266
Die Werkstatt der Kunst.
XtV, Heft 23.
die in Mannheim ansässigen selbständigen Privatarchitekten
zwei Preisausschreiben zu erlassen. Lins davon soll zur
Erlangung von Bebauungsplänen für das Gewann Gchsen-
berg dienen. Drei Preise von 1000, 750 und 500 Mk. sind
hierfür ausgesetzt. Das andere Preisausschreiben bezweckt
die Erlangung von Entwürfen für ein Volksschulgebäude
in diesem Gelände. Drei Preise von sooo, 2000 und
t soo Mk. stehen hierfür zur Verfügung, für Ankäufe 3000 Mk.
Hoffentlich veranlaßt das bemerkenswerte vorgehen Mann-
Heims auch Maßnahmen anderer Städte. — Ebenfalls in
Rücksicht auf die bestehende Notlage der Privatarchitekten
hat der Architekten- und Ingenieurverein in Franfurt a. M.
beschlossen, bei den staatlichen und Gemeindebehörden im
Sinne der Erlassung von Preisausschreiben zur Erlangung
von Plänen für später auszuführende Bauten vorstellig
zu werden. Auch Privatleute sollen zu ähnlichen Aus-
schreiben veranlaßt werden.
Erledigte Preisaussckreiben
Ergebnis des Kusschreibens zur Erlangung von
Künstler-Postkarten.
Auf das Ausschreiben des Zentralkommitees vom
Roten Kreuz liefen insgesamt 979 Zeichnungen von -471
Einsendern ein. Bei der Auswahl machte die große Menge
der Einsendungen 3 Wahlgänge erforderlich. Der 1. Wahl-
gang ergab H90 Zeichnungen für die engere Wahl, im
2. Wahlgang kamen 57 Zeichnungen zur engsten Wahl,
der dritte Wahlgang brachte die Entscheidung. Ls wurden
25 Zeichnungen ausgewählt und mit einem Ehrenhonorar
von je 50 Mk. ausgezeichnet. Ls sind dies Zeichnungen
von E. Bercht, Dresden, Karl Bober, Berlin, E. Brügge-
mann, Vizefeldwebel d. Res. 2/163 IX. Res.-Armeekorps,
17. Res.-Div., Erich Büttner, Berlin, Iosef Gangl, München,
Anna Goebels, Wiesbaden, Friedr. Häffcke, Berlin-Lichten-
felde, Martha Heydenbluth, Leipzig, Hedwig Imhöfer,
Köln-Marienburg, Alfred Jahn, Lharlottenburg, Heinr.
Landgrebe, München, Martin u. Walter Lehmann, Berlin-
Steglitz, Lotte Liebing, München, L. Mecklenburg, Berlin,
K. Gpitz, Schönfeld-Leipzig, I. v. Schäfer, München, Bruno
Schneider, Magdeburg, L. Schlu, Herford i. w., Adolf
Scholz, Duisburg-Hochfeld, I. A. Seiler München, Arthur
Thiele, Leipzig, Elisabeth Weinberger, Lharlottenburg,
w. Zietara, München, H. Zille, Lharlottenburg (2 Zeich-
nungen).
Hierzu wird uns geschrieben:
Ueber das „Ergebnis des Ausschreibens zur Erlangung
von Künstlerpostkarten" berichten die Blätter: „Auf das
Ausschreiben des Zentralkomitees vom Roten Kreuz liefen
insgesamt 979 Zeichnungen von H71 Einsendern ein.
Ausgewählt wurden 25 Zeichnungen und mit einem
Ehrenhonorar von je 50 Mk. ausgezeichnet." —
welch ein Aufwand künstlerischer Kräfte! Trocken
gesagt entfallen auf eine Zeichnung, die doch das Resul-
tat einer geistigen Arbeit eines Talentes darstellt, ganze
1,37 Mk, so viel wie ungefähr die Portokosten der Ein-
sendung betragen dürften. — Ueberhaupt ist es wohl eine
Unmöglichkeit, unter 979 Zeichnungen die wirklich 25 besten
herauszufinden. — Ls heißt zwar „Lhrenhonorar", und
man appellierte an den Patriotismus der Maler, — hätte
man aber nicht doch in dieser Zeit, wo gerade die Künst-
ler wirtschaftlich viel mehr als andere Stände zu leiden
haben, in einer solchen Angelegenheit einen anderen weg
finden können, als eine derartige Konkurrenz?
Hochachtungsvoll
M. M.
Staatliche rmä Städtische klunItpNege
Berlin. (Berliner öffentliche Kunstpflege im
Kriege.) Die Maßnahmen staatlicher und städtischer Kunst-
fürsorge in Groß-Berlin, die der Notlage der Künstler-
schaft abhelfen können, mehren sich in erfreulicher weise.
Die Stadtbehörden von Berlin und Lharlottenburg sind
da voran gegangen und haben schon eine ganze Anzahl
Kunstwerke von hervorragenden Künstlern erworben, die
am Kriege steilnehmen oder sonst augenblicklich schwer zu
kämpfen haben. Auch die Stadtbehörden von Schöneberg
und Wilmersdorf haben mehrfach der Notlage der Künst-
lerschaft Rechnung getragen. Das Kultusministerium hat
eine größere Summe für Zwecke der Kunstpstege bereit-
gestellt. Auch die Berliner Nationalgalerie hat, anstatt
wie in den letzten Jahren hauptsächlich Werke der älteren
Kunst des 19. Jahrhunderts zu kaufen, Werke lebender
Künstler, darunter solche vom Kriege besonders Betroffener
erworben. Die Stadt Lharlottenburg hat über jene An-
käufe hinaus noch ein übriges getan und für ein Bild-
werk, das in den Anlagen am Lietzensee Aufstellung finden
soll, einen Wettbewerb unter drei hervorragenden Künstlern
Berlins veranstaltet. Aehnliches ist von Berlin zu er-
hoffen.
Dresden. (Die Umwandlung der Dresdner Kunst-
akademie.) Die Reform der Kgl. Akademie der bildenden
Künste in Dresden und ihre Erhebung zu einer Hochschule
ist jetzt im Gange. Die allgemeine Lehrerversammlung,
zu der auch die Mitglieder des akademischen Rates ge-
hören, hat sie — der „Kunstchronik" zufolge — beschlossen,
der akademische Rat allein wird kaum einen anderen Be-
schluß fassen können, alsdann wird der Beschluß dem König
vorgelegt werden. Paragraph 1 der neu vorgeschlagenen
Satzungen lautet: „Die Königliche Akademie der bildenden
Künste in Dresden gehört zu den Hochschulen des Landes.
Sie bezweckt die praktische und theoretische Ausbildung
zu selbständiger Tätigkeit in den bildenden Künsten."
Ueber die Aufnahme und über die Versetzung der Stu-
dierenden entscheidet nach den neuen Satzungen die Lehrer-
versammlung. Die bisherigen Unterklassen, die man als
eine Art Vorschule bezeichnen konnte, fallen weg. Ls
gibt nur noch Studiensäle und Meisterateliers für Malerei,
Bildhauerei und Baukunst zur Ausbildung reiferer und
begabterer Studierender. Mit dieser Umwandlung werden
die Lehrer, die bisher nicht Mitglieder des akademischen
Rates waren, die Rechte erlangen, die ihnen als Lehrer mit
verantwortlichen Aufgaben schon längst hätten zustehen müssen
Bedauerlich ist, daß weibliche Personen von der Akademie aus-
geschlossen sein sollen. Diese Bestimmung würde um so
weniger verständlich sein, da doch an der Kgl. Kunstge-
werbeschule eine weibliche Abteilung besteht und Frauen
an den Universitäten und Technischen Hochschulen bekannt-
lich zum Studium zugelaffen sind. — Der akademische Rat,
dessen Rechte durch die Erweiterung der Rechte der Lehrer-
versammlung bestritten worden sind, wird weiter bestehen.
Die Satzungen der Kunsthochschule enthalten nichts über
seine künftigen Obliegenheiten. Er soll angeblich künftig-
hin der Krone unterstehen und über alles zu entscheiden
haben, was ihm von der Krone zur Entscheidung unter-
breitet wird.
Lübeck. (Die Lübecker Krieg ergrabstätte.) Line
besonders schöne Kriegergrabstätte wird in Lübeck vorbe-
reitet. Garteninspektor Harry Maaß legte den Lübecker
Stadtvätern den Plan vor, die herrliche alte Lichengruppe,
die Lübeck in den Sandbergkoppeln besitzt, für diese Zwecke
zu benutzen. Die prachtvolle Baumgruppe soll mit einem
ovalen aufgeschütteten Ringwall umschlossen werden, dann
innen und außen mit einer Findlingspackung in der Art
unserer alten Friedhofsmauern versehen. Dieser wall,
den eine Schlehdornhecke umrahmt, soll die Gräber auf-
nehmen. Lin Graben umzieht ihn, breite schlichte Treppen
führen hinauf und in das feierlich geschloffene Rund des
alte,: Eichenhaines, unter seine Laubkupxel. Vor dem
Hintergrund des Waldrandes hebt sich das Heldenmal wie
ein einziger mächtiger Grabhügel ab. Diese Art von ein-
facher und durch richtige Benutzung einer Naturschönheit
doch höchst eindrucksvoller Grabstätte dürfte das beste Bei-
spiel dafür sein, wie man auch ohne Denkmalsbrimborium
Die Werkstatt der Kunst.
XtV, Heft 23.
die in Mannheim ansässigen selbständigen Privatarchitekten
zwei Preisausschreiben zu erlassen. Lins davon soll zur
Erlangung von Bebauungsplänen für das Gewann Gchsen-
berg dienen. Drei Preise von 1000, 750 und 500 Mk. sind
hierfür ausgesetzt. Das andere Preisausschreiben bezweckt
die Erlangung von Entwürfen für ein Volksschulgebäude
in diesem Gelände. Drei Preise von sooo, 2000 und
t soo Mk. stehen hierfür zur Verfügung, für Ankäufe 3000 Mk.
Hoffentlich veranlaßt das bemerkenswerte vorgehen Mann-
Heims auch Maßnahmen anderer Städte. — Ebenfalls in
Rücksicht auf die bestehende Notlage der Privatarchitekten
hat der Architekten- und Ingenieurverein in Franfurt a. M.
beschlossen, bei den staatlichen und Gemeindebehörden im
Sinne der Erlassung von Preisausschreiben zur Erlangung
von Plänen für später auszuführende Bauten vorstellig
zu werden. Auch Privatleute sollen zu ähnlichen Aus-
schreiben veranlaßt werden.
Erledigte Preisaussckreiben
Ergebnis des Kusschreibens zur Erlangung von
Künstler-Postkarten.
Auf das Ausschreiben des Zentralkommitees vom
Roten Kreuz liefen insgesamt 979 Zeichnungen von -471
Einsendern ein. Bei der Auswahl machte die große Menge
der Einsendungen 3 Wahlgänge erforderlich. Der 1. Wahl-
gang ergab H90 Zeichnungen für die engere Wahl, im
2. Wahlgang kamen 57 Zeichnungen zur engsten Wahl,
der dritte Wahlgang brachte die Entscheidung. Ls wurden
25 Zeichnungen ausgewählt und mit einem Ehrenhonorar
von je 50 Mk. ausgezeichnet. Ls sind dies Zeichnungen
von E. Bercht, Dresden, Karl Bober, Berlin, E. Brügge-
mann, Vizefeldwebel d. Res. 2/163 IX. Res.-Armeekorps,
17. Res.-Div., Erich Büttner, Berlin, Iosef Gangl, München,
Anna Goebels, Wiesbaden, Friedr. Häffcke, Berlin-Lichten-
felde, Martha Heydenbluth, Leipzig, Hedwig Imhöfer,
Köln-Marienburg, Alfred Jahn, Lharlottenburg, Heinr.
Landgrebe, München, Martin u. Walter Lehmann, Berlin-
Steglitz, Lotte Liebing, München, L. Mecklenburg, Berlin,
K. Gpitz, Schönfeld-Leipzig, I. v. Schäfer, München, Bruno
Schneider, Magdeburg, L. Schlu, Herford i. w., Adolf
Scholz, Duisburg-Hochfeld, I. A. Seiler München, Arthur
Thiele, Leipzig, Elisabeth Weinberger, Lharlottenburg,
w. Zietara, München, H. Zille, Lharlottenburg (2 Zeich-
nungen).
Hierzu wird uns geschrieben:
Ueber das „Ergebnis des Ausschreibens zur Erlangung
von Künstlerpostkarten" berichten die Blätter: „Auf das
Ausschreiben des Zentralkomitees vom Roten Kreuz liefen
insgesamt 979 Zeichnungen von H71 Einsendern ein.
Ausgewählt wurden 25 Zeichnungen und mit einem
Ehrenhonorar von je 50 Mk. ausgezeichnet." —
welch ein Aufwand künstlerischer Kräfte! Trocken
gesagt entfallen auf eine Zeichnung, die doch das Resul-
tat einer geistigen Arbeit eines Talentes darstellt, ganze
1,37 Mk, so viel wie ungefähr die Portokosten der Ein-
sendung betragen dürften. — Ueberhaupt ist es wohl eine
Unmöglichkeit, unter 979 Zeichnungen die wirklich 25 besten
herauszufinden. — Ls heißt zwar „Lhrenhonorar", und
man appellierte an den Patriotismus der Maler, — hätte
man aber nicht doch in dieser Zeit, wo gerade die Künst-
ler wirtschaftlich viel mehr als andere Stände zu leiden
haben, in einer solchen Angelegenheit einen anderen weg
finden können, als eine derartige Konkurrenz?
Hochachtungsvoll
M. M.
Staatliche rmä Städtische klunItpNege
Berlin. (Berliner öffentliche Kunstpflege im
Kriege.) Die Maßnahmen staatlicher und städtischer Kunst-
fürsorge in Groß-Berlin, die der Notlage der Künstler-
schaft abhelfen können, mehren sich in erfreulicher weise.
Die Stadtbehörden von Berlin und Lharlottenburg sind
da voran gegangen und haben schon eine ganze Anzahl
Kunstwerke von hervorragenden Künstlern erworben, die
am Kriege steilnehmen oder sonst augenblicklich schwer zu
kämpfen haben. Auch die Stadtbehörden von Schöneberg
und Wilmersdorf haben mehrfach der Notlage der Künst-
lerschaft Rechnung getragen. Das Kultusministerium hat
eine größere Summe für Zwecke der Kunstpstege bereit-
gestellt. Auch die Berliner Nationalgalerie hat, anstatt
wie in den letzten Jahren hauptsächlich Werke der älteren
Kunst des 19. Jahrhunderts zu kaufen, Werke lebender
Künstler, darunter solche vom Kriege besonders Betroffener
erworben. Die Stadt Lharlottenburg hat über jene An-
käufe hinaus noch ein übriges getan und für ein Bild-
werk, das in den Anlagen am Lietzensee Aufstellung finden
soll, einen Wettbewerb unter drei hervorragenden Künstlern
Berlins veranstaltet. Aehnliches ist von Berlin zu er-
hoffen.
Dresden. (Die Umwandlung der Dresdner Kunst-
akademie.) Die Reform der Kgl. Akademie der bildenden
Künste in Dresden und ihre Erhebung zu einer Hochschule
ist jetzt im Gange. Die allgemeine Lehrerversammlung,
zu der auch die Mitglieder des akademischen Rates ge-
hören, hat sie — der „Kunstchronik" zufolge — beschlossen,
der akademische Rat allein wird kaum einen anderen Be-
schluß fassen können, alsdann wird der Beschluß dem König
vorgelegt werden. Paragraph 1 der neu vorgeschlagenen
Satzungen lautet: „Die Königliche Akademie der bildenden
Künste in Dresden gehört zu den Hochschulen des Landes.
Sie bezweckt die praktische und theoretische Ausbildung
zu selbständiger Tätigkeit in den bildenden Künsten."
Ueber die Aufnahme und über die Versetzung der Stu-
dierenden entscheidet nach den neuen Satzungen die Lehrer-
versammlung. Die bisherigen Unterklassen, die man als
eine Art Vorschule bezeichnen konnte, fallen weg. Ls
gibt nur noch Studiensäle und Meisterateliers für Malerei,
Bildhauerei und Baukunst zur Ausbildung reiferer und
begabterer Studierender. Mit dieser Umwandlung werden
die Lehrer, die bisher nicht Mitglieder des akademischen
Rates waren, die Rechte erlangen, die ihnen als Lehrer mit
verantwortlichen Aufgaben schon längst hätten zustehen müssen
Bedauerlich ist, daß weibliche Personen von der Akademie aus-
geschlossen sein sollen. Diese Bestimmung würde um so
weniger verständlich sein, da doch an der Kgl. Kunstge-
werbeschule eine weibliche Abteilung besteht und Frauen
an den Universitäten und Technischen Hochschulen bekannt-
lich zum Studium zugelaffen sind. — Der akademische Rat,
dessen Rechte durch die Erweiterung der Rechte der Lehrer-
versammlung bestritten worden sind, wird weiter bestehen.
Die Satzungen der Kunsthochschule enthalten nichts über
seine künftigen Obliegenheiten. Er soll angeblich künftig-
hin der Krone unterstehen und über alles zu entscheiden
haben, was ihm von der Krone zur Entscheidung unter-
breitet wird.
Lübeck. (Die Lübecker Krieg ergrabstätte.) Line
besonders schöne Kriegergrabstätte wird in Lübeck vorbe-
reitet. Garteninspektor Harry Maaß legte den Lübecker
Stadtvätern den Plan vor, die herrliche alte Lichengruppe,
die Lübeck in den Sandbergkoppeln besitzt, für diese Zwecke
zu benutzen. Die prachtvolle Baumgruppe soll mit einem
ovalen aufgeschütteten Ringwall umschlossen werden, dann
innen und außen mit einer Findlingspackung in der Art
unserer alten Friedhofsmauern versehen. Dieser wall,
den eine Schlehdornhecke umrahmt, soll die Gräber auf-
nehmen. Lin Graben umzieht ihn, breite schlichte Treppen
führen hinauf und in das feierlich geschloffene Rund des
alte,: Eichenhaines, unter seine Laubkupxel. Vor dem
Hintergrund des Waldrandes hebt sich das Heldenmal wie
ein einziger mächtiger Grabhügel ab. Diese Art von ein-
facher und durch richtige Benutzung einer Naturschönheit
doch höchst eindrucksvoller Grabstätte dürfte das beste Bei-
spiel dafür sein, wie man auch ohne Denkmalsbrimborium