SCHLOSS RHEINSBERG
ARCHITEKTEN: KEMMETER UND V. KNOBELSDORFF
RIEDRICH DER GROSSE IM
STÄDTEBAU.
VON OTTO MARCH.
Die planvolle Entwicklung unserer Reichs-
hauptstadt ist ein Ergebnis der mit erstaun-
licher Energie durchgeführten Bau- und Wohn-
politik der Hohenzollern. Berlin, das der
Große Kurfürst als bescheidene Landstadt mit
8—10000 Köpfen überkommen hatte, zählte
beim Tode Friedrichs des Großen 150000 Ein-
wohner. Jeder einzelne Herrscher pflegte
leidenschaftlich alle Wirtschafts- und Wohnbe-
dingungen für das Aufblühen seiner Hauptstadt.
Der eigentliche Stadtbau Berlins begann mit
Kurfürst Friedrich Wilhelm, als er außerhalb
der Festungswerke die Dorotheenstadt anlegte.
Der Prachtliebe des ersten Königs verdankt
die Stadt ihre Stellung in der Reihe der be-
deutsamen europäischen Residenzen, und sein
Nachfolger Friedrich Wilhelm, dessen den
schönen Künsten fast feindselige Gesinnung sich
nicht auf die seinen staatspolitischen Zwecken
dienende Baukunst erstreckte, schob alsdann
mit eistaunlichem Vertrauen auf die Zukunft
die Grenzen der Stadt soweit über das vor-
liegende Bedürfnis hinaus, daß es einer Zeit
von 100 Jahren bedurfte, um den Rahmen
seines Bebauungsplanes auszufüllen.
Für Friedrich den Großen waren dadurch
die Richtlinien seiner städtebaulichen Tätigkeit
festgelegt. Nördlich und südlich der schon
1650 gepflanzten sechsreihigen Lindenallee hatte
er in der Dorotheenstadt und in der Friedrich-
stadt nur jene rechtwinkligen Blockteilungen
weiter auszubilden, welche unter der Beratung
Nehrings von seinem Vorgänger angelegt
waren und wie sie bei Neuanlagen großer
Stadtteile von jeher sich als die ökonomischsten
und im Grunde zweckmäßigsten erwiesen haben.
Daß dabei die Fülle der auf den jungen König
einstürmenden politischen Aufgaben ihn daran
hinderte, die Straßenzüge der Friedrichstadt
über die Wilhelmstraße hinaus fortzuführen,
hat sich bis heute nachteilig für den südwest-
lichen Teil der Stadt fühlbar gemacht. Aber außer-
ordentlich bereicherte Friedrich die Erscheinung
Berlins durch die Aufführung hervorragender
Bauten besonders Unter den Linden und
in der Friedrichstadt, durch die Erweiterung
des Schlosses Monbijou, durch die Errichtung
der Kolonnaden in der Leipzigerstraße und
durch den Bau der Königskolonnaden, dieses
Prunkstücks dekorativer Architektur. Am glänzend-
258
ARCHITEKTEN: KEMMETER UND V. KNOBELSDORFF
RIEDRICH DER GROSSE IM
STÄDTEBAU.
VON OTTO MARCH.
Die planvolle Entwicklung unserer Reichs-
hauptstadt ist ein Ergebnis der mit erstaun-
licher Energie durchgeführten Bau- und Wohn-
politik der Hohenzollern. Berlin, das der
Große Kurfürst als bescheidene Landstadt mit
8—10000 Köpfen überkommen hatte, zählte
beim Tode Friedrichs des Großen 150000 Ein-
wohner. Jeder einzelne Herrscher pflegte
leidenschaftlich alle Wirtschafts- und Wohnbe-
dingungen für das Aufblühen seiner Hauptstadt.
Der eigentliche Stadtbau Berlins begann mit
Kurfürst Friedrich Wilhelm, als er außerhalb
der Festungswerke die Dorotheenstadt anlegte.
Der Prachtliebe des ersten Königs verdankt
die Stadt ihre Stellung in der Reihe der be-
deutsamen europäischen Residenzen, und sein
Nachfolger Friedrich Wilhelm, dessen den
schönen Künsten fast feindselige Gesinnung sich
nicht auf die seinen staatspolitischen Zwecken
dienende Baukunst erstreckte, schob alsdann
mit eistaunlichem Vertrauen auf die Zukunft
die Grenzen der Stadt soweit über das vor-
liegende Bedürfnis hinaus, daß es einer Zeit
von 100 Jahren bedurfte, um den Rahmen
seines Bebauungsplanes auszufüllen.
Für Friedrich den Großen waren dadurch
die Richtlinien seiner städtebaulichen Tätigkeit
festgelegt. Nördlich und südlich der schon
1650 gepflanzten sechsreihigen Lindenallee hatte
er in der Dorotheenstadt und in der Friedrich-
stadt nur jene rechtwinkligen Blockteilungen
weiter auszubilden, welche unter der Beratung
Nehrings von seinem Vorgänger angelegt
waren und wie sie bei Neuanlagen großer
Stadtteile von jeher sich als die ökonomischsten
und im Grunde zweckmäßigsten erwiesen haben.
Daß dabei die Fülle der auf den jungen König
einstürmenden politischen Aufgaben ihn daran
hinderte, die Straßenzüge der Friedrichstadt
über die Wilhelmstraße hinaus fortzuführen,
hat sich bis heute nachteilig für den südwest-
lichen Teil der Stadt fühlbar gemacht. Aber außer-
ordentlich bereicherte Friedrich die Erscheinung
Berlins durch die Aufführung hervorragender
Bauten besonders Unter den Linden und
in der Friedrichstadt, durch die Erweiterung
des Schlosses Monbijou, durch die Errichtung
der Kolonnaden in der Leipzigerstraße und
durch den Bau der Königskolonnaden, dieses
Prunkstücks dekorativer Architektur. Am glänzend-
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