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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 14.1914/​1915

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Heft 34
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Amtlicher Teil
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Nichtamtlicher Teil
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Zur Eröffnung der Großen Berliner Kunstausstellung
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Ausländische Kunst: Schweden im "Sturm"
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https://doi.org/10.11588/diglit.55564#0413

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XIV, Heft sq.

Die Werkstatt der Kunst.

H05

heit. Zu diesem Zwecke ist ursprünglich die All-
gemeine Deutsche Kunstgenossenschaft gegründet
worden, in diesem Sinne wollen wir jederzeit und
freudigen, unerschrockenen Mutes ihr Banner hoch-
halten und um das ihr voranleuchtende hohe Ziel
zu erreichen, dafür wollen wir alle wie ein Mann
als deutsche Künstler fest und treu zusammenstehen,

dafür wollen wir mit flammender Begeisterung
und nie versiegender Energie alle unsere Kraft
einsetzen. Mit diesem feierlichen Gelöbnis lassen
Sie uns den Hochruf erheben:
Ls lebe die deutsche Kunst!
Hurra Germania!

McdtLmrttcker TeN.
Lur Eröffnung äer Groben kerliner Kunstausstellung.

von einer der Leitung der Großen Berliner
Kunstausstellung nahestehenden Seite wird uns ge-
schrieben:
Anschreiben!
Oie G.B.K. A. wird nunmehr am 22. d. Mts.
eröffnet — ohne jede besondere Feierlichkeit. Ab-
sichtlich hat man davon abgesehen alles zu vermei-
den, was wie Festefeiern aussah: weder werden
Eröffnungsreden gehalten noch ein Eröffnungsessen
stattfinden. Gilt es doch, in der ernsten Zeit in
angemessener Meise zu zeigen, daß wir auch auf
dem Gebiete der Kunst „durchhalten", hat die
Ungeheuerlichkeit der Ereignisse zunächst lähmend
auf einem großen Teil unserer Künstler und auf
ihrem Schaffen gelegen, so ist das doch im Schwin-
den und es beginnt sich auch im Volke das Bedürf-

nis nach Kunst wieder zu regen. Sind doch im
Laufe dieser zehn Kriegsmonate eine große Anzahl
neuer vermögen entstanden- ihre Besitzer werden
und müssen auch ihr Leben mit Kunst schmücken,
mit dem Besitz von Kunstwerken, nicht nur durch
den Genuß aus der Ferne. So steht zu hoffen,
daß die Ausstellung auch materiellen Erfolg haben
wird. Und es ist dies auf das stärkste zu wünschen,
denn wohl kein Stand hat unter dem Kriege wirt-
schaftlich so gelitten, wie die Künstler, für die zu-
nächst einmal jede Möglichkeit des Erwerbes ab-
geschnitten war. Zn Würdigung dieser Gesichts-
punkte hat die Kgl. preußische Staatsregierung
auch eine namhafte Summe für Ankäufe auf der
Ausstellung bereitgestellt.

Kvslanäiscke Kunkl: Scknetten im

Bis jetzt ist in der „Werkstatt der Kunst" der
Grundsatz vertreten gewesen, daß wir uns der
Kritik gänzlich enthalten, aber die Zeitverhältnisse
zwingen dazu, daß wir nun auch bis zu einem
gewissen Grade die ästhetische Leite berücksichtigen
müssen. Es ist nicht möglich, beispielsweise fran-
zösische Kunst abzulehnen, ohne dabei auf ihre Ge-
schmacksrichtung einzugehen. Es wird notwendig,
auch aus rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten, aus-
ländische Kunst ästhetisch zu bewerten, sobald sie
in den engeren Wettbewerb mit der deutschen
Kunst tritt, sobald sie auf dem deutschen Markt
erscheint. Oa gehört eine kritische Betrachtung
der fremden Kunst zu den Kampfmitteln, deren
wir uns bedienen müssen, um wirtschaftliche Er-
folge für unsere heimische Kunst zu erringen.
Oer Krieg hat insoweit sein Gutes gehabt, als
wir während seiner Dauer wenigstens von dem
Wettbewerbe der feindlichen Kunst verschont blieben.
Einzelne Ausnahmen sind leider vorgekommen,
aber dann auch stets gebührend zurückgewiesen
worden. So erst kürzlich in Kiel, wo Hodler zur
Ausstellung gelangte, der zwar dem neutralen
Auslande angehörr, sich aber persönlich als Feind
des deutschen Reiches auftat.
Nun bringt man uns in Berlin in der Aus-
stellung des „Sturm" Schweden, und zwar: schwe-
dische Expressionisten. Über den Unfug, der mit

„Sluimi".
der heiligen Kunst durch den pinsel sogenannter
Expressionisten getrieben wird, braucht man kein
Wort zu verlieren. Unsere deutschen Künstler des
Namens werden wohl von selbst zur Besinnung
kommen, wenn aber hier aus dem neutralen Schweden
uns auf einem Umwege genau derselbe, mit Respekt
zu sagen, Blödsinn ausgetischt wird, den wir bisher
aus Frankreich bezogen, so dürfen wir wohl ein
„halt" entgegenrufen, was wir dort im „Sturm"
zu sehen bekommen, ist vollkommen Nachahmung.
Bei jedem Einzelnen der Aussteller läßt sich der
künstlerische Vater nennen, wenn man überhaupt bei
dieser offensichtlichen Impotenz von einer Vaterschaft
reden will. Henri-Matisse gehört zu den Künstlern,
die außerordentlich viel können. Mit seiner guten
soliden Vurchschnittsarbeit hatte er keinen materiellen
Erfolg erzielen können, und in einer glänzenden
geschäftlichen Erkenntnis ging er zur rechten Zeit
zum Bluff über, der ihm das Geld amerikanischer,
russischer und leider auch deutscher Snobs in die
Tasche brachte. Ich erinnere mich seiner sehr wohl,
wie er mit mir im selben Hause eine kleine Par-
terrewohnung für 30 Franken im Monat mit Frau
und Kindern bewohnte, drei Jahre später war er
Besitzer eines schönen Landgutes vor Paris. Ich
nehme ihm sein geschäftliches Talent nicht übel,
schlimm ist es nur, daß er Nachahmer fand, für
die er nicht einmal verantwortlich ist. Denn in
 
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