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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 1.1911-1912

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Amersdorffer, Alexander: Ludwig Knaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.27186#0017

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DIE KUNSTWELT

Ludwig knaus.

VON A. AMERSDORFFER.

Ludwig Knaus war keine problematische
Natur. Seine Kunst gibt keine Rätsel auf, sie ist in
ihrem innersten Wesen einfach und gesund, wie es
der an Leib und Seele starke Meister selber war,
und von erfrischender Klarheit. Ihr Werdegang
war kein sprunghafter und nicht von fremden
Einflüssen bestimmt; ruhig, mit fast logischer
Folgerichtigkeit entwickelte sie sich aus dem Wesen
und aus dem Leben des Künstlers heraus.

Von Düsseldorf hat seine Künstlerlaufbahn
ihren Ausgang genommen. Dorthin wandte
er sich schon im Alter von sechzehn Jahren,
nachdem er in seiner Vaterstadt Wiesbaden
durch privaten Unterricht bereits eine respektable
Fertigkeit im Zeichnen und Malen erlangt hatte.
Sein Lehrer an der Düsseldorfer Akademie
wurde Wilhelm Sohn, dessen Antiken- und
Malklasse er besuchte und der sich seiner mit
besonderem Interesse annahm. Verleidet wurde
ihm der Besuch der Akademie durch den
damaligen, wegen seiner einseitigen Betonung
der kirchlichen Malerei in den Kreisen der
jungen Künstler berüchtigten, ja verspotteten
Akademiedirektor Wilhelm von Schadow. In
einer in der Königl. Akademie der Künste zu
Berlin bewahrten selbstverfaßten Lebensskizze
bekennt Knaus, daß ihm durch Wilhelm
von Schadow, „dem die naturalistische An-
schauung ein Greuel war“ das Verbleiben auf

der Düsseldorfer Akademie unmöglich geworden
sei. Im Jahre 1848 „als in Düsseldorf alles
drunter und drüber ging und an ein ernst-
haftes Arbeiten nicht zu denken war“, ging
er, der sich damals wohl schon selbständig
und der Akademie entwachsen fühlte und des
akademischen Zwanges ledig nur Natur und
Leben suchen wollte, auf den Rat der Frank-
furter Genremaler Jakob Becker und Dielmann
kurz entschlossen auf das Land, nach der Schwalm
in Kurhessen. Dort fand er interessante, rassige
Bauerntypen, malerische Kostüme und merk-
würdige, altüberlieferte Sitten und Gebräuche.
Dies alles fesselte den jungen, empfänglichen,
temperamentvollen Künstler. In emsiger Arbeit,
in der er zahlreiche Studien nach dem Land-
volk schuf, bildete er sich zum scharfen Be-
obachter. Diese erste halbjährige Studienreise
sollte ausschlaggebend für sein ganzes späteres
Wirken sein. Er hatte das Hauptgebiet seiner
Kunst gefunden und wurde so der erste deutsche
Bauernmaler. Nach Hessen kehrte er bis in
die achtziger Jahre noch oftmals zurück. Die
Bevölkerung des Schwarzwalds studierte er
zum erstenmal im Jahre 1850, auf einer Reise,
bei der ihn sein Freund und Studiengenosse
Benjamin Vautier begleitete. Erst in späteren
Jahren folgten dann Reisen nach Tirol und
Oberbayern. Auf allen diesen Studienfahrten
hatte er einen großen Schatz von Skizzen und
Zeichnungen gesammelt, aus dem er sein ganzes
Leben lang schöpfen konnte und aus dem heraus er
seine vielen lebensvollen Bauernbilder gestaltete.

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