Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 1.1911-1912
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https://doi.org/10.11588/diglit.27186#0521
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Lorenz, Felix: Heinrich Kayser
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Abb. 10. KLANOPLATTE
Japanisch
[EINRICH KAySER.
H1
Einer der verdienstvollsten Berliner
Architekten, Geheimer Baurat Professor
Heinrich Kayser, hat jetzt sein siebzigstes
Lebensjahr vollendet und aus diesem Anlaß
mancherlei Ehrungen erfahren. In dankbarer
Anerkennung seiner Verdienste um die Architektur
und um den gesamten Architektenstand hat
die Vereinigung Berliner Architekten ihrem Ehren -
mitgliede einen kunstvollen silbernen Pokal ge-
stiftet, dessen Entwurf von Professor Grenander
aus einem Wettbewerb unter den Mitgliedern
der Vereinigung Berliner Architekten hervorge-
gangen ist. (Siehe Abb.)
Kaysers Werk, das von dem seines vor einiger
Zeit verstorbenen künstlerischen Gesellschafters v.
Großheim nicht zu trennen ist, weist in seiner Formen-
sprache gewiß immer Anklänge an historische Stile
auf, aber er darf doch nicht zu den modernen Ek-
lektizisten gerechnet werden. Wenn auch im
Dekor seiner Bauten nicht die Abgeklärtheit
mancher dieser Eklektizisten vorherrscht, so
zeigen sie doch dafür umsomehr den modernen
Künstler, der seine Aufgabe ganz aus dem Zeit-
geist zu lösen versucht hat. Niemals hat Kayser
das Alte nur nachzuahmen gestrebt, vielmehr hat
er die Tradition stets zur Weiterentwicklung be-
nutzt und das Abschreiben vermieden. Darum
hat er auch nie die Virtuosität im Nachahmen
besessen, wie sie einigen heute tonangebenden
Baumeistern eigen ist. Kaysers Bauten gründen
sich alle auf die Wahrheit, sie bringen den Zweck
des Gebäudes auch stets im Äußeren zur Er-
scheinung; so hat er nie gelogen dekorativen
Motiven zuliebe. Ganz besonders hervorragend
434
Japanisch
[EINRICH KAySER.
H1
Einer der verdienstvollsten Berliner
Architekten, Geheimer Baurat Professor
Heinrich Kayser, hat jetzt sein siebzigstes
Lebensjahr vollendet und aus diesem Anlaß
mancherlei Ehrungen erfahren. In dankbarer
Anerkennung seiner Verdienste um die Architektur
und um den gesamten Architektenstand hat
die Vereinigung Berliner Architekten ihrem Ehren -
mitgliede einen kunstvollen silbernen Pokal ge-
stiftet, dessen Entwurf von Professor Grenander
aus einem Wettbewerb unter den Mitgliedern
der Vereinigung Berliner Architekten hervorge-
gangen ist. (Siehe Abb.)
Kaysers Werk, das von dem seines vor einiger
Zeit verstorbenen künstlerischen Gesellschafters v.
Großheim nicht zu trennen ist, weist in seiner Formen-
sprache gewiß immer Anklänge an historische Stile
auf, aber er darf doch nicht zu den modernen Ek-
lektizisten gerechnet werden. Wenn auch im
Dekor seiner Bauten nicht die Abgeklärtheit
mancher dieser Eklektizisten vorherrscht, so
zeigen sie doch dafür umsomehr den modernen
Künstler, der seine Aufgabe ganz aus dem Zeit-
geist zu lösen versucht hat. Niemals hat Kayser
das Alte nur nachzuahmen gestrebt, vielmehr hat
er die Tradition stets zur Weiterentwicklung be-
nutzt und das Abschreiben vermieden. Darum
hat er auch nie die Virtuosität im Nachahmen
besessen, wie sie einigen heute tonangebenden
Baumeistern eigen ist. Kaysers Bauten gründen
sich alle auf die Wahrheit, sie bringen den Zweck
des Gebäudes auch stets im Äußeren zur Er-
scheinung; so hat er nie gelogen dekorativen
Motiven zuliebe. Ganz besonders hervorragend
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