MODERNER SCHMUCK
Literatur
Die kranke deutsche Kunst. Nachträgliches
zu „Rembrandt als Erzieher“. Auch von einem
Deutschen. Verlag H. A. Degener, Leipzig.
Dieser „Auchdeutsche“ entpuppt sich als reaktio-
närer Drachen toter, er möchte gern als Siegfried
kommen und die schreckliche Lindwürmer - Brut
der „Modernen“ vernichten, die durch weiter nichts
so hoch gekommen sei, als durch das Geschrei
der Mode, durch die Reklame, die unberufene
Kunstschreiber für sie machten und kraft des
gänzlich verdorbenen Kunstgeschmacks des Publi-
kums. Der Auchdeutsche ärgert sich über die
Umwälzungen, die von den neuen Bewegungen
ausgingen, über die Demokratisierung der Kunst,
über den verminderten Respekt der Jungen vor
allem Akademischen, über die heutzutage übliche
Verkennung der künstlerischen Bildungsunterlagen
und des guten „richtigen Könnens“ (womit er ja
nicht durchaus Unrecht hat) und noch über viele
andere Dinge, die ihm dartun, daß die Kunst
von heute ein schnödes Modeding ist, daß sie
von Nichtkönnern gemacht wird und daß in der
Absägung des Alten eine schlimme Gefahr für
unsere Entwicklung läge. Dieser Auchdeutsche,
ANNIE HYSTAK-BRESLAU
ANNIE HYSTAK-BRESLAU
der da zu dem einst so beliebten, temperament-
vollen Rembrandtbuche einen sehr lauwarmen
Nachtrag schreibt, ereifert sich leider zum zwei-
hunderttausendsten Male über Sachen, die schon
vielen Kopfschmerzen gemacht haben — aber
er hat für sich allein seine absolute Rückständigkeit
und Einseitigkeit. Das Austoben des Individualis-
mus bringt ihn zur Verzweiflung — er kommt
als Prediger des Ewig-Gestrigen immer wieder
auf die Verdammnis des Neuen. So steuert er,
ein wenig verschämt, auf sein Ziel los: die Kunst
als rein patriotische Angelegenheit, gepflegt von
einem wahrhaften Konservatismus, auszutrompeten.
In dem Wust billiger Weisheiten, die er über die
Künste verzapft, finden sich nur hier und da
ein paar vernünftige Bemerkungen, oder doch
wenigstens diskutable, so folgende:
„Die Maler haben einen verhängnisvollen
Einfluß zum Untergang der eigentlichen Archi-
tektur geübt. Männer, wie van de Velde,
152
Literatur
Die kranke deutsche Kunst. Nachträgliches
zu „Rembrandt als Erzieher“. Auch von einem
Deutschen. Verlag H. A. Degener, Leipzig.
Dieser „Auchdeutsche“ entpuppt sich als reaktio-
närer Drachen toter, er möchte gern als Siegfried
kommen und die schreckliche Lindwürmer - Brut
der „Modernen“ vernichten, die durch weiter nichts
so hoch gekommen sei, als durch das Geschrei
der Mode, durch die Reklame, die unberufene
Kunstschreiber für sie machten und kraft des
gänzlich verdorbenen Kunstgeschmacks des Publi-
kums. Der Auchdeutsche ärgert sich über die
Umwälzungen, die von den neuen Bewegungen
ausgingen, über die Demokratisierung der Kunst,
über den verminderten Respekt der Jungen vor
allem Akademischen, über die heutzutage übliche
Verkennung der künstlerischen Bildungsunterlagen
und des guten „richtigen Könnens“ (womit er ja
nicht durchaus Unrecht hat) und noch über viele
andere Dinge, die ihm dartun, daß die Kunst
von heute ein schnödes Modeding ist, daß sie
von Nichtkönnern gemacht wird und daß in der
Absägung des Alten eine schlimme Gefahr für
unsere Entwicklung läge. Dieser Auchdeutsche,
ANNIE HYSTAK-BRESLAU
ANNIE HYSTAK-BRESLAU
der da zu dem einst so beliebten, temperament-
vollen Rembrandtbuche einen sehr lauwarmen
Nachtrag schreibt, ereifert sich leider zum zwei-
hunderttausendsten Male über Sachen, die schon
vielen Kopfschmerzen gemacht haben — aber
er hat für sich allein seine absolute Rückständigkeit
und Einseitigkeit. Das Austoben des Individualis-
mus bringt ihn zur Verzweiflung — er kommt
als Prediger des Ewig-Gestrigen immer wieder
auf die Verdammnis des Neuen. So steuert er,
ein wenig verschämt, auf sein Ziel los: die Kunst
als rein patriotische Angelegenheit, gepflegt von
einem wahrhaften Konservatismus, auszutrompeten.
In dem Wust billiger Weisheiten, die er über die
Künste verzapft, finden sich nur hier und da
ein paar vernünftige Bemerkungen, oder doch
wenigstens diskutable, so folgende:
„Die Maler haben einen verhängnisvollen
Einfluß zum Untergang der eigentlichen Archi-
tektur geübt. Männer, wie van de Velde,
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