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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 14.1914/​1915

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Heft 18
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https://doi.org/10.11588/diglit.55564#0219

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XIV, Heft 18.

Die Werkstatt der Kunst.

2U

trauen haben, daß er die Blicke der Kommission auf Dinge
lenken wird, die wirklich durch ihre Qualität und Art ein
würdiger Ausdruck der Zeit bleiben werden. Derselbe Un-
genannte hat weitere (ooooo Mark und, dem „Licerone"
zufolge, wenn nötig (20000 Mark zu Zwecken des Baues
eines Krematoriums auf dem Hauptfriedhof zur Verfügung
gestellt, wofür auch bereits andere Zuwendungen vorhan-
den sind.
Wien. Namens der Gemeinde Wien hat der Bürgermeister
Or. Weiskirchner dem Aünstler-Fürsorge-Komitee zur Unter-
stützung notleidender Künstler 25 ooo Kronen zur Verfügung
gestellt und genehmigt, daß das Komitee 20 hervorragende
Künstler Wiens namhaft mache, denen der Erwerb eines
ihrer qualifizierten Werke durch die Stadt Wien im Rah-
men eines Gesamtbetrags von (2 000 Kronen, in dieser
schweren Zeit eine besondere materielle Förderung bedeu-
ten würde.

Aus Galerien uncl Museen

Lemberg. (Russischer Kunstraub.) Die Nachricht, die
Russen hätten die Schätze des Gssolinski-Museums aus
Lemberg entführt, bestritt, nach Amsterdamer Meldung, die
offiziöse presse seinerzeit mit Entrüstung. Jetzt schreibt
die „Nowoje wremja": „Aus den Sammlungen des Vsso-
linski-Museums sind (03H Gemälde, 2H000 Radierungen,
5000 Autogramme und eine Anzahl Porträts und Entwürfe
nach Petersburg gebracht worden. Das Eigentumsrecht
an der kostbaren Kollektion wurde der Stadt Lemberg zuge-
standen, da sie nur zu dem Zwecke hierhergebracht worden
ist, um im Falle des Eindringens des Feindes auf russi-
schen Boden Vergeltungsmaßregeln in der Hand zu haben."
Ls ist abzuwarien, wie unsere Feinde nach dem Kriege
die „Zuerkennung des Eigentumsrechtes" an die Stadt
Lemberg auslegen werden. Die Verbündeten sollten in
Rußland auch so vorgehen, denn nicht nur in Lemberg,
sondern auch im übrigen besetzten Galizien ist eine ganze
Anzahl der reichsten polnischen Adelsschlöffer ausgeraubt,
geplündert und niedergebrannt worden.

- Verlönlickes -
Berlin, ur. (Zum 70. Geburtstag von Konrad
Dielitz.) Konrad Dielitz, der bekannte Berliner Maler,
vollendete am 20. Januar sein 70. Lebensjahr. Der Künst-
ler, ein Berliner Kind, ist der Sohn des bekannten Jugend-
schriftstellers, des Realschuldirektors Theodor Dielitz. In
Berlin, bei Eschke und Biermann, hat Dielitz seine künst-
lerische Ausbildung erhalten. In den siebziger Jahren be-
gannen seine Erfolge als Bildnismaler. Alle die Großen
jener Zeit hat Dielitz nach dem Leben gemalt, die drei
Kaiser, Bismarck und Moltke. Kronprinz Friedrich schenkte
am 8. März (87y dem Generalfeldmarschall Moltke zum
sojährigen Dienstjubiläum sein Bildnis von der Hand des
Künstlers. In Sofia hat er den Bulgarenfürsten Alexander
gemalt. Lord Larrington, Werner v. Siemens und viele
andere haben ihm gesessen, von seinen Genrebildern ist
besonders das „Erwischt", die Ergreifung eines Wilddiebes
durch den Förster, bekannt geworden. Die Berliner National-
galerie besitzt sein Gemälde „Trostworte", auch seine Bil-
der mit Szenen aus der Nibelungensage sind weit verbrei-
tet. Dielitz besitzt die Goldene Medaille von Berlin aus
dem Jahre (883 und wurde auch auf der Weltausstellung
in St. Louis (YOH ausgezeichnet.

-— Auszeichnungen-
Berlin. Der Maler Meinhard Jacoby, der Sohn des be-
rühmten Kupferstechers Prof. Louis Jacoby, der als Leut-
nant im Osten steht, hat dort das Eiserne Kreuz erhalten.

^ociestälie

Berlin. Gefallen ist beim nächtlichen Sturmangriff im

Osten, bei dem er als Leutnant feinen Zug führte, der
Maler Hans Nelfon. Der junge, begabte Künstler war
der älteste Sohn von Ernst Nelson, dem bekannten Ber-
liner Maler. Er stand kurz vor der Vollendung seines
26. Lebensjahres und hatte sich im Felde schon das Eiserne
Kreuz erworben. Nelson hatte in Berlin und Weimar
studiert. — Am Donnerstag, den (H. d. M., starb der Bild-
hauer Georg Dotti im Alter von 6( Jahren nach langem
schweren Leiden.
Aöln. Bei den Kämpfen im Westen fiel im Dezember der
Düsseldorfer Maler Jakob Thiesen. Sein Ableben erweckt
auch menschlichen Anteil, da er ein Sohn einfacher rhei-
nischer Winzerleute war und sich mit Opfern, wie ehemals
der Linzer Niederes, den weg zur Kunst gebahnttz hatte.
Thiesen war am 2y. Juli (88H in Rhöndorf, dem allen
Siebengebirgsfreunden bekannten Dörfchen zwischen Königs-
winter und Honne, geboren und hat von (yoo bis (yoH
die Düsseldorfer Kunstakademie besucht. Hier war er vor-
nehmlich Schüler von w. Spatz. Auf den Düsseldorfer
Ausstellungen der letzten Jahre war der junge Künstler
regelmäßig durch Figuren- und Landschaftsbilder vertreten.
Die städtischen Kunstsammlungen in Düsseldorf besitzen
von ihm ein durch kernigen Realismus ausgezeichnetes
großes Bildnis seiner Eltern. Line von der Kunsthalle
geplante Nachlaßausstellung soll einen Ueberblick über
Thiensens Schaffen geben.
Wien. Im Llisabethspital in Nyeregyhacza starb am 26. No-
vember vergangenen Jahres an den Folgen einer Ver-
wundung, die er auf dem südlichen Kriegsschauplätze er-
hielt, der Hauptmann Josef Basek. Hptm. Basek, welcher
in Brzezany in Ostgalizien lebte, war ein bekannter Maler,
dessen Bilder in Wien und auswärts durch Ausstellungen
im Künstlerhause und in denjenigen des Österreichischen
Künstlerbundes, welcher Künstlervereinigung Basek seit
ihrem Gründungsjahre angehörte, vielfach bekannt wurden,
s Seine Landschaftsbilder, vorwiegend winterftimmungen,
geben die Natur bei gemäßigter und gesunder Verwertung
i der. modernen Ansichten stimmungsvoll wieder und erwar-
ben dem feinfühligen Künstler in den verschiedenen Aus-
stellungen viel Beifall.

Verrnilckles

ar. Ein Hindenburg-Bildnis nach dem Leben.
Generalfeldmarschall von Hindenburg hat vor kurzem im
östlichen Hauptquartier dem Berliner Maler Lugen Hersch
zweimal gesessen, und für die Zwecke eines)zur Reproduk-
tion bestimmten Bildes ist eine große Kohlezeichnung ent-
standen, die der Heerführer selbst mit seinem Namenszug
geschmückt hat. Es ist ein Brustbild auf grauem Pastell-
papier, mit grau und weiß gehöht. Da stellt sich denn doch
der Kopf des Generalfeldmarschalls in der Wiedergabe des
jungen Künstlers, eines^Meisterschülers von Prof. Arthur
Kampf, recht wesentlich anders dar. als ihn die überall
verbreiteten Bilder zeigen. Hersch zeichnete in jenen mehr-
stündigen Sitzungen einen Mann von ruhiger Nachdenklich-
keit, dessen Augen nicht den Beschauer suchen, der vielmehr
ein wenig nach unten, nach der Seite blickt. Denn ganz
als nachdenklicher Stratege ist er dem Künstler vor Augen
getreten. „Nicht als Theaterheld wollte er gemalt sein", so
sagte er, „sondern als Soldat." Hindenburgs große, runde
Bewegungen schildert Hersch als merkwürdig fest. Es ist
dieselbe wundervolle Beherrschtheit, die sich bis in seine
Schrift hinein äußert: das Zeitmaß, mit dem der Anfang
geschrieben ist, wird bis in die letzten Buchstaben hinein
bewahrt, vor dieser Erscheinung sühlte sich Hersch an je-
nes Goethewort erinnert, das als Wesen der Genialität
die Gabe nennt: die Gegenstände ruhig auf sich einwirken
zu lassen. So zeichnete denn der Künstler einen mathe-
mathischen Kopf, in dessen Stirn die Gedankenarbeit ihre
tiefen Ouerfalten gezogen hat. Das Bulldoggenhafte,
das sonstige Hindenburg-Bildnisse wegen ihrer falschen kur-
zen Nase wohl haben, fehlt vollkommen. Die ruhig festen
 
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