AMT ENGEN — ENGEN.
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Sacristeischrank, gute Spätrenaissance, leider weiss getüncht. Datum 1662.
Unter der Sacristei führt eine eiserne Fallthüre zu einem Souterrain, in
dessen Schränke Archivalien. Man fand hier Geschosse u. dgl.
WENDELINUSKAPELLE am Ausgang des Städtchens nach dem
Gottesacker zu: einfacher spätgothischer Bau, an der Ostseite zwei runde O c u 1 i.
GOTTESACKERKAPELLE moderner Zopf. Höchst interessant ist
aber die als Altar in derselben dienende romanische Hochaltar-Mensa aus
S. Martin (siehe unten), sicher eine der ältesten und ehrwürdigsten Mensae Deutsch-
lands, leider mit einem Zopfaufsatz umkleidet und so der Besichtigung entzogen.
Vermuthlich war der Altar von romanischen Säulchen mit ikonischen Capitellen
getragen: zwei dieser Colonnetten sind noch zu sehen (vgl. unsere Figur 16), die
andern entweder zerstört oder verdeckt. Auch der Zopfaufsatz stammt, wenigstens
theilweise, aus S. Martin. Der alte romanische Altar ist aus weissem Kalkstein
gearbeitet und misst in der Höhe m. 1,30, in der Breite 1,48, in der Tiefe 1,07.
Zerstört ist seit 1807 die
S. MARTINSKIRCHE in Altdorf, die ehemalige Pfarrkirche von Engen.
Der einzige, allerdings sehr ungenügende Bericht über dieses durch einen beklagens-
werthen Act des Vandalismus dem Untergang geweihte und mit einer bei uns
beispiellosen Roheit zerstörte Denkmal findet sich bei Lucius Reich (Badenia
I 500 f., vgl. Barth a. a. O. 286 f.) und lautet: 'die Martinskirche ist eines
jener einfachen und schmucklosen Gebäude, denen man das hohe Alter auf den
ersten Blick ansieht. Sie hat ein sog. Vorzeichen (Porticus), worin nebst einigen
halbvermoderten Votivtaf^ln der Rest eines steinernen Altars sichtbar ist, vor
welchem ein paar unkenntliche Grabsteine liegen. Die Thüre nach innen ist im
byzantinischen Stil gearbeitet und darf mit dem runden Chor als ältester Theil
des Bauwerks angesehen werden. Vielleicht stammen sie noch aus der karolingischen
Zeit. Das Innere der, wie es scheint, sich selbst überlassenen Kirche predigt auch
anschaulich genug die Vergänglichkeit aller irdischen Herrlichkeit. Ein Backstein-
boden stammt wol noch aus dem frühesten Mittelalter, während die einst hübsch
verzierte Seitenkapelle zu Anfang des 16. Jahrhunderts von einer in Engen ange-
sehenen Familie, welche hier wol ihre Grabstätte hatte, errichtet wurde. 'Der ehren-
feste Vogler', heisst es oben im wappengeschmückten Schlussstein des Gewölbes,
'hat die Kapelle Gott zu Ehren wölben und zieren lassen anno 1500'. Am Fenster
ist ein dem Ansehen nach älteres Wappen eingemauert, das im senkrecht getheilten
schwarzen Schilde zwei nach aussen gekehrte silberne Halbmonde zeigt. Verblasste
Wandgemälde und ein Altar mit Flügelthüren aus der Renaissancezeit beziehen sich
auf Angehörige der Familie Vogler. Vor dem Hochaltar liegt ein Stein, welcher
den Eingang zur alten Gruft verschliesst, worin die Frauen der klösterlichen
Sammlung und die Ritter des ausgestorbenen Ritterhauses Hewen einer fröhlichen
Urstunde harren!'
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Sacristeischrank, gute Spätrenaissance, leider weiss getüncht. Datum 1662.
Unter der Sacristei führt eine eiserne Fallthüre zu einem Souterrain, in
dessen Schränke Archivalien. Man fand hier Geschosse u. dgl.
WENDELINUSKAPELLE am Ausgang des Städtchens nach dem
Gottesacker zu: einfacher spätgothischer Bau, an der Ostseite zwei runde O c u 1 i.
GOTTESACKERKAPELLE moderner Zopf. Höchst interessant ist
aber die als Altar in derselben dienende romanische Hochaltar-Mensa aus
S. Martin (siehe unten), sicher eine der ältesten und ehrwürdigsten Mensae Deutsch-
lands, leider mit einem Zopfaufsatz umkleidet und so der Besichtigung entzogen.
Vermuthlich war der Altar von romanischen Säulchen mit ikonischen Capitellen
getragen: zwei dieser Colonnetten sind noch zu sehen (vgl. unsere Figur 16), die
andern entweder zerstört oder verdeckt. Auch der Zopfaufsatz stammt, wenigstens
theilweise, aus S. Martin. Der alte romanische Altar ist aus weissem Kalkstein
gearbeitet und misst in der Höhe m. 1,30, in der Breite 1,48, in der Tiefe 1,07.
Zerstört ist seit 1807 die
S. MARTINSKIRCHE in Altdorf, die ehemalige Pfarrkirche von Engen.
Der einzige, allerdings sehr ungenügende Bericht über dieses durch einen beklagens-
werthen Act des Vandalismus dem Untergang geweihte und mit einer bei uns
beispiellosen Roheit zerstörte Denkmal findet sich bei Lucius Reich (Badenia
I 500 f., vgl. Barth a. a. O. 286 f.) und lautet: 'die Martinskirche ist eines
jener einfachen und schmucklosen Gebäude, denen man das hohe Alter auf den
ersten Blick ansieht. Sie hat ein sog. Vorzeichen (Porticus), worin nebst einigen
halbvermoderten Votivtaf^ln der Rest eines steinernen Altars sichtbar ist, vor
welchem ein paar unkenntliche Grabsteine liegen. Die Thüre nach innen ist im
byzantinischen Stil gearbeitet und darf mit dem runden Chor als ältester Theil
des Bauwerks angesehen werden. Vielleicht stammen sie noch aus der karolingischen
Zeit. Das Innere der, wie es scheint, sich selbst überlassenen Kirche predigt auch
anschaulich genug die Vergänglichkeit aller irdischen Herrlichkeit. Ein Backstein-
boden stammt wol noch aus dem frühesten Mittelalter, während die einst hübsch
verzierte Seitenkapelle zu Anfang des 16. Jahrhunderts von einer in Engen ange-
sehenen Familie, welche hier wol ihre Grabstätte hatte, errichtet wurde. 'Der ehren-
feste Vogler', heisst es oben im wappengeschmückten Schlussstein des Gewölbes,
'hat die Kapelle Gott zu Ehren wölben und zieren lassen anno 1500'. Am Fenster
ist ein dem Ansehen nach älteres Wappen eingemauert, das im senkrecht getheilten
schwarzen Schilde zwei nach aussen gekehrte silberne Halbmonde zeigt. Verblasste
Wandgemälde und ein Altar mit Flügelthüren aus der Renaissancezeit beziehen sich
auf Angehörige der Familie Vogler. Vor dem Hochaltar liegt ein Stein, welcher
den Eingang zur alten Gruft verschliesst, worin die Frauen der klösterlichen
Sammlung und die Ritter des ausgestorbenen Ritterhauses Hewen einer fröhlichen
Urstunde harren!'
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