Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 14.1914/1915
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Heft 14
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DOI Artikel:Klopfer, Paul: Rede bei der Eröffnung der "Ausstellung zur Unterstützung Weimarer Künstler im Kriegsjahr 1914"
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ij58
Die Werkstatt der Runst.
XIV, Heft
; : Deutsche Künstler im Zelde : :
Liste i2.
von den im Felde stehenden deutschen Künstlern sind uns weiter folgende namhaft ge-
macht worden:
Greeff, Peter, Düsseldorf, jetzt als Komp.-Führer beim
Landsturm-Lrs.-Bat. 7, Haus Spital b. Münster i.w.
tätig.
Hagenkötter, Hugo, Kunstmaler, Unteroffizier im
Freiwilligen-Reg. Düsseldorf.
Kowal czewski, Karl, Bildhauer, Berlin, freiwilliger
Sanitätssoldat, augenblicklich in Rußland.
Folgende Künstler haben Söhne rrsrv.
im Felde.
Löb decke, Bruno, Maler, Dresden, der einzige Sohn
Albrecht als Leutnant und Adjutant im 'Inf.-
Reg. ^8, am 22. August in Belgien gefallen. ?
Morgenstern, Prof. F. Ernst, Frankfurt a. M., Leer-^
bach 53. Sohn Earl Kriegfsreiwilliger im Groß-
herzgl. Hessischen Feld-Art.-Reg. Nr. Zt, l- Ers.
Bat., zurzeit in Rußland.
ReäLkNonetter
Uecie bei cler Eröffnung cler „Ausstellung zur Unterstützung Meiniarer Künstler im
Kriegsjakr 1914.".
von Prof. Or. Paul Klopfer.
Oie Ausstellung, die in dieser Stunde eröffnet wird,
hat eine besondere Bedeutung und eine besondere Ge-
schichte. Sie untersteht, wie fast alle öffentlichen Vor-
kehrungen und Veranstaltungen unserer Tage, dem
gewaltigen walten des Geschickes, das über unserem
geliebten Vaterlande seit über einem Vierteljahre
schwebt. Oem tapferen Kämpfen draußen in Feindes-
land entspricht ein oft nicht weniger tapferes Kämpfen
in der Heimat. Oie Heimat hat dafür Sorge zu tragen,
daß Ordnung und Ruhe, daß der Gleichklang der
Tagesarbeit nicht gestört werden. Oie Macht unserer
Heere darf nicht auf Kosten der Macht und Gesundheit
des wartenden Vaterlandes erhalten werden.
Aus dieser Erwägung heraus ist es gekommen, daß
mit Beginn des Krieges diejenigen, die nicht mit den
Waffen in der Hand dem Feinde entgegeneilen durf-
ten, darauf sannen, nach besten Kräften mitzuhelfen,
Not und Unordnung im Vaterlande zurückzuhalten
und Arbeit und Gesundheit allenthalben zu fördern.
Oer Notstandsausschuß zu Weimar, wie
sich der in den ersten Tagen des August gegründete Ver-
ein nennt, hat deshalb nach Möglichkeit durch Unter-
stützung der Arbeit der staatlichen und städtischen Be-
hörden, durch Einrichtung einer Nachweisstelle für
Arbeitversorgung, durch Schaffung von Arbeits-
gelegenheiten für Frauen, durch Hinweise auf Ouellen
für Beschaffung guter und billiger Nahrungsmittel,
seit einem reichlichen Vierteljahr sich an der Hint-
anhaltung von Sorge und Not in der engeren Bevölke-
rung Weimars betätigt.
Es war nun fast natürlich, daß er bei seiner Um-
schau nach Sorge und Bedürftigkeit auch den Kreis
von Mitbürgern ins Auge faßte, dem bei Ausbruch des
Krieges wohl am allerersten die Not sich nähern konnte:
den Kreis unserer Weimarer Künstler.
Oer Krieg ist für die Kultur Schlaf oder
Winterszeit, sagt Nietzsche.
Oer Gelehrte verläßt seine Gelehrtenstube, der
Künstler seine Werkstatt, aber auch über die Iurück-
bleibenden legt sich lähmend die gespannte Sorge um
das Schicksal des Vaterlandes, und herrliche Siege
lassen nicht minder die stille Arbeit aus der Staffelei
und am Schreibtisch wesenlos und nebensächlich er-
scheinen.
Feiert so, gleichsam naturgezwungen, die Kultur,
während sie hoffenden Auges die Wege des Krieges
verfolgt, so feiert auch im Publikum das Interesse
an Kunst und Wissenschaft. Oas Auge stellt sich anders
ein als vordem. Es kann nicht anders: es muß alles
Kunst- und Kulturschaffen betrachten aus dem Ge-
sichtswinkel vaterländischer Gesinnung heraus.
. .. Weimar ist Kunststadt. Seit Karl August und
Goethe blühen hier Kunst und Wissenschaft. Sie
sind gleichsam ein integrierender Bestandteil des wei-
marischen Wesens. Es wäre unnatürlich, wollte nun
eine Gemeinschaft von Bürgern, die dem Notstand
ihrer Heimatstadt zu wehren sich entschlossen haben,
über die Frage nach der drohenden Not unter den
Künstlern Weimars einfach zur Tagesordnung über-
gehen. Oer Notstandsausschuß hat sich deshalb mit
den Weimarer Künstlern zusammengetan und ver-
sucht, helfend einzugreifen.
Oa kamen in dankenswerter Bereitwilligkeit sowohl
von unserer Hochschule wie von den privaten Künstlern
Mitarbeit und Mitberatung- es wurde beschlossen,
eine Ausstellung von Werken der bildenden Kunst in
die Wege zu leiten, die einmal jedem Künstler Ge-
legenheit zum verkauf geben soll, die außerdem aber
durch Abgabe eines Teiles des durch den verkauf er-
Die Werkstatt der Runst.
XIV, Heft
; : Deutsche Künstler im Zelde : :
Liste i2.
von den im Felde stehenden deutschen Künstlern sind uns weiter folgende namhaft ge-
macht worden:
Greeff, Peter, Düsseldorf, jetzt als Komp.-Führer beim
Landsturm-Lrs.-Bat. 7, Haus Spital b. Münster i.w.
tätig.
Hagenkötter, Hugo, Kunstmaler, Unteroffizier im
Freiwilligen-Reg. Düsseldorf.
Kowal czewski, Karl, Bildhauer, Berlin, freiwilliger
Sanitätssoldat, augenblicklich in Rußland.
Folgende Künstler haben Söhne rrsrv.
im Felde.
Löb decke, Bruno, Maler, Dresden, der einzige Sohn
Albrecht als Leutnant und Adjutant im 'Inf.-
Reg. ^8, am 22. August in Belgien gefallen. ?
Morgenstern, Prof. F. Ernst, Frankfurt a. M., Leer-^
bach 53. Sohn Earl Kriegfsreiwilliger im Groß-
herzgl. Hessischen Feld-Art.-Reg. Nr. Zt, l- Ers.
Bat., zurzeit in Rußland.
ReäLkNonetter
Uecie bei cler Eröffnung cler „Ausstellung zur Unterstützung Meiniarer Künstler im
Kriegsjakr 1914.".
von Prof. Or. Paul Klopfer.
Oie Ausstellung, die in dieser Stunde eröffnet wird,
hat eine besondere Bedeutung und eine besondere Ge-
schichte. Sie untersteht, wie fast alle öffentlichen Vor-
kehrungen und Veranstaltungen unserer Tage, dem
gewaltigen walten des Geschickes, das über unserem
geliebten Vaterlande seit über einem Vierteljahre
schwebt. Oem tapferen Kämpfen draußen in Feindes-
land entspricht ein oft nicht weniger tapferes Kämpfen
in der Heimat. Oie Heimat hat dafür Sorge zu tragen,
daß Ordnung und Ruhe, daß der Gleichklang der
Tagesarbeit nicht gestört werden. Oie Macht unserer
Heere darf nicht auf Kosten der Macht und Gesundheit
des wartenden Vaterlandes erhalten werden.
Aus dieser Erwägung heraus ist es gekommen, daß
mit Beginn des Krieges diejenigen, die nicht mit den
Waffen in der Hand dem Feinde entgegeneilen durf-
ten, darauf sannen, nach besten Kräften mitzuhelfen,
Not und Unordnung im Vaterlande zurückzuhalten
und Arbeit und Gesundheit allenthalben zu fördern.
Oer Notstandsausschuß zu Weimar, wie
sich der in den ersten Tagen des August gegründete Ver-
ein nennt, hat deshalb nach Möglichkeit durch Unter-
stützung der Arbeit der staatlichen und städtischen Be-
hörden, durch Einrichtung einer Nachweisstelle für
Arbeitversorgung, durch Schaffung von Arbeits-
gelegenheiten für Frauen, durch Hinweise auf Ouellen
für Beschaffung guter und billiger Nahrungsmittel,
seit einem reichlichen Vierteljahr sich an der Hint-
anhaltung von Sorge und Not in der engeren Bevölke-
rung Weimars betätigt.
Es war nun fast natürlich, daß er bei seiner Um-
schau nach Sorge und Bedürftigkeit auch den Kreis
von Mitbürgern ins Auge faßte, dem bei Ausbruch des
Krieges wohl am allerersten die Not sich nähern konnte:
den Kreis unserer Weimarer Künstler.
Oer Krieg ist für die Kultur Schlaf oder
Winterszeit, sagt Nietzsche.
Oer Gelehrte verläßt seine Gelehrtenstube, der
Künstler seine Werkstatt, aber auch über die Iurück-
bleibenden legt sich lähmend die gespannte Sorge um
das Schicksal des Vaterlandes, und herrliche Siege
lassen nicht minder die stille Arbeit aus der Staffelei
und am Schreibtisch wesenlos und nebensächlich er-
scheinen.
Feiert so, gleichsam naturgezwungen, die Kultur,
während sie hoffenden Auges die Wege des Krieges
verfolgt, so feiert auch im Publikum das Interesse
an Kunst und Wissenschaft. Oas Auge stellt sich anders
ein als vordem. Es kann nicht anders: es muß alles
Kunst- und Kulturschaffen betrachten aus dem Ge-
sichtswinkel vaterländischer Gesinnung heraus.
. .. Weimar ist Kunststadt. Seit Karl August und
Goethe blühen hier Kunst und Wissenschaft. Sie
sind gleichsam ein integrierender Bestandteil des wei-
marischen Wesens. Es wäre unnatürlich, wollte nun
eine Gemeinschaft von Bürgern, die dem Notstand
ihrer Heimatstadt zu wehren sich entschlossen haben,
über die Frage nach der drohenden Not unter den
Künstlern Weimars einfach zur Tagesordnung über-
gehen. Oer Notstandsausschuß hat sich deshalb mit
den Weimarer Künstlern zusammengetan und ver-
sucht, helfend einzugreifen.
Oa kamen in dankenswerter Bereitwilligkeit sowohl
von unserer Hochschule wie von den privaten Künstlern
Mitarbeit und Mitberatung- es wurde beschlossen,
eine Ausstellung von Werken der bildenden Kunst in
die Wege zu leiten, die einmal jedem Künstler Ge-
legenheit zum verkauf geben soll, die außerdem aber
durch Abgabe eines Teiles des durch den verkauf er-