Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 14.1914/1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.55564#0216
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Heft 18
DOI article:Redaktioneller Teil
DOI article:Daelen, Eduard: Wilhelm Busch in der "Allotria": ein Erinnerungsblatt
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208
Die Werkstatt der Kunst.
XIV, heft l(8.
Mit deinen Scherzen hingerissen,
Daß der Glpmp hat bersten müssen.
So ging es fort. Oer Stegreifpoet besang nun die
wohlbekannten Figuren aus den Vusch'schen Haupt-
werken und verknüpfte sie in launigster weise mit
den auftretenden Gestalten aus dem Glgmp. Sein
Gedicht schloß mit den Worten:
So lieben herzlichst alle Götter
Ven Zreudenbringer wie den Spötter,
Oer überall und jederzeit
Bereitet sonnige Heiterkeit.
Orum ihm auch stets geweihet werde
Oer Dank des h'mmels und der Erde:
Blast alle mit obligatem Tusch
Lin brausend hoch auf Wilhelm Busch!
Das wurde denn auch mit begeisterter Zustimmung
ausgeführt! das enge Lokal dröhnte von dem allgemei-
nen Beifallsjubel. Busch war offensichtlich von der
gelungenen Improvisation auf das angenehmste
überrascht. Er wußte nicht viel Worte zu machen,
aber die rechte Stimmung war nun angeregt, der
dann auch noch der Vorsitzende Wagmüller in einer
launigen Rede auf den geliebten Gast einen passenden
Ausdruck verlieh. Da sprang Busch in spontaner Er-
regung auf und schmetterte den Trinkspruch hinaus:
hier fühl ich mich wohl, den Glgmpischen nah
wie es mir nirgendwo anders geschah.
Orum jauchz' ich ein dankerfülltes Hurra!
hoch lebe in Frohsinn „Allotria"!
Und wiederum entzündeten diese Worte einen
stürmischen Zubelbraus. Doch besser noch als in seinen
Worten zeigte Busch durch seine strahlend vergnügten
Mienen, daß er sich in diesem Freundeskreise, von
innigem Verständnis und glühender Verehrung um-
woben, so recht von Herzen heimisch und wohl fühlte.
Und jeder der Mitfeiernden fühlte sich von der freu-
digen Überzeugung durchdrungen, daß dieser ur-
gemütliche Buschabend in seinem festlich harmonischen
Vollklang dem höchsten Ehrentage der „Allotria", der
mit dem Besuche Bismarcks in den Annalen des Ver-
eins verzeichnet stand, würdig an die Seite zu
setzen war.
Uünstleransichtskarten in Oesterreich.
Gleich allen Ländern wurde auch Oesterreich zu Be-
ginn der Krieges von einer Flut geist- und geschmackloser
Ansichtskarten heimgesucht. Bald erscholl naturgemäß der
Ruf nach einer Bekämpfung dieser Plage. Solche Abwehr
konnte wirksam nur erfolgen, wenn die Künstler geschloffen
gegen sie auftraten. Der wiener Bezirksrichter vr. Ste-
phan Moldauer unternahm es, die großen Künstlervereini-
gungen Wiens zu einer gemeinsamen Aktion zu bestimmen,
von den Malern Otto Friedrich und Maximilian Lieben-
wein unterstützt, konnte er sich binnen kürzester Zelt der
Zustimmung der maßgebenden Persönlichkeiten vergewissern.
Gleichzeitig gewann er für seine Idee das Kriegshilfsbüro
des k. k. Ministeriums des Innern, das unter der Leitung
des Prinzen Or. Eduard von und zu Liechtenstein steht
(Referent: Ministerialsekretär Or. Karl Kobald).
Es konstituierte sich nun das „Komitee bildender
Künstler im Dienste der Kriegshilfe", dem folgende Mit-
glieder angehören: Albert Berger, Lithographie- und Stein-
druckereibesttzer als fachmännischer Beirat; Josef Beyer,
Prof., Maler, für den Künstlerbund Hagen; Or. Rudolf
Iunk, Maler, für den Künstlerbund Hagen; Friedrich König,
Maler, für die Vereinigung der bildenden Künstler Oester-
reichs, Sezession; Maximilian Liebenwein, Maler, für die
Vereinigung der bildenden Künstler Oesterreichs, Sezession.
Or. Stephan Moldauer, k. k. Bezirksrichter, als Schriftührer;
Heinrich Rauchinger, Maler, für die Genoffenschaft bil-
dender Künstler Wiens; Karl Seidl, k. k. Baurat, Architekt,
für die Genossenschaft bildender Künstler Wiens. Präsi-
dent des Komitees ist Maler Heinrich Rauchinger
Das Komitee stellte sich vorerst die Aufgabe, künstle-
rische Ansichtskarten in mehrfarbigem Steindruck heraus-
zugeben und den Erlös den Kriegssürsorgezwecken im all-
gemeinen und den notleidenden Künstlern im besonderen
zuzuführen. Das Kriegshilfsbüro des k. k. Ministeriums
des Innern übernahm in dankenswerter Würdigung des
charitativen wie des künstlerischen Charakters der Aktion
die materielle Durchführung und sicherte dadurch ihren
Erfolg.
Der Reinertrag wurde zu einem Drittel für
notleidende Künstler, zu zwei Dritteln für die staat-
lichen Fürsorgeämter (das Rote Kreuz, das Kriegshilfsbüro
und das Kriegsfürsorgeamt) bestimmt.
Als Ergebnis des ersten Wettbewerbes stellen sich neun
Ansichtskarten dar: t. „Der Abschied" von Wilhelm Dachauer
in Ried im Innkreis G.-G.; 2. „Rosa Zenoch" von Adolf
Karxellus in Wien; 3. „Deutsche Artillerie fährt auf" von
Roland Strasser in Wien; H. „St. Barbara" von Maximilian
Liebenwein in Wien; 5. „Vorpostengefecht an der monte-
negrinischen Grenze" von Otto Barth in Wien; 6. „Schwere
Geschütze in Galizien" von Otto Barth in Wien; 7. „Mit
vereinten Kräften" von Valerie Petter in Wien; 8. „Die
Schwester" von Hermann Grom-Rottmayer in Wien; 9. „Der
Landsturm von Hermann Grom-Rottmayer in Wien.
Der Entwurf der einheitlichen Adressenseite rührt vom
Maler Otto Friedrich in Wien her. Der Lithograph Albert
Berger hat sich durch Gewährung außerordenrlich günstiger
Bedingungen um unsere Sache sehr verdient gemacht.
Die einzelnen Karlen sind in Auflagen von so000
Stück erschienen. Es ist in Aussicht genommen, demnächst
eine neue Serie herauszugeben und das Unternehmen nach
Friedensschluß sortzusetzen. Dies hängt natürlich vom ma-
teriellen Erfolg des Unternehmens ab. vorläufig können
wir mit Genugtuung darauf Hinweisen, daß die Künstler
für die zehn Entwürfe (einschließlich der Adreffenseite) ein
Honorar von zusammen tooo Kronen ins verdienen ge-
bracht haben. Der großzügigen Leitung des Kriegshil'fs-
büros des k. k. Ministeriums des Innern gebührt vor allem
der Dank hierfür. Möge auch der Verkaufserlös der
Hsoooo Karten ein solcher werden, daß bald an die Heraus-
gabe der zweiten Serie geschritten werden kann.
^usckriften an clie Kchriflleitung.
wir erhallen folgende Zuschrift:
Den t5. Dezember ^914-
Tit. Redaktion der „Werkstatt der Kunst", Berlin.
Mit Bezugnahme auf die in heft t l Ihres ge-
schätzten Blattes enthaltene Zuschrift des Herrn Felix Eisen-
gräber teilen wir Ihnen vor allem mit, daß es sich um
2 Biidersendungen handelt, die von Nürnberg und Traun-
stein an uns gelangten, mit dem Auftrage, diese Sendungen
gegen Nachnahme der darauf haftenden Spesen an Herrn
Lisengräber auszuliefern. Nun ist es zwar seit vielen
Jahren unsere Gewohnheit, den Künstlern, soweit unsere
eigenen Kosten in Frage kommen, ein zuweilen recht lang
ausgedehntes Ziel in Bezahlung der Spesen zu gewähren,
doch kann sich dies selbstverständlich nicht auch auf solche
Sendungen erstrecken, die wir von auswärts erhalten mit
dem Auftrage, die Kosten nachzunehmen.
Die Werkstatt der Kunst.
XIV, heft l(8.
Mit deinen Scherzen hingerissen,
Daß der Glpmp hat bersten müssen.
So ging es fort. Oer Stegreifpoet besang nun die
wohlbekannten Figuren aus den Vusch'schen Haupt-
werken und verknüpfte sie in launigster weise mit
den auftretenden Gestalten aus dem Glgmp. Sein
Gedicht schloß mit den Worten:
So lieben herzlichst alle Götter
Ven Zreudenbringer wie den Spötter,
Oer überall und jederzeit
Bereitet sonnige Heiterkeit.
Orum ihm auch stets geweihet werde
Oer Dank des h'mmels und der Erde:
Blast alle mit obligatem Tusch
Lin brausend hoch auf Wilhelm Busch!
Das wurde denn auch mit begeisterter Zustimmung
ausgeführt! das enge Lokal dröhnte von dem allgemei-
nen Beifallsjubel. Busch war offensichtlich von der
gelungenen Improvisation auf das angenehmste
überrascht. Er wußte nicht viel Worte zu machen,
aber die rechte Stimmung war nun angeregt, der
dann auch noch der Vorsitzende Wagmüller in einer
launigen Rede auf den geliebten Gast einen passenden
Ausdruck verlieh. Da sprang Busch in spontaner Er-
regung auf und schmetterte den Trinkspruch hinaus:
hier fühl ich mich wohl, den Glgmpischen nah
wie es mir nirgendwo anders geschah.
Orum jauchz' ich ein dankerfülltes Hurra!
hoch lebe in Frohsinn „Allotria"!
Und wiederum entzündeten diese Worte einen
stürmischen Zubelbraus. Doch besser noch als in seinen
Worten zeigte Busch durch seine strahlend vergnügten
Mienen, daß er sich in diesem Freundeskreise, von
innigem Verständnis und glühender Verehrung um-
woben, so recht von Herzen heimisch und wohl fühlte.
Und jeder der Mitfeiernden fühlte sich von der freu-
digen Überzeugung durchdrungen, daß dieser ur-
gemütliche Buschabend in seinem festlich harmonischen
Vollklang dem höchsten Ehrentage der „Allotria", der
mit dem Besuche Bismarcks in den Annalen des Ver-
eins verzeichnet stand, würdig an die Seite zu
setzen war.
Uünstleransichtskarten in Oesterreich.
Gleich allen Ländern wurde auch Oesterreich zu Be-
ginn der Krieges von einer Flut geist- und geschmackloser
Ansichtskarten heimgesucht. Bald erscholl naturgemäß der
Ruf nach einer Bekämpfung dieser Plage. Solche Abwehr
konnte wirksam nur erfolgen, wenn die Künstler geschloffen
gegen sie auftraten. Der wiener Bezirksrichter vr. Ste-
phan Moldauer unternahm es, die großen Künstlervereini-
gungen Wiens zu einer gemeinsamen Aktion zu bestimmen,
von den Malern Otto Friedrich und Maximilian Lieben-
wein unterstützt, konnte er sich binnen kürzester Zelt der
Zustimmung der maßgebenden Persönlichkeiten vergewissern.
Gleichzeitig gewann er für seine Idee das Kriegshilfsbüro
des k. k. Ministeriums des Innern, das unter der Leitung
des Prinzen Or. Eduard von und zu Liechtenstein steht
(Referent: Ministerialsekretär Or. Karl Kobald).
Es konstituierte sich nun das „Komitee bildender
Künstler im Dienste der Kriegshilfe", dem folgende Mit-
glieder angehören: Albert Berger, Lithographie- und Stein-
druckereibesttzer als fachmännischer Beirat; Josef Beyer,
Prof., Maler, für den Künstlerbund Hagen; Or. Rudolf
Iunk, Maler, für den Künstlerbund Hagen; Friedrich König,
Maler, für die Vereinigung der bildenden Künstler Oester-
reichs, Sezession; Maximilian Liebenwein, Maler, für die
Vereinigung der bildenden Künstler Oesterreichs, Sezession.
Or. Stephan Moldauer, k. k. Bezirksrichter, als Schriftührer;
Heinrich Rauchinger, Maler, für die Genoffenschaft bil-
dender Künstler Wiens; Karl Seidl, k. k. Baurat, Architekt,
für die Genossenschaft bildender Künstler Wiens. Präsi-
dent des Komitees ist Maler Heinrich Rauchinger
Das Komitee stellte sich vorerst die Aufgabe, künstle-
rische Ansichtskarten in mehrfarbigem Steindruck heraus-
zugeben und den Erlös den Kriegssürsorgezwecken im all-
gemeinen und den notleidenden Künstlern im besonderen
zuzuführen. Das Kriegshilfsbüro des k. k. Ministeriums
des Innern übernahm in dankenswerter Würdigung des
charitativen wie des künstlerischen Charakters der Aktion
die materielle Durchführung und sicherte dadurch ihren
Erfolg.
Der Reinertrag wurde zu einem Drittel für
notleidende Künstler, zu zwei Dritteln für die staat-
lichen Fürsorgeämter (das Rote Kreuz, das Kriegshilfsbüro
und das Kriegsfürsorgeamt) bestimmt.
Als Ergebnis des ersten Wettbewerbes stellen sich neun
Ansichtskarten dar: t. „Der Abschied" von Wilhelm Dachauer
in Ried im Innkreis G.-G.; 2. „Rosa Zenoch" von Adolf
Karxellus in Wien; 3. „Deutsche Artillerie fährt auf" von
Roland Strasser in Wien; H. „St. Barbara" von Maximilian
Liebenwein in Wien; 5. „Vorpostengefecht an der monte-
negrinischen Grenze" von Otto Barth in Wien; 6. „Schwere
Geschütze in Galizien" von Otto Barth in Wien; 7. „Mit
vereinten Kräften" von Valerie Petter in Wien; 8. „Die
Schwester" von Hermann Grom-Rottmayer in Wien; 9. „Der
Landsturm von Hermann Grom-Rottmayer in Wien.
Der Entwurf der einheitlichen Adressenseite rührt vom
Maler Otto Friedrich in Wien her. Der Lithograph Albert
Berger hat sich durch Gewährung außerordenrlich günstiger
Bedingungen um unsere Sache sehr verdient gemacht.
Die einzelnen Karlen sind in Auflagen von so000
Stück erschienen. Es ist in Aussicht genommen, demnächst
eine neue Serie herauszugeben und das Unternehmen nach
Friedensschluß sortzusetzen. Dies hängt natürlich vom ma-
teriellen Erfolg des Unternehmens ab. vorläufig können
wir mit Genugtuung darauf Hinweisen, daß die Künstler
für die zehn Entwürfe (einschließlich der Adreffenseite) ein
Honorar von zusammen tooo Kronen ins verdienen ge-
bracht haben. Der großzügigen Leitung des Kriegshil'fs-
büros des k. k. Ministeriums des Innern gebührt vor allem
der Dank hierfür. Möge auch der Verkaufserlös der
Hsoooo Karten ein solcher werden, daß bald an die Heraus-
gabe der zweiten Serie geschritten werden kann.
^usckriften an clie Kchriflleitung.
wir erhallen folgende Zuschrift:
Den t5. Dezember ^914-
Tit. Redaktion der „Werkstatt der Kunst", Berlin.
Mit Bezugnahme auf die in heft t l Ihres ge-
schätzten Blattes enthaltene Zuschrift des Herrn Felix Eisen-
gräber teilen wir Ihnen vor allem mit, daß es sich um
2 Biidersendungen handelt, die von Nürnberg und Traun-
stein an uns gelangten, mit dem Auftrage, diese Sendungen
gegen Nachnahme der darauf haftenden Spesen an Herrn
Lisengräber auszuliefern. Nun ist es zwar seit vielen
Jahren unsere Gewohnheit, den Künstlern, soweit unsere
eigenen Kosten in Frage kommen, ein zuweilen recht lang
ausgedehntes Ziel in Bezahlung der Spesen zu gewähren,
doch kann sich dies selbstverständlich nicht auch auf solche
Sendungen erstrecken, die wir von auswärts erhalten mit
dem Auftrage, die Kosten nachzunehmen.