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Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 1): Die Kunstdenkmäler des Kreises Konstanz — Freiburg i.Br., 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.1229#0434

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406 KREIS KONSTANZ.

Von grösserm Interesse ist das oblonge, gewölbte Vestibül mit den vier
einschneidenden Lunetlen und Stichkappen in Spitzbogenform auf jeder Langseite,
und die durch Gräte (ohne Profil) markirte netzförmige Eintheilung des im
gedrückten Halbkreis ausgeführten Tonnengewölbes. Die Haupteingangsthüre zeichnet
sich durch einen T hür kl op fer und Aufziehknopf aus Bronce aus, die als gute
Renaissancearbcilen zu bezeichnen sind. Auf über Eck gestellter quadratischer
Platte sitzt stark vortretend eine Löwenmaske von etwas unklarem Blattwerk umrahmt
und hält einen aus einer Schlange gebildeten 16 cm durchmessenden, beweglichen
Ring im Maul. Schlange und Aufziehknopf sind besonders schön gemacht.

Gegenüber dem Rathhaus steht ein gleichaltriges einfaches Dienstgebäude
mit vorgebautem Treppenthurm, gewölbten Podesten und Zeltdach mit Blechknopf.

Das Wohnhaus Nr. 125 besitzt noch einen alten Holzgiebel mit geschweiften
Bügen, geschnitzten Ortbalken und Standsäulen mit geschnitzten Köpfen.

Am Wirthshaus zum Kreuz ist ein über Eck ausgeladener, schmied-
eiserner Wirthshausschild aus der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts stammend,
bemerkenswerth. Trotz des etwas unklaren Linienganges der Ornamente eine gute
Arbeit aus rechteckigem Eisen, dessen breite Seite zur Ansichtsfläche genommen ist.
Die Schildzeichen sind aus dünnem Eisenblech geschnitten, die Rosetten nach zwei
Seiten aufgesetzt, das Eisenwerk bemalt und vergoldet.

Eine bessere und schönere Arbeit ist der S ch i 1 d zur Krone aus dem
Anfange des vorigen Jahrhunderts aus Quadrateisen geschmiedet und reich vergoldet.
Er besteht aus einem in Dreieckform zusammengestellten Gestänge, das oben durch
ein verziertes Zugband und Mauerstützen gehalten wird. Die Hypothenusenstange
und das Dreieck sind mit schönem Rankenwerk, getriebenen Blättern und zweiseitigen
Rosetten und einem Sonnenscheibenbild geschmückt, die Bünde sind in mittelalterlicher
Weise behandelt, das Wirthshauszeichen 'die vergoldete Krone' aus Blech rund
gearbeitet mit Buckeln, Laubwerk und Kronenbügeln geziert und der Lichtstock
darüber als Tulpe mit getriebenen Blättern geformt. Die unleserlich gewordenen
Schriftzeichen des Schildes sollen nach Angabev des Wirthes einst Carl Pfeifer und
Barbara Stöckle geheissen haben. Schön ist auch die leider mit Oelfarbe über-
strichene Holzdecke der Wirthsstube im obern Stockwerk , die durch kräftig
profilierte Stäbe in viereckige Felder eingetheilt ist, die mit Rauten und Quadraten
mit ausgebauchten Halbrunds besetzt sind. Die Kreuzungen des Rundstabwerks
sind durch Diamantwürfel markiert. (D.)

THIERGARTEN

(bei Gutenstein)

S TAI GER D. schwäb. Donauthal S. 86 f.

Auf den Thiergartner Höfen, 1 Kilom. weit von dem Orte KAPELLE,
eigenthümlicher kleiner dreischiffiger Bau. Das Mittelschiff hat Tonnengewölbe mit
je zwei Oculi als Oberlichter. Es öffnet sich nach Süden zu in zwei Rundarcaden

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