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Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 1): Die Kunstdenkmäler des Kreises Konstanz — Freiburg i.Br., 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.1229#0068

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AMT ENGEN. — WELSCHINGEN. 53

HEIL. GRABKAPELLE, in der Nähe von Weiterdingen, Eigenthum der
Freiherren von Hornstein. Zopfiger Bau, an der Umfassungsmauer das Wappen
der Hornstein - Weiterdingen mit dem Datum 1732. In der Kapelle sieht man
einen quadratischen Stein ohne irgend welche Ornamentation; das Volk bezeichnet
ihn als einen heidnischen Opferstein.

WELSCHINGEN.

PRÄHISTORISCHE und ALEMANNISCHE GRÄBER. Westlich im
Gemeindewald, District Erlenhag, stehen sieben Grabhügel (20—27 m, der
grösste 40 m Durchmesser bei 3 m Höhe), bis jetzt nicht untersucht. — Auch auf
dem sog. 'Schützenbühl' sind angeblich vorgeschichtliche Gräber gefunden worden. —
Bedeutende alemannische Grabfunde aus einer Kiesgrube am östlichen Ende des
Orts befinden sich im Rosgartenmuseum zu Konstanz (W.). Verzeichniss von Einzel-
funden bei Hopfgartner Arch. Funde in W., (Schriften d. Ver. d. Baar V132).

RÖMISCHE RESTE: Südl. der 'Burgstall', römisches (?) Mauerwerk
(Fb. d. Kons., BISSINGER 4).

MÜNZ FUND (RIEZLER Schrift, d. Vereins d. Baar III 288).

KIRCHE (früher Tit. b. Virginis de Monte Carmeli, jetzt, seit 1806,
ad S. Jacob. Mai.) modern. Der Thurm noch romanisch (12. bis 13. Jh.),
vierstöckig, mit Staffelgiebel; im dritten Geschosse an der NS. gekuppelte
romanische Fenster mit schönen Trennungssäulchen (Würfelcapitelle), darüber
im vierten (dem später aufgesetzten gothischen) Stockwerk ein gekuppeltes früh-
gothisches Fenster. An der N. wie SS. geblendete Seh i ess seh arten für
Pfeile. Der Thurm diente als Befestigung und war früher, bis zu Anfang dieses
Jahres, nur durch das obere Stockwerk zugänglich, wurde dann durchbrochen und
erhielt jenes frühgothische Westportal, welches jetzt Eingang bietet und welches
früher an einer andern Stelle, ohne Zweifel der alten Kirche, stand. Auch der
Kirchhof war befestigt; noch gegenwärtig steht in der Enceinte desselben ein
rundbogiges Thor mit Sims des 13. Jhs.

In den Thurm sind eine Anzahl äusserst roher Sculpturen eingemauert,
welche das Volk der 'Heidenzeit' zuweist, die wir ohne Bedenken ins 11. —12. Jh.
setzen dürfen. So an der südwestlichen Ecke desselben: Sonne, Mond und
ein Stern auf einem Quader reliefirt; auf demselben nach W. (der untergehenden
Sonne zu?) ein pausbackiger Kopf. Auf der entgegengesetzten Seite ein Quader
mit einem Reiter der gegen einen Drachen kämpft (hl. Georg?) An
einem jetzt abgebrochenen Gebäude neben der Kirche waren ähnliche Sculpturen,
welche jetzt zerstört sind.

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