Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 1): Die Kunstdenkmäler des Kreises Konstanz — Freiburg i.Br., 1887

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.1229#0360

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
336 KREIS KONSTANZ.

Die hl. Kreuzkapelle, nach OHEIM (S. 2j) 'rotund, nach form des
hl. Grabs gemacht', war wol erst nach Witigowo entstanden, der noch einen eigenen
Kreuzaltar consecrirte NEUWIRTH (S. 74).

Ueber die Adal bertskapel 1 e s. o. S. 332.

Die S. Godehardskapelle ward durch zwei Brüder von Salenstein zum
Dank für Errettung aus einer Schneegefahr abwärts am Rhein erbaut und 1316
auf Bitten des dritten Bruders, Betpriesters zu S. Johann auf Reichenau, durch
den Bischof von Konstanz conseerirt.

Von den übrigen jetzt abgebrochenen Gebäuden war die Pfalz das wichtigste.
Witigowo's Bau (PURCHARDT Carm. S. 306—8) war, wie oben erzählt, 1312
durch Abt Diethelm von Castell erneuert worden. Hier übernachtete Kaiser
Sigismund mit seiner Gemahlin während des Concils (OHEIM S. 1^7,)- Unter
Friedr. v. Wartenberg ward (s. oben) ein Marstall neben ihr aufgeführt und sie
wol auch sonst restaurirt, sodass OHEIM von einer nova domus sprechen
konnte. Eine weitere Restauration verdankte sie dem Cardinal Marcus Sittich
(1561—89), der auch an der Collegialkirche St. Adalbert arbeiten (SCHÖNHUTH
S. 316), während der Cardinal Andreas Behausungen für seine wilden Thiere
aufführen liess. Den Barockgiebel, welchen das Oelgemälde von 1612 zeigt, hat ihr
wahrscheinlich Jakob v. Fugger gegeben. Ihr Abbruch geschah 1822—25 (vgl.
SCHÖNHUTH Einl. S. XXV. MARMOR S. 13).

REICHENAU-MITTELZELL

Die Münsterkirche in Mittelzeil (Tit. b. M. V. et S. Marci) ist eine drei-
schiffige Pfeilerbasilika mit Ost- und Westchor, zwei flachgedachten Querschiffen und
fünf Arcaden in dem ebenfalls flachgedachten Langhause (vgl. Grundriss Fig. 86
und ADLER Tafel III; Ansicht bei ADLER Taf. IL Westfaeade und Details
eb. Taf. V), ohne Krypta, welche vielleicht vorhanden war (es lässt die Erhöhung
des Chorraums darauf schliessen), aber bei der Anlage des gothischen Chors besei-
tigt wurde. Ebenso ohne Vierungsthurm; ein solcher bestand einst achteckig über
der östlichen Vierung. Die Westapsis ist nach Aussen platt abgeschlossen und
von einem oblongen Glockenthurm überbaut, den zwei rundbogige Portale mit tiefen
Vorhallen flankiren. Zwei Wendeltreppen führen zu ihm hinauf. Nach diesem
Westbau zu öffnen sich die Seitenschiffe in rundbogigen Doppelarcaden.

Den ältesten Theil des Gebäudes bilden jedenfalls die Umfassungsmauern des
östlichen Querhauses und der beiden Seitenschiffe. Das Querhaus zeigt grüne Sand-
steinquadern an den Ecken, das Mauerwerk besteht aus Bruchstein mit Ziegel
gemischt. Einer späteren Zeit gehören die abgeböschten Eckstrebepfeiler und das
rundbogige Fenster des nördlichen Kreuzflügels (18. Jh.) an. D'e Technik der
Seitenschiffsmauern (vgl. ADLER S. iß) ist durchaus alterthümlich und zeigt
kleine Geschiebestücke mit vielem Mörtel. Ihre kleinen Rundbogenfensterchen
wurden im 18. Jh. geschlossen, sind aber noch erkennbar. Die flüchtige Führung
dieser Mauern — sie sind krumm und schief — lässt auf einen raschen Bau

[336]
 
Annotationen