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Kraus, Franz Xaver [Editor]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 1): Die Kunstdenkmäler des Kreises Konstanz — Freiburg i.Br., 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.1229#0084

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AMT KONSTANZ. — HEGNE. 69

Da die Stuccaturen der Schlosskapelle die Jahreszahl 1595 tragen, in welchem
Jahre Marcus Sitticus starb, so sind sie, wenn nicht zu seinen Lebzeiten, so unter
dem Cardinal Andreas von Oesterreich entstanden, der von 1589 bis 1600 die
bischöfliche Würde bekleidete. Das Schloss wurde restaurirt unter den Bischöfen
Franz Johannes, Vogt von Altensumerau und Prassberg (1645 — 1689) und Markwart
Rudolf von Rodt (1689 - 1704), und zwar 1689, wie die Inschrift auf dem Seiten-
portal des Schlosses lautete. Dies muss vor dem 7. März 1689 geschehen sein, an
welchem Tag Franz Johannes starb. Der Bischof von Rodt schied in Hegne aus
diesem Leben 10. Juni 1704. In unserm Jahrhundert war das Schloss Kreis-
Waisenhaus, jetzt ist es im Besitz des Herrn Werner de Weerth.

Das Schloss, welches wir in Fig. 26 nach älteren Aufnahmen im Besitze des
Herrn Werkmeisters Plattner in Konstanz, abbilden, war ein länglicher zweistöckiger
(ang. ursprünglich dreistöckiger) Bau mit zwei runden Eckthürmen nach dem See
und einem achteckigen Treppenthurm an der Rückseite, der zugleich den Haupt-
eingang bildete. Ueber diesem Haupteingang Fig. 26 befand sich das Wappen der
Bischöfe von Prassberg und des Markward Rudolf von Rodt. Das eine Seitenportal
schmückte das Wappen des Cardinal Andreas von Oesterreich.

Das noch erhaltene, in guter Spätrenaissance gehaltene Hauptportal trägt
die Inschrift:

I. FRANCISCVS |j IOANNES DEI GRATIA ||
, EPISCOPVS CONSTANTIENSIS [| S. R. I.

P. ET MARQVARDVS || RVDOLFVS ||

EIVSDEM IN EPISCOPATV (successor)

HAS ÄDES RESTAVRARVNT || ANNO

DONI 1689.

Von dem sechseckigen Thurm sind die untern Stockwerke alt. Er war ehe-
mals mit einer Zwiebel bedeckt, Herr de Weerth fand einen Spitzhelm vor.

Von dem zweiten Portal (moderne Inschrift) ist nur der Spätrenaissance-Fries alt.

Im Thurm Glocke, Barockarbeit des Konstanzer Giessers ROSENLECHER
Inschrift: Durch FEIR und Hiz Bin ich Geflosen Leonhar Rosen-
lecher Hat Mich ZV DER EhRe GOTTES GEGOS jj SEN IN COS-
TANT. || 1781 jj S. TR1NITAS UNVS DEVS MISERERE NOBIS. Die
Beschläge sind von 1671.

Der interessanteste Theil des Schlosses war die nun völlig zerstörte Kapelle.
Im Speisezimmer des jetzigen Besitzers sind achtzehn Panneaux der alten Täfelung,
bez. Reste des alten Chorgestühls angebracht, gutes Renaissanceschnitzwerk
von 1595. Ebenda zwei Glasgemälde: 1) Brustbild des hl. Stephan mit
der Inschrift: Johann Melchior A Bubenhofenn Cathedralis Ecclie
Constanciensis Custos et Canonicus necnon ppositus sanc(?z)
Stephani || Anno Dnl 1556. 2) Madonna mit Kind, Umschrift: Thum-
probst Thumb || dechant und Capittel der [[ hohen Stifft zu Cos-
taenz || 1556.

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