Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 14.1914/1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.55564#0082
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Heft 7
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DOI Artikel:Redaktioneller Teil
DOI Artikel:Landfinger, Sigmund: Die Hilfsaktion zur Unterstützung der notleidenden Bildenden Künstler Münchens
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Die Werkstatt der Kunst.
XIV, Heft 7.
74
Deutsche Künstler im Seide
Liste 7. -
Von den im Felde stehenden deutschen Künstlern sind uns weiter folgende namhaft ge- ;
macht worden: :
Bodemann, Max, Kunstmaler in Lehnin, zurzeit
Sanitär in Frankreich.
Diers, Radierer, Oldenburg i. Gr., Unteroffizier des
Res.-Jnf.-Reg. 91.
Lampe, Glasmaler, Oldenburgi.Gr., Kriegsfreiwilliger
Res.-Feld-Artillerie-Reg.
Neubert, Reinhold, Maler, Weimar, Leutnant der
Landwehr und Adjutant, Ersatz-Bataillon, Landwehr-
Inf.-Reg. Nr. 82.
Neumann, Bildhauer, Dldenburg i. Gr., Kriegsfrei-
williger, Ref.-Inf.'R^eg.
Notholt, Maler, Oldenburg i. Gr., Unteroffizier des
Res.-Inf.-Reg. 79, gefallen bei Reims.
Ritter, Reg-Baumeister, Oldenburg i. Gr., Leutnant
des Res.-Jnf.-Reg. 9 s.
Wicht, v., Maler, Dresden, Unteroffizier der Res., ver-
wundet, erhielt das Eiserne Kreuz.
Folgende Künstler haben Söhne nsw.
im Felde.
Löhr, Gustav, Kunstmaler, Dresden, Herzog!. Braunschw.
Hofmaler und Renovator der Kgl. Sächs. Kom-
mission zur Erhaltung der Kunstdenkmäler in
Sachsen. Aeltester Sohn Robert Löhr kaiserl.
deutscher Beamter in Gstafrika, ist dort Offiziers-
Stellvertreter in der Schutztruppe. Jüngster Sohn
Adolf Einjährig-Freiwilliger im 2. Kgl. Sächs. Jäger-
Bat. Nr. ^3, wurde am 23. Oktober in der Nähe
von Lille verwundet und liegt in einem Lazarett
in Brüssel.
Redaktioneller Dell.
Vie Hilfsaktion zur (lnlerstützung der notleidenden Bildenden Künstler Münchens.
Man schreibt uns aus München:
Oer Beschluß des Verwaltungs- Ausschusses eines
seit dem Jahre 1876 hier bestehenden ,,Lornelius-
Oenkmalfonds", das zu diesem Zwecke seither bis
zum Betrage von rund 26 000 Mark angewachsene
vermögen dem Kriegsausschuß der Münchener
Künstlerschaft zur Unterstützung würdiger und bedürf-
tiger Künstler zu überweisen, wird sicherlich wie bei
mir, noch bei manchem Kollegen Überraschung hervor-
gerufen haben.
Ganz abgesehen davon, ob dieser Beschluß nicht
schon vom rechtlichen Standpunkte aus anfechtbar
wäre, muß es doch sehr eigentümlich berühren, wenn
ein seinerzeit von begeisterten Verehrern des großen
Künstlers gesammelter Betrag, der ausschließlich dazu
bestimmt war, diesem in München ein würdiges Denk-
mal zu errichten, heute anderweitige Verwendung
finden soll, da angeblich hierfür gegenwärtig ,,kein
allgemeines Interesse bestehe".
Es erscheint demnach nicht unangebracht, daran zu
erinnern, daß Peter Cornelius, der mit Carstens als
der Begründer der neuzeitlichen deutschen
Kunst anzusehen ist, dessen Verdienste auch noch von
Goethe anerkannt worden sind (siehe Gespräche mit
Eckermann, Bd. II) und der durch sein langjähriges
wirken in unserer Stadt, wo seine hervorragendsten
Schöpfungen sich befinden, zum großen Teile mithalf,
München zur ersten Kunststätte Deutschlands zu er-
heben, was ja seinerzeit auch durch den Beschluß der
hiesigen Stadtvertretung, eine Straße nach ihm zu be-
nennen, zum Ausdruck kam.
Mag die heutige Generation mit Achselzucken die
Werke jener bedeutenden Kunstepoche übergehen,
sicherlich waren die Ziele, welche Cornelius und seine
zahlreichen Schüler angestrebt haben, die idealsten, ja
im besten Sinne des Wortes, künstlerischesten, und es
steht uns daher schlecht an, die großen Verdienste
dieses Mannes um die Kunst, gerade jetzt, in diesen
für unser Vaterland so schweren Tagen, mißachtend
beiseite zu schieben, wo wir alle Ursache hätten, hoch-
zuhalten, was deutscher Geist und deutsches Streben
geschaffen hat.
Gewiß befinden wir Künstler uns zurzeit in äußerst
bedrängter Lage, und man kann wohl sagen, daß die
allermeisten jetzt ohne jeden Verdienst dastehen und
einer Unterstützung bedürfen, um sich nur über Wasser
halten zu können,- aber es hat (ich wenigstens kann
diese sehr peinliche Empfindung nicht los werden)
etwas geradezu Beschämendes für unseren Stand, daß
die Mittel, um uns hilfreich beizustehen, teilweise
einer Geldsammlung entnommen werden sollen, die
von begeisterten Verehrern ausdrücklich dazu bestimmt
wurde, dem hochverdienstvollen Meister der monu-
mentalen Malerei hier ein Denkmal zu setzen.
Oer Künstler-Unterstützungsverein hier, dessen ver-
mögen, wie ich höre, über zwei Millionen beträgt, hat
vorläufig die Lumme von 100000 Mark zur Unter-
stützung zurzeit notleidender Künstler hergegeben, und
mit den Beträgen, welche noch andere Korporationen,
sowie Private diesem Zwecke widmeten, dürfte die
zur Verfügung stehende Summe wohl Million Mark
überschreiten, die, richtig und zweckmäßig angewandt,
vorläufig wenigstens einigermaßen die große Not
unter den Künstlern bannen könnte. Man lasse daher
den Cornelius-Oenkmalfond ruhig weiter Zinsen und
Zinseszinsen bringen, bis vielleicht einer späteren Zeit
XIV, Heft 7.
74
Deutsche Künstler im Seide
Liste 7. -
Von den im Felde stehenden deutschen Künstlern sind uns weiter folgende namhaft ge- ;
macht worden: :
Bodemann, Max, Kunstmaler in Lehnin, zurzeit
Sanitär in Frankreich.
Diers, Radierer, Oldenburg i. Gr., Unteroffizier des
Res.-Jnf.-Reg. 91.
Lampe, Glasmaler, Oldenburgi.Gr., Kriegsfreiwilliger
Res.-Feld-Artillerie-Reg.
Neubert, Reinhold, Maler, Weimar, Leutnant der
Landwehr und Adjutant, Ersatz-Bataillon, Landwehr-
Inf.-Reg. Nr. 82.
Neumann, Bildhauer, Dldenburg i. Gr., Kriegsfrei-
williger, Ref.-Inf.'R^eg.
Notholt, Maler, Oldenburg i. Gr., Unteroffizier des
Res.-Inf.-Reg. 79, gefallen bei Reims.
Ritter, Reg-Baumeister, Oldenburg i. Gr., Leutnant
des Res.-Jnf.-Reg. 9 s.
Wicht, v., Maler, Dresden, Unteroffizier der Res., ver-
wundet, erhielt das Eiserne Kreuz.
Folgende Künstler haben Söhne nsw.
im Felde.
Löhr, Gustav, Kunstmaler, Dresden, Herzog!. Braunschw.
Hofmaler und Renovator der Kgl. Sächs. Kom-
mission zur Erhaltung der Kunstdenkmäler in
Sachsen. Aeltester Sohn Robert Löhr kaiserl.
deutscher Beamter in Gstafrika, ist dort Offiziers-
Stellvertreter in der Schutztruppe. Jüngster Sohn
Adolf Einjährig-Freiwilliger im 2. Kgl. Sächs. Jäger-
Bat. Nr. ^3, wurde am 23. Oktober in der Nähe
von Lille verwundet und liegt in einem Lazarett
in Brüssel.
Redaktioneller Dell.
Vie Hilfsaktion zur (lnlerstützung der notleidenden Bildenden Künstler Münchens.
Man schreibt uns aus München:
Oer Beschluß des Verwaltungs- Ausschusses eines
seit dem Jahre 1876 hier bestehenden ,,Lornelius-
Oenkmalfonds", das zu diesem Zwecke seither bis
zum Betrage von rund 26 000 Mark angewachsene
vermögen dem Kriegsausschuß der Münchener
Künstlerschaft zur Unterstützung würdiger und bedürf-
tiger Künstler zu überweisen, wird sicherlich wie bei
mir, noch bei manchem Kollegen Überraschung hervor-
gerufen haben.
Ganz abgesehen davon, ob dieser Beschluß nicht
schon vom rechtlichen Standpunkte aus anfechtbar
wäre, muß es doch sehr eigentümlich berühren, wenn
ein seinerzeit von begeisterten Verehrern des großen
Künstlers gesammelter Betrag, der ausschließlich dazu
bestimmt war, diesem in München ein würdiges Denk-
mal zu errichten, heute anderweitige Verwendung
finden soll, da angeblich hierfür gegenwärtig ,,kein
allgemeines Interesse bestehe".
Es erscheint demnach nicht unangebracht, daran zu
erinnern, daß Peter Cornelius, der mit Carstens als
der Begründer der neuzeitlichen deutschen
Kunst anzusehen ist, dessen Verdienste auch noch von
Goethe anerkannt worden sind (siehe Gespräche mit
Eckermann, Bd. II) und der durch sein langjähriges
wirken in unserer Stadt, wo seine hervorragendsten
Schöpfungen sich befinden, zum großen Teile mithalf,
München zur ersten Kunststätte Deutschlands zu er-
heben, was ja seinerzeit auch durch den Beschluß der
hiesigen Stadtvertretung, eine Straße nach ihm zu be-
nennen, zum Ausdruck kam.
Mag die heutige Generation mit Achselzucken die
Werke jener bedeutenden Kunstepoche übergehen,
sicherlich waren die Ziele, welche Cornelius und seine
zahlreichen Schüler angestrebt haben, die idealsten, ja
im besten Sinne des Wortes, künstlerischesten, und es
steht uns daher schlecht an, die großen Verdienste
dieses Mannes um die Kunst, gerade jetzt, in diesen
für unser Vaterland so schweren Tagen, mißachtend
beiseite zu schieben, wo wir alle Ursache hätten, hoch-
zuhalten, was deutscher Geist und deutsches Streben
geschaffen hat.
Gewiß befinden wir Künstler uns zurzeit in äußerst
bedrängter Lage, und man kann wohl sagen, daß die
allermeisten jetzt ohne jeden Verdienst dastehen und
einer Unterstützung bedürfen, um sich nur über Wasser
halten zu können,- aber es hat (ich wenigstens kann
diese sehr peinliche Empfindung nicht los werden)
etwas geradezu Beschämendes für unseren Stand, daß
die Mittel, um uns hilfreich beizustehen, teilweise
einer Geldsammlung entnommen werden sollen, die
von begeisterten Verehrern ausdrücklich dazu bestimmt
wurde, dem hochverdienstvollen Meister der monu-
mentalen Malerei hier ein Denkmal zu setzen.
Oer Künstler-Unterstützungsverein hier, dessen ver-
mögen, wie ich höre, über zwei Millionen beträgt, hat
vorläufig die Lumme von 100000 Mark zur Unter-
stützung zurzeit notleidender Künstler hergegeben, und
mit den Beträgen, welche noch andere Korporationen,
sowie Private diesem Zwecke widmeten, dürfte die
zur Verfügung stehende Summe wohl Million Mark
überschreiten, die, richtig und zweckmäßig angewandt,
vorläufig wenigstens einigermaßen die große Not
unter den Künstlern bannen könnte. Man lasse daher
den Cornelius-Oenkmalfond ruhig weiter Zinsen und
Zinseszinsen bringen, bis vielleicht einer späteren Zeit