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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 1.1911-1912

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Gerhard Janensch
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https://doi.org/10.11588/diglit.27186#0741

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Gerhard janensch.

Wer aufmerksam die Entwicklung
unserer neuzeitlichen Bildnerkunst ver-
folgt, wird immer wieder die Beobachtung
machen können, in welchem geringen Maße
eine frische und naive Naturbeobachtung
und gesundes Bewegungsgefühl, besonders in
den Werken unserer Jüngsten zu finden ist.
In dem gewiß berechtigten und wieder neu erwach-
tem Streben nach übersetzten und stilisierten
Wirkungen droht fröhliche Unbefangenheit der
Erscheinungswelt gegenüber selten zu werden.

Ein Blick auf das Schaffen von Gerhardjanensch,
des ausgezeichneten Berliner Bildhauers, beweist,
in welchem hohen Grade diese Vorzüge seiner
Kunst eigen sind. Mit ihnen verbindet sich
eine ungemeine Vielseitigkeit in der Begabung des
Künstlers, die ihn als besonders berufen erschei-

nen läßt zur Ausübung seines Lehramtes an der
Berliner Hochschule für die bildenden Künste.
Eine große Anzahl von Künstlern verdanken ihm,
dem in seiner Vollkraft schaffenden Meister, ihr
solides Handwerkertum, dieser unerläßlichen Vor-
aussetzung alles bildhauerischen Mühens.

Von den zahlreichen Schöpfungen des Künst-
lers seien hier nur der famose Rathausbrunnen
in Dortmund erwähnt, ferner die außerordentlich
dekorativen Apostelstatuen in der Kaiser Wil-
helm-Gedächtniskirche, deren Skizzen wir
unseren Lesern im Bilde zeigen, und die mit
geistvollem Leben erfüllte Carstensstatue in der
Säulenhalle des alten Museums in Berlin, nicht
zu vergessen das liebenswürdige Marmorbild
des großen Kurfürsten als Knabe im Tier-
garten, das uns bedauern läßt, daß die Kunst
von Janensch in der Siegesallee, an der so manche
unberufene Hand mitschuf, keine Stätte fand.

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