Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 14.1914/1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.55564#0443
DOI issue:
Heft 36
DOI article:Nichtamtlicher Teil
DOI article:Kreitmaier, Josef: Kriegerdenkmale und Kriegsandenken
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XIV, Heft 36. Die Werkstatt der Runst.H35
Leistungen waren zum weitaus größten Teile vor-
züglich, so daß die Preisrichter gewiß keine leichte
Aufgabe hatten, obwohl sie mit Auszeichnungen
und Anerkennungen nicht sparten. Es finden sich
denn auch unter den nicht preisgekrönten Arbeiten
noch viele, die hohen Lobes wert sind, hyper-
moderne versuche fanden erfreulicherweise keinen
Platz. Vas süddeutsche Barock, allerdings in ori-
gineller Umformung, war sehr stark vertreten, und
es läßt sich auch nicht leugnen, daß gerade für
Süddeutschland das Barockempfinden viel tiefer im
Volke sitzt als im Norden. Oie Gotik wirkt hier
kalt und gewinnt kein rechtes Verhältnis zu den
Menschen. Oie Kölner Ausstellung der ^.rs 8ueru
wird zweifellos ein anderes Bild ergeben bei
gleichem inneren Wert. Am stärksten waren Plastik
und Architektur vertreten, verhältnismäßig schwach,
auch in ber Dualität, die Malerei. Besonders hätte
man mehr von Mosaik und Glasmalerei erwarten
können,- das Wenige war aber recht gut.
Vie Ausstellung hat somit den Beweis erbracht,
daß man am besten tut, wenn man alle seine Auf-
träge durch die Vermittlung so weit verzweigter und
von künstlerischem Geiste getragener Vereinigungen
erledigt. Man hat sich daran gewöhnt, zu einer
Zeit, wo man mit dem Notwendigsten sparen muß,
die Kunst als etwas Überflüssiges zu betrachten,
und dachte nicht, daß man durch solche Sparsamkeit
die Existenz so vieler Künstler in §rage stellt. Diese
brauchen ihr tägliches Brot ebensogut wie andere
Leute, und es bewiese wenig sozialen Sinn, die
Künstlerwelt hungern zu lassen und sein Geld in
übertriebener Vorsicht in den Schrank zu schließen.
Möchten darum möglichst viele Bestellungen den
Eifer unserer Künstler anspornen und lohnen. Auch
das ist eine vaterländische Tat,
Josef kreitmaier 8.
rlmickau.
Ein Vortrag Gustav Paulis.
Gustav Pauli, der Nachfolger Lichtwarks in der
Hamburger Runsthalle, Hal eine sauber zurechtgefeilte Rede
auf die deutsche Runst gehalten. (Verlag L. Friedrichsenäc
Lo., Hamburg. Preis so pfg.) Sie ist ein versuch, den
französischen Einfluß auf die deutsche Runst zu entschuldi-
gen und bis zu einem gewissen Grade zu rechtfertigen.
Was über das Deutsche in der Runst gesagt wird, ist rich-
tig und zutreffend, über den Einfluß des Fremden äußert
sich Pauli ein wenig zu vorsichtig. Nach unserer Empfin-
dung entschuldigt er zu stark und sagt nicht offen genug
heraus, wie er den Wert fremden Einflusses auf die deut-
sche Runst einschätzt. Daß er es in nicht geringem Maße
tut, dafür ist ja seine Tätigkeit der Beweis. Ls ist nicht
anzunehmen, und es wäre auch falsch, wenn er seine seit-
herigen Bekenntnisse ableugnen wollte; immerhin erkennt
man mit Vergnügen, daß Pauli sich nicht zu den extrem-
sten Runstäußerungen vor dem Rriege bekennt, daß er
auch die Rückkehr zur Natur fordert, und daß ein jeder
bildende Rünstler die Beziehung zur Gesamtheit der kulti-
vierten Bevölkerung anstreben muß. Für die Runst gilt
ganz besonders das, was er in folgendem Satz zusammen-
faßt: „Wer da meint, daß unsere Heere nur um vermehr-
ten äußeren Machtbesitz kämpften, der kennt die Deutschen
nicht. Ls steht vielmehr zur Entscheidung, ob wir die
idealen Rräfte des deutschen Geistes gegen einen banau-
sischen Geschäftsgeist und gegen brutalen Expansionsdrang
zu behaupten vermögen" — und „wenn der reine und
starke Wille unseres Volkes den Sieg auf unsere Seite
zwingt, dann werden wir das höchste noch zu vollbringen
haben, indem wir der europäischen Rultur das Gepräge
unseres Geistes verleihen."
Daß wir auf dem Wege sind, etwas Derartiges zu
erreichen, das sieht Pauli in dem Aufblühen unserer Bau-
kunst. Er schließt seine Rede mit dem Satz: „Lin neuer
Stil germanischen Geistes, etwas, das nicht gemacht werden
kann, sondern erwachsen muß, das ist die große Hoffnung,
die wir in dem Siege unserer Waffen für unsere Runst
hegen!"
Posener Rünstler im Seichen des Krieges.
Ls mag manchem anmaßend erscheinen, von Posener
Rünstlern zu sprechen, etwa in dem Sinn, wie man von
Berliner oder Münchener Rünstlern spricht, und zwar des-
halb, weil man unter diesem Begriff weder eine bestimmte
Gruppe von Rünstlern zu verstehen gewohnt ist, noch auch
die einzelnen als solche kennt. Und doch gibt es in den
Städten der Provinz Posen eine Anzahl ernste und ge-
wichtige Maler, Graphiker und Bildhauer, die wohl in
ihrer Gesamtheit einen Faktor in der Deutschen zeitgenössichen
Runst darstellen. Freilich bilden sie nicht nach einer Rich-
tung hin eine innerlich geschloffene Gruppe; was sie ver-
einigt, ist nur die Gemeinschaft des Ortes. Die aber ist
vielleicht eine sehr sichere Grundlage für eine wirt-
schaftliche Organisation, deren Hauptaufgabe stets die
Förderung der äußeren, materiellen Interessen bleibt. Und
in dem Maße, wie der Rrieg das Gefühl der völkischen
Zusammengehörigkeit stärken und bisher nicht fest zu-
sammenhängende Landesgemeinschaften zu selbständigen
Organismen formen wird, wird sich auch in den einzelnen
Landesteilen das Bedürfnis nach landesvölkischen Interessen-
vereinen herausbilden. Das erhoffen wir insbesondere von
der Deutschen Ostmark. — So mag also auch der folgende
knappe Bericht über die Tätigkeit der Posener Rünstler
während dieser eindrucksvollen Zeit als eine Art „Rriegs-
arbeit" gelten.
von den Rünstlern, die auf dem östlichen Rriegsschau-
xlatz gearbeitet haben, ist Prof. Rarl Ziegler, Posen,
einer der bekannteren. Außer seinen hindenburgbildnis,
das er auf Grund monatelanger persönlicher Beobachtung
schuf, stammen von ihm ungefähr 80 Zeichnungen und
Skizzen aus dem Feldleben, verschiedene dieser Arbeiten
sind bereits in Zeitschriften veröffentlicht worden, eine Ge-
samtausstellung dürfte wahrscheinlich erst später erfolgen.
Sein hindenburgportät ist als erste Erwerbung für ein zu
gründendes Hindenburg-Museum in Posen in Aussicht ge-
nommen. In Ernst Weiler und Ludwig wallner,
die beide im Osten den Heldentod fanden, haben wir zwei
schwere Verluste zu beklagen. Ernst Weiler ist am 2. De-
zember in einem Gefecht bei Lodz gefallen. Als
Vorsitzender des „Posener Rünstlervereins" hat er sich Ver-
dienste um die Organisation der Posener Rünstlerschaft er-
worben. Das Raiser-Friedrich-Museum in Posen hat jetzt
ein größeres Bild von ihm angekauft. Der Radierer Lud-
wig Wallner ist in den ersten Monaten des Rrieges in
Serbien gefallen. Er war Lehrer an der Rgl. handwerker-
und Runstgewerbeschule in Bromberg. Beide Rünstler
haben im Felde nicht Gelegenheit zu künstlerischer Be-
tätigung gefunden.
Line fast lebensgroße in Holz geschnitzte Hindenburg,
büste hat kürzlich Wilhelm Groß (z. Z. Schlawe i. p.)
vollendet. Sie stellt des Feldherrn Ropf in heldenhafter
Auffassung dar. Groß, ein Schüler von August Gaul und
früher Mitglied der Berliner Sezession hat in Posen ein
Leistungen waren zum weitaus größten Teile vor-
züglich, so daß die Preisrichter gewiß keine leichte
Aufgabe hatten, obwohl sie mit Auszeichnungen
und Anerkennungen nicht sparten. Es finden sich
denn auch unter den nicht preisgekrönten Arbeiten
noch viele, die hohen Lobes wert sind, hyper-
moderne versuche fanden erfreulicherweise keinen
Platz. Vas süddeutsche Barock, allerdings in ori-
gineller Umformung, war sehr stark vertreten, und
es läßt sich auch nicht leugnen, daß gerade für
Süddeutschland das Barockempfinden viel tiefer im
Volke sitzt als im Norden. Oie Gotik wirkt hier
kalt und gewinnt kein rechtes Verhältnis zu den
Menschen. Oie Kölner Ausstellung der ^.rs 8ueru
wird zweifellos ein anderes Bild ergeben bei
gleichem inneren Wert. Am stärksten waren Plastik
und Architektur vertreten, verhältnismäßig schwach,
auch in ber Dualität, die Malerei. Besonders hätte
man mehr von Mosaik und Glasmalerei erwarten
können,- das Wenige war aber recht gut.
Vie Ausstellung hat somit den Beweis erbracht,
daß man am besten tut, wenn man alle seine Auf-
träge durch die Vermittlung so weit verzweigter und
von künstlerischem Geiste getragener Vereinigungen
erledigt. Man hat sich daran gewöhnt, zu einer
Zeit, wo man mit dem Notwendigsten sparen muß,
die Kunst als etwas Überflüssiges zu betrachten,
und dachte nicht, daß man durch solche Sparsamkeit
die Existenz so vieler Künstler in §rage stellt. Diese
brauchen ihr tägliches Brot ebensogut wie andere
Leute, und es bewiese wenig sozialen Sinn, die
Künstlerwelt hungern zu lassen und sein Geld in
übertriebener Vorsicht in den Schrank zu schließen.
Möchten darum möglichst viele Bestellungen den
Eifer unserer Künstler anspornen und lohnen. Auch
das ist eine vaterländische Tat,
Josef kreitmaier 8.
rlmickau.
Ein Vortrag Gustav Paulis.
Gustav Pauli, der Nachfolger Lichtwarks in der
Hamburger Runsthalle, Hal eine sauber zurechtgefeilte Rede
auf die deutsche Runst gehalten. (Verlag L. Friedrichsenäc
Lo., Hamburg. Preis so pfg.) Sie ist ein versuch, den
französischen Einfluß auf die deutsche Runst zu entschuldi-
gen und bis zu einem gewissen Grade zu rechtfertigen.
Was über das Deutsche in der Runst gesagt wird, ist rich-
tig und zutreffend, über den Einfluß des Fremden äußert
sich Pauli ein wenig zu vorsichtig. Nach unserer Empfin-
dung entschuldigt er zu stark und sagt nicht offen genug
heraus, wie er den Wert fremden Einflusses auf die deut-
sche Runst einschätzt. Daß er es in nicht geringem Maße
tut, dafür ist ja seine Tätigkeit der Beweis. Ls ist nicht
anzunehmen, und es wäre auch falsch, wenn er seine seit-
herigen Bekenntnisse ableugnen wollte; immerhin erkennt
man mit Vergnügen, daß Pauli sich nicht zu den extrem-
sten Runstäußerungen vor dem Rriege bekennt, daß er
auch die Rückkehr zur Natur fordert, und daß ein jeder
bildende Rünstler die Beziehung zur Gesamtheit der kulti-
vierten Bevölkerung anstreben muß. Für die Runst gilt
ganz besonders das, was er in folgendem Satz zusammen-
faßt: „Wer da meint, daß unsere Heere nur um vermehr-
ten äußeren Machtbesitz kämpften, der kennt die Deutschen
nicht. Ls steht vielmehr zur Entscheidung, ob wir die
idealen Rräfte des deutschen Geistes gegen einen banau-
sischen Geschäftsgeist und gegen brutalen Expansionsdrang
zu behaupten vermögen" — und „wenn der reine und
starke Wille unseres Volkes den Sieg auf unsere Seite
zwingt, dann werden wir das höchste noch zu vollbringen
haben, indem wir der europäischen Rultur das Gepräge
unseres Geistes verleihen."
Daß wir auf dem Wege sind, etwas Derartiges zu
erreichen, das sieht Pauli in dem Aufblühen unserer Bau-
kunst. Er schließt seine Rede mit dem Satz: „Lin neuer
Stil germanischen Geistes, etwas, das nicht gemacht werden
kann, sondern erwachsen muß, das ist die große Hoffnung,
die wir in dem Siege unserer Waffen für unsere Runst
hegen!"
Posener Rünstler im Seichen des Krieges.
Ls mag manchem anmaßend erscheinen, von Posener
Rünstlern zu sprechen, etwa in dem Sinn, wie man von
Berliner oder Münchener Rünstlern spricht, und zwar des-
halb, weil man unter diesem Begriff weder eine bestimmte
Gruppe von Rünstlern zu verstehen gewohnt ist, noch auch
die einzelnen als solche kennt. Und doch gibt es in den
Städten der Provinz Posen eine Anzahl ernste und ge-
wichtige Maler, Graphiker und Bildhauer, die wohl in
ihrer Gesamtheit einen Faktor in der Deutschen zeitgenössichen
Runst darstellen. Freilich bilden sie nicht nach einer Rich-
tung hin eine innerlich geschloffene Gruppe; was sie ver-
einigt, ist nur die Gemeinschaft des Ortes. Die aber ist
vielleicht eine sehr sichere Grundlage für eine wirt-
schaftliche Organisation, deren Hauptaufgabe stets die
Förderung der äußeren, materiellen Interessen bleibt. Und
in dem Maße, wie der Rrieg das Gefühl der völkischen
Zusammengehörigkeit stärken und bisher nicht fest zu-
sammenhängende Landesgemeinschaften zu selbständigen
Organismen formen wird, wird sich auch in den einzelnen
Landesteilen das Bedürfnis nach landesvölkischen Interessen-
vereinen herausbilden. Das erhoffen wir insbesondere von
der Deutschen Ostmark. — So mag also auch der folgende
knappe Bericht über die Tätigkeit der Posener Rünstler
während dieser eindrucksvollen Zeit als eine Art „Rriegs-
arbeit" gelten.
von den Rünstlern, die auf dem östlichen Rriegsschau-
xlatz gearbeitet haben, ist Prof. Rarl Ziegler, Posen,
einer der bekannteren. Außer seinen hindenburgbildnis,
das er auf Grund monatelanger persönlicher Beobachtung
schuf, stammen von ihm ungefähr 80 Zeichnungen und
Skizzen aus dem Feldleben, verschiedene dieser Arbeiten
sind bereits in Zeitschriften veröffentlicht worden, eine Ge-
samtausstellung dürfte wahrscheinlich erst später erfolgen.
Sein hindenburgportät ist als erste Erwerbung für ein zu
gründendes Hindenburg-Museum in Posen in Aussicht ge-
nommen. In Ernst Weiler und Ludwig wallner,
die beide im Osten den Heldentod fanden, haben wir zwei
schwere Verluste zu beklagen. Ernst Weiler ist am 2. De-
zember in einem Gefecht bei Lodz gefallen. Als
Vorsitzender des „Posener Rünstlervereins" hat er sich Ver-
dienste um die Organisation der Posener Rünstlerschaft er-
worben. Das Raiser-Friedrich-Museum in Posen hat jetzt
ein größeres Bild von ihm angekauft. Der Radierer Lud-
wig Wallner ist in den ersten Monaten des Rrieges in
Serbien gefallen. Er war Lehrer an der Rgl. handwerker-
und Runstgewerbeschule in Bromberg. Beide Rünstler
haben im Felde nicht Gelegenheit zu künstlerischer Be-
tätigung gefunden.
Line fast lebensgroße in Holz geschnitzte Hindenburg,
büste hat kürzlich Wilhelm Groß (z. Z. Schlawe i. p.)
vollendet. Sie stellt des Feldherrn Ropf in heldenhafter
Auffassung dar. Groß, ein Schüler von August Gaul und
früher Mitglied der Berliner Sezession hat in Posen ein