Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 14.1914/​1915

DOI issue:
Heft 18
DOI article:
Vermischter Nachrichtenteil
DOI article:
Inhalt
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.55564#0220

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
2^2

Die Werkstatt der Kunst.

Xrv, Heft 18.

Augen sind von den Lidern etwas verdeckt. Die recht deutliche
Ungleichheit der beiden Gesichtshälften hat der Künstler
durch die Wendung zur Seite etwas verdeckt. Auf Grund
dieser wohlgelungenen Unterlage will Hersch für die Re-
produktionszwecke eine Grisaille schaffen, den Generalfeld-
marschall stehend in ganzer Figur. Lin gemaltes Hinden-
burg-Bildnis hat Beuthen, die oberschlestsche Industriestadt,
dem Künstler bereits in Auftrag gegeben. Ls war das
zweite Mal, daß Hindenburg, der unser Kunstleben übrigens
mit einem ganz ungewöhnlichen Interesse überblickt, in
diesem Kriege einem Künstler gesessen hat. Das andere
Mal war es der Königsberger Akademieprofessor Otto
Heichert, der den Kopf des Generalfeldmarschalls zeichnete.
Nun soll es aber auch das unwiderruflich letzte Mal ge-
wesen sein. Uebrigens hat auch im Kriege t8?o/?t Hin-
denburg, wie er erzählte, einem Künstler gesessen, sogar
einem Franzosen. Ls war im Ouartier vor Paris, als
der berühmte Maler der „Römer der Verfallszeit", Thomas
Louture, den jungen Offizier in ganzer Figur zeichnete —
ein Bild, das Hindenburg noch heute sehr rühmt. Ls mnß
zur selben Zeit gewesen sein, als Louture sich bei Anton
von Werner beschweren kam, sein Atelier in Leonen sei
von einer ganzen Schar von Militärschneidern und -schustern
mit Beschlag belegt. Werner brachte dann das Gesuch an
den General von Blumenthal, der schließlich feststellte, das
Atelier sei doch zu schlecht für unsere Schuster und Schneider,
und man hätte für sie was Besseres gefunden. Hinden-
burg erzählt, damals gleichfalls dort einquartiert gewesen
zu sein.
Hindenburgbildnisse nach dem Leben. Dieser
Tage berichteten wir, daß Prof. Otto Heichert, der Königs-
berger Maler, und Lugen Hersch in Berlin-Lharlottenburg
den Generalfeldmarschall nach dem Leben gezeichnet haben.
Der Führer unseres Dstheeres hat aber, wie uns zur Lr-
gänzung geschrieben wird, noch für einige andere Maler-
sitzungen Zeit gefunden. Siegfried Laboschin, der Breslauer
Maler und Graphiker und Prof. Karl Ziegler in Posen
hatten gleichfalls Gelegenheit, Hindenburg nach dem Leben
zu malen. Ziegler konnte das Bildnis des Heerführers
für sein auf dem Schlachtfelde gesammeltes „Kriegsskizzen-
buch" festhallen. Laboschin will auf Grund seiner von
Hindenburg mit der Ueberschrift seines Wahlspruches „vor-
wärts" geschmückten Skizze eine Steinzeichnung schaffen,
deren Ertrag zum Teil dem Zwecke des Roten Kreuzes
für die Gstmarken und des nationalen Frauendienstes für
die Hinterbliebenen der schlesischen Krieger zugute kommen
soll. Zum Beweise seiner Anerkennung gab Hindenburg
dem Breslauer Künstler den Auftrag, das für seine Fa-

milie gewünschte lebensgroße Bildnis mit dem vom Kaiser
dem Feldherrn zu Weihnachten geschenkten Marschallstab
zu malen, und dann außer diesem Kniestück ein Porträt
in ganzer Figur auf historischem Landschaftshintergrunde,
den Hindenburg dem Künstler selbst vorgeschrieben hat.
Auch ein Bildhauer hat Hindenburg schon nach der Natur
gezeichnet. Es ist der Breslauer Paul Schulz, der ein
Bildnisrelief des Feldmarschalls vor dem Modell vollendete.
Eine Kriegs-Kunstgeschichte. Line kleine Kriegs-
Kunstgeschichte, die soeben bei E. A. Seemann mit präch-
tigen Bildern der hervorragendsten Kunstwerke von^den
Kriegsschauplätzen geschmückt erscheint, gibt ein fesselndes
Gesamtbild all jener kunsthistorischen werte, die in West
und Vst jetzt vomZKriege umdroht sind. Robert Rehlen
hat dazu den Text geschrieben, in dem manches Interessante
berichtet wirk. Von der Löwener Bibliothek, die dem
Feuer zum Opfer fiel, heißt es: „Keine Bibliothek war
ungeschützter gegen Feuer, als diese, kein Regal war von
Lisen, alle Bücher standen auf Holzbrettern, die schon seit
t75 Jahren ausgetrocknet waren. „Ich wollte, die Biblio-
thek wäre weniger schön", sagte einmal der Kustos zu
einem Besucher, „aber ihre Regale wären von Lisen."
von Damme, dem zweiten Brügger Hafen neben Sluis,
erzählt Rehlen, der Dünensand habe bei seinem unerbitt-
lichen Vordringen die gewaltige Kathedrale erwürgt, der
riesige Turm und das Tor stehen jetzt einsam, und um das
Rathaus, das in gotischem Prunk noch von altem Glanz
erzählt, pflügen die Bauern, vom Westen führt uns Rehlen
nach dem Osten. Die Herrengüter jenseits der russischen
Grenze bis nach der Ukraine hin sollen Kunstwerke der er-
lesensten Art bergen, auf den Schlössern der Potocki, Bra-
nicki, Zamostje; man hört von Renaifsancetafelsilber, Mu-
rillos und französischen Impressionisten, die hier im Sumpf
vergraben sind. Rehlen spricht vom kaiserlichen Lustschloß
in Skierniwice, von Plock, wo ein hoch über der Weichsel
gelegener Dom mit manchem alten polnischen Königs- und
Herzogsgrab ragt und unser E. T. A. Hoffmann sich die
Zeit damit vertrieb, daß er die Leute karikierte, was er
entzückend besorgte. Und Bilder aus dem esthländischen
Hauptort, aus Reval, tauchen auf. Aus dem zackigen Ge-
wimmel der Dächer und Giebel ragen auf hohem Feis das
Deutschordensschloß, der grabmalreiche Dom, die trotzigen
Türme des alten Mauerringes, unter denen der mächtige
„Kiek in de Kök", der t5Z5 erbaut wurde, eine der stolzesten
Bastionen darstellt. Aber auch in die russischen Hauptstädte
führt uns die Kriegs-Kunstgeschichte und zum Schluffe zu
den Kunstftätten des Orients.

Seite
Amtlicher Teil.-OS «-plant- Au-st°llung-n.-°S

Mitteilungen der Allg.Deutschen Kunstgenossenschaft 205 Eröffnete Ausstellungen 209
Verein Berliner Künstler 205 Stipendien und Stiftungen .209
Arbeitskalender 205 Laufende Preisausschreiben 2to
Deutsche Künstler im Felde 206 Staatliche und Städtische Kunstpflege 2to
Redaktioneller Teil .... . . . 206 Aus Galerien und Museen 2tt
Wilhelm Busch in der „Allotria" 206 persönliches 2t t
Künstleransichtskarten in Oesterreich 208 Auszeichnungen 2t t
Zuschriften an die Schriftleitung 208 Todesfälle 2t t
vermischter Nachrichtenteil ........ 209 vermischtes 2tt

Scbrittieitung:
K)aul Marncke
Mein-Liieniclre
bet potsclam
Nurfürltenflr. 10.
ferntpr.: potsctam 1848.

ILKriick 48 Yetis mit yaibmonatsbeiiage „Münckener kuntt-
tecbnitcbe SiLtter". Vie Leiltcbritt ertckeint xvScbentiicb, in cien
Sommermonaten zskntLgig. pro Visrtetjakr lll.r.rg, bei direkter
Lulenctung lll. r.So — Ar. a.ro — frcs. s.go. Sei Postbezug
nur ganzjäkrig. Einzeikett« 40 Pt. Anzeigen: ctie 4 mal gs-
tpaitsns petitzeiie so Pt.
feinsprecher äer Lchrittleitung: kimt potsäam 1848.
Von jecism Berliner VoitantcbiuS gebükrsntrei zu erreicben.)

Vertag:
S. K. Seemann
Leipzig, hospitaNtt. 11s
an Len siie ctas Anzeigen-
nieten toxvie äi« Expedition
betrettenclen lllineitungen
zu ricbtsn tinct.
 
Annotationen