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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 14.1914/​1915

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Heft 30
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Westheim, Paul: Uniformmalerei
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3§6

Die Werkstatt der Kunst.

XIV, Heft 30.

Deutsche ttünstler im Selbe

worden:
Seydewitz, Max v., Maler, Dachau, freiwilliger Sani-
tätsmann, z. Zt. in Frankreich beim bayr. mobil.
Transxortzug, Etappeninspektion s.
Vogeler, Heinrich, der bekannte Worpsweder Künstler,
ist, wie wir vernehmen, als Freiwilliger bei einer
in den Karpathen tätigen Schiläuferabteilung ein-
getreten.
Weber, Hans, Kunstmaler, Ballenstedt, als Armierungs-
soldat bei der Armee-Abteilung Gaede.
Vollmer, Walter, Kunstmaler, Unter - Els. - Inf. - Reg.
Nr. r27, Hagenau i. Els.

Lifte 19.
Von den im Felde stehenden deutschen Künstlern sind uns weiter folgende namhaft ge-
macht
LH eh alt, Heinrich, Bildhauer, Karlsruhe i. B., Land-
sturmmann im 2. Rekr.-Depot, 2. Ers.-Bat., Inf.-
Reg. Nr. tN, Rastatt.
Gänsen, Th., Kunstmaler, Bonn a. Rh., 80. Land-
sturm-Bat., Kirchen a. d. Sieg.
Liebermann, Prof. Ernst, der bekannte Münchener
Maler, begibt sich in den nächsten Tagen infolge
einer Aufforderung des Generalstabes als Kriegs-
maler auf den westlichen Kriegsschauplatz.
Lixpmann, Earl, Maler, Frankfurt a. M., 30. Res.-
Div., ist zum Leutnant befördert worden.

DicktLmtlicder Dell.
Uniform rn alerei.
von Paul Westheim*).

So manches Wort, das einem in den langen Jahren
des Friedens arg- und achtlos über die Lippen ge-
fahren ist, nimmt auf einmal, da unser ganzes Sein
einen neuen Inhalt bekommen hat, anderen Klang an.
Dinge, die weit unter der Schwelle des Bewußtseins
schlummerten, brechen vulkanartig hervor, haben wie-
der ein Gesicht. Ruf den Grenzpfahl, über den man,
wenn es den Zollwächter nicht gegeben hätte, so man-
ches Mal fast achtlos hinausgefahren wäre, sind
Millionen Rügen gerichtet. Den aus der Heimat
versprengten, die irgendwo draußen ihren Geschäften
oder Vergnügungen nachjagten, wird er plötzlich zum
gewaltigen Sgmbol. Ihn erreichen, ihn wiedersehen,
bedeutet für sie Rettung aus schlimmsten Fährlich-
keiten, bedeutet Entronnensein einer schimpflichen
Gefangenschaft, Wieder-eins-Werden mit den Brüdern
des eigenen Blutes. Keinen Feind über die Grenze
eindringen zu lassen, ist erstes Ziel aller Truppenauf-
gebote, um das auch in diesem Ringen Tausende ihr
junges Blut hingegeben haben. Die Parole war sonst ein
Begriff. Jetzt ist sie ein Wort, das Weg und Stege
öffnet, bedeutet die Zugehörigkeit zu einer Macht.
Ruch wenn die Schwerter ausgeklirrt haben, wenn
von den Kirchtürmen die Friedensglocken wieder
läuten werden, wird diese Umwandlung im Geistigen,
die uns jetzt erfaßt hat, anhalten. Das neue Denken
und Fühlen wird fortstrahlen in alle Rrbeit hinein,
die wir dann zu leisten haben werden.
Ganz besonders wird das sein bei der Rrbeit, die
unserer Kunst als der einer sieghaften Nation nun be-
vorsteht. Schon jetzt, wo es unseren Heeren ver-
gönnt war, Lorbeer um Lorbeer zu pflücken, wird man
daran zu denken haben, obzwar das Ende noch nicht
*) Es ist nützlich, über diese Frage einmal einen ,,Kunst-
menschen" zu vernehmen, auch wenn wir nicht alles unter-
schieben wollen, was er sagt.

erreicht ist. Unserer Kunst, die noch zu schweigen hat,
solange die Kanonen donnern, fällt nach langen
Jahren der Rtelierprobleme ein neuer, gewaltiger,
allumfassender Inhalt in den Schoß. Ein Ideales,
das von Millionen in tiefster Seele gefühlt und erlebt
ist, hat sie darzustellen in Monumenten, die bis in die
spätesten Zeiten hinein Zeugnis sein sollen für die
ruhmvollen Taten, die in diesen großen Stunden bei
uns vollbracht worden sind. Ihr wird seit langem wie-
der die Rufgabe, Helden zu verewigen, einem großen
Volk die Züge derer zu weisen und zu erhalten, die es
durch ihre Tapferkeit, ihr Geschick und ihre Besonnen-
heit vor der ihm zugedachten Vernichtung bewahrt
haben. Es wird sobald nichts Moderneres, will sagen
nichts packenderes geben, als die Darstellung unserer
Feldgrauen, sowohl der Führer als der Millionen
anderer, die auf ihrem Posten sich als Helden er-
wiesenhaben.
Kein Zweifel aber auch, daß die deutsche Kunst, um
solch lockende Rufgaben in großem Sinne zu bewälti-
gen, auch in sich den Läuterungsprozeß durchmachen
muß, in dem jetzt die ganze Nation eisenhart geglüht
wird. Ruch mit den matten Malereien eines aka-
demischen Epigonentums muß es aus sein in einer
Zeit, die vor Kraft strotzt und nach der Kraft lechzt.
Dieses Sieghafte, das uns die Seelen füllt, muß auch
hinein in die Abbilder dieser Wirklichkeit, durch die der
Seist unserer Tage fortklingen soll. Das seelische
Preußentum, an dem die Welt wieder einmal zu ge-
nesen hat, muß auch das Pathos dieser neuen Kunst
sein.
Zu genau nur wissen wir alle, daß das, was in den
letzten Jahrzehnten bei uns so als „Uniformmalerei"
bezeichnet worden ist, am weitesten von dieser inneren
Größe entfernt gewesen ist. In unserer aller Herzen
leben die Führer der Nation, die vor 44 Jahren die
 
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