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Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 1): Die Kunstdenkmäler des Kreises Konstanz — Freiburg i.Br., 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.1229#0059

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44 KREIS KONSTANZ.

RIEDHEIM

RÖMISCHE RESTE: Ziegel, römische Münzen undeutlichen Ge-
präges (mündl. Mitth. BISSINGER 5).

KIRCHE (Tit. s. Laurentii), Zopf bau. Der als Chor dienende Thurm hat
oben gekuppelte gothische Fenster ohne Maasswerk; Satteldach mit Staffelgiebel.
Die Thurmhalle ist mit einem Gewölbe bedeckt, dessen hohlprofilirte Rippen auf
ikonischen Eckconsolen aufliegen. Vermuthlich bezieht sich das als Erbauungszeit
der Kirche angegebene Jahr 1451 auf diese Einwölbung der Thurmhalle.

In der Kirche Holzsculptur, aus dem Kloster Allerheiligen in Schaffhausen
stammend; sie stellt die Dormitio b. M. V. (den Tod Maria) dar und weisst in
ihren ausdrucksvollen Köpfen und der Behandlung der Figuren auf die Ulmer
Schule des 15. Jhs. Die Gruppe ist jetzt neu polychromirt.
Vortragkreuz in versilbertem Kupfer: vorne Christus, hinten Madonna, gute

reliefirte Arbeit des 17. Jhs.

Hübscher Barockkelch mit der Inschrift am Fusse: Hans Wernher von
Reischach zuo Hochenstofle und Hohebol. Margareta von Reischach. Anno
idoj. Reparatur anno 1776. Der Donator Hans Wernher von Reischach starb
laut seines Denkmals in Schlatt (vgl. O. Seite 47) im Jahre 1623. — Ein zweiter
Kelch aus der Zeit des Rococo.

Der BURGSTALL (Fig. 21.), eine kleine Burg (nach der Plünderung
1499 österreichisch, 1755 an Petershausen, 1803 an die markgr. Standesherrschaft
Hilzingen abgetreten), bestehend aus einem viereckigen Thurm mit Umzingelung
und Wallgraben.

Der Thurm misst 8.70 und 12.25 m seinem Untertheil mit 1.50 m starken
Mauern. In diesem Untertheil befindet sich ein moderner, gewölbter Keller, über
welchem in etwa 4'/2 m Höhe der eigentliche Thurmeingang an der Südseite
angeordnet ist. Derselbe ist in Rundbogen geschlossen. Darüber folgen vier Stock-
werke von je 3 m Höhe bis zum Dachboden, über welchem an den beiden Schmal-
seiten Giebelmauern sich erheben. Die Gesammthöhe des Thurmes ist also etwa
27 m. Die beiden untersten Stockwerke über dem Gewölb haben spitzbogige
Schiessscharten, die sich innen zu Mauernischen mit seitlichen Sitzbänkchen erweitern.
Der dritte Stock mit spätestgothischen rechteckigen Fensteröffnungen scheint der
letzte des altern Baues zu sein. Bis hieher ist der ganze Thurm von Basalt-
bruchstein-Mauerwerk mit Buckelquadern an den Ecken aus gelbem Sandstein, wie
er am Hohenhewen vorkommt. Der Basalt soll von Riedheim selbst sein. Die
Schiessscharten und Fenster sind ebenfalls von demselben gelben Sandstein. Das
vierte Stockwerk mit den Giebeln ist ein späterer Aufbau mit breiten Fenster-
nischen ; die Buckelquadem der Ecken fehlen, die rechtwinkligen Fensterumrahmungen

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