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Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 1): Die Kunstdenkmäler des Kreises Konstanz — Freiburg i.Br., 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.1229#0324

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300 KREIS KONSTANZ.

Die Insel Mainenowe (Maienowe, Meienowe, Maiginowe 1272, Maienowe 1287,
Maigenowe 1290, Maynau, Meinau) gehörte seit dem 9. Jh. dem Kloster Reichenau,
dessen Lehensträgef das fitterbürtige Geschlecht der Herren von Maienowe war
(Berthold v. M. erwähnt 1242, 1257). Die von diesem Geschlecht bewohnte Burg
wird, ebenfalls als Reichenauer Dienstlehen, an die nun erloschene Familie von
Langenstein gekommen sein, deren Stammburg im Hegau liegt (s. d. Art.
Langenstein). Die ersten zuverlässigen Nachrichten über die Insel knüpfen an die
Erwerbung derselben durch den Deutschorden 1272 an, welchem sie bis 1806
angehörte. Die Deutschherren errichteten hier eine von der Bailei Elsass-Burgund
abhängige Comthurei. In Folge des Pressburger Frieden 1805 wurde die Commende
mit Baden vereinigt, der letzte Comthur, von Reichenstein, pensionirt (er starb 1819,
Aug. 30 auf der Mainau und ist in Allmannsdorf beigesetzt). Nach seinem Tode
siedelte die landesherrliche DomanialVerwaltung nach Konstanz über, und die Bau-
lichkeiten verfielen mehr und mehr. Fürst Nikolaus Esterhazy kaufte dann 1827
dem Staate die Insel für 65 000 Gulden ab; von dessen Sohne ging sie (1839) an
die Gräfin Katharina von Langenstein über, welche die Herrschaft ihrer Tochter,
der Gräfin Louise von Douglas käuflich überliess (8. Juni 1850). Nach Ueber-
einkommen vom 12. October 1853 wurde sie dann Eigenthum Sr. Königlichen
Hoheit des Grossherzogs von Baden, höchstweicher das Schioss und die Anlagen
restaurirte und eine grosse Anzahl kostbarer Möbel und Kunstschätze in ersterm
unterbrachte.

Unter dem Komthur Ign. Servatius Freih. Roll von Bernau (1736—1743)
hatten die baufällig gewordenen alten Gebäude der Burg — der Kanzleiverwalter
nennt sie ein altfränkisches Gebäude (ROTH V. SCHR. a. a. O. S. 205) nicht
mehr genügt und sie mussten einem Neubau weichen. Nähere Nachrichten über diese
alte Ordensburg fehlen; die typisch conventionelle Darstellung derselben auf der von
AUFSESS (Schriften d. Vereins f. Gesch. d. Bodensee's I. Lind. 1860) publi-
cirten Karte des Bodensee's vom J. 1499 zeigt uns ein schönes Schioss mit Thürmen,
Zinnen und verschiedenen Anbauten, einer Kirche und einem Hafen. Eine andere
Abbildung ist die von G. W. KLAINSTRÄTTL nach der Einnahme der Insel
durch die Schweden (1647, Febr. 3 a. St.) besorgte, im Theatr. Europaeum (Bd. V)
abgedruckte und von MARMOR a. a. O. reproducirte Zeichnung, welche das
Schioss als ein aus drei in Hufeisenform aneinandergefügten Bauten bestehendes,
massives, dreistöckiges Gebäude, umgeben von Thürmen, Rondellen und Mauern,
zeigt (vgl. ROTH V. SCHR. a. a. O. S. 285). Ungenügend ist die Zeichnung
auf den Ordenskalendem (eb. 28jj. Eine Zeichnung aus späterer Zeit (1773)
gibt die Holzmosaik eines im Schlosse bewahrten Tisches (reprod. bei MARMOR
a. a. O.J.

Der gegenwärtig stehende Bau wurde 1732 in Angriff genommen und zwar
wurde im März d. J. mit dem Abbruch des alten Zeughauses und der Aufführung
der an seiner Stelle erbauten Kirche begonnen, welche bis 1734 unter Dach
gebracht war. Den Bau leitete der landeomthurische Baumeister Joh. Caspar
Bagnato, Altarblätter und Fresken fertigte der bischön. Konstanzische Hofmaler

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