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Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 1): Die Kunstdenkmäler des Kreises Konstanz — Freiburg i.Br., 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.1229#0106

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AMT KONSTANZ. — KONSTANZ. 91

Bündrichsthor gebaut. Als die Stadt um 1780 aufhörte eine Festung zu sein,
überliess man die Gänge den Seilern; 1848 brach man die Mauern vom Lienhartsthor
bis zum Esel- oder Schottenthor bis auf Brusthöhe ab. Man zählte von der
Ecke des Schnetzthores bis zum Rindporterthor 1049' (MARMOR S. 8p). In der
Nähe der Paulskirche stand der Paulsthurm, einst das Gefängniss des
Hieronymus von Prag (EISELEIN S. 80), wo derselbe vom 23. Mai 1415 bis
30. 1416, 372 Tage, zubrachte.

Das Rheinporter- (Geltinger-, Hegelins-, Rindporter-, Rintburger-, Ringode-
Rincburger, auch inneres Paradieser-)Thor soll 1408 gebaut sein, wird urkdl.
1415 erwähnt (Rathsb.), erhielt 1471 ein äusserstes Bollwerk, 1501 ein neues
Schutzgatter, 1519 den Schützengang bis zum Bündrichserker (704'weit). Es hatte
sechs verschliessbare Thoröffnungen, diente auch als Gefängniss (bis 1837); durch
dieses Thor wanderten Hus wie Hieronymus zum Scheiterhaufen. Es wurde 1837
abgebrochen.

Nordwestlich vom Barfüsserkloster lag ein ehemaliger Stadt- und Gefängniss-
thurm, in welchem Joh. Hus zweimal gefangen sass und von wo aus er am 6. Juli 1415
zum Tode ging. Nach EISELEIIVkam er 1415, 3. März, zuerst aus seinem Gefängniss
bei den Predigern dorthin, um am 25. März in den Thurm nach Gottlieben ge-
bracht zu werden. Da blieb er bis zum 5. Juni, worauf er wieder in das Gefängniss
bei den Barfüssern wanderte; um dort bis zum 6. Juli, seinem letzten Tage, zu verweilen.
Der Thurm ist urkdl. 1306 schon erwähnt (MARMOR S. 101), hiess in späterer
Zeit Barfüsserthurm und wurde 1560 bis auf den ersten 'Gädmer' abgebrochen.
Nahe dem benachbarten Bündrichshaus (Raitmauer- oder Lanzenhof,
auch N e u b e n gen.), wo Kaiser Sigismunds Gemahlin während des Concils wohnte
(der Kaiser weilte in dem nördlich davon gelegenen Domherrenhof, vgl. MARMOR
S. 101 nach Richenthals Chron. pag. 21) stand das vom Hegelinsthor 704' entfernte
Bündrichs-, Bruno-, Bündrichsthor oder der Bündrichserker, nach den Eigen-
thümer des Hauses, dem Patrizier Bündrich genannt. Nach einem Beschluss des
Grossen Raths vom J. 1428 gehörte das Thor schon von altersher der Stadt; nach
einer hs. Nachricht (bei MONE Qs. I 34J), wäre es 1405 gebaut; es heisst
eben da, dass 1429 das 'tor hinter S. Steffan wider uff geton wurde'. Es ist un-
bekannt, wann es abgebrochen wurde; ein Rest des Thurmes mit hölzernem Thor-
verschluss trug später den Namen Schottenthörli, weil seit 1786 hier der
Ausgang zu dem Schottenkirchhof war. Ihm waren benachbart das Stadtboten-
thürmle beim Tullenbrunnen, das 1562 erneuert, 1812 abgebrochen wurde
(MARMOR 351), das frühere geistliche Gefängniss, die Kuh zuben., (vgl.
Adrcss - Kalender d. St. Konstanz 1855. MARMOR S. 103), seit 1828
zum Amtsgefängniss umgewandelt; dann das geistliche Klag haus und neben
ihm die erste bischöfl iche Pfalz (s. u. Landgerichtsgebäude), in dessen nächster
Nähe das äussere Schottenthor (Bischofsthor, auch Es er- fälschlich
Es eis thurm gen.; vgl. MARMOR S. 104/. SCHOBER Das alte Const. 115
mit Abbildung). Es trug seinen Namen von dem ehemaligen Schottenkloster
S. Jakob (dessen Stiftung man 653 bis 701 annimmt; Erhebung zur Abtei 1245),

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