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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 14.1914/​1915

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Heft 20
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Vermischter Nachrichtenteil
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https://doi.org/10.11588/diglit.55564#0243

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XIV, Heft 20.Die Werkstatt der Kunst.235

um über den „Wiederaufbau von Belgien" zu beraten!
Die Konferenz wird demnächst in der Londoner Guildhall
abgehalten. An dieser Beratung nimmt auch Herbert Samuel,
der Präsident des Loal Governement Board, teil. Sollte
es nicht empfehlenswerter sein, wenn das britische Kriegs-
Ministerium vorerst beraten wollte, wie es in den Besitz
des aufzubauenden Aandes kommt?
ur. Köln. (Rettung eines hervorragenden mittel-
alterlichen Kunstwerkes für Deutschland.) Dem
Kölner Kunstgewerbemuseum ist es vor kurzem gelungen,
ein hervorragendes Werk des mittelalterlichen Kunstgewer-
bes sich zu sichern. Ls geschah das im Kampf gegen den
englischen Kunsthandel, der an anderen Stellen dem rhei-
nischen Kunstbesitz schon so schweren Schaden zugefügt hat.
Dank dem Entgegenkommen der geistlichen und Verwal-
tungsbehörden erwarb das Museum das Kreuz der Grafen
von Isenburg, das bisner der Gemeinde Heimbach-Weiß
bei Koblenz gehörte. Ls ist um so erfreulicher, als in den
letzten Jahren zwei berühmte Silberschmelzarbeiten des
Mittelalters aus dem Rheinlande den weg ins Ausland
nahmen: der Schrein der Greta pfrumbom wurde aus
Speyer nach Amerika verkauft, das Grachter Altärchen kam
in den Besitz von Morgan. Das Kreuz ist ein frühgotisches
Reliquienkreuz, aller Wahrscheinlichkeit nach Kölner Arbeit
aus der Zeit um 1300. Oben ist der Gekreuzigte darge-
stellt, der Körper enthält einen Spalt für die Reliqie. Den
höchsten wert des Silberwerkes stellen die beiden durch-
scheinenden Lmaillebilder am Fuße des Kreuzes dar. Sie
enthalten Bilder zweier knieender Grafen von Isenburg.
Ls sind Vater und Sohn, der letztere, ein prämonstratenser,
war Pastor in Heimbach. Die Wappen bezeichnen die
Stifter. Durch diese Verbindung mit einem der ältesten
Familien des Rheinlandes hat das Kunstwerk für die Köl-
ner Sammlung einen besonderen wert.
Schildau. (Lin Hindenburgturm in Schildau.) In
Schildau im Regierungsbezirk Halle, das die Geburtsstadt
Gneisenaus ist, soll ein Hindenburgturm errichtet werden.
Die „Deutsche Ballzeitung" bemerkt hierzu: Ls darf die
Hoffnung ausgesprochen werden, daß die kommende Bewe-
gung der Hindenburgtürme ein besseres künstlerisches Schick-
sal erfährt, als es die Kaiser-Wilhelm- und Bismarck-
türme in der ersten Zeit gefunden haben.
- 5) er! ön lick es -
Berlin. (Berliner Museumsdirektoren im Heere.)
Nachdem vor kurzem der Direktor der Berliner National-
galerie Prof. Or. Ludwig Justi, der in einer märkischen
Garnison Dienst tat, zum Leutnant befördert worden ist,
trat nun auch ein zweiter Berliner Museumsdirektor ins
Heer ein. Ls ist der eigentliche Begründer und Leiter der
Gstasiatischen Kunstabteilung der Museen Or. Otto Küm-
mel, der gleichfalls als Leutnant Dienst tut. — Zum 75.
Geburtstag von Richard Schöne. Der frühere Gene-
raldirektor der Berliner Museen, wirklicher Geheimer Rat
Or. Richard Schöne, vollendete am 5. Februar sein 75. Le-
bensjahr. Der um die Entwicklung der Kunstangelegen-
heiten in Preußen hochverdiente Gelehrte ist der Sohn des
Direktors der Dresdener Ratstöchterschule I. G. Schöne.
In Leipzig widmete er sich dem Studium der klassischen
Philologie, wie sein Bruder Alfred, der Kieler Gelehrte.
Nach Vollendung seiner Studien fesselte ihn die Kunst, drei
Jahre lang malte er in Friedrich Prellers Weimarer Werk-
statt und schrieb eine Studie über die Gdyffeelandschaften
seines Meisters. Schöne, der mit einer Arbeit über Pla-
tons protagoras die Reihe seiner Schriften begonnen hatte,
ging nun zur Erforschung der Kunst der alten Welt über.
In Italien begann er mit Otto Benndorf die antiken Bild-
werke des Lateranischen Museums herauszugeben, in Athen
bereitete er die Veröffentlichung griechischer Reliefs aus den
dortigen Sammlungen vor. Einige Iahre Univerfitätstätig-
keit, von 1868 ab als Privatdozent in Berlin, im nächsten
Iahre als Extraordinarius in Halle, folgten. 1875 aber
berief man ihn ins preußische Kultusministerium als Vor-

tragenden Rat für Kunstangelegenheiten. l«80 übernahm
er die Stelle des Generaldirektors der Berliner Museen
und hat sie 25 Iahre lang innegehabt. Schöne war der
erste Kunstmensch an dieser Stelle, nachdem in den für die
Bereicherung der Sammlungen so viel bequemeren Jahr-
zehnten bis 1880 kunstfreundliche Standesherren und Ver-
waltungsbeamte an diesem Posten gestanden hatten, denen
gegenüber die Sammlungsleiter so oft mit ihren wünschen
nicht hatten durchdringen können. Die Zeit von Schönes
Leitung bleibt in der Geschichte der Museen diejenige, in
der die Berliner Museen in gleichmäßigem Wachstum zu
ihrem jetzigen Hochstande emporgestiegen sind. Schöne, der die
Feinsinnigkeit des Gelehrten alten Schlages mit dem ruhig
klaren Ueberblick eines klugen Beamten zu verbinden wußte,
darf ein gut Teil von den Früchten dieser Entwicklung sich
zuschreiben. Die selbständige wissenschaftliche Arbeit trat
naturgemäß neben der Tätigkeit in den Museen und dem
Kultusministerium zurück. Line Reihe wichtiger antiker
Quellenschriften zur Kunstgeschichte hat er herausgegeben.
Seine akademische Festrede über die Anfänge der deutschen
Kunst des 19. Jahrhunderts im Jahre 1907 bot einen ge-
haltvollen Rückblick auf die Ergebnisse der deutschen Jahr-
hundert-Ausstellung. Die Berliner Akademien der Künste
und der Wissenschaften dankten dem Gelehrten, der ein
Vierteljahrhundert hindurch ihre Interessen tatkräftig ver-
trat und nun im Grunewalde sich des wohlverdienten Ruhe-
standes erfreut, beide durch die Ernennung zum Ehren-
mitglied.
-Auszeichnungen-
Berlin. Der Sohn des bekannten Berliner Bildhauers
Franz Tübbeck, der zurzeit im Osten kämpft, erhielt das
Eiserne Kreuz und ist nunmehr zum Leutnant befördert.
Als solcher führt er eine Kompagnie.
Lübeck. Der Maler und Radierer Georg Behrens-Ram-
berg, Offiziersstellvertreter, 9. Armeekorps, 18. Division,
Fußartillerie-Regiment Nr. 20, i.Bat., Ringkanonenbatterie
Siegroth, seit dem 19. Dezember 191-1 im Felde, erhielt am
27. Januar 1915 anläßlich des ersten Angriffes bei Soiffons
(12. Januar 1915) das Eiserne Kreuz zweiter Klasse.
!-üoäesfätte-

Frankfurt a. lll. Earl von Bertrab, Maler in Frankfurt
am Main, Mitglied der Allgemeinen Deutschen Kunst-
genossenschaft, starb am 26. Oktober v. Js. in Bialynin
vor Warschau als Hauptmann und Bataillonsführer des
König!, sächs. Landwehr-Infanterie-Regiments Nr. 135,
Ritter des Eisernen Kreuzes, den Heldentod fürs Vaterland.
Leipzig. Der Sohn von Prof. Franz Hein, c-mci. meci.
Johann Hein, Kriegsfreiwilliger, Inhaber des Eisernen
Kreuzes, ist am 9. November bei Hpern gefallen.
Weimar. Der Vorsitzende des Aufsichtsrates der Weimar-
farbe G. m. b. H., Herr Fabrikbesitzer Willy Earl Hübner,
welcher bei Ausbruch des Krieges als Kriegsfreiwilliger
eingetreten war, starb im 32. Lebensjahre am 17. Januar
im Dienst für das Vaterland als Unteroffizier der Kraft-
fahrtruppen der 8. Armee.
- Veiinifcktes -

Line neue Statuette der Kaiserin. Josef Limburg,
der Berliner Bildhauer, hat dieser Tage in einer Sitzung,
die ihm die Kaiserin im Schloß Bellevue in Gegenwart
der Herzogin von Glücksburg, der Mutter der Prinzessin
August Wilhelm, gewährte, das Modell einer neuen Sta-
tuette der Kaiserin vollendet. Das Werk soll in einer be-
stimmten Anzahl vervielfältigt und sein Ertrag dem Roten
Kreuz zugeführt werden. Das in halber Lebensgröße aus-
geführte Modell zeigt die Kaiserin sitzend in einer Gewan-
dung, die sich frei an antike Formen anlehnt. Die Auf-
faffung spiegelt schlicht das Wesen der hohen Frau. Der
Thron, auf dem die Kaiserin sitzt, klingt in seinen roma-
 
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