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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 14.1914/​1915

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Heft 22
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Redaktioneller Teil
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252 Die Werkstatt der Kunst.)QV, Heft 22-

2«sckriflen an clie Sckrifltettung.
Uns wird geschrieben:
Morte I)ans ^komas
über französische uncl cleulsche Kunst.
In diesen Aeußerungen erzählt der Altmeister
unter anderem, daß man ihn belehrt habe, gewisse
Bilder, die in bunten Flecken „Papageienmenschen"
darstellen, mit der Netzhaut wieder vereinigen zu
sollen. Thoma sagt: „Aber meine Netzhaut ver-
sagte." Diese Ausführungen erinnern mich an ein
Erlebnis, welches ich im Jahre (9^5 in der neuen
Galerie einer großen badischen Handelsstadt hatte.
Beim Durchwandern der Säle höre ich in einem
Raume lautes Sprechen und sehe im Trübnersaal
einen Herrn an ein andächtiges Publikum hinreden.
Die Hand mit den gespreizten fünf Fingern auf ein
Trübnersches Reiterbildnis legend, hörte ich die nie
geahnten Worte: „Dieses Bild müssen Sie nur mit
der äußeren Netzhaut schauen." — Ich gab mir
die größte Mühe, wußte aber wirklich nicht, wie ich
das machen sollte. Die Andächtigen, glaube ich,
taten es.
„Line gelbe Villa im park." Das Bild hing
zu hoch, der Redner konnte es nicht mit seinen fünf
Fingern erreichen: „Diesen gelben Ton müssen Sie
mit der Netzhaut fressen." — Ob es die Zuhörer
taten? Ich weiß es nicht. Als im weiteren Ver-
lauf noch gesagt wurde: „Denn das ist ja die De-
finition der Natur, daß sie da ist, wenn man die
Augen aufmacht", da verließ ich den Saal und den
Redner, verließ den Kreis der Andächtigen, die nach-
denklich und allem Anschein nach erleuchtet die
Häupter wiegten, mit einem ehrfurchtsvoll gemur-
melten „Tja — tja —" und schrieb die gehörten
drei Weisheiten in ein leeres Blatt des Kataloges
der Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes, um
sie ja nie zu vergessen. Karl Boehms.

Die Firma Leopold Heß-Berlin w. stellt uns
die beiden folgenden Briefe zur Verfügung, die wir
sehr gern zum Abdruck bringen:
Zeithain d. (. ^5.
Sehr geehrter Herr Heß!
Ich hätte eine sehr große Bitte an Sie, ich bin aus
Rußland zurück gekommen und liege hier erkrankt
im Lazarett und freute mich sehr wenn ich könnte
von Ihnen einen Farbenkasten erhalten als Liebes-
gabe, ich interessiere mich sehr fürs malen daß mir
die Zeit besser vergeht bis ich wieder geheilt bin.
Dann will ich gern wieder mit nach Rußland mar-
schieren und die Brüder aufs Korn nehmen. In
der Hoffnung, keine Fehlbitte getan zu haben
Unterzeichne Achtungsvoll
Oskar Meier.
Adr. Oskar Meier, Zeithain i. S.
Reservelazarett L, Station I
Zeithain d. 8. 2. 1s 5.
Sehr geehrter Herr Heß!
Zu meiner größten Freude teile ich Ihnen
mit, daß ich Ihre werte Sendung erhalten habe
und ich ihn schon in Arbeit habe, auch danke ich
auch für die Zigarren im Namen aller meiner
Kameraden, da Sie ihnen auch eine unverhoffte
Freude bereitet hatten. Ich war vorher in Berlin
als Holzarbeiter tätig und habe von Ihnen sämt-
liches Material bezogen. Ich bin auch bald wieder
geheilt und will nun auch wieder freudigen Herzens
nach Rußland gehen in der Hoffnung auf einen
baldigen entgültigen Sieg für Deutschlands Ehren.
Nochmals meinen besten Dank.
Mit besten Gruß
Oskar Meier.

Vermischter Qaehriektenteil.

Geplante Ausstellungen

Berlin. (Die diesjährige Große Berliner Kunst-
ausstellung.) Im Berliner Glaspalast am Lehrter Bahn-
hof, der nun von der Militärverwaltung von den dort
aufgestapelten großen Vorräten geräumt ist, sind die Vor-
bereitungen für die Große Berliner Kunstausstellung dieses
Jahres im Gange. Die Kommission, an deren Spitze
wieder wie im Vorjahr Prof. Carl Langhammer steht, ist
in voller Tätigkeit bei den Vorarbeiten für die Organisation
der Ausstellung. Ls ist zu hoffen, daß die mannigfachen
Schwierigkeiten, die dem Unternehmen in diesem Jahre
sich entgegenstellten, überwunden werden können. Ent-
sprechend der Gesinnung der Zeit wird die Ausstellung
einen streng deutschen Charakter tragen.

- Eröffnete Ausstellungen -
München. (Kunstverein.) Die Eröffnung der Aus-
stellung der „Neuen Münchener Sezession", zu der
Nichtmitgliedern des Kunstvereins der Zutritt gegen
einen Eintrittspreis von so Pf. gestattet ist, findet am Sonn-

tag, den 2 t. Februar, vormittags 9 Uhr, statt. Folgende
Namen vertreten find: Gertrud Alber, Hans Barthelmeß,
Lothar Bechstein, Ren6 Beeh, Bernhard Bleeker, Paul
Bögemann-Hamburg, Dora Brandenburg-Polster-Barmen,
Karl Laspar, Maria Laspar-Filser, Oskar Loester, Heinrich
Eberhard-Stuttgart, Josef Lberz-Stuttgart, Ernst Moritz
Engert, Adolf Erbslöh, Max Feldbauer-Dachau, Lugenie
Focke-Icking, Marusja Foell-Stuttgart, Paula Fritsch,
Richard Graes-Dachau, Rudolf Großmann-Berlin, Carl
Christoph Hartig-Aachen, Franz Em. Hecht, Franz Hecken-
dorf-Steglitz-Berlin, Frank S. Herrmann, Karl Jakob Hirsch-
Worpswede, Karl Hofer-Berlin, Gustav Iagerspacher,
Reinhold Rudolf Iunghanns, Gustav Adolf Iutz, Alexander
Kanoldt, Georg Kars, Edmund Daniel Kinzinger-Stutt-
gart, Paul Klee, Richard Knecht, Otto Kopp, August
Lachenmeyer-Berlin-Tegel, Oskar Lang, Otto Lange-Dresden,
Wilhelm Lehmbruck-Berlin, Hermann Lismann-Frankfurt
a. M., Moritz Melzer-Berlin, Wolfgang Merkel, Anna
Müller-Werner-Köln-Mühlheim, Franz Nölken-Hamburg,
Willy Nowak, Otto Nückel, Göthe Nyman, Alfred Hein-
rich Pellegrini, Grete Pohl, Carla Pohle, Luise Poppe-
Stöcklein, Heinz Porep, Walther püttner, Einar Ouaade-
Arnis, Emma Ritter-Berlin, Christian Schad, Fritz Schaef-
 
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