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Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 1): Die Kunstdenkmäler des Kreises Konstanz — Freiburg i.Br., 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.1229#0438

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4IO KREIS KONSTANZ.

Im Innern ist das Stockwerk zu ebener Erde niedrig und flachbogig über-
wölbt, ebenso das tiefer liegende Gelass des Rundthurmes. Tonnen- und Kreuz-
gewölbe treten neben einander auf. Andere Souterrain räume zeigen wieder Balken-
decken und treten in einigen die Felsenzacken zu Tag, auf und zwischen welchen
das Mauerwerk aufsitzt. Kunstformen treten hier keine auf. Den Techniker fesselt
an diesem Ort eine in Holz ausgeführte, der Steinconstruction nachgebildete Wendel-
treppe, die sich aus hölzernen, unterhalb 'ausgeschalten' Blockstufen mit angearbeitetem
Mönch zusammensetzt und deren Enden voll im Materiale gelassen, in die Umfassungs-
mauer einbinden. Aelteren Datums können auch die jetzt geweissten Balkendecken
der sog. Kanzleistuben sein, deren Balken geschnitzte Rosetten zieren.

Die oberen Geschosse sind 3,90 m und 3,00 hoch und mit geraden Balken-
decken versehen, der verschwellte Dachstuhl des Hauptbaues ist von 3 Kehlgebälken
durchzogen. Die Einrichtung der Räume derselben stammt aus dem vorigen Jahr-
hundert, aus der Zeit als die Ulm Besitzer waren. Parkets, Wandtäfelungen,
Speisebuffet mit Aufzug, Marmorkamine, Thüren mit Sopraportenrahmen sind in
verschiedenen Räumen noch in leidlichem Zustande, diese selbst aber des einstigen
Bilderschmuckes meist beraubt; andere Gelasse sind mit modernen Möbeln aus-
gestattet und sind nur einzelne eiserne und Thonkachelöfen und diese nur von
bedingtem Kunstwerthe.

Im Speisesaal besteht der eiserne Ofen aus einem, auf hohen Füssen ruhenden
kastenartigen Unterbau, der einen Obelisken mit Vase und die Jahreszahl 1760
trägt, ein anderer hat die Jahreszahl 1745 und dessen Eisenplatte dieselbe Zeich-
nung wie jene an dem in Worndorf angegebenen Kachelofen. Wol aus der gleichen
Zeit stammt ein Ofen mit eisernem Untersatz, über dem sich ein Aufsatz aus
braun-schwarzen glasierten Kacheln erhebt, der einen achteckigen mit Muschel-
nischen versehenen Aufbau mit einer Zwiebelkrönung trägt, ein anderer in der
Kanzleistube mit Zwiebelaufsatz hat die Jahreszahl 1741.

Ein grösseres Interesse beansprucht die noch wol eingerichtete SCHLOSS-
KAPELLE (Tit. s. Walpurgis), deren gerade Stuckdecke eine kreisförmige Oeff-
nung mit schräg nach dem Altar gehender Leibung hat und die für gewöhnlich in
dem darüber liegenden Zimmer durch eine Parkettafel geschlossen wurde, aber die
Theilnahme eines kranken Schlossbewohners an dem Gottesdienst in der Kapelle
von dem obem Wohnzimmer aus, ermöglichte. Wände und Decke sind weiss
getüncht und nur die Einrichtung der Altarnische mit der anschliessenden kleinen
Kanzel und dem Beichtstuhl, sowie einige Paramente beachtenswerth. Schön sind
die aus dem Kloster Beuron stammenden Wachsmedaillons auf rothem Seiden-
stoffe mit Goldfiligran und Edelsteinen umgeben und die eleganten B a r o ck -
r ä h m ch e n auf dem Altar, während die Bilder (hl. Alexius, Maria mit dem Kinde,
Christoph mit Kind) von zweifelhaftem Werthe sind. Die Messgewänder sind
aus der Zeit der Ulme, wie auch die silbervergoldete Monstranz mit ihren
farbigen Glassteinen und Emailblumen (1750), ferner die Messkännchen,
Speisekel che mit Ausnahme eines spätgothischen Buckelkelches mit

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