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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 14.1914/​1915

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Heft 26
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https://doi.org/10.11588/diglit.55564#0312

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30H Die Werkstatt der Kunst.XIV, L)eft 26.

wiedergegeben. Auch sein: „Gefallener venizelos", der in
seiner Achillesferse, der Vorliebe für die Entente, schwer
getroffen ist, wirkt überzeugend.
Grauen erregt Gotthardt Sonnenfeld durch feine farbige
Plastik „Narretei". Ja, eine schauerliche Narretei, bei der
Mr. Grey hohnlächelnd den zweimillionenften Schädel be-
trachtet, welcher zur höheren Ehre und Wohlergehen
Englands auf dem Schlachtfelde bleicht.
Desselben Künstlers „Nickelmann" zeigt den U-Boots-
Menfchen. Seine „Rauhen Tändeleien" haben die Eng-
länder schon längst satt bekommen. Im „Schratt" zeigt
Sonnenfeld das harmlose gehörnte Belgien und in „Dolce"
Monsieur poincarrck und fein Stimmvieh.
In Walter Stephans angeblicher „Frauengruxpe" er-
blicken wir Mr. Lhurchill und feine Marine. Seine dicksten
Lieblinge werden von oben durch Flieger, von unten durch
fchwanengleiche U-Boote gezwickt. Gerhard Ianensch gibt
in feinem „Bläser" einen Amerikaner, welcher endlich das
üble Sputum englischer Linbläsereien verächtlich fortschüttet.
Seine „Absage" stellt gerade das Gegenteil dar, nämlich
einen braven Zeichner der Kriegsanleihe. Wilhelm Haver-
kamps „Ta.ritL8" zeigt die Entwicklung von Elsaß und
Lothringen an der Brust der Mutter Germania. Schmidt-
Lasse! ist ziemlich deutlich geworden in seiner Kleinplastik
„In ÜLAranti", welche in drastischer weise das von Deutsch-
zand bei der Ausplünderung der Welt abgefaßte England
an den Pranger stellt. Sein „Sklavenhändler" bietet das
traurige Bild Portugals; willenlos wird das schöne Mbjekt
von dem Shylock „England" pfundweise verhandelt.
Desselben Künstlers „Teckel" macht als „Neutraler"
„schön" auf jeden pfiff des Herrn Grey. Lars Pipers
„Bär und Weib" stellt Ivan und Marianne dar. Ersterer
schleckt noch heute nach allen Niederlagen Frankreichs Fuß.
Marcufes „Affe und Kind", oder die astatische Sphinx,
wie man es nennen könnte. Japan nimmt dabei Lhina
in seinen rühmlichst bekannten Schutz. Max Ungers „Frithjof",
das neutrale Norwegen versinnbildlichend, hat augenschein-
lich seit der Sache „Lasement contru Findlay" den Kopf
verloren. Glücklicherweise befindet er sich hier, um nach
der Lösung wieder in Framnaes aufgestülpt zu werden.
Anton Puchegger gibt im „Mittel-Tucan" ein Bild der
wunderbaren Züchtung der „Reuter-Ente". Höchst inter-
essant ist des Künstlers .Manneken ?ls8" in Brüssel nach
der Eroberung durch die Deutschen. Der scheue, verängstigte
Blick und der Ausdruck der bangen Frage, ob der Sieger
nicht seinen beschlagnahmten Sprengstoff wieder freigäbe,

sind vorzüglich wiedergegeben. Garvens „Auf der Bank"
veranschaulicht die eingeschlafene gemeinsame Kriegsanleihe
der Triple-Entente auf der Bank von England. Desselben
Künstlers „Der Herr Professor" zeigt ein solches fran-
zösisches Exemplar, welches den stammenden Protest gegen
die Barbaren unterschrieben hat bei dem Rufe: „Die
Boches kommen I" Hans Hubert Dietzfchs „Im Schnee-
treiben" bietet das klägliche Bild unserer drei Hauptgegner
als schlechte Musikanten. Nur die große Reklamepauke
hält noch stand. In Sonnenfelds „Mann ohne Vorurteil"
erblicken wir einen amerikanischen frommen Waffenliefe-
ranten. Karl Jeimann läßt in seiner „Versuchung" Eng-
land sich in aufdringlicher weife an die Neutralen liebe-
heuchelnd heranfchleichen. Albert Hußmann idealisiert in
feinem „Don Guixote" den edlen Poincarrä und das
schwerbelastete Frankreich. Marcufes „Aschermittwoch"
atmet den Schmerz eines Lhampagnerkellerei-Besitzers bei
der letzten vorhandenen Flasche Sekt. Bohligs „Walzer-
könig" deutet auf den russischen Dampfwalzerkönig: „Ge-
wogen und zu leicht befunden!"
Einige Plastiken sind politisch harmloserer Art, deuten
aber stets auf militärische Vorgänge. Interessant sind die
Darstellungen französischer Amazonen im Schützengraben
zur Zeit der Sommerhitze. Lari Piper zeigt ein solches
Kampfweib bei den Pionieren. Gotthardt Sonnenfeld eine
ähnliche beim Stiefelappell. In feiner Plastik „Besiegt"
gewährt er uns einen tiefen Einblick in die Szenen nach
der Eroberung eines französischen Schützengrabens, von
Werken anderer Art erwähne ich noch Manzels Zusammen-
stehen aller Stände, Karl Iermanns „Kriegsfreiwilliger
mit Liebeszigarre", Ianensch, „Der zu spät bestellte Feld-
postbrief", Max Kruses „Gerhard Hauptmann an der
Majorsecke", Rainers Landsturm ohne Waffe „Schipp,
schipp, hurrah!" Gänzlich unmilitärisch ist Mißfelds „Nach
dem Bade". Die junge Dame mißfällt uns durchaus nicht.
Line eigenartige Idee ist Karl Jeimann geglückt. In
seinem „Llternglück" begrüßen wir den alten „Menzel"
als Säugling. Gern würde ich noch alle vorhandenen
Werke behandeln, jedoch mein gestrenger Verleger entzieht
mir im Augenblick die Tinte. Der kunsthungrige Leser
aber wird aus vorstehendem die Sicherheit geschöpft haben,
daß auch für die „Nichtintellektuellen" reichliche Vorräte
an geistigen Nahrungsmitteln vorhanden sind, und so
schließe ich denn angesichts des reichgedeckten Tisches mit
der Aufforderung: „Bitte, zulangen!" und „Gesegnete
Mahlzeit!" Vr. Orticastro (Hans Bohrdt).

Inhalt. sie
Amtlicher Teil.297
Mitteilungen der Allg. Dentschen Kunstgenossenschaft 297
Arbeitskalender.297
Redaktioneller Teil.298
Revolution im Kunstverein.298
Zeitungsschau.299
Mitteilung ..300


Zur Beachtung!.soz
vermischter Nachrichtenteil.30Z
Geplante Ausstellungen. . ..30Z
Eröffnete Ausstellungen. . . zoz
Laufende Preisausschreiben.302
Aus Künstler- und Kunstvereinen.302
Todesfälle.302
vermischtes.. 302

Schritttelrung:
Paul Marncke
Mein-Lttenicke
bei polsctLin
Rurfürtlenslr. 10.
yerntpr.: potsclsrn 1848.

ILKrtich 48 Yetis niit ysibnionLlsbeiisge „lllünchsner kuntt-
technische SiLtter". Oie Leitschritt erscheint tvöchentiich, in äen
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zu rieten tinck.
 
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