Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 1): Die Kunstdenkmäler des Kreises Konstanz — Freiburg i.Br., 1887

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.1229#0581

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
55° KREIS KONSTANZ.

NUSSDORF

STAIGER Salem S. 42? f.

PFAHLBAUTEN. Im See eine 1862 von Hrn. Ullersberger entdeckte
Pfahlbaustation von ca. 4 Morgen Ausdehnung und grossem Reichtum an
Artefacten aus Stein, Holz, Hörn, Knochen etc., bis jetzt keine Bronze. Funde
sind in den Sammlungen von Konstanz, Karlsruhe und Stuttgart. (W-)

KAPELLE. Einfacher, einschiffiger goth. Bau, ungewölbt. Chor aus den
Seiten des Achtecks geschlossen. Ungetheilte spitzbogige Fenster ohne Maaswerk
(nur ein Fenster der Ostwand hat solches aus dem 14. Jh.), zum Theil verzopft,
wie auch das Portal.

Messingenes Vortragkreuz, vergoldet, recht gute Arbeit des 16.—17. Jhs.
Der Gekreuzigte zwischen den evangelistischen Zeichen, frei herausgearbeitet. Die
Rückseite gravirt mit silbernen Plaques (wieder die vier Evangelisten).

An der Aussenseite (nördl.) grosser Holzcrucifixus, erträgliche Arbeit
des 16. Jhs.

An der nördl. Aussenwand dreieckiger Oculus (A), in demselben eine
Oeffhung zum Opfern oder zum Aufstecken eines Lichtes. Darüber, hinter einem
Gitter, ein Heiligenbild.

Im Innern spätgothischer Schnitzaltar mit den freistehenden fast lebens-
grossen (neu polyehromirten) Holzstatuen der Madonna mit Kind, über der
zwei reizende Engel schweben. Rechts von Maria zwei männliche Heilige mit
schwarzen Kappen und goldnen Mänteln, Gefässe tragend, (die Patrone S. Cosmas
und S. Damianus als Aerzte), links von ihr eine reizende nackte Jünglingsgestalt,
die nur mit Barett und goldnem Umwurf bekleidet ist (S. Sebastian ?). Neben ihm
ein hl. Pilger mit Muschelhut und Stab (S. Jacobus?). Schönes wohlerhaltenes
Werk aus der Mitte des 15. Jhs.

Oben auf dem Altar steht eine etwas spätere und geringere Kreuzigungs-
gruppe mit Maria und Johannes. Auch die geringen Statuetten an der Chor-
wand sind später.

Auf der Rückseite des Altars ist ein ikonographisch interessantes grosses
jüngstes Gericht aufgemalt. Christus auf der Iris sitzend, die Weltkugel ihm
zu Füssen, das Schwert von seinem hl. Munde ausgehend, ebenso eine Lilie (?),
unter ihm die Auferstehung der Todten. Im Vordergrund streiten sich Michael mit
dem Schwert und eine teuflische Bestie um eine arme Seele. Rechts vom Herrn
kniet flehend die Madonna, unter ihr eine Gruppe von Beseligten. Links ein bär-
tiger Heiliger, ohne Zweifel der Täufer Johannes, unter ihm eine Gruppe von Ver-
dammten. Einzelne Gestalten sind sehr anmuthig und zart (Mitte 15. Jhs.).

Zwei einfache, aber gute eiserne Armleuchterstöcke.

Schöner spätgoth. K e 1 ch, silbervergoldet.

[550]
 
Annotationen