AMT KONSTANZ. — REICHENAU. 335
jetzigen Bau des Klosters mit beträchtlichem Kostenaufwand (38,000 Fl. SCHON-
HUTH S. 324 f.), wie er auf dem im Chor der Münsterkirche aufgehängten,
um 1612 hergestellten Oelgemälde (Reproduction bei BAYER Denkm. d. K.
Taf. II, sowie bei STAIGER, MARMOR und SPACEa. a. O.J erscheint.
Im 30J. Krieg wurde die Abtei, obgleich die Schweden bei ihrem Einfalle 1647,
8. März (THOM. MALLINGER's Tagebücher z. J. 1647, MONE Qs. II
60J. SCHONHUTH S. 332) nur zwei Stunden in ihr verweilten, schwer ge-
schädigt, doch blieben die kirchlichen Gebäude verschont. Eine letzte Restauration
wird aus den J. 1738 und 1739 gemeldet, wo Altäre verlegt, die Fenster umge-
arbeitet und Decken vergipst wurden (SCHONHUTH S. 347)- Im J. 1757
wurde endlich die Abtei Seitens des Fürstbischofs Cardinal Franz Conrad
von Rodt gänzlich aufgehoben (Breve Benedicts XIV vom 10. Febr. 1757), die
letzten Mönche 'als rebellisch' versetzt — ein Act, gegen den der entflüchtete
Prior, P. Meinrad Meichelbeck (st. in Benedictbeuern 1792) vergebens in ver-
schiedenen Schriften (s. o.) remonstrirte. Das Kloster, vorübergehend einigen
Capuzinem und Minoriten eingeräumt, ward dann ein Missionsposten, der zunächst
von i 2 verschiedenen schwäbischen Benedictinerklöstern entnommenen Mönche, die
der Bischof besoldete, versehen wurde, bis 1799 nur mehr drei Weltgeistliche vom
Hochstift auf der Reichenau unterhalten wurden. Im J. 1796 machten die Fran-
zosen der Insel einen Besuch (Juli); 1802 erlosch mit der Abdication des letzten
Fürstbischofs von Konstanz, Karl Theodor von Dalberg, auch der Titel eines
Herrn und Prälaten der Reichenau, und letztere wurde ein Obervogteiamt des
Hauses Baden. Seit 1809 gehört dieselbe zum Gh. Bezirksamte Konstanz. Von
Geistlichen war seit 1813 nur ein Priester mehr auf der Insel, bis später drei
Pfarren, in Mittelzeil, Oberzeil und Niederzeil, errichtet wurden. Die Bibliothek
kam zum Theil nach Karlsruhe, zum Theil nach Heidelberg. Doch waren manche
Handschriften schon früher aa andere Orte (Rheinau, von da nach Zürich, Bla-
sien u. s. f.) gewandert. Die Pfalz, die Kirchen und Kapellen mit Ausnahme der
drei Hauptbauten und einiger weniger unten anzuführenden Bauten wurden abge-
tragen. Unter diesen jetzt verschwundenen Gebäuden sind ausser den im Text
schon angeführten zu erwähnen:
Die Kilianskapell e, deren schon im 8. Jh. gedacht wird (s. oben S. 327),
unter Abt Fr idolin (1139—59) dotirt (OHEIM S. 128).
Die M e i n r a d s k a p e 11 e, an die Ueberführung der Leiche des ermordeten
Meinrad nach der Reichenau erinnernd (OHEIM 27. 2g. 31. 38). Ihre Entstehung
ist ganz ungewiss, ohne bestimmten Grund will NEUWIRTH (S. 73) sie auf
die Zeit Propst Eberhard von Strassburg (924) zurückführen, welcher (OHEIM 87)
zuerst Einsiedeln bewohnte.
Die Laurentiuskapelle auf dem Friedhof ward von dem Grafen Eber-
hard von Neuenbürg als Familiengrabstätte unter Abt Berno errichtet (FICKLER
*->■ 3 — ADLER a. a. O.). Unbestimmt sind Lage und Ursprung der Kapelle
des hl. Nikolaus (urkundl. erwähnt 1284, Ztschr. f. Gesch. s. OR. XXVII 469) und
der der Kapelle der hh. Cosmas und Damianus (in der Nähe des Ostchors).
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jetzigen Bau des Klosters mit beträchtlichem Kostenaufwand (38,000 Fl. SCHON-
HUTH S. 324 f.), wie er auf dem im Chor der Münsterkirche aufgehängten,
um 1612 hergestellten Oelgemälde (Reproduction bei BAYER Denkm. d. K.
Taf. II, sowie bei STAIGER, MARMOR und SPACEa. a. O.J erscheint.
Im 30J. Krieg wurde die Abtei, obgleich die Schweden bei ihrem Einfalle 1647,
8. März (THOM. MALLINGER's Tagebücher z. J. 1647, MONE Qs. II
60J. SCHONHUTH S. 332) nur zwei Stunden in ihr verweilten, schwer ge-
schädigt, doch blieben die kirchlichen Gebäude verschont. Eine letzte Restauration
wird aus den J. 1738 und 1739 gemeldet, wo Altäre verlegt, die Fenster umge-
arbeitet und Decken vergipst wurden (SCHONHUTH S. 347)- Im J. 1757
wurde endlich die Abtei Seitens des Fürstbischofs Cardinal Franz Conrad
von Rodt gänzlich aufgehoben (Breve Benedicts XIV vom 10. Febr. 1757), die
letzten Mönche 'als rebellisch' versetzt — ein Act, gegen den der entflüchtete
Prior, P. Meinrad Meichelbeck (st. in Benedictbeuern 1792) vergebens in ver-
schiedenen Schriften (s. o.) remonstrirte. Das Kloster, vorübergehend einigen
Capuzinem und Minoriten eingeräumt, ward dann ein Missionsposten, der zunächst
von i 2 verschiedenen schwäbischen Benedictinerklöstern entnommenen Mönche, die
der Bischof besoldete, versehen wurde, bis 1799 nur mehr drei Weltgeistliche vom
Hochstift auf der Reichenau unterhalten wurden. Im J. 1796 machten die Fran-
zosen der Insel einen Besuch (Juli); 1802 erlosch mit der Abdication des letzten
Fürstbischofs von Konstanz, Karl Theodor von Dalberg, auch der Titel eines
Herrn und Prälaten der Reichenau, und letztere wurde ein Obervogteiamt des
Hauses Baden. Seit 1809 gehört dieselbe zum Gh. Bezirksamte Konstanz. Von
Geistlichen war seit 1813 nur ein Priester mehr auf der Insel, bis später drei
Pfarren, in Mittelzeil, Oberzeil und Niederzeil, errichtet wurden. Die Bibliothek
kam zum Theil nach Karlsruhe, zum Theil nach Heidelberg. Doch waren manche
Handschriften schon früher aa andere Orte (Rheinau, von da nach Zürich, Bla-
sien u. s. f.) gewandert. Die Pfalz, die Kirchen und Kapellen mit Ausnahme der
drei Hauptbauten und einiger weniger unten anzuführenden Bauten wurden abge-
tragen. Unter diesen jetzt verschwundenen Gebäuden sind ausser den im Text
schon angeführten zu erwähnen:
Die Kilianskapell e, deren schon im 8. Jh. gedacht wird (s. oben S. 327),
unter Abt Fr idolin (1139—59) dotirt (OHEIM S. 128).
Die M e i n r a d s k a p e 11 e, an die Ueberführung der Leiche des ermordeten
Meinrad nach der Reichenau erinnernd (OHEIM 27. 2g. 31. 38). Ihre Entstehung
ist ganz ungewiss, ohne bestimmten Grund will NEUWIRTH (S. 73) sie auf
die Zeit Propst Eberhard von Strassburg (924) zurückführen, welcher (OHEIM 87)
zuerst Einsiedeln bewohnte.
Die Laurentiuskapelle auf dem Friedhof ward von dem Grafen Eber-
hard von Neuenbürg als Familiengrabstätte unter Abt Berno errichtet (FICKLER
*->■ 3 — ADLER a. a. O.). Unbestimmt sind Lage und Ursprung der Kapelle
des hl. Nikolaus (urkundl. erwähnt 1284, Ztschr. f. Gesch. s. OR. XXVII 469) und
der der Kapelle der hh. Cosmas und Damianus (in der Nähe des Ostchors).
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