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Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 1): Die Kunstdenkmäler des Kreises Konstanz — Freiburg i.Br., 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.1229#0475

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AMT PFULLENDORF. — PFULLENDORF. 447

PFULLENDORF

K. WALCHNER Gesch.* d. Stadt P. vom J. 9i6—i8n. Constanz
1828. 8°. — ROTH VON SCHRECKENSTEIN Beitr. z. Gesch. d. Stadt P.
(Zeitschr.f. Gesch. d. OR. XXXI 1—140.)

GRABFUNDE (alemannische?) Ein Leichenfeld, Mauerreste, Urnen (j. im
Rosgartenmuseum zu Konstanz), s. BISSINGER Nr. 2j.

PFARRKIRCHE (Tit. s. Jacobi mai.) Grosser und ansehnlicher gothischer
'Bau, der im 18. Jh. vollständig mit Stuck überzogen und gänzlich modernisirt
wurde.

Dreischiffiges Langhaus mit 6 Jochen, die auf ursprünglich achteckigen, jetzt
ganz mit Stuck überkleideten und mit antikisirenden Capitellen versehenen Pfeilern
ruhen. Alle Fenster, ebenso die Oberlichter sind verzopft. Die Stuccodecke und
flachen Plafonds der Abseiten sind mit Malerei und Rocaille des 18. Jhs. bedeckt.
Ebenso sind die zwei übereinander aufgethürmten modernen Orgelbühnen behandelt.
Altäre und s. f. in den Schiffen Rococo, bez. Zopf.

Auch in dem breiten und schönen, von schlecht gearbeiteten Strebepfeilern
umstellten Chor musste das Gewölbe einer Rococodecke weichen, die übrigens
überaus reich, mit guten Bildern beladen ist. Nur die dreitheiligen Fenster (ohne
Pfosten mit Maaswerk) haben noch ihre gothischen Formen bewahrt. Ebenso das
ziemlich reich ornamentirte Westportal mit seinem geblendeten Maaswerk (14. Jh.)

Die Sacristei, welche gleichfalls in ihrem gothischen Charakter erhalten blieb,
hat gute gothische eiserne Thürbeschläge, nach aussen zwei
kreuzstöckige Fenster, unten zwei kleine Mauerschlitze. Die obere
Sacristei hat noch ihr Netzgewölbe mit der Polychromirung des
15. Jhs., am Schlussstein einen Engel mit Wappenschild, auf welch'
letzterm Datum und Marke, wie beifolgt:

Neben dem Chor, an der Südseite, Wendeltreppenthürmchen und Gewölbe
(Schatzkammer) mit Netzgewölben und ornamentirtem Schlusstein. Man bewahrt
hier ein Reliquiar (Büste von Silber).

Der viereckige Thurm steht an der Südseite des Langhauses, nahe dem
Chor, hat in jedem seiner zwei unteren Stockwerke nach Süden zu grosse Fenster
mit Eselsrücken, welche unten dreigetheilt, oben geblendet sind; das dritte Geschoss
hat auf jeder Seite grosse dreitheilige, reich behandelte Fenster mit übergreifendem
Stab- und Fischblasenmaasswerk, welche von mit Krabben besetzten Volten umspannt
sind. Diese Anlage des dritten Stockwerks gehört der modernen Restauration
an, soll aber dem frühern Zustand entsprechen. Ebenso die Bekrönung des Thurms
durch eine spätgothische Balustrade, über welchen sich ein zwiebeiförmiger Stein-
helm mit einer Fiale erhebt.

Auf der Bühne der Kirche eine frühgothische, sehr interessante Holz-
sculptur (Christus in 1 llt Lebensgrösse), welche besserer Aufbewahrung werth ist.

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