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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 14.1914/​1915

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Heft 42
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518

Die Werkstatt der Kunst.

XIV, Heft H2.

Amlckau.
Berliner Maler in den Freiheitskriegen.

Aus den Anzeigen in der „Kgl. priv. Berlinischen
Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen", der „vossischen
Zeitung", läßt sich über die Lage der Berliner Maler in den
Kriegszeiten vor 100 Jahren ein anschauliches Bild gewinnen.
Line lehrreiche Zusammenstellung solcher Anzeigen, allerdings
auf die Maler von Miniaturen beschränkt, hat soeben der be-
kannte Kenner der Miniaturmalerei, Ernst Lemberger, im
„Eicerone" veröffentlicht. Danach mußten auch damals
schon die Künstler sehen, wie sie sich durchhalfen. So
heißt es z. B. 1813 in einem Inserate von dem Zeichner
Baux: „mahlt zum Besten unvermögender Freiwilligen
Porträts zu billigem Preise wovon er 20°/» abgeben
wird." Schlauerweise ist dem verfänglich französischen
Namen ein Zusatz beigefügt; es heißt „Baux, ein Eng-
länder ..." — Lin anderer Maler, namens Greve, gab
1815 bekannt: „Alle, die bei dem abermaligen Ausmarsch
ihr Portrait den Ihrigen hier lassen wollen, werde ich für
den halben Preis, fo ich sonst bekomme, mahlen." Lin
Jahr später scheint das Geschäft auch nicht besser gewesen
zu sein, sonst hätte der Maler wohl nicht inseriert: „von
einigen sehr hochverehrten Helden unserer Zeit sind die
wohlgetroffenen Kupferstiche und Gemälde in Pastell und
Miniatur sehr billig zu haben. Auch kann ein Jeder sein
eigenes portrait bei mir anfertigen lassen, ferner sind auch
meublirte Stuben (sogleich zu beziehen) bei mir offen.
Greve, portraitmahler, Mittelstraße Nr. H8." — von dem
Maler Gebauer heißt es am 20. Juli 1815: „Der Mahler,
Herr Gebauer Hierselbst, hat den reinen Ertrag eines von
ihm herausgegebenen Kupferstiches, von dem Bildnisse des
Herrn General-Feldmarschalls Fürsten Blücher von Wahl-
stadt Durchlaucht, den verstümmelten vaterlandsoertheidigern
bestimmt." Uebrigens blieb es diesem Gebauer nicht ver-
borgen, daß Wohltätigkeit auch eine wirksame Reklame
sein kann. Denn indem er zu wohltätigem Zweck Kup-
ferstiche nach außerhalb stiftete, konnte er in der Zeitung
mehrfach „Danksagen" wie die folgende einheimsen: „Da der
Maler Herr Gebauer zu Berlin den Betrag für die am
hiesigen Ort debitierten H5 Exemplare des Kupferstiches
vom'Bildnis des Kaiserlich Russischen Generals Grafen
Rostopsin von Woroncow mit 30 Thalern zur Unterstützung
der Wittwen und Waisen, der von hier gestellten und im
Kriege gefallenen Landwehrmänner bestimmt hat, so hal-
ten wir uns verpflichtet, demselben hierdurch öffentlich
unfern Dank dafür zu sagen. Thorn, den s. Februar 1816.
Der Magistrat." — Auch damals bereits folgte die Kunst
den Kriegsereignisien mit geschäftiger Eile. So empfiehlt
z. B. ein Inserat am 13. Juli 1815 „ein Lied auf den
glücklichen Erfolg des glorreichen Sieges vom f8ten vorig.
Monats betitelt: La Belle Alliance . . . von Herrn Raabe
gezeichnet und Herrn Wachsmann gestochen." — weiter
ersieht man aus den Inseraten, daß eine Anzahl der
Künstler sich während des Krieges ins Ausland begeben
hatte; denn mehrere Anzeigen melden die Rückkehr des
einen oder anderen. Ein Maler, der im Lande geblieben
war, sah sich zu folgendem Inserat veranlaßt: „Da Einige
glauben, daß ich verreist sey, so finde ich mich genötigt an-
zuzeigen, daß ich seit dem fsten Gctober d. I. in der
Mohrenstraße Nr. 51 wohne. Lowe, Portrait-Maler."
Die Grundsätze für das Verfahren bei künst-
lerischen Wettbewerben werden gegenwärtig vom

Verband deutscher Architekten- und Ingenieur-
vereine in Gemeinschaft mit dem Bund deutscher Ar-
chitekten neu bearbeitet. Anlaß dazu hat der von der
Stadt Franzensbad in Böhmen im November vorigen
Jahres ausgeschriebene Wettbewerb um die Erweite-
rung der dortigen Ku rko Ion na d en gegeben. Ls
entstand damals unter den Architekten Deutschlands und
Oesterreichs dadurch eine starke Mißstimmung, daß die Aus-
führung der Wettbewerbsaufgabe einem der Preisrichter,
Prof. Emanuel v. Seidl, übertragen wurde, während sie
im Ausschreiben ausdrücklich einem der Sieger in Aussicht
gestellt war. Das stand im Widerspruch mit den vom Ver-
band Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine aufge-
stellten und seit langen Jahren als Grundlage bei wohl
allen deutschen Wettbewerben anerkannten Grundsätzen für
das Verfahren bei Wettbewerben, wo es am Schluffe heißt:
„Die Annahme des Preisrichteramts bedingt Verzichtleistung
auf jede unmittelbare oder mittelbare Beteiligung an dem
Wettbewerbe." Da auch andere ähnliche Verstöße gegen
die Grundsätze des Verbandes vorgekommen sind, findet
jetzt, wie der Vorstand des Verbandes deutscher Architekten-
und Ingenieurvereine mitteilt, eine Neubearbeitung
der Grundsätze statt. Die fragliche Bestimmung hat in
dem den Beratungen zugrunde liegenden Entwurf die
Fassung erhalten: „Die Annahme des Preisrichteramts be-
dingt Verzichtleistung auf jede unmittelbare oder mittel-
bare Beteiligung an dem Wettbewerbe sowie an der spä-
teren künstlerischen Bearbeitung und künstlerischen Leitung
der Aufgabe."

Deutsche Farbnamen nennt uns der deutsche Sprach-
verein:
wissen Sie, was mauve bedeutet? — Sie wissen es
nicht? Ls ist schrecklich, wenn man so etwas nicht weiß,
und ärgerlich, wenn man erst ein Wörterbuch aufschlagen
muß, um zu erfahren, daß mauve eine Farbe bedeutet.
Aber das ist ja nicht das einzige französische Eigenschafts-
wort, das die guten Deutschen zur Bezeichnung von Stoff-
farben benutzen. Muß das so sein? Das mittelhoch-
deutsche Wörterbuch von Müller und Zarncke zeigt, daß
unsere Sprache vor 700 Jahren neben den Grundfarben
etwa 100 gutdeutsche Farbbezeichnungen hatte, und das
Verzeichnis der Zwickauer Tuchmachermeister, das sich über
mehr als 300 Jahre erstreckt, gibt bei jedem Meisterstück
an, wie der Stoff gefärbt war. Er hatte Fürstenfarbe,
Federfarbe, Haarfarbe, Lederfarbe, Kranichfarbe, Zimtfarbe.
Aber schon im Anfang des 18. Jahrhunderts kommen Fremd-
wörter für Farben auf. Darunter erschien Louleuickurbe
und verdrängte das Wort mauecvur oder missevur (— bunt,
fahl), wie es in mhd. Zeit hieß, was will jedoch dieser
einzelne Eindringling im vergleich zu dem Gewimmel von
Fremdwörtern in den heutigen Modezeitungen bedeuten?
Und wie leicht lassen sie sich ersetzen! Louleur ist bunt-
farbig, bordeaux weinrot, cbumois reh- oder gemsfarbig,
cerise kirschrot, creme elfenbein- oder sahnefarbig, 6cru
bastfarbig, traise erdbeerfarbig, taupe maulwurfsgrau und
mauve malvenfarbig. Sagen wir doch für beiZe natur-
farbig, für cbanZeaut schillernd, für um einfarbig. Unsere
Sprache ist so reich, daß wir nicht ins Ausland auf Wort-
bettel zu gehen brauchen!
M. Rau, Zwickau.

Vermrlcbter Qackrlcbtenteil.


Berlin. Die Ausstellung des Verbandes deutscher
Illustratoren findet in diesem Jahre während der Monate
September und Oktober im Künstlerhause statt. In

einer historischen Abteilung sollen ältere Arbeiten
zeigen, welchen Ausdruck die große ruhmvolle Ver-
gangenheit unseres Vaterlandes in der illustrativen
Kunst jener Tage gefunden hat. Besonders inter-
essieren wird es, wie sich die gegenwärtige Künstler-
generation mit den Ereignissen der Zeit, die wir jetzt
 
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