Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 14.1914/1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.55564#0512
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Heft 41
DOI Artikel:Nichtamtlicher Teil
DOI Artikel:Ganske, Willy: Ludwig Dettmann: zu seinem 50. Geburtstag
DOI Artikel:Vermischter Nachrichtenteil
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50^
Die Werkstatt der Kunst.
XIV, heft
Mit dem Plafondgemälde „Brieftaubenverkehr"
im Reichspostgebäude begann die Reihe der deko-
rativen Wandmalereien Dettmanns. (898 fiel ihm
der Preis für vier Wandbilder im Neuen Rathaus
zu Altona zu. hierbei gab der Künstler als erster
im Historienbild bei unakademischer Komposition
breiten Farbenauftrag. s9O5/Ob malte er für die
Technische Hochschule in Danzig die „Besichtigung
des Nordostseekanals durch den Kaiser", einen
„Schiffszimmerplatz aus der hansazeit" und eine
„Zyklopenschmiede". Für die Universität in Kiel
malte er s9^0/l^ das Wandgemälde eines Säemanns
im Nahmen der holsteinischen Landschaft. Nach seiner
Berufung an die Königsberger Akademie s 9 (0 entwarf
er eine dekorative Fassade mit Motiven aus den
Freiheitskriegen (hork vor den preußischen Ständen),
deren Manier an die Art von Trier in München
anklingt.
Ludwig Dettmann, der Ehrendoktor der Univer-
sität Königsberg ist, war im letzten Winter dem
Oberkommando eines im Osten kämpfenden Armee-
korps als Kriegsmaler zugeteilt und hat jüngst über
sOO Skizzen und Farbenstudien in der Königlichen
Akademie der Künste ausgestellt.
Die Berliner Nationalgalerie kaufte s9O2 den
„Fischerkirchhof".
Umlckau.
Das Allgemeine Künstlerlexikon im Kriegsjahr.
Seit etwa ;o Jahren erscheint in Leipzig im Verlage
von L. A. Seemann das Allgemeine Lexikon der
bildenden Künste von der Antike bis zur Gegenwart,
herausgegeben von Prof. Dr. Ulrich Thieme. Bis zum
Anfang des Krieges waren to Bände dieses Lexikons er-
schienen, von denen jeder soo Seiten stark ist. Trotz der
großen Schwierigkeiten, die der Krieg der Fortsetzung
des Werkes entgegensetzte — so wurde der größte Teil der
Mitarbeiter zu den Fahnen einberufen — ist es doch ge-
lungen, kürzlich den tl- Band erscheinen zu lasten. Er
enthält die Fortsetzung des Buchstabens L und den An-
fang von F, geht von Giacomo Erman bis Lorenzo di
Fiorenzo. Das Allgemeine Künstlerlexikon, wie es kurz
genannt wird, ist bestimmt, eine große Lücke in unserer
Kunstwissenschaft auszufüllen. Das von dem Münchener
Kunstschriststeller Kaspar Nagler bis ^852 heraus-
gegebene Künstlerlexikon ist heute veraltet. Das neue
Lexikon umfaßt die Biographien aller durch Werke ihrer
Hand bekannten oder urkundlich beglaubigten Künstler der
Vergangenheit aller Völker und die Lebensbeschreibungen
aller wichtigeren Künstler der Gegenwart. Berücksichtigt
sind Architekten, Maler, Bildhauer, Graphiker, Medailleure
und Kunstgewerbler jeder Gattung. Im ganzen wird das
Lexikon rund ^50000 Künstlerbiograxhien umfassen.
Mit der wissenschaftlichen Arbeit sind 400 Gelehrte
beschäftigt. Die Lebensbeschreibnngen der alten Meister
geben nicht nur einen Ueberblick über die oft regellos in
der internationalen Zeitschriftenwelt verstreuten Forschungs-
ergebniffe, sondern sie bieten auch vielfach die Ergebnisse
neuer gründlicher Studien. Daher bedeutet das Erscheinen
eines neuen Bandes jedesmal eine Bereicherung der kunst-
wissenschaftlichen Literatur. Mit Erfolg ist das Lexikon
bemüht einen neuen biographischen Stil herauszu-
bilden. Die möglichste Kürze und Prägnanz verbindet
es mit einem möglichst umfaßenden Aufschluß über den
betreffenden Künstler. Die Lektüre der einzelnen Aufsätze
und Berichte ist oft sehr fesselnd. Ueber ungarische, italie-
nische, englische und dänische Künstler ist in vielen Fällen
Erschöpfenderes zu finden, als in den einheimischen Büchern
und Zeitschriften. Zum ersten Male in einem Künstler-
lexikon wird auch die ostasiatische Kunst berücksichtigt.
Ls liegt hier ein außergewöhnliches Unternehmen vor,
dessen Gelingen nur durch die opferfreudige Tätigkeit
seines Leiters ermöglicht wird. Gerade in dieser Kriegs-
zeit, in der die Kultur des deutschen Volkes so heftigen
Angriffen unserer Feinde ausgesetzt ist, ist es notwendig,
auf die in einem solchen Werke liegende Kulturarbeit
nachdrücklich hinzuweisen. Das Allgemeine Künstlerlexikon
ist auf 25 Bände berechnet; der t2. Band befindet sich in
der Vorbereitung.
In der Fach-Zeitschrift der „Deutschen Steinbild-
hauer" (München) finden wir über die Bedeutung der
italienischen Marmorbrüche für Deutschland einige inter-
essante Bemerkungen, die wir unfern Lesern nicht vor-
enthalten wollen:
wurde .für 9,7 Millionen Mark Marmor von
Italien nach Deutschland eingeführt. Bei dem immerhin
nicht unbedeutenden Reichtum Deutschlands an guten Mar-
moren mußte diese Linfuhrhöhe ziemlich bedeutend er-
scheinen, wie bekannt, kommt roher Marmor zollfrei nach
Deutschland herein, während gesägte Marmorplatten einem
Vertrags-Zollsatz von 2.50 Mk. für einen Doppelzentner
unterlagen. Bei den billigen italienischen Löhnen und der
außerordentlich mangelhaften italienischen Sozialpolitik
konnte gesägter Marmor trotz diesem Zollsätze bisher in
so großen Mengen nach Deutschland eingeführt werden,
daß den deutschen Marmor-Sägereien hierdurch ein erheb-
licher Schaden entstand.
Der gänzliche Wegfall der italienischen Narmoreinfuhr
nach Deutschland wird sich augenblicklich nicht sehr bemerk-
bar machen, denn sie war schon in den bisherigen neun
Kriegsmonaten sehr zusammengeschrumpft. Ls ist aber
unsere Pflicht, dafür zu sorgen, daß sich der italienische
Marmor auch in den späteren Friedensjahren in Deutsch-
land möglichst überhaupt nicht mehr bemerkbar macht, be-
sonders aber dann nicht, wenn er etwa in Italien irgend-
welche — und sei es auch die bescheidenste — Bearbeitung
erfahren hat."
Daß außerdem eine Ueberschwemmung des deutschen
Marktes mit billigen italienischen Kitsch, bei dem die
Spitzenmuster „so schön" gearbeitet waren, stattfand,
weiß ein jeder. Und damit wird es auch Schluß sein!
Die Schriftltg.
Vermischter Dachrichtenteil.
- Geplante Ausstellungen
München. Die Neue Münchener Secession wird in
diesem Jahre keine Sommer-Ausstellung veranstalten, da
fast alle Mitglieder zum Heeresdienst einberufen sind oder
ihre Einberufung für die allernächste Zeit erwarten.
Mit der nächsten Ausstellung der Neuen Münchener Se-
cession wird eine umfassende Nachlaß - Ausstellung der
Werke Albert Weisgerbers verbunden sein. Die letzte
Sommer- und Frühjahrs-Ausstellung der Neuen Münchener
Secession wird gegenwärtig im Kunstsalon Emil Richter in
Dresden gezeigt.— (Kunstverein.) vielseitigen wünschen
Rechnung tragend, wird der Kunstverein die Ausstellungs-
Die Werkstatt der Kunst.
XIV, heft
Mit dem Plafondgemälde „Brieftaubenverkehr"
im Reichspostgebäude begann die Reihe der deko-
rativen Wandmalereien Dettmanns. (898 fiel ihm
der Preis für vier Wandbilder im Neuen Rathaus
zu Altona zu. hierbei gab der Künstler als erster
im Historienbild bei unakademischer Komposition
breiten Farbenauftrag. s9O5/Ob malte er für die
Technische Hochschule in Danzig die „Besichtigung
des Nordostseekanals durch den Kaiser", einen
„Schiffszimmerplatz aus der hansazeit" und eine
„Zyklopenschmiede". Für die Universität in Kiel
malte er s9^0/l^ das Wandgemälde eines Säemanns
im Nahmen der holsteinischen Landschaft. Nach seiner
Berufung an die Königsberger Akademie s 9 (0 entwarf
er eine dekorative Fassade mit Motiven aus den
Freiheitskriegen (hork vor den preußischen Ständen),
deren Manier an die Art von Trier in München
anklingt.
Ludwig Dettmann, der Ehrendoktor der Univer-
sität Königsberg ist, war im letzten Winter dem
Oberkommando eines im Osten kämpfenden Armee-
korps als Kriegsmaler zugeteilt und hat jüngst über
sOO Skizzen und Farbenstudien in der Königlichen
Akademie der Künste ausgestellt.
Die Berliner Nationalgalerie kaufte s9O2 den
„Fischerkirchhof".
Umlckau.
Das Allgemeine Künstlerlexikon im Kriegsjahr.
Seit etwa ;o Jahren erscheint in Leipzig im Verlage
von L. A. Seemann das Allgemeine Lexikon der
bildenden Künste von der Antike bis zur Gegenwart,
herausgegeben von Prof. Dr. Ulrich Thieme. Bis zum
Anfang des Krieges waren to Bände dieses Lexikons er-
schienen, von denen jeder soo Seiten stark ist. Trotz der
großen Schwierigkeiten, die der Krieg der Fortsetzung
des Werkes entgegensetzte — so wurde der größte Teil der
Mitarbeiter zu den Fahnen einberufen — ist es doch ge-
lungen, kürzlich den tl- Band erscheinen zu lasten. Er
enthält die Fortsetzung des Buchstabens L und den An-
fang von F, geht von Giacomo Erman bis Lorenzo di
Fiorenzo. Das Allgemeine Künstlerlexikon, wie es kurz
genannt wird, ist bestimmt, eine große Lücke in unserer
Kunstwissenschaft auszufüllen. Das von dem Münchener
Kunstschriststeller Kaspar Nagler bis ^852 heraus-
gegebene Künstlerlexikon ist heute veraltet. Das neue
Lexikon umfaßt die Biographien aller durch Werke ihrer
Hand bekannten oder urkundlich beglaubigten Künstler der
Vergangenheit aller Völker und die Lebensbeschreibungen
aller wichtigeren Künstler der Gegenwart. Berücksichtigt
sind Architekten, Maler, Bildhauer, Graphiker, Medailleure
und Kunstgewerbler jeder Gattung. Im ganzen wird das
Lexikon rund ^50000 Künstlerbiograxhien umfassen.
Mit der wissenschaftlichen Arbeit sind 400 Gelehrte
beschäftigt. Die Lebensbeschreibnngen der alten Meister
geben nicht nur einen Ueberblick über die oft regellos in
der internationalen Zeitschriftenwelt verstreuten Forschungs-
ergebniffe, sondern sie bieten auch vielfach die Ergebnisse
neuer gründlicher Studien. Daher bedeutet das Erscheinen
eines neuen Bandes jedesmal eine Bereicherung der kunst-
wissenschaftlichen Literatur. Mit Erfolg ist das Lexikon
bemüht einen neuen biographischen Stil herauszu-
bilden. Die möglichste Kürze und Prägnanz verbindet
es mit einem möglichst umfaßenden Aufschluß über den
betreffenden Künstler. Die Lektüre der einzelnen Aufsätze
und Berichte ist oft sehr fesselnd. Ueber ungarische, italie-
nische, englische und dänische Künstler ist in vielen Fällen
Erschöpfenderes zu finden, als in den einheimischen Büchern
und Zeitschriften. Zum ersten Male in einem Künstler-
lexikon wird auch die ostasiatische Kunst berücksichtigt.
Ls liegt hier ein außergewöhnliches Unternehmen vor,
dessen Gelingen nur durch die opferfreudige Tätigkeit
seines Leiters ermöglicht wird. Gerade in dieser Kriegs-
zeit, in der die Kultur des deutschen Volkes so heftigen
Angriffen unserer Feinde ausgesetzt ist, ist es notwendig,
auf die in einem solchen Werke liegende Kulturarbeit
nachdrücklich hinzuweisen. Das Allgemeine Künstlerlexikon
ist auf 25 Bände berechnet; der t2. Band befindet sich in
der Vorbereitung.
In der Fach-Zeitschrift der „Deutschen Steinbild-
hauer" (München) finden wir über die Bedeutung der
italienischen Marmorbrüche für Deutschland einige inter-
essante Bemerkungen, die wir unfern Lesern nicht vor-
enthalten wollen:
wurde .für 9,7 Millionen Mark Marmor von
Italien nach Deutschland eingeführt. Bei dem immerhin
nicht unbedeutenden Reichtum Deutschlands an guten Mar-
moren mußte diese Linfuhrhöhe ziemlich bedeutend er-
scheinen, wie bekannt, kommt roher Marmor zollfrei nach
Deutschland herein, während gesägte Marmorplatten einem
Vertrags-Zollsatz von 2.50 Mk. für einen Doppelzentner
unterlagen. Bei den billigen italienischen Löhnen und der
außerordentlich mangelhaften italienischen Sozialpolitik
konnte gesägter Marmor trotz diesem Zollsätze bisher in
so großen Mengen nach Deutschland eingeführt werden,
daß den deutschen Marmor-Sägereien hierdurch ein erheb-
licher Schaden entstand.
Der gänzliche Wegfall der italienischen Narmoreinfuhr
nach Deutschland wird sich augenblicklich nicht sehr bemerk-
bar machen, denn sie war schon in den bisherigen neun
Kriegsmonaten sehr zusammengeschrumpft. Ls ist aber
unsere Pflicht, dafür zu sorgen, daß sich der italienische
Marmor auch in den späteren Friedensjahren in Deutsch-
land möglichst überhaupt nicht mehr bemerkbar macht, be-
sonders aber dann nicht, wenn er etwa in Italien irgend-
welche — und sei es auch die bescheidenste — Bearbeitung
erfahren hat."
Daß außerdem eine Ueberschwemmung des deutschen
Marktes mit billigen italienischen Kitsch, bei dem die
Spitzenmuster „so schön" gearbeitet waren, stattfand,
weiß ein jeder. Und damit wird es auch Schluß sein!
Die Schriftltg.
Vermischter Dachrichtenteil.
- Geplante Ausstellungen
München. Die Neue Münchener Secession wird in
diesem Jahre keine Sommer-Ausstellung veranstalten, da
fast alle Mitglieder zum Heeresdienst einberufen sind oder
ihre Einberufung für die allernächste Zeit erwarten.
Mit der nächsten Ausstellung der Neuen Münchener Se-
cession wird eine umfassende Nachlaß - Ausstellung der
Werke Albert Weisgerbers verbunden sein. Die letzte
Sommer- und Frühjahrs-Ausstellung der Neuen Münchener
Secession wird gegenwärtig im Kunstsalon Emil Richter in
Dresden gezeigt.— (Kunstverein.) vielseitigen wünschen
Rechnung tragend, wird der Kunstverein die Ausstellungs-