XIV, Heft 23.
Die Werkstatt der Kunst.
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den gefallenen Kriegern eine künstlerisch würdige Ruhe-
stätte schaffen kann.
3um Wiederaufbau in Ostpreußen. Der Vorstand
des Verbandes deutscher Architekten- und Ingenieur-Ver-
eine hat an den Gberpräsidenten der Provinz Ostpreußen
eine Eingabe gerichtet, die sich auf die künftige Stellung
der nach Ostpreußen zu berufenden Bauberater und Bau-
unternehmer bezieht. Die Eingabe schließt mit folgender
Zusammenfassung: Ls muß danach gestrebt werden, daß
den in Ostpreußen bereits ansässigen wirklichen Architekten
ihre Stellung gesichert und gebessert wird, daß ferner nach
Bedarf noch weiter besonders tüchtige Architekten nach
Ostpreußen gezogen werden, die auch bereit sind, wenn
der Bedarf es erfordert und die wirtschaftliche Lage es
ihnen gestattet, nach den Wiederherstellungsarbeiten dort
zu bleiben. Im Interesse des allgemeinen Wohles liegt
es, wenn hierzu ganz besonders erfahrene Architekten
herangezogen werden; denn je größer die Erfahrungen
sind, die der Architekt gesammelt hat, desto mehr wird er
in der Lage sein, wirtschaftliche Vorteile sowohl in finan-
zieller Beziehung für den Staat, wie auch in prioatwirtschaft-
licher Beziehung für die Benutzung der einzelnen Gebäude
herauszuholen. Dazu ist es notwendig, daß die heranzu-
ziehenden Architekten veranlaßt werden, sich ihr Tätig-
keitsfeld selbst zu erweitern und auch Bauaufträge von
privater Seite zu übernehmen. Um den Anreiz zu geben,
nach Ostpreußen zu ziehen, würde der von dem Staat vor-
geschlagene weg der Anstellung auf Grund des Privat-
dienstvertrages durchaus gangbar sein. Ls müßte jedoch
den Architekten freistehen, für die Aufträge, die sie aus-
führen, eine Entschädigung durch Honorar nach Prozent-
sätzen der Gebührenordnung zu erhalten. Ls ist ganz be-
sonders zu betonen, daß die Herausziehung von Archi-
tekten nach Ostpreußen zwar zunächst die künstlerische,
technische und wirtschaftliche Wiederherstellung bezweckt,
aber darüber hinaus das Ziel haben muß, zur Hebung
des Bauhandwerkes in Ostpreußen beizutragen und ihm
gesicherte Lebensbedingungen zu verbürgen.
Kus Kkaclemien unct Kunstschulen
Löln a. Rh. Die Kunstgewerbe- und Handwerker-
schule beginnt ihr Sommersemester am 10. März. Ls
find Tagesklassen für Schüler- und Schülerinnen an der
Kunstgewerbeschule und Halbtags-Abend und Sonntags-
klaffen an der Handwerkerschule eingerichtet.
— Kus Künstler- unä Kanstvereinen —
Hamburg. (Der Hamburger Maler Rudolf Koch.)
Im Verein für Hamburgische Geschichte legte Herr Hugo
Amberg Arbeiten aus dem Nachlaß des Hamburger Malers
Rudolph Koch vor. Der Vortragende gab zu Anfang eine
kurze Uebersicht über das wirken Kochs, der von t83H bis
1885 lebte. Er studierte in Berlin, war in Hamburg
Schüler der Gebrüder Gensler, und später ein paar Jahre
in Düffeldorf. Sein wirken in der Kunst umfaßte sowohl
die rein darstellende Kunst als auch das Kunstgewerbe.
Ls gibt von Koch sehr gute Landschafts, und Architektur-
bilder; aber sie sind im Privatbesitz verstreut, und was der
Vortragende davon bieten konnte, waren nur Skizzen und
einige Aquarelle. Auf dem Gebiet des Kunstgewerbes hat
Koch für seine Zeit Hervorragendes geleistet, zahlreiche,
zumeist farbige Blätter: Geschäftskarten, Plakate, Wein-
karten und was dergleichen mehr, die in vorzüglicher
weise vorgeführt wurden. Der Vorstand des Vereins
hatte seinen Mitgliedern eine besondere Ueberraschung be-
reitet, indem er einen Lichtbilderapparat zur Verfügung
stellte. So kamen die Darbietungen in voller Farbenfülle
und Klarheit auf der Leinwand zur Anschauung. Die
größte Wirkung auf die Beschauer machte die Vorführung
farbiger pstanzenbilder, von denen Koch über 5^0 Blätter
gemalt hat. Diese Pflanzen sind mit einer solchen Natur-
wahrheit und Kunst gemalt, daß ihnen selbst die starke
Vergrößerung nichts von ihrem Reiz nahm, wunderbare
farbenglühende Blumenpracht erschien da vor den dank-
baren Zuschauern. Ls ist nur zu bedauern, daß von diesem
bedeutenden Werk bislang so wenig in die Oeffentlichkeit
gedrungen ist.
Voilräge
Lhemnitz. Der Kunstgewerbeverein bot in seiner
letzten Versammlung den zahlreich erschienenen Besuchern
einen sehr anregenden Abend durch den geistvollen Vortrag
des Mitgliedes Herrn Emil Meister über „Kunst und
Künstler". Ausgehend von den Vorbedingungen von
Künstlertum und Kunst, Streifung der psychologischen
Momente usw. brachten die Ausführungen des Redners
den Hörern Höhen- und Tiefenbewegung der Kunst beim
Geber, dem Künstler und Empfänger, dem Publikum, Kri-
tiker und Kunsthändler in fesselnder weise zur Erkenntnis.
Lebhafter und wohlverdienter Beifall, dem der Vorsitzende,
Herr Ketzel, noch in Dankesworten Ausdruck verlieh, lohnte
den geschätzten Sprecher für seine Darbietungen. In der
Versammlung am 5. März wurde ein Bericht über die Be-
strebungen des Vereins „Deutsche Arbeit" gegeben, dessen
Werbetätigkeit zu unterstützen ist.
- p er! ön lickes
Berlin. Prof. Max Rabes, der Berliner Maler, geht in
den nächsten Tagen wieder auf den östlichen Kriegsschau-
platz und will sich später auch nach dem Westen begeben.
Der Künstler hat bereits im vorigen Jahre längere Zeit
im Felde gearbeitet und aus dem Osten eine größere An-
zahl von Studien und Skizzen nach Hause gebracht.— Prof.
Earl Kappstein, der sich seit Anfang Januar ds. Is.
auf dem westlichen Kriegsschauplätze vor Reims befand,
ist nach Berlin zurückgekehrt und ist zurzeit mit der Sich-
tung seiner Skizzen und Studien beschäftigt.
Berlin-Friedenau. Bildhauer Karl Möbius, Berlin-
Friedenau, wurde zum Vizefeldwebel im 1. bayr. Inf.-Reg.
in Bayreuth befördert.
München. ar. Maximilian Dasio, der treffliche
Münchner Maler und Medailleur, vollendete am 28. Februar
sein 50. Lebensjahr. Dasio, der Gberregierungsrat im bay-
rischen Kultusministerium ist, ein Schüler von Herterich
und Diez, hat treffliche graphische Arbeiten, Münzstempel
und Medaillen geschaffen.
IVorpswede. (Zum 50. Geburtstag von Otto
Modersohn.) Otto Modersohn, der bekannte worps-
weder Maler, vollendete am Montag, den 22. Februar, sein
fünfzigstes Lebensjahr. Modersohn, der aus Soest stammt
und zu dessen Ahnen jene Margarete Modersohn zählt, die
die Frau des Münsterschen Wiedertäufers Ian van Leyden
war, ist in Düffeldorf bei Dücker, in Karlsruhe bei Baisch,
in Berlin bei Bracht in die Schule gegangen. Seine
Eigenart fand er in Worpswede, das er 1889 zuerst aus-
gesucht hat und dann in Fischerhude bei Bremen. Seine
starkfarbigen Landschaften haben der Heide, dem Moor,
dem Wald prächtig tiefe Stimmungen abgewonnen. In
der Münchner Pinakothek ist er mit einem Sturm im
Teufelsmoor, in der Dresdner Galerie mit einem alten
Haus, in Bremen mit einer Herbstlandschaft aus dem Moor
vertreten. Modersohn ist Mitglied der Berliner Sezession
und des Deutschen Künstlerbundes. Seine zweite Frau
war Paula Becker-Modersohn, die hochbegabte, allzufrüh
verstorbene Malerin.
-^ociesfälle
Lattorv itz. (Regierungsbaumeister Bohnsack ge-
fallen.) In dec Gegend von Arras ist jüngst Regierungs-
baumeister Wilhelm Bohnsack an der Spitze seiner Kom-
Die Werkstatt der Kunst.
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den gefallenen Kriegern eine künstlerisch würdige Ruhe-
stätte schaffen kann.
3um Wiederaufbau in Ostpreußen. Der Vorstand
des Verbandes deutscher Architekten- und Ingenieur-Ver-
eine hat an den Gberpräsidenten der Provinz Ostpreußen
eine Eingabe gerichtet, die sich auf die künftige Stellung
der nach Ostpreußen zu berufenden Bauberater und Bau-
unternehmer bezieht. Die Eingabe schließt mit folgender
Zusammenfassung: Ls muß danach gestrebt werden, daß
den in Ostpreußen bereits ansässigen wirklichen Architekten
ihre Stellung gesichert und gebessert wird, daß ferner nach
Bedarf noch weiter besonders tüchtige Architekten nach
Ostpreußen gezogen werden, die auch bereit sind, wenn
der Bedarf es erfordert und die wirtschaftliche Lage es
ihnen gestattet, nach den Wiederherstellungsarbeiten dort
zu bleiben. Im Interesse des allgemeinen Wohles liegt
es, wenn hierzu ganz besonders erfahrene Architekten
herangezogen werden; denn je größer die Erfahrungen
sind, die der Architekt gesammelt hat, desto mehr wird er
in der Lage sein, wirtschaftliche Vorteile sowohl in finan-
zieller Beziehung für den Staat, wie auch in prioatwirtschaft-
licher Beziehung für die Benutzung der einzelnen Gebäude
herauszuholen. Dazu ist es notwendig, daß die heranzu-
ziehenden Architekten veranlaßt werden, sich ihr Tätig-
keitsfeld selbst zu erweitern und auch Bauaufträge von
privater Seite zu übernehmen. Um den Anreiz zu geben,
nach Ostpreußen zu ziehen, würde der von dem Staat vor-
geschlagene weg der Anstellung auf Grund des Privat-
dienstvertrages durchaus gangbar sein. Ls müßte jedoch
den Architekten freistehen, für die Aufträge, die sie aus-
führen, eine Entschädigung durch Honorar nach Prozent-
sätzen der Gebührenordnung zu erhalten. Ls ist ganz be-
sonders zu betonen, daß die Herausziehung von Archi-
tekten nach Ostpreußen zwar zunächst die künstlerische,
technische und wirtschaftliche Wiederherstellung bezweckt,
aber darüber hinaus das Ziel haben muß, zur Hebung
des Bauhandwerkes in Ostpreußen beizutragen und ihm
gesicherte Lebensbedingungen zu verbürgen.
Kus Kkaclemien unct Kunstschulen
Löln a. Rh. Die Kunstgewerbe- und Handwerker-
schule beginnt ihr Sommersemester am 10. März. Ls
find Tagesklassen für Schüler- und Schülerinnen an der
Kunstgewerbeschule und Halbtags-Abend und Sonntags-
klaffen an der Handwerkerschule eingerichtet.
— Kus Künstler- unä Kanstvereinen —
Hamburg. (Der Hamburger Maler Rudolf Koch.)
Im Verein für Hamburgische Geschichte legte Herr Hugo
Amberg Arbeiten aus dem Nachlaß des Hamburger Malers
Rudolph Koch vor. Der Vortragende gab zu Anfang eine
kurze Uebersicht über das wirken Kochs, der von t83H bis
1885 lebte. Er studierte in Berlin, war in Hamburg
Schüler der Gebrüder Gensler, und später ein paar Jahre
in Düffeldorf. Sein wirken in der Kunst umfaßte sowohl
die rein darstellende Kunst als auch das Kunstgewerbe.
Ls gibt von Koch sehr gute Landschafts, und Architektur-
bilder; aber sie sind im Privatbesitz verstreut, und was der
Vortragende davon bieten konnte, waren nur Skizzen und
einige Aquarelle. Auf dem Gebiet des Kunstgewerbes hat
Koch für seine Zeit Hervorragendes geleistet, zahlreiche,
zumeist farbige Blätter: Geschäftskarten, Plakate, Wein-
karten und was dergleichen mehr, die in vorzüglicher
weise vorgeführt wurden. Der Vorstand des Vereins
hatte seinen Mitgliedern eine besondere Ueberraschung be-
reitet, indem er einen Lichtbilderapparat zur Verfügung
stellte. So kamen die Darbietungen in voller Farbenfülle
und Klarheit auf der Leinwand zur Anschauung. Die
größte Wirkung auf die Beschauer machte die Vorführung
farbiger pstanzenbilder, von denen Koch über 5^0 Blätter
gemalt hat. Diese Pflanzen sind mit einer solchen Natur-
wahrheit und Kunst gemalt, daß ihnen selbst die starke
Vergrößerung nichts von ihrem Reiz nahm, wunderbare
farbenglühende Blumenpracht erschien da vor den dank-
baren Zuschauern. Ls ist nur zu bedauern, daß von diesem
bedeutenden Werk bislang so wenig in die Oeffentlichkeit
gedrungen ist.
Voilräge
Lhemnitz. Der Kunstgewerbeverein bot in seiner
letzten Versammlung den zahlreich erschienenen Besuchern
einen sehr anregenden Abend durch den geistvollen Vortrag
des Mitgliedes Herrn Emil Meister über „Kunst und
Künstler". Ausgehend von den Vorbedingungen von
Künstlertum und Kunst, Streifung der psychologischen
Momente usw. brachten die Ausführungen des Redners
den Hörern Höhen- und Tiefenbewegung der Kunst beim
Geber, dem Künstler und Empfänger, dem Publikum, Kri-
tiker und Kunsthändler in fesselnder weise zur Erkenntnis.
Lebhafter und wohlverdienter Beifall, dem der Vorsitzende,
Herr Ketzel, noch in Dankesworten Ausdruck verlieh, lohnte
den geschätzten Sprecher für seine Darbietungen. In der
Versammlung am 5. März wurde ein Bericht über die Be-
strebungen des Vereins „Deutsche Arbeit" gegeben, dessen
Werbetätigkeit zu unterstützen ist.
- p er! ön lickes
Berlin. Prof. Max Rabes, der Berliner Maler, geht in
den nächsten Tagen wieder auf den östlichen Kriegsschau-
platz und will sich später auch nach dem Westen begeben.
Der Künstler hat bereits im vorigen Jahre längere Zeit
im Felde gearbeitet und aus dem Osten eine größere An-
zahl von Studien und Skizzen nach Hause gebracht.— Prof.
Earl Kappstein, der sich seit Anfang Januar ds. Is.
auf dem westlichen Kriegsschauplätze vor Reims befand,
ist nach Berlin zurückgekehrt und ist zurzeit mit der Sich-
tung seiner Skizzen und Studien beschäftigt.
Berlin-Friedenau. Bildhauer Karl Möbius, Berlin-
Friedenau, wurde zum Vizefeldwebel im 1. bayr. Inf.-Reg.
in Bayreuth befördert.
München. ar. Maximilian Dasio, der treffliche
Münchner Maler und Medailleur, vollendete am 28. Februar
sein 50. Lebensjahr. Dasio, der Gberregierungsrat im bay-
rischen Kultusministerium ist, ein Schüler von Herterich
und Diez, hat treffliche graphische Arbeiten, Münzstempel
und Medaillen geschaffen.
IVorpswede. (Zum 50. Geburtstag von Otto
Modersohn.) Otto Modersohn, der bekannte worps-
weder Maler, vollendete am Montag, den 22. Februar, sein
fünfzigstes Lebensjahr. Modersohn, der aus Soest stammt
und zu dessen Ahnen jene Margarete Modersohn zählt, die
die Frau des Münsterschen Wiedertäufers Ian van Leyden
war, ist in Düffeldorf bei Dücker, in Karlsruhe bei Baisch,
in Berlin bei Bracht in die Schule gegangen. Seine
Eigenart fand er in Worpswede, das er 1889 zuerst aus-
gesucht hat und dann in Fischerhude bei Bremen. Seine
starkfarbigen Landschaften haben der Heide, dem Moor,
dem Wald prächtig tiefe Stimmungen abgewonnen. In
der Münchner Pinakothek ist er mit einem Sturm im
Teufelsmoor, in der Dresdner Galerie mit einem alten
Haus, in Bremen mit einer Herbstlandschaft aus dem Moor
vertreten. Modersohn ist Mitglied der Berliner Sezession
und des Deutschen Künstlerbundes. Seine zweite Frau
war Paula Becker-Modersohn, die hochbegabte, allzufrüh
verstorbene Malerin.
-^ociesfälle
Lattorv itz. (Regierungsbaumeister Bohnsack ge-
fallen.) In dec Gegend von Arras ist jüngst Regierungs-
baumeister Wilhelm Bohnsack an der Spitze seiner Kom-