vor dem Lebenden überwiegen? vielleicht
finden sich in unseren Schützengräben hier ein junger Goethe,
dort ein junger Beethoven, hier ein junger Helmholtz, dort
ein junger Architekt, fähig ein mindestens ebenso prachtvolles
Bauwerk wie diese oder jene Kathedrale zu errichten." Da
meinte Bartholoms: „In Erwartung dieses jungen Archi-
tekten, den ich wirklich Deutschland wünsche, findet sich
vielleicht im Schützengraben ein junger Heine oder ein junger
Nietzsche, die Einiges dem Urteil hinzufügen könnten, daß
die älteren lange vor gefällt haben. Und Sie sinds,
Herr, dec Kunstwerke tote Werke nennt! Was lebt, ist das,
was Leben gibt, was tiefe Gefühle und hohe Gedanken
auslöst, alles, was die Menschen zu einem Ideal zu erheben
vermochte. Sie haben viele tapfere Soldaten, Frankreich er-
kennt es an. wieviele Männer haben Sie, die sich der
samothrakischen Viktoria, einem Parthenon oder einer Kathe-
drale von Reims ebenbürtig schätzen dürfen?" — In Frank-
reich hat man vor ein paar Jahren einmal die müßige
Rundfrage veröffentlicht: „würden Sie aus einer bren-
nenden Kirche zuerst einen hilflos en Mensch en oder
ein Werk Raffaels retten?" wir erinnern uns noch
sehr wohl, daß gerade Bartholoms in seiner Menschengüte
die Antwort nicht zu erteilen wagte! Also möge er sich

einmal an die Stelle eines Artillerieoffiziers versetzen, der
hinter der Kathedrale von Reims die Kanonen weiß, die
deutsche Soldaten niedermähen, und der die feindliche Bat-
terie nicht zu beschießen wagen würde, aus Furcht, der schönen
Kirche Schaden anzutun.
Etwas boshafter als in seiner Art liegt, behandelt der
greise Bildhauer Clemens Worte: „Die Wiederherstellungs-
arbeiten werden leicht sein, bei nicht übermäßigen Kosten.
Schon während der Kriegsstrenge, selbst für die kurze Zeit-
spanne ist das so wertvolle künstlerische Besitztum in den
deutschen Händen in Sicherheit. Deutschland ist das klassische
Land der Denkmalserhaltung." — „hier wird die Sache un-
heimlich", sagt Bartholoms, „Ls erscheint Ihnen ein Kinder-
spiel, Denkmalsruinen zu restaurieren, Statuen neuzuschaffen,
wo es bisher niemand glücken wollte, einer griechischen Statue
oder einem mittelalterlichen heiligen eine neue Nase ein-
zusetzen." hier mag Bartholoms recht haben. Die Leiden,
die Frankreichs Kunstwerken zugefügt wurden, werden sich
so wenig vollkommen gut machen lasten, wie die, die das
Heidelberger Schloß erduldete. Nur fällt die moralische Ver-
antwortung nicht auf Deutschland."
wir haben bereits vor kurzem eine Aeußerung zu
der gleichen Frage gebracht wichtiger dabei ist, ob denn
in der Vernichtung von Kunstwerken tatsächlich ein so
großer Schaden liegt, wie man zurzeit gern glauben machen
möchte. Man wird uns zuallerletzt vorwerfen, daß wir
Verächter dec Kunst sind. Tatsächlich ist auch von ver-
schiedenen ernsthaften Seiten erklärt worden, daß es gar
nicht so schlimm wäre, wenn ein wenig von den zu vielen
Kunstwerken aus der Welt verschwinden, wir sind in
diesen friedlichen Blättern erfreulicher weise nicht in der
Lage, Kunstwerke anders als moralisch zu vernichten,
und selbst hierzu fehlt uns eigentlich die Waffe. Leider
können wir aber auch zum Schutze der angegriffenen
Kunsterzeugnisse hier nicht anders eintreten als mit Worten.
Die Schriftltg.

Im „Leipziger Tageblatt" lesen wir:
Kurt kluges Nikischbüste, die im vorigen Som-
mer in Vstende geschaffen wurde und, fast vollendet, bei
Ausbruch des Krieges in einer Villa am Oi^ue cke mer
zurückgelasten werden mußte, ist wie durch ein Wunder er-
halten geblieben und in Leipzig angekommen, obgleich das
Werk, das zu den besten Klugeschen Plastiken gehört, die
ganze Zeit über unter dem schwersten englischen Artillerie-
feuer gestanden hat. Der Künstler, der selbst schwer ver-
wundet aus Belgien zurückgekehrt ist, wird nun die letzte
Hand, an sein aus seltsamen Kriegsschicksalen gerettetes
Werk legen können.

Vermilckter QLchrichtenleli.

Geplante Kusflellvngen

München. (Ausstellung der Münchener Künstler-
Genossenschaft im Glasxalast.) Die Ausstellung
wird am Juli eröffnet und Ende September geschloffen.

Anmeldungen: bis St- Mai einschließlich. Einlieferung der
Kunstwerke: to. bis Mai abends 5 Uhr. Kunstwerke
aus München wollen erst ab 25. Mai im Glaspalast ein-
geliefert werden. Für Werke, die vor to. Mai eingesandt
werden, übernimmt die Ausstellungsleitung keinerlei Haf-
tung. — Die Münchener Secession hat in ihrer or-
 
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