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Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 1): Die Kunstdenkmäler des Kreises Konstanz — Freiburg i.Br., 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.1229#0404

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AMT KONSTANZ. — WOLLMATINGEN. 379

An der Evangelienseite des Chors schönes spätgothisches Wandtaber-
nakel, reich behandelt, mit zwei halbverwitterten Wappenschildern und altem
Eisenvers chluss.

Einfacher spätgothischer Tauf stein. Im Langhaus Holzstatuette des ange-
fesselten Schmerzenmanns.

Nach m. Mitth. befindet sich die Kirche im Besitz eines schönen V ortrag-
kreuzes aus dem Kl. Grünenberg (s. d. Art. Hörn).

WOLLMATINGEN

RÖMISCHE RESTE. Konstanzer Zeitung 1883, Jan. 10. —
LEINER Schriften d. Bodenseev. XII i59. — BISSINGER No. j.

In der Richtung gegen Hegne, am Eichbühl, wurden durch Hrn. L. LEINER
in Konstanz Reste eines römischen Baues, Ziegelfragmente, Reste zweier Fuss-
böden Mauerstücke, Fragmente bemalter Wandbekleidung etc. gefunden. Die Spuren
der dort an den Hügel anlehnenden Mauer streichen von S. S. W. nach N. NO.
Der muthmassliche Plan des ganzen Baues misst hier 28 auf 45 Meter.

Ob ein 1854 'bei Wollmatingen' gefundener schöner Votivkopf eines Jüng-
lings aus Terracotta, unzweifelhaft römisch, jetzt in der Gr. Alterthümersammlung
befindlich, in jenen Trümmern gefunden wurde, muss dahingestellt bleiben. Die
archäol. Karte von Württemberg von Paulus weist bei Wollmatingen alemannische
Reihengräber nach. (W).

KIRCHE (Tit. s. Martini). Einschiffiger urspr. gothischer Bau. Das Schiff
flachgedeckt, seine Fenster entbehren des Maasswerks. Triumphbogen gothisch.
Aus drei Seiten des Achtecks geschlossener, verlängerter aber verzopfter Chor; sein
Gewölbe mit Stucco überkleidet. Im Chor an der Evangelienseite ein Maasswerk,
wol Rest einer Sacramentsnische.

Der viereckige, fünfstöckige Thurm hat ein zwischen vier Steingiebel gestelltes
Helmdach, oben gekuppelte gothische Fenster ohne Maasswerk, unten in jedem
Stockwerk Mauerschlitze.

Die Thurmhalle ist eingewölbt. Die hohlprofilirten Rippen des Gewölbes
entsteigen den Ecken ohne Consolen. Flacher Schlussstein. Die Halle öffnet sich
dem Schiff zu in einem breiten Spitzbogen, der noch den romanischen Sims aufweist.

Die Ostung der Kirche ist fast genau.

Taufstein barock.

Pietä in Stein, gering, angeblich vom J. 1300, in Wirklichkeit Barockarbeit.

Zwei Barocklaternen, nicht schlecht, Holzgemälde: 1) Christus
in Getsemani verrathen; Petrus schlägt den Knecht des Hohenpriesters; c. I '/a m.
h. gutes Bild, wol der Ulmer Schule, um 1490—1500.

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