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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 14.1914/​1915

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Heft 46
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Nichtamtlicher Teil
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Haendcke, H.: Wie könnte der Weltkrieg auf die bildenden Künste Deutschlands einwirken?
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Hansen, Fritz: Plakatentwürfe und Warenzeichenrecht
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https://doi.org/10.11588/diglit.55564#0577

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XIV, Heft 46.

Die Werkstatt der Kunst.

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seits machte der Laie, der aktiv Beteiligte oder der
Zuschauer, die hohe Schule der unbefangenen Be-
obachtung durch und lernte dabei „unwillkürlich"
rein plastische Werke einschätzen. Künstler wie Laien
begegneten sich mit verstehendem Buge auf dem Ge-
biete der bildenden Kunst, in dem die Form, nicht
der Inhalt unbedingt den Vorrang beanspruchen
muß.
Meiner Ansicht nach sind wir in Deutschland am
Werke, zu einem neuen Akt-Tppus, der germanischen
Grundcharakter trägt, durchzudringen. Die Eigentüm-
lichkeit des deutschen Künstlers, von den individuellen
Eigenschaften auszugehen, um von dort zur Einheit
zu gelangen, also, in einem gewissen Gegensatz zur
Antike, sich nicht von allgemein-künstlerischen Gesichts-
punkten beherrschen zu lassen, tritt klar heraus.
Nicht minder, daß der Akzent auf die durch körperliche
Uebungen hart durchgearbeitete Form, auf die Kraft
und nicht aus die flüssige Eleganz der Linien und der
sich weich ineinander schmiegenden Flächen gelegt wird.
Unsere Bildhauer werden weiterhin wieder reif werden
für eine monumentale Symbolik, die nicht vom
klügelnden verstände, sondern vom Herzblut des Vol-
kes genährt ist.
Ansätze sind genügend vorhanden. Das Bismarck-
Denkmal von Lederer, „der Mann" und „die Frau"
von Ludwig Habicht in Darmstadt sind, unter man-
chen anderen, Arbeiten, welche zur Hoffnung berech-
tigen: daß der unser ganzes Dasein erfüllende Zug
zum Großen auch unter den Bildhauern in festem
Material die schöpferische Hand finden kann und — wird.
Und nun zum dritten, zur Baukunst. Sie hat
es am schwersten, denn an ihre Fersen heftet sich gar
stark der oft brutale Zweckgsdanke, welcher die vor-
nehmste Aufgabe, die Naumbildung, nicht selten unter
eisernen Zwang preßt. Auch werden, namentlich in
öffentlichen Bauten, so bedeutende Mittel festgelegt,
daß den künstlerischen versuchen nach einer neuen
Formensprache, sogar nach neuartigen Naumgruppen,
etwa im Stadtplane, naturgemäß engere Grenzen ge-
zogen sind. Das Verständnis für neue Naumbil-
dungen in den einzelnen Gebäuden wie auch bei der
Verbindung einer Anzahl von Häusern zu künstlerisch
geschlossenen Erscheinungen ist aber ein so hoch ge-
steigertes geworden, daß wir in dieser Hinsicht schon

allein von dem Zufluß großer Mittel ein Empor-
steigen zur höhe der Monumentalität erwarten dür-
fen. Anders steht die Frage, ob wir auch den in
der Bauaufgabe wie in dem verwandten Material
verborgen vorhandenen Kräften einen künstlerischen
Ausdruck zu verleihen imstande sind. Das ohne
Widerrede bereits klar erkennbare Streben, aus dem
Baustoff heraus neue Funktionsäußerungen zu schaffen,
tritt besonders zukunftsreich hervor bei den neuen
Baumaterialen, wie Eisen, Glas und Eisenbeton.
Auch hier wird das jetzt so scharf herausgeforderte deut-
sche Sonderbewußtsein befruchtend wirken. Denn
mehr als je wird der Baukünstler sich von fremder
Ueberlieferung frei machen, sich mit seinem Arbeits-
stoff innerlich verbinden und aus dessen Eigenart zu
schaffen versuchen. Deshalb brauchen wir keine „ge-
wollten" Neuheiten zu befürchten, denn für derartige
Experimente haben wir zu viel üble Erfahrungen ge-
sammelt und verfügen als Künstler und als Laien
über einen zu großen Bestand an künstlerisch ge-
schulten Ansichten wie an gesundem Kunstwollen.
Meine persönliche Meinung geht dahin, daß alle aus
den rein praktischen Bedürfnissen hervorgehenden
Zweckbauten, insbesondere der Wohnhausbau im
eigentlichen Wortsinne, der des Eigenhauses, die tat-
kräftigsten Förderer der Baukunst unserer nächsten
Zukunft sein werden, hier wird aus dem Volke für
das Volk und durch das Volk gebaut. Diese Arbeiten
werden deshalb ganz unwillkürlich von dem Streben
nach dem Einfach-Großen erfüllt sein; denn nichts
ist, meiner Ansicht nach, zurzeit und hoffentlich für
längere Jahrzehnte stärker geschwunden, als das so
hohle Streben nach dem glänzenden Schein, hinter
dem kein solides Sein sich birgt. Deutschland will
Wahrheit. Edle Wahrheit im Leben und deshalb
auch in der bildenden Kunst. Line Großheit der
Sinnesart, die auf treuer, harter Arbeit im Getriebe
des Alltags beruht und aus diesem Grunde in sich
gefestigt ist und bleiben wird. —
Mit hoch erhobenen Händen im schweren Schatten
einherschreitend, das Antlitz aber zum Licht gewandt,
gleich dem Iüngling in Max Klingers Griffelarbeit
„Und doch", wird das deutsche Volk nach 1914/15 die
Monumentalität in der bildenden Kunst erhoffen dürfen!
Der Tag.

Alakatentwürfe unä Marenzeickenreckt.
von Fritz Hansen, Berlin.

Für alle diejenigen, die Entwürfe für Plakate,
Etiketten usw. Herstellen, ist es notwendig, den Be-
stimmungen des Warenzeichengesetzes aufmerksame
Beachtung zu schenken. Denn die einzelnen Vor-
schriften des Gesetzes können, wie der nachstehend ge-
schilderte Fall aus meiner Praxis beweist, für die
Hersteller von Plakaten, Etiketten usw. sehr gefährlich
werden.
Eine graphische Anstalt erhielt den Auftrag zur
Herstellung eines Plakats für ein Genußmittel. Der

Künstler, dem dieser Auftrag übertragen wurde,
wählte eins der vielen naheliegenden Motive, das
entsprechend ausgestaltet auch den Beifall des Auf-
traggebers fand, so daß nach dem Original die Pla-
kate hergestellt wurden. Der Besteller des Plakates
hatte nun die Absicht, die Zeichnung ganz allgemein
auf Briefbogen, für Annoncen usw. zu benutzen und
wollte daher das Plakat in die Nolle der Waren-
zeichen eintragen lassen. Mit diesem Anträge wurde
er jedoch vom Patentamt abgewiesen und zwar ge-
 
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