Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 14.1914/1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.55564#0076
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Heft 6
DOI article:Vermischter Nachrichtenteil
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68
Die Werkstatt der Runst.
XIV, Heft 6.
wehr und Naler Ludwig Baehr, (Buchholz-Friedewald).
Der Künstler wurde außerdem zum Hauptmann und Bat-
teriechef ernannt.
Berlin. (Der Ehrenpreis der Stadt Leipzig.) Das
Preisgericht der Abteilung „Zeitgenössische Graphik" auf
der Internationalen Ausstellung für Buchgewerbe und
Graphik hat den von der Stadt Leipzig gespendeten Ehren-
preis für die Allgemeine Deutsche Kunstgenossenschaft dem
Maler und Radierer paulHerrmannin Berlin zuerkannt.
Herrmann hat die Abteilung der deutschen Kunstgenoffen-
schaft auf der Bugra mit eingerichtet und zeigte dort auch
eine Kollektion seiner graphischen Arbeiten. Auf der dies-
jährigen Großen Berliner Kunstausstellung erhielt der
Künstler bekanntlich die Goldene Medaille Den Ehrenpreis
des Deutschen Künstlerbundes hat das Preisgericht zur
Hälfte Wilhelm Laage in Betzingen i. Württemberg und
Wilhelm Howart, dem Leipziger Maler und Graphiker,
zugewiesen.
-ciesk alle
Berlin. Der als jahrelanger stellvertr. Geschäftsführer der
Großen Berliner Kunstausstellung vielen Künstlern be-
kannte Leutnant d. R. Werner Schall starb am 22. Sept,
auf Frankreichs Boden den Heldentod. — Am 23. Gkt.
starb hier der Naler Georg Anton Rasmussen im
72. Lebensjahre.
Vermisstes-
Kn die Geber von Liebesgaben will der bekannte
Maler vollbehr durch die Vermittlung der Münch. Neuest.
Nachr. folgende Zeilen richten:
„Ich komme von unseren braven Feldgrauen, von den
Schützengräben nahe dem Feinde. Ich habe mit ihnen ver-
eint viele Nächte in den großen unterirdischen Höhlen bei
T. übernachtet. Ich kenne ihre Wünsche, daher möchte ich
die zwei Tage, die ich hier in der Heimat verlebe, aus-
nutzen, um den Spendern von Liebesgaben einige Winke
zu geben. Unsere Braven sind im Interesse der ganzen
Sache augenblicklich gezwungen, in Schützengräben und
Höhlen zu übernachten. Sie behalten zum Glück aber
ihren Humor und haben sich beim Auswerfen der Gräben
sogar kleine Zimmer in die Lehmerde hineingegraben, diese
dann mit Teppichen und Bildern aus dem nahen zerstörter:
L. wohnlich gemacht. Haben sogar den Straßen Namen
gegeben, z. B. Granatstraße, da die Granaten gerade in
diesem Laufgraben sehr viel einschlagen. Sie haben ein
kleines Museum, wo sie die Reste der auf dieser Straße
platzenden Granaten sammeln. Diese Soldaten, wie die,
die in den Höhlen wohnen, haben keine Lichter und Streich-
hölzer anzuzünden, wenn es um ^6 Uhr und bald im
Winter noch früher dunkel wird. Gebt ihnen daher viele
Kerzen, und da die französischen und belgischen Streich-
hölzer sehr schlecht sind, deutsche Schwefelhölzer. Dann
gebt, weil die Aerzte es empfehlen und da Nährkraft darin
steckt und da die Braven sich danach sehnen, Würfelzucker
und immer wieder Jucker. Ihr jungen Mädchen, macht
kleine Zuckersäckchen, tut in jedes 50 bis 60 Stückchen
Zucker hinein und sendet es in großen Massen an die
Front, wenn das zu teuer, dann billigen Kandiszucker.
Die Soldaten, namentlich die erkälteten, sind wie wild
hinter Brustbonbons her. Kakao und Schokolade ist natür-
lich auch sehr erwünscht, Zigaretten ebenfalls.
Ich denke an eine Episode. Lin Gefreiter namens Greu-
lich, eine perle seines Standes, hatte zwei Engländer ge-
fangen. Er geht stolz damit über die Landstraße. Line
Husarenpatrouille sieht dieses und frägt ihn: .woher hast
du diese?' — ,Mir gefangen.' — ,Gib sie uns.' — .Seid
verrückt.' — .wir geben dir drei Schächtelchen Zigaretten/
— .Nein.' — .Zehn Schächtelchen!' — .Erst die Zigaretten
sehen.' — ,Hier sind siel' — ,Ia, dann ist es etwas
anderes, da habt ihr sie-' Also zwei Engländer —
wert zehn Schächtelchen Zigaretten . . .
Sendet harte Dauerwurst und geräucherten Speck.
Nur ja keine weiche Wurst, da sie eine häßliche Farbe
bekommt, so daß die Mannschaften ste nicht mehr gerne
essen. Mit Schmalz macht ihr die Soldatenköche über- und
überglücklich. Hinter warmen Sachen, Strümpfen, nament-
lich hinter dicken warmen Pantoffeln für die Nächte sind
sie natürlich auch her, da es in den Schützengräben unan-
genehm kalt ist. Hohe und beärmelte Sweaters, lange
pulzwärmer usw. Da die Engländer famos ausgerüstet sind,
hat sich schon ein billiger Laden zum .toten Engländer'
aufgetan. Mancher Offizier und Soldat hat sich schon
einen dicken englischen Mantel erobert. Zu diesen gehöre
auch ich, gehe stolz im englischen Uniformmantel, aber
deutscher Mütze und mit deutschem Gesicht, diese zwei
Tage in Köln und Frankfurt spazieren, wo zu meiner
Freude sogar beim Fall von Antwerpen ,;oooo Engländer
für fünf Pfennige' von den Zeitungsverkäufern ausgerufen
wurden. Möchten diese bald noch billiger werden. Eß-
löffel sind auch nötig, da die Mannschaften beim Ausrücken
nur einen bekommen haben und viele diesen schon ver-
loren haben. — Ernst vollbeh r, Kriegsmaler, zugeteilt
dem Armee-Dberkommando der VlI. Armee."
Indslr« seu,
Amtlicher Teil. 6t
Mitteilungen der Allg. Deutschen Kunstgenossenschaft 6 t
Arbeitskalender. 6t
Deutsche Künstler im Felde.62
Redaktioneller Teil .......... 63
Deutscher Stil.63
Zeitungsschau.66
vermischter Nachrichtenteil.66
Sette
Geplante Ausstellungen.66
Eröffnete Ausstellungen ..67
Laufende Preisausschreiben. 67
Denkmäler ..67
Staatliche und Städtische Kunstpstege ..... 67
Aus Künstler- und Kunstvereinen ...... 67
Auszeichnungen .. 67
Todesfälle .. 68
vermischtes.............. 68
Sckriftieitung:
Vaul Marncke
iilein-LUenicke
bei potscisrn
Kurfürslenllt«. 10.
ferntpr.: potscisrn >848.
Iskrlicb 48 Hefts rnit Hsibrnonstsbeiisge „kllünürener kuntt-
tecbnitcbe StsNer". vis Lsittcbrift ertcbeint wöcbentticb, in cten
Sornrnerrnonsten zehntägig. pro Vierteijsbr M.r.rg, bei Uirektsr
Lutenäung M. r.bo — Ur. s.ro — frcs. s.Zo. Bei Postbezug
nur ganzjährig. Einzeikefte 40 Pf. Anzeigen: clie 4 nist ge-
tpsitene petitzeile so Pt-
fermprecher äer SchlMeitung: Kmt potsäam 1848.
Von jectern Berliner VottsntcktuS gebührenfrei zu erreichen.)
Vertag:
6. K. Seemann
Leipzig, holpttalitt. 11 s
an cten stte ctss Anzeigen-
dsten sowie clieExpsctition
betreffenden Mitteilungen
zu richten tinct.
Die Werkstatt der Runst.
XIV, Heft 6.
wehr und Naler Ludwig Baehr, (Buchholz-Friedewald).
Der Künstler wurde außerdem zum Hauptmann und Bat-
teriechef ernannt.
Berlin. (Der Ehrenpreis der Stadt Leipzig.) Das
Preisgericht der Abteilung „Zeitgenössische Graphik" auf
der Internationalen Ausstellung für Buchgewerbe und
Graphik hat den von der Stadt Leipzig gespendeten Ehren-
preis für die Allgemeine Deutsche Kunstgenossenschaft dem
Maler und Radierer paulHerrmannin Berlin zuerkannt.
Herrmann hat die Abteilung der deutschen Kunstgenoffen-
schaft auf der Bugra mit eingerichtet und zeigte dort auch
eine Kollektion seiner graphischen Arbeiten. Auf der dies-
jährigen Großen Berliner Kunstausstellung erhielt der
Künstler bekanntlich die Goldene Medaille Den Ehrenpreis
des Deutschen Künstlerbundes hat das Preisgericht zur
Hälfte Wilhelm Laage in Betzingen i. Württemberg und
Wilhelm Howart, dem Leipziger Maler und Graphiker,
zugewiesen.
-ciesk alle
Berlin. Der als jahrelanger stellvertr. Geschäftsführer der
Großen Berliner Kunstausstellung vielen Künstlern be-
kannte Leutnant d. R. Werner Schall starb am 22. Sept,
auf Frankreichs Boden den Heldentod. — Am 23. Gkt.
starb hier der Naler Georg Anton Rasmussen im
72. Lebensjahre.
Vermisstes-
Kn die Geber von Liebesgaben will der bekannte
Maler vollbehr durch die Vermittlung der Münch. Neuest.
Nachr. folgende Zeilen richten:
„Ich komme von unseren braven Feldgrauen, von den
Schützengräben nahe dem Feinde. Ich habe mit ihnen ver-
eint viele Nächte in den großen unterirdischen Höhlen bei
T. übernachtet. Ich kenne ihre Wünsche, daher möchte ich
die zwei Tage, die ich hier in der Heimat verlebe, aus-
nutzen, um den Spendern von Liebesgaben einige Winke
zu geben. Unsere Braven sind im Interesse der ganzen
Sache augenblicklich gezwungen, in Schützengräben und
Höhlen zu übernachten. Sie behalten zum Glück aber
ihren Humor und haben sich beim Auswerfen der Gräben
sogar kleine Zimmer in die Lehmerde hineingegraben, diese
dann mit Teppichen und Bildern aus dem nahen zerstörter:
L. wohnlich gemacht. Haben sogar den Straßen Namen
gegeben, z. B. Granatstraße, da die Granaten gerade in
diesem Laufgraben sehr viel einschlagen. Sie haben ein
kleines Museum, wo sie die Reste der auf dieser Straße
platzenden Granaten sammeln. Diese Soldaten, wie die,
die in den Höhlen wohnen, haben keine Lichter und Streich-
hölzer anzuzünden, wenn es um ^6 Uhr und bald im
Winter noch früher dunkel wird. Gebt ihnen daher viele
Kerzen, und da die französischen und belgischen Streich-
hölzer sehr schlecht sind, deutsche Schwefelhölzer. Dann
gebt, weil die Aerzte es empfehlen und da Nährkraft darin
steckt und da die Braven sich danach sehnen, Würfelzucker
und immer wieder Jucker. Ihr jungen Mädchen, macht
kleine Zuckersäckchen, tut in jedes 50 bis 60 Stückchen
Zucker hinein und sendet es in großen Massen an die
Front, wenn das zu teuer, dann billigen Kandiszucker.
Die Soldaten, namentlich die erkälteten, sind wie wild
hinter Brustbonbons her. Kakao und Schokolade ist natür-
lich auch sehr erwünscht, Zigaretten ebenfalls.
Ich denke an eine Episode. Lin Gefreiter namens Greu-
lich, eine perle seines Standes, hatte zwei Engländer ge-
fangen. Er geht stolz damit über die Landstraße. Line
Husarenpatrouille sieht dieses und frägt ihn: .woher hast
du diese?' — ,Mir gefangen.' — ,Gib sie uns.' — .Seid
verrückt.' — .wir geben dir drei Schächtelchen Zigaretten/
— .Nein.' — .Zehn Schächtelchen!' — .Erst die Zigaretten
sehen.' — ,Hier sind siel' — ,Ia, dann ist es etwas
anderes, da habt ihr sie-' Also zwei Engländer —
wert zehn Schächtelchen Zigaretten . . .
Sendet harte Dauerwurst und geräucherten Speck.
Nur ja keine weiche Wurst, da sie eine häßliche Farbe
bekommt, so daß die Mannschaften ste nicht mehr gerne
essen. Mit Schmalz macht ihr die Soldatenköche über- und
überglücklich. Hinter warmen Sachen, Strümpfen, nament-
lich hinter dicken warmen Pantoffeln für die Nächte sind
sie natürlich auch her, da es in den Schützengräben unan-
genehm kalt ist. Hohe und beärmelte Sweaters, lange
pulzwärmer usw. Da die Engländer famos ausgerüstet sind,
hat sich schon ein billiger Laden zum .toten Engländer'
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einen dicken englischen Mantel erobert. Zu diesen gehöre
auch ich, gehe stolz im englischen Uniformmantel, aber
deutscher Mütze und mit deutschem Gesicht, diese zwei
Tage in Köln und Frankfurt spazieren, wo zu meiner
Freude sogar beim Fall von Antwerpen ,;oooo Engländer
für fünf Pfennige' von den Zeitungsverkäufern ausgerufen
wurden. Möchten diese bald noch billiger werden. Eß-
löffel sind auch nötig, da die Mannschaften beim Ausrücken
nur einen bekommen haben und viele diesen schon ver-
loren haben. — Ernst vollbeh r, Kriegsmaler, zugeteilt
dem Armee-Dberkommando der VlI. Armee."
Indslr« seu,
Amtlicher Teil. 6t
Mitteilungen der Allg. Deutschen Kunstgenossenschaft 6 t
Arbeitskalender. 6t
Deutsche Künstler im Felde.62
Redaktioneller Teil .......... 63
Deutscher Stil.63
Zeitungsschau.66
vermischter Nachrichtenteil.66
Sette
Geplante Ausstellungen.66
Eröffnete Ausstellungen ..67
Laufende Preisausschreiben. 67
Denkmäler ..67
Staatliche und Städtische Kunstpstege ..... 67
Aus Künstler- und Kunstvereinen ...... 67
Auszeichnungen .. 67
Todesfälle .. 68
vermischtes.............. 68
Sckriftieitung:
Vaul Marncke
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bei potscisrn
Kurfürslenllt«. 10.
ferntpr.: potscisrn >848.
Iskrlicb 48 Hefts rnit Hsibrnonstsbeiisge „kllünürener kuntt-
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Sornrnerrnonsten zehntägig. pro Vierteijsbr M.r.rg, bei Uirektsr
Lutenäung M. r.bo — Ur. s.ro — frcs. s.Zo. Bei Postbezug
nur ganzjährig. Einzeikefte 40 Pf. Anzeigen: clie 4 nist ge-
tpsitene petitzeile so Pt-
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Von jectern Berliner VottsntcktuS gebührenfrei zu erreichen.)
Vertag:
6. K. Seemann
Leipzig, holpttalitt. 11 s
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